'In einem Boot' - Seiten 155 - 241

  • Zitat

    Original von Vivian
    Am Ende schien er nicht mehr richtig bei Verstand zu sein.[...seine Augen zuckten über mich hinweg; sie waren nur noch blicklose Murmeln, und er schien keiner Vernunft mehr zugänglich zu sein.]


    Falls er wirklich nicht mehr bei Verstand war und für die Anderen dadurch zur Bedrohung wurde, dann kann ich dies nachvollziehen. Allerdings nur weil er die Autorität verloren hat seine Fähigkeit vernünftige Entscheidungen zu treffen, dass finde ich schon hart und für mich absolut kein Tötungsgrund.


    Ich glaube, dass sich Grace da möglicherweise auch etwas "schönredet". Denn wenn er tatsächlich den Verstand verloren hätte, wäre er in dieser Situation in der Tat eine Bedrohung und ihre Tat ein Akt der Selbstverteidigung. Also versucht sie das so gut wie möglich in sein Verhalten reinzuinterpretieren.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda


  • Das kann ich so eigenltich komplett unterschreiben. Die Szene, als Hardie getötet wurde, fand ich wirklich schrecklich.
    Und es ist schon unglaublich, was in solchen Ausnahmesituationen so alles passieren kann. Kennt jemand den Film "Das Experiment" mit Moritz Bleibtreu ( ich glaub, so heisst der Film )? Der zeigt auch, dass bei Menschen nichts unmöglich ist.............

  • Zitat

    Original von Paradise Lost:


    Ich glaube, dass sich Grace da möglicherweise auch etwas "schönredet". Denn wenn er tatsächlich den Verstand verloren hätte, wäre er in dieser Situation in der Tat eine Bedrohung und ihre Tat ein Akt der Selbstverteidigung. Also versucht sie das so gut wie möglich in sein Verhalten reinzuinterpretieren.


    So habe ich die Sache gar nicht gesehen. Das kann natürlich gut sein, dass Grace sich etwas schönredet. :gruebel

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Kennt jemand den Film "Das Experiment" mit Moritz Bleibtreu ( ich glaub, so heisst der Film )? Der zeigt auch, dass bei Menschen nichts unmöglich ist.............


    Klar. Und das schlimme ist, dass dies nicht nur ein Film ist, sondern sich dieses Experiment wirklich so abgespielt hat. :yikes

  • 14 Tage und Nächte in einem Rettungsboot auf dem Meer. Ich bin froh, dass dieser Abschnitt jetzt vorüber ist. Ich fand die Beschreibung der Vorgänge lückenhaft und unvollständig. Grace hat bestimmte Dinge, Vorgänge und Gedanke, die sie eventuell in einem (noch) schlechteren Licht darstellen könnten bei ihrer Rückerzählung einfach unterschlagen. Ob das von der Autorin bewußt so gewollt ist, um damit zu verdeutlichen wie Gracens Charakter gestrikt ist? Dass sie eiskalt berechnend ist, sich Dinge schöndenkt, damit sie sich weiterhin für einen einigermaßen gesitteten "Menschen" im Rahmen der Umstände halten darf. Ich würge doch nicht einfach mal so jemanden, ohne es zu wollen oder zu wissen was ich tue. Auch dass sie viele Dinge einfach so vergessen hat. Sehr praktisch, oder? Allerdings auch glaubhaft. Das Unterbewußtsein schützt den Menschen vor Dingen, den er nicht erträgt. Einige sind ja einfach durchgedreht und ich kann mir vorstellen, dass diejenigen die (fast) freiwillig über Bord gingen, Menschen waren, denen der Horror dieser unerträglichen Situation zuviel geworden ist.
    Warum Hardie sterben musste? Ich vermute, weil Hannah und Mrs. Grant ihm unterstellt haben, er hätte aus persönlichen Gründen (wegen des Kästchens, des Geheimisses um Mr. Blake und ihn) die Gruppe absichtlich in Gefahr gebracht bzw. Dinge getan, die eine frühe Rettung verhinderten. Ich bin gespannt, ob noch erzählt wird, ob, wie und wann die anderen Rettungsboote (es sind doch ungefähr 10 zu Wasser gelassen worden) gefunden wurden. Diese LR hätte ich sehr gerne von der Autorin begleitet gehabt. Das Buch wirft so viele Fragen auf!

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Dieser Abschnitt gefiel mir nicht so gut. Auch mir sind die bekannten Szenen sauer aufgestossen.


    Als die Männer losen wurde mir so richtig bewusst, wie emotionslos und lückenhaft Grace erzählt. Auch wenn solche Begebenheiten sicherlich nicht leicht zu berichten sind, das Gedächtnis manches vergisst und der Verstand manches verdrängt, hier ging mir alles zu schnell. Die Männer waren wie hirnlose Maschinen, die wiederspruchlos (okay nach kurzem Gebet) ins Wasser und sofort untergingen.
    Im Gegensatz zu Hardie, der tauchte immer wieder auf und ich fühlte mich an diverse Horrorfilme erinnert, wo der Tote nochmal die Augen aufmacht oder aus der Grube rausfährt, bevor er endgültig untergeht.


    Und die Sache mit den Vögeln fand ich auch seltsam. Auch wenn mir die Erklärung noch halbwegs einleuchete, dass die Viecher genau über dem Bord die Puste ausging und sie dann auch schon alle mausetot waren... :gruebel


    Mit den beiden Stellen hatte ich auch so meine Schwierigkeit. Auch ich halte es nicht für Zufall, dass die schwächsten Männer sich Opfern mussten, doch dass es alle so hingenommen haben sollen und einfach untergegangen sind, kann ich mir auch nicht vorstellen.


    Und die Vögel: alle zum gleichen Zeitpunkt so erschöpft, dass sie gleichzeitig sterben? Auch bei der Vorstellung habe ich meine Zweifel.

  • Nun habe auch ich diesen Abschnitt beendet und bin weiterhin zwiegespalten.


    Dadurch, dass es keinen wirklichen Symphatieträger gibt, bleibe ich weiterhin auf großer Distanz zu der Tragödie.


    Mut Grace habe ich weiterhin große Schwierigkeiten.


    Ich hatte schon früher befürchtet, dass es sich bei Grace nicht um die glaubwürdigste Erzählerin handelt, und hier bestätigt sich wieder Ihre lückenhafte Erzählweise. auch ließ bereits die Art, wie sie sich Henry geangelt hat, eine manipulative Persönlichkeit vermuten.


    Und das hat sich für mich mehrfach bestätigt:
    Zunächst durch ihr Verhalten, als sie Mary Ann nahelegt, sich selbst zu opfern, da sie sowieso alle sterben würden. Ihr Hintergedanke klar erkennbar, jeder der sich freiwillig opfert erhöht ihre Chance, nicht geopfert zu werden. Ich möchte nicht urteilen über eine solche Ausnahmesituation, und doch macht es mir Grace nicht symphatischer.


    Ebenso manipulativ verhält sie sich bei der Abstimmung über Hardies Leben: sie schafft es, Mary Ann zu überzeugen, für seinen Tod zu stimmen, rechnet durch, dass es dann auf ihre Stimme nicht mehr ankommt, und enthält sich, um sich einreden zu können, keine Schuld zu tragen? um bei potentiell anderem Ausgang vor Hardie gut dazustehen? Sie schüttelt sogar den Kopf, um ihn glauben zu lassen, sie habe gegen seinen Tod gestimmt.


    Und dann wird sie doch einbezogen in den Mord, kann sich nicht weigern, denn zu diesem Zeitpunkt ist offensichtlich, dass die Damen die Macht erhalten. Und eigentlich hat sie ja auch nichts dagegen, wieder einen Passagier loszuwerden.



    Zitat

    Original von xexos
    Eigentlich blieb Grace auch kaum eine andere Wahl, als bei diesem Mord mitzumachen. Alleine konnte sie Hardie nicht beschützen und bei einer Weigerung wäre sie eventuell die nächste gewesen, die den Hass der anderen auf sich gezogen hätte und wäre dann auch über Bord geschmissen worden. Schwierige Situation. :gruebel


    Ich glaube nicht, dass Grace hardie beschützen wollte, dann hätte sie nicht Mary Ann angestiftet, für seinen Tod zu stimmen. sie wollte sich nur so lange wie möglich alles offenhalten, nach außen keine Position beziehen. Bis sie keine Wahl mehr hatte, sich herauszuhalten, denn als "Feigling" stünden ihre Überlebenschancen bei weiteren Entscheidungen nicht zum Besten.