Liebe und andere Parasiten - James Meek

  • Liebe und andere Parasiten
    Originaltitel: The Heart Broke In
    James Meek
    Deutsche Verlags-Anstalt
    ISBN-13: 978-3421045867
    560 Seiten, 22,99 Euro


    Über den Autor: James Meek, 1962 geboren, wuchs in Schottland auf und lebt heute in London. Nach einer preisgekrönten Karriere als Journalist widmet er sich seit 2006 ausschließlich seiner schriftstellerischen Arbeit. Sein Sibirienroman „Die einsamen Schrecken der Liebe“ (2006) wurde von der Kritik gefeiert und erhielt zahlreiche Preise. James Meek war schon zwei Mal für den Booker-Preis nominiert, und seine Bücher wurden in rund zwanzig Sprachen übersetzt. „Liebe und andere Parasiten“ ist sein fünfter Roman.


    Handlung: Ritchie, ein abgehalfterter Rockstar, muss seine Affäre mit einer Minderjährigen unbedingt geheim halten, da seine Frau ihm gedroht hat, ihn zusammen mit den Kindern zu verlassen, sollte er erneut fremdgehen. Seine Schwester Bec ist besessen davon, die Welt von der Malaria zu befreien und scheut nicht davor zurück, sich mit einem Parasiten zu infizieren, der angeblich vor der Krankheit schützt. Als sie ihren Verlobten Val, einen millionenschweren TV-Produzenten verlässt, erpresst dieser Ritchie. Der soll seine geliebte Schwester Bec öffentlich an den Pranger stellen, ansonsten würde alle Welt von seinem verbotenen Verhältnis erfahren…


    Meine Meinung: Neben Bec und Ritchie werden noch andere Lebensgeschichten erzählt und allen Figuren ist anzumerken, wie detailverliebt der Autor sie entworfen hat. Humorvoll und doch an einigen Stellen sehr böse ist der Blick auf die Gesellschaft, wie Meek sie sieht und darstellt, brillant sein Schreibstil. Immer wieder springt er von Person zu Person und doch sind alle auf eine gewisse Weise miteinander verbunden – ob in Liebe, Freundschaft, Feindschaft oder durch Mord – nichts wird geschönt, alles schonungslos berichtet.


    Die Mischung aus Sex, Liebe und Verrat funktioniert ganz gewiss auch hier und James Meek wird für dieses Buch als „britischer John Irving“ bezeichnet.


    Trotz vieler wirklich empfehlenswerter Punkte, die ich finden konnte und die zu nennen das Buch auf jeden Fall verdient hat, bin ich dennoch nicht so begeistert, wie ich vielleicht (laut vieler anderer Lesermeinungen nach) sein sollte –das mag daran liegen, dass der Stil von Meek tatsächlich etwas von Irving hat und dass ich mit Irvings Büchern nie warm geworden bin. Auch hier sprang einfach kein Funke über. Den Mittelteil empfand ich als langatmig und es gab einfach zu viele Nebenschauplätze. Mit jeder Person, die hinzu kommt, verzettelt sich der Autor ein wenig mehr in dessen Geschichte und schweift immer mehr von seinem eigentlichen Ziel ab. Das zerfasert das Ganze und mich hat es dann irgendwann nur noch gelangweilt.


    Mein Fazit: „Würdest du die, die du liebst, verraten, um deine eigene Haut zu retten? Diese Frage steht im Mittelpunkt dieses Buches. James Meek hat in diesem Roman sehr viel zu bieten; ungewöhnliche und doch zutiefst menschliche Figuren, deren Schwächen er gnadenlos herausarbeitet, eine interessante Handlung und einen intelligenten Schreibstil und einen wunderbar bösen Humor. Viele Szenen erschließen eine ganz eigene Philosophie und es ist sicher kein Stoff, den man nebenbei konsumieren sollte. Ich habe das Buch mit einer Art höflichem Respekt gelesen und doch hat es mich nicht einfangen können.

  • Ritchie Shepherd war eins ein erfolgreicher Rockstar. Heute moderiert er im Fernsehen eine Talentshow und hat mit seiner Frau Karin zwei Kinder. Alles könnte so schön sein, doch Ritchie ist ein selbstverliebter Mistkerl, der eine Affäre mit einem Mädchen aus der Show hat. Und die Kleine ist erst fünfzehn!
    Der Verlobte von Ritchies Schwester Bec ist Zeitungsverleger und bekommt Wind von der Sache. Als Bec sich von ihm trennt, erpresst er Ritchie mit seinem Wissen und droht ihm, die Affäre zu veröffentlichen, außer Ritchie gibt ihm Informationen über Bec.


    In diesem Roman passiert noch viel mehr, aber dies alles kurz zusammenzufassen ist praktisch unmöglich, daher belasse ich es bei diesen ersten Fakten.


    Ich habe mich mit der Geschichte sehr schwergetan. Die Figuren sind praktisch alle egomanisch, gestört und/oder verrückt und es gibt eigentlich keine Sympathieträger. Dennoch liest man mit einer gewissen Mischung aus Faszination und Ekel immer weiter, denn ganz aus der Luft gegriffen sind die Personen und ihre jeweiligen Verhaltensweisen ja doch nicht, wenn auch großteils sehr überspitzt dargestellt.


    Der Schreibstil des Autors ist ebenfalls faszinierend, erfordert aber auch eine gewisse Konzentration und es war nicht ganz einfach, der Handlung mit ihren vielen Figuren, Geschichten, Ab- und Ausschweifungen wirklich zu folgen. Die immer wiederkehrenden recht detaillierten Ausflüge in Medizin und Wissenschaft waren mir zu trocken und konnten mich nicht wirklich fesseln, aber hier konnte man auch drüber hinweglesen. Schwieriger war dies mit den schon erwähnten zahlreichen Personen und dem oft sehr komplexen Beziehungsgefüge dieser untereinander. Auch kleine Nebenrollen tauchen immer wieder auf und spielen so ihre Rolle in dem ganzen Drama.


    Insgesamt habe ich dieses Buch eher als anstrengend, denn als unterhaltsam empfunden, auch wenn ich das Potential des Autors in Ideen, Stil und Ausdrucksweise durchaus wahrgenommen habe.

  • Mir ist der Einstieg in dieses Buch recht schwer gefallen. Ich habe geraume Zeit gebraucht, bis sich mir die Handlung und die Zusammenhänge erschlossen. Als es dann soweit war, entwickelte das Buch doch eine kleine Faszination auf mich. Es gibt immer wieder kleine kluge Sätze darin, die einfach so unvermittelt da stehen und doch so treffend knapp elementare Dinge beschreiben. Das hat mir wirklich gut gefallen. Insgesamt empfand ich das Buch allerdings auch als etwas anstrengend und schwer zu fassen. So viele skurrile Charaktere, so viele tiefgründige Ideen, so viel schwer fassbares. Ein ungewöhnliches Buch.