Die myrrhischen drei Könige - Seth Grahame-Smith

  • erscheint auf deutsch am 8. Oktober 2013


    Kurzbeschreibung


    Caspar, Melchior und Balthasar kommen nicht aus dem Morgenland. Sie kommen aus Jerusalem. Genauer gesagt: aus dem Knast in Jerusalem. Denn sie sind die meistgesuchten Verbrecher der Stadt. In Bethlehem reiten sie eigentlich nur zufällig vorbei, und diese hyperaktive Jungfamilie, die sie dort vorfinden, können sie auf der Flucht vor Herodes überhaupt nicht gebrauchen. Doch als dieser befiehlt, alle Erstgeborenen zu töten, nehmen die drei Gauner Josef, Maria und den Heiland notgedrungen mit nach Ägypten…


    Der Autor:


    Seth Grahame-Smith wurde 1976 in New York geboren und wuchs in Connecticut auf. Er studierte Filmwissenschaften in Boston und arbeitet als Drehbuchautor und Filmproduzent. Nebenbei schreibt er Bücher und stürmt regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in Los Angeles.


    Meine Meinung:


    Als ich diesen Titel zum ersten Mal sah, konnte ich gar nichts damit anfangen. Und dann las ich eine Rezension, die mich absolut ueberzeugte, denn auch die Rezensentin war von der Idee der Geschichte urspruenglich nicht angetan. Doch der Witz und Stil von Seth Graheme-Smith, mit dem er schon so manche skurrile Versionen bekannter Klassiker kreierte (z.B. Abraham Lincoln - Vampirjäger; Stolz und Vorurteil und Zombies), funktioniert auch mit dieser biblischen Geschichte.


    Erzaehlt wird die Weihnachtsgeschichte diesmal aus der Sicht von Balthasar. Hier ist er kein weiser Koenig aus dem Morgenland, sondern ein Syrier, der unter dem Joch der roemischen Besatzung zum Meisterdieb geworden ist, um der Armut zu entfliehen. Und er ist Atheist.


    Wenn man weiss, dass Seth Graheme-Smith auch Drehbuecher fuer Tim Burton schreibt, so kann man sich schnell denken, dass dieser Balthasar einiges erleben wird, was man in der Bibel nicht finden wird. Doch die Grundgeschichte ist wieder die alte: Maria und Josef kommen nach Bethlehem und fliehen mit Hilfe der drei "Weisen" vor Herodes Heerscharen Richtung Aegypten. Eine Begegnung, die auch Balthasar zu einem anderen Menschen macht.


    Die Reise ist voller Abenteuer, Ueberraschungen, actiongeladener Gefechte mit den Roemern und vor allem Humor. Sehr gut gefielen mir auch die Beschreibungen des ausufernden Lebensstils der Roemer. Herodes kommt da natuerlich gar nicht gut weg, und er ist nicht der einzige Roemer, der hier mit Witz und Hinterlist fertig gemacht wird.


    Stellenweise ist diese Version schon etwas gotteslaesterlich, werden sich vielleicht einige Christen denken. Ich war entsprechend erstaunt, dass im Grundes seines Herzens dieses Buch trotz alledem eine Verbeugung vor der biblischen Geschichte ist. Nur eine ganze Ecke frischer, origineller und unterhaltsamer zu lesen.


    Fazit: So genial wurde die Weihnachtsgeschichte noch nie erzählt - sagt Amazon und das kann ich nur unterschreiben.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Wer auf die deutsche Uebersetzung nicht warten moechte, dem sei das englischsprachige Original empfohlen. Das ist die Version, die ich gerade gelesen hab. Ist auch ein bischen billiger :-]

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Endlich habe ich es geschafft, das Buch zu lesen - im englischen Original.


    Zuerst ist zu sagen, es ist nicht so wie ich es erwartet habe. Aber was habe ich erwartet? Im Grunde genommen einen Satire oder einfach nur Blödsinn, so wie die meisten Bücher die in letzter Zeit erscheinen, die Gott oder Jesus zu Wort kommen lassen und die schon recht grenzwertig sind und den Glauben für meine Begriffe durch den Kakao ziehen.
    Dieses Buch erzählt eine Geschichte, die so gewesen sein könnte. Immerhin weiß man über die 'Heiligen Drei Könige' nichts und historisch gesehen hat es sie wahrscheinlich nie gegeben. Aber im Lukasevangelium machen sie sich ganz gut und zumindest ich brauche sie zu Weihnachten immer bei der Krippe dazu.


    Im Vordergrund steht Balthasar, der Geist von Antiochia, der sein ganz eigenes Ziel verfolgt und damit für Herodes ein großer Fisch wird. Und als sich der besagte Herodes endlich am Ziel sieht, wird er doch wieder ausgetrickst und kann mit seinen neuen Kumpanen Melchior und Caspar flüchten. Dabei treffen sie dann nun auf die Heilige Familie und sehen sich gezwungen, diese nach Ägypten zu begleiten.
    Doch nicht nur Herodes und die 'drei Heiligen' begegnen uns, auch Pontius Pilatus ist mit von der Partie und ich muss sagen, ich mag diesen Mann, so wie ich auch Balthasar und Joseph mag.


    Interessant ist der Gegensatz von diesen beiden. Der eine der fest in seinem Glauben ist und deshalb gar nicht anders kann, als das Baby als Gottes Sohn zu sehen und Balthasar der für diesen Unsinn nichts übrig hat. Und dennoch zweifelt er im Laufe von zwei Wochen an seinem 'Glauben'. Denn es geschehen Dinge, die rational nicht zu erklären sind und die nur von einer höheren Macht aus gehen können.
    Dagegen dann aber Joseph, der in einigen Dingen die Bestätigung sieht, dass die Schriften Recht haben, nur um dann zu sehen, dass das 'Wunder' menschlicher Natur ist.


    Maria kommt mir als starke Person rüber, obwohl sie erst 15 Jahre alt ist. Sie ist unerschütterlich in ihrem Glauben und kämpft wie eine Löwin für ihr Kind. Wo ihr Mann Joseph klein beigibt, bleibt sie standhaft und das mochte ich sehr an ihr. Auch die weitere Frau dieser Geschichte, Sela ist eine starke Persönlichkeit und ich finde man kann hier schon spüren, warum Jesus später auf Frauen baut. Glaube und Liebe sind die beiden Säulen seiner Lehre und in diesem Buch werden sie durch diese beiden Frauen dargestellt.


    Was mich etwas störte an dem Buch, waren doch die vielen Kämpfe in denen sehr viel Blut floss. Und wenn man bedenkt, wie viele Unschuldige für den Messias sterben mussten in den ersten zwei Wochen seines Lebens, dann ist das schon erschütternd und ich frage mich, wie Gott diese Menschen aufgenommen hat? In der Bibel lesen wir das ja nur in einem Nebensatz und ich habe über Herodes' Tat nie wirklich nachgedacht.


    Obwohl das Buch eine blutrünstigere Version des Lukasevangeliums wiedergibt, ist es doch wirklich ein Buch über den Glauben und den Beginn des Christentums. Und es ist schon erstaunlich was der Glauben ausmachen kann. Sei es in im Fall von Balthasar, Josef oder auch Herodes.


    Besonders berührt hat mich das Handeln von Pilatus und interessant finde ich die Theorie wie Rom in Flammen aufging. Nebenbei befreit der Autor also auch noch Nero von seiner Schuld.


    Und was auffällt, im ganzen Buch wird der Name des Kindes nicht ein einziges Mal erwähnt.


    Im Grunde kann ich dem Buch nur 10 Punkte geben. Und ich verbeuge mich vor dem Autor, der es geschafft hat eine heilige Geschichte so zu erzählen, dass sie wahr sein könnte ohne völlig auf die Glaubenselemente zu verzichten.

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Im Grunde kann ich dem Buch nur 10 Punkte geben. Und ich verbeuge mich vor dem Autor, der es geschafft hat eine heilige Geschichte so zu erzählen, dass sie wahr sein könnte ohne völlig auf die Glaubenselemente zu verzichten.


    Dem kann ich auch nur zustimmen. Dies ist ganz gewiss kein "religiöses" Buch, zudem mit einem Atheisten in der Hauptrolle. Dennoch oder gerade deswegen schafft der Autor es wunderbar Glaubenselemente einzuflechten, die sowohl für überzeugte Christen als auch Ungläubige unter den Lesern glaubwürdig klingen. Und daneben kann man das Buch auch politisch oder historisch sehen ...


    Ich wünsche dem Buch noch mehr Leser, auch in Deutschland!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Taschenbuch: 416 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag
    erschienen am 14. Oktober 2013
    Originaltitel: Unholy Night


    über den Autor:
    Seth Grahame-Smith wurde 1976 in New York geboren und wuchs in Connecticut auf. Er studierte Filmwissenschaften in Boston und arbeitet als Drehbuchautor und Filmproduzent. Nebenbei schreibt er Bücher und stürmt regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in Los Angeles.


    zum Buch:
    Heilig Abend wird seit mehr als zweitausend Jahren mit der Weihnachtsgeschichte um die Heiligen drei Könige gefeiert. Jeder Christ lauscht andächtig, wenn es wieder heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit, ...“. Ein Stern weist dabei drei Königen den Weg zu einer Krippe, in der der Heiland in Windeln gewickelt liegt und den Menschen große Freude bringen soll. Wir kennen die drei Herren als Überbringer von Gold, Weihrauch und Myrrhe. Dass Caspar, Balthasar und Melchior in Wahrheit flüchtige Verbrecher sein sollen, passt so gar nicht in die gängige Vorstellung.


    meine Meinung:
    Seth Grahame-Smith erzählt in seiner Interpretation der Weihnachtsgeschichte einen ganz anderen Verlauf. Er lässt im fernen Bethlehem ebenfalls ein junges Ehepaar auf der Flucht vor dem grausamen König Herodes sein. Die Frau ist hochschwanger und kann sich zur Niederkunft gerade noch in einen Stall retten. Bald darauf treffen drei weitere Männer ein. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Dass Josef die drei mit einer Heugabel bedroht haben soll, scheint aus neueren Überlieferungen zu kommen. Dachten wir bisher auch, die drei Weisen folgten einen Stern und suchten ihren Messias, werden wir jetzt damit konfrontiert, dass die drei nach Straftaten auf der Flucht vor der ausführenden Gewalt waren. Allen voran der Taschendieb Balthasar, der sogar seinen kleinen Bruder zum Diebstahl animiert haben soll. Die Weihnachtsgeschichte wird in diesem Roman also komplett neu erzählt.


    Der Autor hat einen angenehm flüssigen Erzählstil für seine Version um die Geburt Jesu gewählt. Er verwendet die bekannten Schauplätze, wechselt jedoch die Perspektive zum Alltäglichen. Die Geschichte wird damit so skurril, dass sogar das Ende nicht mehr vorhersehbar ist. Maria und Josef sind zwar immer noch auf der Flucht nach Ägypten, dürfen sich mit ihrer Begleitung aber keineswegs sicher fühlen. In den Dialogen wird ebenfalls mit Humor und einem bisschen Sarkasmus die seinerzeit herrschenden Könige und deren Anordnungen hinterfragt.


    Die myrrischen drei Könige, oder Unholy Night, wie das Original betitelt wurde, ist unbedingt lesenswert, wenn man nach eigener Einschätzung ein Zuviel an Weihnachten zu sich genommen hat. Wer beim Anblick von Rauschgoldengeln nicht mehr nur pure Freude in sich spürt, kann getrost zu diesem Buch greifen und Heiligabend lesend verbringen.