'In einem Boot' - Seiten 245 – Ende

  • Endlich bin ich mit dieser Geschichte durch. So schwer tue ich mich selten und wäre es keine LR gewesen, hätte ich das Buch nach dem ersten Drittel nicht mehr angerührt. Grace distanzierte Beschreibungen der endlosen, fürchterlichen Tage an Bord des Rettungsbootes endete nach dem 14. Tag. Doch sie waren drei Wochen unterwegs, bevor sie von einem Fischerboot gerettet wurden. In den letzten Tagen sind die meisten Insassen gestorben. Von den 4? Leuten haben gerade mal ein Viertel überlebt. Hannah, Grace und Mrs. Grant, der Colonel, Mr. Nilson und Mr. Morrison gehörten dazu.


    Vermutlich haben die Männer das Gerichtsverfahren ins Rollen gebracht. Zwei Frauen, die zu jener Zeit die Autoritätsrolle der Männer nicht akzeptierten und sie sogar aktiv angriffen, müssen ihnen vermutlich gehörig Angst eingejagt haben. Neben Grace haben auch die beiden sich nicht getraut, Hardy zu verteidigen. Dass die Frauen so hart verurteilt wurden finde ich ungerechtfertigt. In dieser absoluten Ausnahmesituation kann man nicht mit normalen Maßstäben messen und Hannahs Aussage dazu, wer alles etwas über ihre Erlebnisse und Taten sagen und urteilen dürfe, obwohl er gar nicht mit dabei war, halte ich für sehr vernünftig.


    Im nachhinein hätte man Hardy unterstellen können, dass er die Rettung aus persönlichen Gründen bewußt sabotiert und alle anderen in Gefahr gebracht hat und die beiden Frauen diese Gefahr aus dem Weg geräumt haben. Dafür spricht, dass sich die anderen Frauen hinter die beiden gestellt haben. Aber diese Aussagen hatten kaum Gewicht in Anbetracht der Lügen, die der Colonel laut Grace erzählt hat.


    Es wird nicht ganz klar, wer noch alles gerettet wurde, aber das es noch Überlebende aus anderen Booten gab, hat ein kleiner Nebensatz über die Mutter einer Frau aus Graces Boot auf einer Liste, verraten. Dazu hätte ich gerne mehr gewusst. Auch wann die anderen gefunden wurde. Die Autorin gibt sehr wenig Informationen und verhindert, dass der Leser selbst Schlüsse zieht. Sie beschränkt ihre Mitteilungen auf das subjektive Medium Grace, die sich für mich sehr unsympathisch und berechnend dargestellt hat. Das sie am Ende ihren genialen Verteidiger heiratet, passt in dieses Bild.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Auch ich bin nun durch. Leider konnte auch mich der letzte Abschnitt nicht überzeugen.


    Grace bleibt mir fern, und am Ende bestätigt sich für mich ihr manipulativer, nur auf ihren eigenen Vorteil bedachter Charakter.


    Und das macht es für mich schwierig, Grace als Beispiel dafür zu nehmen, was solch eine Ausnahmesituation aus einem Menschen machen kann, zu welchen Taten ihn dies bringen kann.


    Für mich hätte die Geschichte mehr Aussagekraft gehabt, wenn sie aus Sicht einer Hauotperson mit mehr Identifikationspotential geschrieben worden wäre. Das Lesen wäre näher gegangen, wäre sicherlich schmerzhafter gewesen. So blieb ich zu Grace und dem Geschehen auf zu großer Distanz, um mich wirklich in die Geschichte einfühlen zu können.


    Am Ende bleiben viele Fragen offen, und man fragt sich: warum wurde so vieles angesprochen, das letztlich keine Auswirkungen auf den Fortgang der Geschichte hatte? Das Kästchen, das Gold, all, das hätte es im Nachhinein nicht gebraucht.


    Leider blieb das Buch insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück.