Cilla und Rolf Börjlind: Die Springflut
btb Verlag 26.8.2013. 592 Seiten
ISBN-13: 978-3442753932. 19,99€
Originaltitel: Springfloden
Übersetzer: Paul Berf
Verlagstext
Die berühmtesten Krimi-Drehbuchautoren Schwedens mit ihrem ersten Roman -
Eine laue Sommernacht im Jahre 1987. Es ist Vollmond im schwedischen Nordkoster. In der Nacht wird es eine Springflut geben – und einen brutalen Mord. Das Opfer: eine junge, hochschwangere Frau. Ihre Identität: unbekannt. Tom Stilton, der ermittelnde Polizeibeamte, zerbricht an diesem Fall. Er kann weder Motiv noch aussagekräftige Spuren finden. Die Tat bleibt ungesühnt ...
23 Jahre später: Eine Serie von feigen Angriffen auf Obdachlose erschüttert die Hauptstadt Stockholm. Die Ermittlungen verlaufen schleppend. Olivia Rönning, angehende Polizistin im zweiten Jahr ihrer Ausbildung, beobachtet das Geschehen aus der Distanz. Sie ist mit anderen Dingen beschäftigt. Sie soll einen »Cold Case« knacken - den Tod einer jungen Frau an einem Strand vor vielen Jahren klären. Ihr ist klar: Sie muss Tom Stilton finden. Doch der ist wie vom Erdboden verschluckt ...
Inhalt
Olivia, Polizeischülerin in Stockholm, erhält für die Ferien von ihrem Ausbilder die Aufgabe, die Ermittlungen zu einem seit über zwanzig Jahren ungelösten Fall mit modernen Methoden zu analysieren. Der Fall ist noch nicht verjährt, Zeugen und mögliche Täter sind mit großer Wahrscheinlichkeit noch am Leben. Davon, dass sie selbst als Einzelkämpferin ermitteln soll, war in der Aufgabe keine Rede. Der Fall lässt Olivia jedoch nicht los, weil ihr inzwischen verstorbener Vater 1987 an den Ermittlungen im Mordfall der Insel Nordkoster beteiligt war. Eine schwangere Frau war lebendig am Strand eingegraben worden und in der Springflut jener Nacht ertrunken. Die Identität der Toten wurde nie geklärt. Ein Kind hat die Ereignisse am Strand damals beobachtet, der Besitzer einer umstrittenen Bergbaufirma besaß ein Haus auf der Insel und auch eine Yacht wurde zur Tatzeit in der Nähe der Insel gesichtet. Während Stockholm von einer beispiellosen Reihe von Gewalttaten an Obdachlosen aufgestört wird, ermittelt Olivia in der Szene der Edelprostitution. Weitere Handlungsstränge skizzieren die Geschäfte der MWM (Magnuson World Mining) Bertil Magnusons, die im Kongo jenseits der Legalität Coltan abbauen will und das Schicksal eines Schweden, der seit Jahrzehnten mit einer neuen Identität in Costa Rica lebt. Mit den Ermittlungen in einem aktuellen Mordfall in Stockholm wird derweil die erfahrene Ermittlerin Mette betraut.
Fazit
Das als Autoren der Drehbücher zur Kommissar-Beck-Serie eingespielte Team Börjlind versucht sich als Romanautoren auf einem verwandten, aber für sie selbst neuen Arbeitsgebiet. Die Börjlinds bereiten den Plot ihrer geplante Krimi-Trilogie aus bewährten Zutaten: Ein ungeklärter Mordfall auf einer schwedischen Insel, ein mächtiges Old-Boys-Network in Politik und Wirtschaft, umstrittene Geschäfte in von Despoten regierten Entwicklungsländern, Prostitution, ein eingespieltes Ermittlerteam, das auf Expertenwissen von Ehepartnern zurückgreifen kann - schließlich eine ehrgeizige Polizeischülerin ohne offiziellen Ermittlungsauftrag. Die Verknüpfungen zwischen den Figuren, Schauplätze in mehreren Ländern und der zeitliche Ablauf sind offensichtlich für mehr als einen Band angelegt. U. a. die Figur der führungsstarken Ermittlerin Mette hat mich sehr für das Buch eingenommen, weil Mette außer einem sozial verträglichen Übergewicht bisher keine persönlichen Belastungen zu tragen hat wie viele der herkömmlichen Ermittler in Skandinavien-Krimis. Die Routine der Drehbuch-Schreiber ist bis zur Mitte des Roman deutlich zu spüren; viele sehr kurze, gleichförmig wirkende Szenen werden hier aneinandergereiht. Atmosphärische Beschreibungen gelingen den Autoren deutlich schlechter als schlagfertige Dialoge, so dass die Sprache zu Beginn des Buches eher schlicht wirkt. Die volle Punktzahl verdient "Die Springflut" trotz des erstklassigen Krimi-Plots deshalb nicht.
knappe 8 von 10 Punkten