Wenn ich Kommissar und Türke miteinander verbinde, erscheint unweigerlich Erol Sander als Kommissar Mehmet Özakin vor meinem inneren Auge und da das ja nicht unbedingt die hässlichste Personifizierung ist, hab ich das mit der ein oder anderen kleinen Abänderung einfach mal so stehen lassen.
Zeki Demirbilek ist anders. Und wenn ich anders sage, dann meine ich anders und davon lebt dieses Buch. Nach political correctness sucht man bei ihm ebenso vergeblich wie nach angemessenem Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Untergebenen. Aber gerade das macht ihn so liebenswert und vor allen Dingen authentisch. Wer dachte, dass er es sich bei Demirbilek den typischen Macho-Türken handelt, hat weit gefehlt. Vielmehr war er für mich das, was mal wohl als zwischen den Stühlen bezeichnen könnte. Nicht Fisch, nicht Fleisch – nicht deutsch aber auch nicht wirklich Türke.
Schwierig. Und so ist Zeki Bey auch. Die Tatsache, dass er nun auch noch das Sonderdezenrat Migra leiten soll und ihn schon die erste Leiche erwartet, wo er noch nicht mal offiziell sein Team zamm hat, macht die Situation auch nicht besser.
Aber ein Mann muss nun mal tun, was ein Mann tun muss und so wird das ausstehende Job Interview kurzerhand am Tatort am Eisbach geführt und Isabel bekommt den Job und bildet damit den mir um einiges sympathischeren Counterpart zu Jale Cengiz, der jungen, in meinen Augen zu aufstrebenden und zu ehrgeizigen Türkin aus Berlin.
Der Fall (respektive die Fälle) waren gut konstruiert und blieben durch die ein oder andere Wendung spannend, haben für mich persönlich allerdings nicht sosehr die Haupthandlung des Buches ausgemacht sondern mehr das “Drumherum”, denn – wie ich finde – wird in Sachen Charaktere und Atmosphäre einiges mehr geboten. Die Personen einschließlich und um den Kommissar sind fantastisch gezeichnet auch wenn – oder vielleicht auch gerade weil – der/die ein oder andere doch etwas klischeebeladen daherkommt. Fand ich aber in dem Fall echt nicht tragisch, ganz im Gegenteil.
Entsprechend der Charaktere ergeben sich auch tolle Geschichten um die Protagonisten wie beispielsweise Demirbileks Familie: seine Ex-Frau und sein Sohn leben in Istanbul, die Tochter in München und die Beziehung untereinander ist alles andere als sorgenfrei. Auch über die junge Polizeibeamtin Jale erfährt man einiges, von dem ich hoffe, dass es im Folgeband aufgegriffen und vertieft wird.Wer das Glück hat, sich in München ein bisschen auszukennen, wird sich in diesem Buch definitiv wohlfühlen, denn der Leser ist recht viel mit den Protagonisten unterwegs und ich hab mich immer wieder dabei ertappt, die Routen mit abzulaufen.
Natürlich ist es dann auch ein Extra-Schmankerl, wenn man die einzelnen Schauplätze kennt (ging mir dann am Schluss in Istanbul auch ein bisschen so). Alles in allem atmosphärisch sehr dicht, wie der Fachmann wohl sagen würde – ich fand es einfach gelungen und war für mich ein weiterer Faktor, der dazu beitrug, dass mir das Buch so gut gefiel.
Kommissar Pascha ist ein gut gemachter Krimi mit einem tollen Protagonisten, spannender Handlung und Schauplätzen in der schönsten Stadt Deutschlands – also her mit der Fortsetzung!