Befangen - Scott Turow

  • Kurzbeschreibung


    Richter George Mason steht mit dem Rücken zur Wand. Vor die Kammer seines Berufungsgerichts kommt der komplizierte Fall einer Vergewaltigung und ruft in Mason Erinnerungen an einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit wach. Zudem bedroht ihn ein anonymer E-Mail-Schreiber mit dem Tod. Der Moment der Entscheidung im Vergewaltigungsfall rückt unaufhaltsam näher. Weg laufen kann Mason nicht. Und eine zweite Chance bekommt man nicht geschenkt.


    Der Autor:


    Scott Turow ist Schriftsteller und Anwalt. Turow, seit 1986 Partner der in Chicago ansässigen Kanzlei Sonnenschein, Nath & Rosenthal, befasst sich mit Wirtschaftsstrafsachen und widmet zugleich einen Großteil seiner Zeit pro-bono-Mandaten. Er saß in zahlreichen Gremien – darunter die 2000 von Gouverneur George Ryan berufene Illinois Commission on Capital Punishment, die Reformen für die Todesstrafe in Illinois anregte –, und hatte den ersten Vorsitz der 2004 gegründeten Executive Ethics Commission, die Vorgaben für Angestellte der Exekutive des Staates Illinois erstellte. Darüber hinaus war er Vorsitzender der Authors Guild, derzeit ist er u.a. für das Amherst College tätig.


    Meine Meinung:


    Das moralische und juristische Dilemma in diesem Thriller ist eines, das mich immer wieder interessiert: was macht man, wenn Recht und Gerechtigkeit nicht ueberein stimmen? Was wenn Moral und Ethik und gesellschaftliche Normen sich im Wandel befinden und diese im Gesetzestext (noch?) nicht zu finden sind?


    Auch Richter Mason stellt sich diese Fragen. Und zum ersten Mal in seiner Karriere faellt es ihm schwer eine Entscheidung zu treffen. Vordergruendig scheint es dran zu liegen, dass er seinen Kopf voll hat mit Morddrohungen und der Krebserkrankung seiner Frau. Doch er weiss, dass mit dieser Entscheidung seine eigene Integritaet in Frage gestellt wird.


    So sehr mich die Thematik auch interessierte, als Thriller funktioniert das Buch nur teilweise. Das Tempo ist etwas schleppend und laesst nicht genug Spannung aufkommen. Die vielen juristischen Exkursionen sind zwar thematisch durchaus interessant, stoeren aber zumeist den Spannungsbogen. Und auch nach Beenden des Buches hatte ich keine Ahnung, was denn nun die Krebserkrankung der Ehefrau ueberhaupt in der Geschichte zu suchen hatte.


    Das Ende hat mich aber dennoch wieder etwas mit dem Buch versoehnt. Die Loesung des moralisch-juristischen Dilemmas war schluessig und m.M. richtig. Das Motiv hinter den Morddrohungen fand ich ebenfalls treffend geschildert.


    Fazit: Eine interessante Thematik, bei der die Spannung leider auf der Strecke geblieben ist.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Richie,


    es ist ein eher duennes Buch, dass sich trotz allem schnell liest. Ich hatte es innerhalb eines Tages am Strand durch. Dafuer war es gut genug. Also trotz der deutlichen Schwaechen vielleicht ein ganz gutes Buch fuer zwischendurch.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • @ Beatrix


    Ich habe hier zwei Bücher von Turow noch im SUB liegen. Gekauft habe ich sie als Schnäppchen, weil ich mich an frühere Zeiten an "Aus Mangel an Beweisen" so positiv erinnert habe. Vielleicht ist es aber einfach zu lange her :alter oder der Anspruch hat sich geändert :gruebel