Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (27. Februar 2012)
Kurzbeschreibung:
Plappernder silberner Wind, Hagelschlangen, grüne Kraken im Januargarten – Sarah Kirsch gehört ohne Zweifel zu den Großen der deutschsprachigen Lyrik. Ihre Tagebuchaufzeichnungen sind immer ein Eintauchen in die Welt der Poesie und zeugen von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur. Das Leben im Wechsel der Jahreszeiten verbindet sie mit eigenen Assoziationen, die oft mit Witz und Ironie gefärbt sind. Ein idyllischer Kosmos, in den allerdings die Außenwelt einbricht: Die Auswirkungen von 9/11 oder auch Überschwemmungen in Ostdeutschland finden Eingang in die Notate von Dezember 2001 bis Herbst 2002. So werden Sarah Kirschs Tagebücher zu einem schillernden, persönlich kommentierten Zeitdokument, und sie bezeugen das unvermindert hochkarätige Schaffen der großen Lyrikerin.
Über die Autorin:
Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.
Mein Eindruck:
Mit „Regenkatze“ von 2007 habe ich bereits einen Band von Sarah Kirsch Tagebuchprosa gelesen, die in die Jahre 2003 und 2004 angesiedelt war. Bei diesem 2012 veröffentlichten Buch Märzveilchen sind es jetzt die Jahre 2001 und 2002. Etwas seltsame Veröffentlichungspolitik, aber das macht ja nichts.
Ich persönlich lese gerne Tagebücher oder Journale von Schriftstellern. Wichtig ist für mich dabei, dass sie literarisch gestaltet sind. Das ist bei der Lyrikerin Sarah Kirsch, die dieses Jahr leider gestorben ist, auf jeden Fall gesichert. Manche Passagen sind lyrisch geprägt, es werden viele Wortspiele angewendet. Das ist vielleicht nicht nach Jedermans Geschmack.
Sarah Kirsch setzt viel Dialekt ein. Es entsteht eine heitere Ironie, nicht ohne Biss.
Sarah Kirsch nimmt das Tagesgeschehen dieser Zeit deutlich wahr, kommentiert es aber meist nicht ausführlich. Man erhält als Leser dennoch ein Zeitgefühl.
Es gibt viele Anspielungen auf den Literaturbetrieb, erwähnt werden z.B. der Steidl-Verlag, der Bachmannpreis in Klagenfurt, Literatur im Foyer und ähnliches. Zum Verständnis sind Kenntnisse darüber hilfreich.
Es werden auch viele Schriftsteller genannt: Robert Schindel, Krechel, Schmitter, Mohammed Benis. Kirsch liest mit Begeisterung V.S.Naipaul oder Alice Munro.
Gegenüber ihren Schriftstellerkollegen kann sie ziemlich spöttisch sein. Lästert über Grass oder darüber, dass ausgerechnet Tante Christa (Christa Wolf) einen Literaturpreis bekommt. Ganz schön fies, aber als Leser kann man ein Grinsen beim Lesen nicht unterdrücken.
Märzveilchen ist ein besonderes Buch, das ich gerne gelesen habe. Vielleicht erscheinen irgendwann weitere Tagebuchaufzeichnungen. Ich hoffe darauf.