Wer hat's geschrieben?
Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Gegenwärtig lebt Chris Carter in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.
http://www.chriscarterbooks.com/
Worum geht's?
"Ich brauche Ihre Hilfe, Detective. Feuer oder Wasser?" Detective Robert Hunter erhält einen anonymen Anruf und wird gebeten, eine bestimmte Internetseite aufzurufen, auf der nur für ihn eine Live-Übertragung stattfindet. Aber der Anrufer möchte, dass Hunter nicht nur zusieht, sondern auch mitspielt. Und so wird er gezwungen, eine Entscheidung zu fällen und muss zusehen, wie ein unbekanntes Opfer live im Internet gefoltert und schließlich ermordet wird. In diesem Fall arbeitet das LA Police Department eng mit dem FBI zusammen, um dem Täter auf die Schliche zu kommen, aber der ist kein Anfänger und lässt sich nicht so leicht in die Karten gucken. Bevor Hunter und sein Partner Garcia noch in der Lage sind, die Ermittlungen weiter voranzutreiben, erhält Hunter einen weiteren Anruf. Eine neue Internetadresse, ein neues Opfer. Aber diesesmal darf die ganze Internetcommunity partizipieren und an einem markaberen Voting teilnehmen.
Wie war's?
Mit "One by One" legt Chris Carter seinen fünften Thriller in der Hunter/Garcia-Reihe vor und setzt dabei auf das bewährte Konzept. Die beiden Detectives der Homicide Special Section des LAPD finden sich durch einen Anruf, den Detective Hunter erhält, unversehens mitten in einem mörderischen Spiel wieder, bei dem der Täter die Regeln diktiert und die beiden Polizisten nur reagieren und nicht agieren können. Rasant führt Chris Carter den Leser durch die gewohnt kurzen Kapitel (118 Kapitel auf 512 Seiten), die in vielen Fällen mit einem Cliffhanger enden und so zum endlosen Weiterlesen animieren. Man weiß gar nicht, wann man das Buch zur Seite legen soll, wenn am Ende eines Kapitels die Spannung schon wieder derart hochgeschraubt wird, dass man nicht anders kann als weiterzulesen. Am besten unterbricht man irgendwo in der Mitte eines Kapitels . Die Abteilung der Homicide Special Section, in der Hunter und Garcia tätig sind, wird nicht umsonst mit dem Untertitel "Ultraviolent Crimes" versehen, denn brutal sind auch diesesmal die Morde und Chris Carter ist bei der Schilderung erneut nicht zimperlich. Für zarte Gemüter sind seine Bücher nichts, daran hat sich nichts geändert. Wer aber auf das Konzept, das Carter fährt, steht, der ist auch hier wieder gut aufgehoben. Die Spannung potenziert sich zum Ende wie gewohnt, aber das Rad neu erfunden hat Chris Carter mit "One by One" nicht. Dennoch ein durch und durch solider Polizeithriller, der sich nahtlos in die vorherigen Werke einreiht und denen in nichts zurücksteht.
Die Zusammenarbeit mit dem FBI fand ich interessant. Hier tat sich positiv insbesondere die Figur der ehemaligen Hackerin Michelle hervor. Carter zeigt deutlich, wie machtlos die Polizeibehörden bei Internetstraftaten sind, wenn sie es mit Tätern zu tun haben, deren Zuhause das Cyberspace ist und die sich dort mit einer Selbstverständlichkeit bewegen, das einem Angst und Bange werden kann.
Wer noch kein Buch von Chris Carter aus der Hunter/Garcia-Reihe gelesen hat, aber gerne damit anfangen möchte, der kann das auch mit "One by One" tun. Zwar sind die Hauptakteure Hunter und Garcia nun schon im fünften Band aktiv, aber ggf. nötiges Hintergrundwissen, das man über die beiden haben müsste, wird in diesem Band nochmal ausreichend ausführlich zusammengefasst.
Soweit ich weiß, ist bislang weder ein deutscher Titel noch ein Erscheinungsdatum für Deutschland bekannt. Da die Bücher aber bislang immer so ganz grob im jährlichen Turnus veröffentlicht worden sind, gehe ich davon aus, dass es nicht vor 2014 sein wird. Ich kann aber jeden mit soliden Englischkenntnissen ermutigen, dieses Buch auch auf Englisch zu lesen. Sprachlich ist es wirklich nicht sonderlich anspruchsvoll und den einen oder anderen Fachbegriff kann man entweder überlesen oder fix nachschlagen.
Von mir gibt es für den neuesten Hunter/Garcia 9 von 10 Punkten und eine Leseempfehlung für Crimethrill-Liebhaber.
/edit: Ich hab jetzt mal die deutsche Ausgabe verlinkt, die am 16. Juni herauskommen soll, damit das im Verzeichnis richtig erfasst werden kann.