Auch die Liebe hat drei Seiten - Susann Rehlein

  • Auch die Liebe hat drei Seiten von Susann Rehlein


    Kurzbeschreibung:
    Sie hat einen Zahlenfimmel, ein größeres Problem mit menschlicher Nähe und ist auch ansonsten nicht besonders alltagstauglich. Zum Glück stellt Neuberlinerin Lisbeth, dreiundzwanzig Komma sieben Jahre alt, schnell fest, dass Kreuzberg genauso ein gemütliches Dorf ist wie das heimatliche Bückschitz in Brandenburg. Nur ein Problem hat sie noch: Edgar – der einzige Mensch, dessen Nähe sie ertragen kann, ohne ihn sofort durchzählen zu müssen. Zwar bringt er höchstpersönlich ihr Lieblingsschaf Paul nach Berlin. Dann aber lässt er Lisbeth, die gegen jeden Ansturm seinerseits gewappnet ist, viel mehr Raum, als sie eigentlich haben will …


    Angaben zur Autorin:
    Susann Rehlein, geboren in Leipzig, arbeitet als Journalistin und Lektorin. Sie stammt zwar nicht aus Brandenburg und besitzt derzeit auch kein Schaf, aber sie kennt und liebt Kreuzberg. "Auch die Liebe hat drei Seiten" ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung:


    Auf Grund eines Fehlers beim Versenden der Gewinnbücher bei vorablesen, bin ich an dieses Buch gekommen. Im Laden wäre ich sicherlich am Buch vorbeigelaufen, da mich das Cover nicht besonders anspricht. Aber der Fehler hatte ein Gutes, denn das Buch hätte ich sonst sicher nicht gelesen und das wäre schade.


    Susann Rehlein schreibt mit viel Gefühl. Die Personen in ihrem Buch sind Unikate, Persönlichkeiten. Die Personen wurden mit viel Liebe und Gefühl dargestellt und wirken lebendig.


    Auch die Liebe hat drei Seiten ist kein typischer Liebesroman. Es geht eher um Personen, die verschiedener nicht sein könnten und sich durch einen Zufall finden. Und sich gegenseitig helfen, aufbauen und unterstützen.


    Lisbeth ist eine junge Frau, die es nicht immer leicht hatte. Nun bekommt sie von ihrer Tante eine Wohnung in Berlin. Dort ist Lisbeth dann allein und begegnet dem etwas über 50jährigen Ur-Kreuzberger Paul, der in einer Hausgemeinschaft mit vielen weiteren Persönlichkeiten, die alle in der Zeit stehen geblieben zu sein scheinen. Aber sie sind allesamt durchaus sympathisch und auf ihre Art liebenswert.


    Lisbeth arbeitet als Korrektorin, liebt ihr Schaf Paul und Leberwurst, hat einen absoluten Zahlentick und muss einfach immer alles zählen. Das gibt ihr Sicherheit. Und wenn ihr alles zu viel wird, flüchtet sie sich in den Schlaf.
    Paul nimmt sich Lisbeth an und zeigt ihr sein Kreuzberg. Die Freundschaft der beiden ist wunderbar beschrieben und es ist unglaublich, was sich diese beiden so unterschiedlichen Menschen geben. Von den anderen Mitgliedern der Hausgemeinschaft wird Lisbeth eher übersehen, und auch ausgenutzt. Aber auch daran wächst Lisbeth.


    Dieses Buch liest sich leicht und locker weg. Und auch wenn jede Person ihre eigenen Problem hat, verliert das Buch nicht an Leichtigkeit. Und für mich als Leser ist es sehr schön zu beobachten wie sich Lisbeth und die anderen entwickeln und wachsen.


    Fazit:
    Für mich ein gelungenes Debüt. Ein Roman in dem die Probleme und Eigenarten des einzelnen nicht zu kurz kommen, aber die Leichtigkeit des Romans auch nicht zerstören.


    Von mir gibt es sehr gute 7 von 10 Eulenpunkten

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Die 23-jährige Lisbeth wird von ihrer Tante Ruth aus dem Gartenzelt "geschmissen" und muss nun ohne ihren einzigen Freund, das schwarze Schaf Paul, nach Berlin, genauer: nach Kreuzberg ziehen. Dort lernt sie echte Kreuzberger kennen und muss sich sich selbst stellen. Und dabei neue Freunde sowie ihre große Liebe finden. Darum geht es in dem Buch.
    Klingt nicht wirklich spannend, ist aber, wie das Cover auch, erfrischend und lockerleicht. Genau das richtige für einen Sommertag in der Hängematte. Lisbeths Kreuzberg ist bevölkert von schrägen Typen, sie selbst mit ihrem Zahlen- und Schlaftick und ihrer anfangs fehlenden Selbstständigkeit passen da super hinein. Schnell findet sie Anschluss an einen anderen Paul, der sich um sie genauso wie sie um ihn kümmert.
    Der Klappentext passt allerdings mal wieder gar nicht: Lisbeth verzaubert Kreuzberg nicht! Lisbeth wird gar nicht wirklich wahrgenommen und meiner Meinung nach von den ehemaligen Weltverbesserern aus Pauls Hausgemeinschaft (1983 war alles besser...) ziemlich ausgenutzt. Sie sieht das ja auch recht schnell ein, kann und/oder will dagegen aber nichts unternehmen.
    Auch steht im Klappentext, dies wäre "Ein zauberhafter Roman zum Lachen, Weinen, Liebhaben!" Ich musste weder lachen, noch weinen. Aber "Liebhaben" konnte ich das Buch schon. Denn wie oben erwähnt, es führt den Leser lockerleicht durch einen Sommertag!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher