Silvia Stolzenburg - Der Teufelsfürst

  • Kurzbeschreibung:


    Edirne 1447: Die Söhne von Vlad Dracul II., dem Fürsten der Walachei, befinden sich in türkischer Gefangenschaft. Als Geiseln am Sultanshof in Edirne gehen sie durch die Hölle. Vor allem der ältere der beiden, der sechszehnjährige Vlad Draculea, wird für seinen Stolz und seinen Trotz mit harten Züchtigungen bestraft. Ohnmächtig muss er dabei zusehen, wie der sinnesfreudige osmanische Prinz Mehmed seinem jüngeren Bruder nachstellt. Mit jedem Tag, den Vlad als Gefangener am Sultanshof verbringt, wächst sein Hass auf die Osmanen. Er träumt von Flucht und sinnt auf Rache für all die Demütigungen.


    Während Vlad Draculea am Hof in Edirne Fluchtpläne schmiedet, muss die vierzehnjährige Zehra von Katzenstein sich in Ulm vor Gericht verantworten. Sie wird beschuldigt, den eigenen Vater vergiftet zu haben. Falsche Zeugen beschwören ihre Täterschaft, sodass man sie für immer aus ihrer Heimatstadt verbannt. Mittellos, verzweifelt und ohne Schutz muss sie sich den Gefahren stellen, welche vor den Stadttoren lauern. Sie flieht in das von Kriegswirren erschütterte Ungarn, wo sie schon bald eine folgenschwere Entscheidung fällen muss.



    Über die Autorin:


    Silvia Stolzenburg, Jahrgang 1974, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Tübingen. Im Jahr 2006 erfolgte die Promotion über zeitgenössische Bestseller mit Abschluss Dr. phil. Ihr Debüt feierte die Autorin im Herbst 2010 mit dem Historienroman "Die Launen des Teufels", dem ersten Band ihrer Ulm-Trilogie. "Der Teufelsfürst" bildet den Auftakt zu einer weiteren fesselnden Trilogie. Im Zentrum der Reihe steht die historische Figur des Woiwoden Vlad Draculea – durch Bram Stoker weltbekannt als Graf Dracula. Es ist jedoch keine Geschichte über Vampire, sondern ein spannender Historien-Thriller über den gefürchteten Fürsten der Walachei. Der zweite Band, "Das Reich des Teufelsfürsten", erscheint im Frühjahr 2014, gefolgt von "Das Ende des Teufelsfürsten", dem Abschluss der Reihe. Silvia Stolzenburg arbeitet als freiberufliche Englischdozentin und Übersetzerin, sie lebt mit ihrem Mann auf der Schwäbischen Alb.



    Website der Autorin:


    http://www.silvia-stolzenburg.de/



    Meinung zum Buch:


    Erdine, Februar 1447. Der junge Vlad und sein jüngerer Bruder Radu leben als Geiseln am osmanischen Sultanshof. Während Vlad gegen die dort herrschenden Verhältnisse und Bedingungen ankämpft, fügt sich sein Bruder in sein Schicksal. Vlad wird für jede auch noch so kleine Verfehlung hart bestraft und mit jeder neuen Narbe wächst sein Hass, vor allem auf den Prinzen Mehmet.


    Als er dem Tod näher als dem Leben ist, fügt er sich zum Schein. Sein Gebaren wird mit Wohlwollen angenommen und man lässt ihm die Ehre einer umfassenden Kriegsausbildung zukommen. Schneller als gedacht, kann er sein Können in einer Schlacht unter Beweis stellen. Obwohl in der Krieg und seine Schrecken anwidern, beißt er sich durch und erntet Anerkennung und Respekt.


    Zeitgleich in Ulm wird Zehra von einem Schrei geweckt. Ihr Vater Karl von Katzenstein wird tot in seinem Bett gefunden. Doch er starb keines natürlichen Todes. Schnell fällt der Verdacht auf seine Tochter Zehra. In einem Prozess wird sie als Mörderin und Hexe denunziert und aus Ulm verbannt. Ihr Bruder Utz will das so nicht hinnehmen und will mit allen Mitteln ihre Unschuld beweisen.


    Als sich Zehra vor den Stadttoren wieder findet, wird sie gleich von mehreren Männern verfolgt, die ihren Spaß mit ihr haben möchten. Auf ihrer Flucht verunglückt Zehra. Vor den Toren Ulms lagernde Zigeuner finden sie, nehmen sie mit und pflegen sie gesund. Doch sie lassen Zehra nicht gehen. Erst muss sie ihre Schuld begleichen. Doch womit?


    Utz sucht seine Schwester, kann sie jedoch nicht mehr finden. Aber das ist nicht seine einzige Sorge, denn kaum wieder zurück in Ulm, wird ihm mitgeteilt, dass sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt und eingefroren wurde. Jemand erhebt Anspruch drauf. Utz steht vor den Trümmern seines jungen Lebens und weiß nicht recht, wo er anfangen soll zu kämpfen.


    Wie man der Kurzbeschreibung schon entnehmen kann, gibt es im Wesentlichen zwei Handlungsstränge, wobei sich der Strang um die Familie von Katzenstein noch einmal weiter aufsplittert.Im letzten Drittel des Buches kreuzen sich die Stränge und ergeben ein neues Bild, welches dann im folgenden Buch fortgeführt wird.


    Vlad Dracuela ist vielen Dank Bram Stoker als blutrünstiger Vampir bekannt. In diesem Buch begegnet der Leser allerdings der historischen Person und seiner Lebensgeschichte. Die Autorin hat das Leben von Vlad soweit es möglich war rekonstruiert und einen Roman daraus gemacht. Dabei kommen keineswegs nur historisch belegbare Personen, sondern auch fiktive, vor. Diese jedoch fügen sich so geschickt in die Geschichte ein, dass sie unentbehrlich werden und man nicht an ihnen zweifelt.


    Vlad wird als junger Fürstensohn an den osmanischen Sultanshof geschickt. Er dient als Geisel und stößt mit seiner sturen Natur auf heftigen Widerstand. Immer wieder wird er gezüchtigt. Das Narbengebilde auf seinem Rücken wächst ebenso wie sein Hass auf Prinz Mehmet, den er als seinen Hauptwidersacher ansieht. Dieser benutzt und entfremdet auch seinen kleineren Bruder, was die Wut auf den Prinzen in Vlad weiter anstachelt. Obwohl er es nicht möchte, fügt sich Vlad in sein Schicksal und erhält eine Kriegsausbildung. Als er in einen Grenzkrieg geschickt wird, muss er sich beweisen.


    Man spürt deutlich, wie Vlad gegen das sinnlose Morden ist und sein innerer Kampf, einerseits nicht mitzumachen und andererseits nicht wieder aus der Reihe zu tanzen. Er fängt an, selbst unschuldige Menschen, auch Frauen und Kinder, zu töten. Kommt mit seinem Gewissen aber nur schwer klar. Als sie dann einen Priester gefangen nehmen, versucht Vlad alles, dass dieser am Leben bleibt. Allabendlich legt er daraufhin bei dem Priester die Beichte ab.


    Sein Innerstes wird noch weiter zerrissen, als man ihn mit den Foltermethoden vertraut macht und ausbildet. Fortan soll er Gefangene foltern und so an Informationen kommen. Vlad fängt an, abzustumpfen und sein Herz wird zu Stein.


    Dieser Kampf von Vlad wird sehr verständlich, bildhaft und nachvollziehbar von der Autorin beschrieben. Man spürt regelrecht den inneren Kampf von Vlad und man kann sich nur schwer vorstellen, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.


    Die Autorin zeichnet den Lebensweg von Vlad nach und auch, wie er zu seinem Ruf als blutrünstiger Mann gekommen ist.


    Aber auch Zehra kommt in der Geschichte wie auch ihr Bruder nicht zu kurz. Die Autorin erweckt auch die von Katzenstein zum Leben und haucht ihnen verschiedene Charaktereigenschaften ein, die sie dem Leser näherbringen. So kann man mit Zehra hoffen und bangen und mit Utz um den Besitz und die Ehre der Schwester kämpfen.


    Das Cover ist thematisch passen. Der düstere Hintergrund und der Mann im Vordergrund passen zur Geschichte und zu Vlad. Am Anfang und Ende des Buches findet man eine Karte von Europa des 15. Jahrhunderts, in der die wichtigsten Stationen von Vlad und Zehra eingezeichnet sind. In einer Vorbemerkung macht die Autorin noch einmal deutlich, dass das Buch kein Vampirroman ist. Das Namensverzeichnis vor Beginn der Geschichte gibt einen Überblick über alle im Buch vorkommenden Personen, wobei die historisch belegbaren kursiv gedruckt sind. Ein Vorwort stimmt den Leser auf die Geschichte und die Epoche ein. Mit 71 Kapitel und einem Epilog geht die Geschichte von Februar 1447 bis Dezember 1448. In einem Nachwort gibt die Autorin noch einen Einblick zu Wahrheit und Fiktion und endet mit Dankesworten. Eine umfassende Bibliographie sowie ein Lesebändchen runden den positiven Eindruck des Buches ab. Bei manchen Begriffen hätte ich mir zwar einen Glossar gewünscht, doch gab der Kontext in den meisten Fällen Aufschluss.


    Die Autorin hat sehr gründlich zur Thematik recherchiert und sich Gedanken zum Leben von Vlad gemacht. Dies wird beim Lesen sehr schnell deutlich. Schlachten oder Folterszenen sind so detailliert beschrieben, dass man Vlads Gefühle sehr gut nachvollziehen kann. Auch Zehras Ängste und ihre immer wieder aufkeimende Hoffnung ist für den Leser deutlich spürbar.


    Die Protagonisten werden nach und nach in die Geschichte eingeführt und man lernt sie sukzessive im Verlauf kennen. Bleiben sie zu Beginn etwas farblos, werden sie mit Fortschreiten der Geschichte farblicher und nehmen Gestalt an. Gegen Ende sind sie dem Leser als gute Freunde ans Herz gewachsen.


    Die Geschichte beinhaltet viele Wendungen und Spannungspunkte. Einen Querverweis zur Ulm-Trilogie weckt Neugierde, da dort die Vorgeschichte der Familie von Katzenstein beschrieben wird. Für das Verständnis dieser Reihe ist eine Kenntnis der Ulm-Trilogie aber nicht zwingend notwendig. Das Ende zeigt nur ein Teilende auf, so dass man eigentlich sofort weiterlesen möchte. Doch dazu muss man sich bis zum Frühjahr 2014 erst mal gedulden.


    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Als Leser ist man immer am überlegen, wie es weiter geht bzw. was es mit den einzelnen Protagonisten auf sich hat, wie sie in Bezug einander stehen und wie Zehra und Vlad wohl zusammen finden werden. So verfliegen die Seiten und ehe man es sich versieht, muss man ins 21. Jahrhundert zurückkehren.



    Fazit:


    Ein neuer Blick auf den berüchtigten Grafen Darculea, der den Leser fesselt und hungrig zurück lässt. Ich freue mich schon sehr auf eine baldige Fortsetzung.



    Buchreihe:


    1. Der Teufelsfürst
    2. Das Reich des Teufelsfürsten (Frühjahr 2014)
    3. Das Ende des Teufelsfürsten



    Ulm-Trilogie:


    1. Die Launen des Teufels
    2. Das Erbe der Gräfin
    3. Die Heilerin des Sultans

  • Endlich ist er da, der Auftakt zur neuen Trilogie von Silvia Stolzenburg. Diesmal hat sie sich das Leben von Vlad Draculea, dem Fürsten der Walachei, vorgenommen. Wer hier eine Vampirstory erwartet, sollte aber vorher nochmal die Buchbeschreibung lesen, es handelt sich um einen historischen Roman gänzlich ohne Blutsauger! Blutig und grausam wird es aber dennoch, die Geschichte setzt 1447 ein. Der junge Vlad und sein kleiner Bruder Radu sind Geiseln am Osmanischen Hof des Sultans und vor allem Radu wird durch den Prinzen Mehmet schwer gequält und misshandelt. Vlad setzt sich mit aller Kraft für seinen geliebten kleinen Bruder ein, doch dies bringt ihm nur Folter und Kerker ein. Sein Hass wird grenzenlos, aber Vlad lässt sich nicht brechen.


    Parallel zu Vlads Geschichte spielt ein großes Teil des Buches in Ulm. Die aus der Ulm-Trilogie bereits bekannte Familie von Katzenstein steht hier im Vordergrund. Als der Vater stirbt und seine Tochter Zehra des Mordes und der Hexerei beschuldigt wird, bricht die Händlerfamilie auseinander, nur Sohn Utz bleibt übrig und kämpft um die Fortführung seines Geschäfts und die Rettung seiner Schwester, die aus der Stadt verbannt wurde. Ein anderer Zweig der Katzensteins um die alte Helwig wittert nun die jahrelang erwartete Gelegenheit, sich das Vermögen der Verwandten einzuverleiben. Und hierfür schreckt die unheimliche Helwig zum Entsetzen ihrer Enkelin Sophia vor nichts zurück.


    Mir war vor Beginn der Lektüre nicht klar, dass ein so großer Teil der Geschichte gar nichts mit Vlad Draculea zu tun haben würde, sondern in Ulm spielt. Die beiden Handlungsstränge laufen lange Zeit parallel und erst am Ende zeigt sich die Verknüpfung. Es war aber auch gut so, denn die Handlung um Vlad ist streckenweise so grausam und beinahe unerträglich brutal, dass ich immer wieder ganz froh war, wenn sie unterbrochen wurde und es mit den Katzensteins weiterging.


    Auch wenn Vlad nur eine der Hauptrollen dieses Buches spielt, gelingt es der Autorin dennoch sehr gut, seine Entwicklung und seinen Werdegang schlüssig und nachvollziehbar zu schildern. Obwohl man als Leser weiß, was für ein Monster später aus ihm wird, hat man hier doch vor allem Mitgefühl für den gequälten jungen Mann, den die Umstände zu dem gemacht haben, was später aus ihm wurde.


    „Der Teufelsfürst“ ist der Auftakt zu einer Trilogie und ich bin bereits sehr gespannt, wie sich Vlads Geschichte weiterentwickeln wird. Teil 2 „Das Reich des Teufelsfürsten“ soll im Frühjahr 2014 erscheinen.

  • Der junge Vlad Draculea, Sohn des Woiwoden der Walachei. lebt zusammen mit seinem jüngeren Bruder Radu als Geisel am osmanischen Hof in Edirne. Im Bemühen, Radu zu schützen, bringt er sich selbst in gefährliche Situationen und wird des Öfteren brutal bestraft. Schließlich lernt er, sich zu beherrschen, wodurch sich sein Leben extrem ändert.


    In Ulm sieht sich derweil Zehra von Katzenstein als Hexe und Vatermörderin diffamiert und wird schließlich aus der Stadt verbannt. Außerhalb der Stadt gerät sie schnell in tödliche Gefahr und landet bei einer Sinti-Sippe, die sie mit auf eine Reise durch halb Europa nimmt.


    Wer, wie ich, eine Art Romanbiografie über Vlad Daculea, der eine Art Vorbild für Bram Stokers „Dracula“ (aber natürlich kein Vampir) war ,erwartet, wird zunächst etwas enttäuscht sein, den Vlad taucht gerade zu Beginn des Romans nur sehr sporadisch auf. Später nimmt er eine größere Rolle ein, jedoch ist das Geschehen in und um Ulm und die Geschichte Zehras deutlich präsenter als seine Geschichte. Das liegt, laut Autorin, daran, dass seine frühe Geschichte nicht so bekannt ist, wie seine späteren Jahre, so dass wir wohl zumindest davon ausgehen können, dass die nächsten beiden Bände der geplanten Trilogie deutlich mehr über ihn erzählen werden.


    Silvia Stolzenburg erzählt in gewohnt flüssigem und gut recherchiertem Stil zwei verschiedene Geschichten, die beide ihre eigene Art Spannung haben, die aber weit von einander entfernt zu sein scheinen. Lange Zeit fragt man sich, ob und wie die beiden Storylines sich treffen werden, und gegen Ende des Buches wird das dann durchaus zufriedenstellend gelöst. Durch die kurzen Kapitel und die Perspektivenwechsel wird zusätzlich Spannung aufgebaut.


    Die Charaktere sind interessant gestaltet, vor allem an ihren Emotionen lässt die Autorin uns dezidiert teilhaben, selten habe ich in einem Buch so mitgelitten wie hier mit Zehra, Vlad, Sophia, Utz und Ulrich von Helfenstein. Vor allem Vlads Leiden sind sehr eindringlich dargestellt. Überhaupt beinhalten die Szenen um Vlad teilweise sehr explizite Gewalt, die sich aber aus dem Kontext ergibt und diesen Szenen durchaus auch Authentizität verleiht, und auch wenn diese Szenen historisch nicht belegt sind, kann man sich gut vorstellen, dass es so gewesen sein könnte und sie eine Erklärung für den späteren Vlad liefern könnten.


    Der Roman baut teilweise auf der Ulm-Trilogie der Autorin auf, die ich noch nicht gelesen habe. Ich glaube, dass ich zum Teil ein tieferes Verständnis für die eine oder andere Person gehabt hätte, hätte ich die Bücher gekannt, z. B für Helwig von Katzenstein, die eine einfach nur abgrundtief böse Frau, deren Geschichte aber offenbar mit den Geschehnissen der Ulm-Trilogie verbunden ist oder auch Zehras Auren-Sehen, das ich in dieser Geschichte hier überhaupt nicht zuordnen konnte und auch unnötig fand, das aber möglicherweise etwas aufnimmt, dass man aus der o. g. Trilogie kennt. Ein bisschen schade, da hätte der eine oder andere Querverweis vielleicht nicht geschadet.


    Mein Lieblingscharakter ist, neben Vlad, ganz eindeutig Utz, Zehras Bruder, der seine Probleme trotz seiner Jugend sehr gut gemeistert hat. Auch Ulrich von Helfenstein ist ein sehr interessanter Charakter, von dem man nie weiß, ob er nun eher gut oder eher böse ist. Zehra dagegen bleibt etwas blass, was schade ist, ist sie doch eine der wichtigsten Charaktere. Leider wurden auch die Sinti nicht besonders tiefgehend gestaltet, da hätte ich gerne mehr über ihren Hintergrund erfahren, so schienen sie eher eine Art Alibifunktion für Zehras Reise zu haben.


    Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch hier einige Extras. Die Buchdeckel-Innenseiten schmückt eine Karte, mit der man nicht nur Zehras Reise verfolgen sondern sich auch Vlads aktuellen Standort vergegenwärtigen kann, auch das Namensverzeichnis ist sehr nützlich, hier sieht man u. a. auf den ersten Blick, welche Charaktere historische Persönlichkeiten sind und welche rein fiktiv. Weiterhin wird schon im Prolog, wie von der Autorin gewohnt, die damaligen historischen Gegebenheiten zusammengefasst, zudem gibt es ein Nachwort, in dem Silvia Stolzenburg uns über Fiktion und Fakten aufklärt sowie eine Bibliographie.


    Insgesamt habe ich den Roman gerne gelesen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung, denn ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

  • Seit der irische Autor Bram Stoker Ende des 19. Jahrhunderts sein Buch über Graf Dracula veröffentlichte, verbinden Leser diesen Namen mit dem bekanntesten Vampir in der Literatur. Dass der zweitälteste Sohn des Woiwoden der Walachei eine gänzlich andere Lebensgeschichte hatte, verdrängt man dabei vollkommen. Der Teufelsfürst von Silvia Stolzenburg ist der Auftakt einer Trilogie um den vermeintlichen Fürsten der Finsternis lässt einen detaillierteren Blickwinkel zu, von dem man den Menschen hinter dem Namen Draculea erkennen kann. Der mit seinem jüngeren Bruder Radu als Geißel von Sultan Murad II. gefangen gehaltene 16-jährige musste Folter und Missbrauch über sich ergehen lassen. Während sich Radu mit der Zeit den Bedingungen des Sultans fügte, um seine Qualen zu mindern, unterwarf sich Vlad nur scheinbar. Seine innere Zerrissenheit gipfelte in der Schlacht gegen die Feinde der Osmanen, in der er als Mitglied des Drachenordens eigentlich Widerstand gegen die Türken leisten müsste. Diese Erfahrungen prägen den jungen Mann. Sein Hass gegen Mehmet wird immer größer, bis er nach dem Tod seines Vaters als Woiwode in seine Heimat zurückkehren darf.


    Silvia Stolzenburg verbindet in diese historisch belegte Biografie mit der fiktiven Geschichte um die Familie von Katzenstein. Die Ulmer Kaufmannstochter Zehra, deren Familie bereits aus der Trilogie um das Ulmer Münster bekannt ist, muss sich gegen den Vorwurf, ihren Vater ermordet zu haben und eine Hexe zu sein, zur Wehr setzen. Ihr Bruder Utz versucht alles, um die Verbannung gegen seine Schwester zu verhindern. Doch mehrere Falschaussagen führen zur Verurteilung. Utz verhilft Zehra nach der Folter zur Flucht und sie erreicht mit letzter Kraft eine Gruppe der Sinti. Das heilkundige Wissen des fahrenden Volks lässt sie genesen. Als Zehra nun wieder ihren eigenen Weg gehen will, verlangt Sintifürst Michel eine Gegenleistung von ihr. Zehra arbeitet ihre Schulden als Schreiberin ab und reist so mit dem Volk nach Transsilvanien. Geschickt wird auch hier der Spannungsbogen gezogen, weil Utz stets ein Quäntchen zu spät von Zehras Aufenthaltsort erfährt.


    Die beiden Handlungsstränge scheinen komplett voneinander gelöst, fast wie in einer anderen Welt spielend. Doch die Schicksale der beiden Hauptfiguren ziehen sich dennoch stets an, um sich in einer erst spät zu erahnenden Art zu verbinden. Die Szenen im Ulm des 15. Jahrhunderts ist geprägt von Kaufleuten, Rittern und der täglichen Arbeit zum Lebenserhalt. Die Würze gibt hier die Intrige zwischen den Handelsfamilien von Katzenstein. Nicht nur die Gutgläubigkeit und Ahnungslosigkeit von Zehra und ihrer Familie lassen sofort Empathie aufkommen. Die ungerechte Behandlung schreit förmlich zum Himmel und man möchte dem armen Mädchen umgehend helfen.


    Diese fiktiven Abschnitte wechseln sich mit den detailliert recherchierten Szenen im fernen Osmanischen Reich ab. Sie wirken trotz der teilweise recht groben Behandlung von Zehra ausgleichend zu den äußerst anschaulich geschilderten Kriegs- und Folterszenen, denen Vlad ausgesetzt ist. Gerade bei den Folterungen durch Pfähle bekommt der Leser eine Ahnung, wodurch Bram Stoker inspiriert wurde. Die relativ kurzen Kapitel ermöglichen rasch wechselnde Perspektiven auf die Schauplätze, lassen aber auch immer wieder Verschnaufpausen zu. Die Autorin versteht es, die Geschehnisse so zu schildern, dass ein farbenprächtiges Bild entsteht und man fast meint, die jeweiligen Klimawechsel zu spüren. Ebenso authentisch und glaubhaft werden die Charaktere gezeichnet. Selbst nur kurz erscheinende Nebenfiguren haben genügend Tiefe und einen Wiedererkennungswert. Ihre Handlungen berühren damit auch die Leser und vereinfachen das Einfühlen in diese vergangene Zeit.


    Brutalität und Liebe gehören in Stolzenburgs Büchern offenbar untrennbar zusammen und machen sie zu spannenden historischen Schmökern mit Anspruch. Die Ausstattung des Hardcovers erfüllt ebenfalls sämtliche Wünsche. Der passend gestaltete Umschlag mit dem Konterfei des Fürsten, das Lesebändchen, ein Personenregister und eine Karte der Landesgrenzen der damaligen Zeit runden das Leseerlebnis ab. Dieser erste Band wird im Frühjahr 2014 mit Im Reich des Teufelsfürsten fortgesetzt.

  • Beinahe hätte ich das Buch wieder aus der Hand gelegt, weil mich die Geschichte der Ulmer Kaufmannsfamilie Katzenstein mal so grad gar nicht interessiert hat. Zu meinem Glück bin ich aber über die ersten Seiten hinausgekommen. Kunstvoll und mit viel Liebe zum Detail baut Silvia Stoltenberg ihre Geschichte in fünf Handlungssträngen auf. Fast jedes schwere Verbrechen und jede Gemeinheit wird verarbeitet: Mord, Meineid, Vergewaltigung, Intrigen oder Betrug. Die Figuren im Roman sind klar und präzise beschrieben. Die Charaktere von Vlad, Zehra und Utz entwickeln sich im Laufe der Geschichte besonders stark: Vlad wird vom fürsorglichen Bruder zum personifizierten Hass, Zehra von der behüteten Kaufmannstochter zur erwachsenen jungen Frau und Utz vom eingebildeten Bengel zum erwachsenen Kaufmann. Die komplexe Geschichte und die lebendige Beschreibung der Handlung machen den Reiz des Buches aus.


    Silvia Stolzenburg schont ihre Leser nicht. Das Buch ist nichts für Zart-Besaitete. Die Folterszenen und Morde an der Albanischen Bevölkerung werden im Detail und sehr kenntnisreich dargestellt.


    Das Buch hält sich eng an geschichtliche Zusammenhänge. Ich fand es daher sehr hilfreich, bei Wikipedia oder in anderen Büchern etwas über das Osmanische Reich, Vlad Draculea oder gar das Fehde-Recht nachzulesen.

    Sieben Stunden waren's immer - jetzt nimmer

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  • 1447: Der junge Vlad Draculea und sein jüngerer Bruder Radu befinden sich in türkischer Gefangenschaft und gehen dort durch die Hölle. Zur gleichen Zeit muss die 14-jährige Zehra in Ulm sich vor Gericht verantworten. Sie soll eine Hexe sein und ihren Vater getötet haben. Nur ihr Bruder Utz steht zu ihr.


    Mein Leseeindruck:


    Auch dieser Historische Roman von Silvia Stolzenburg hat mich wieder begeistern und überzeugen können. Die Handlung ist spannend und mitreissend, allerdings auch sehr düster. Sowohl Vlad und Radu, als auch die junge Zehra müssen sehr viel Leid erdulden.


    Es gibt einige Szenen, in denen Vlad das Pfählen erlernen muss. Das ist zwar sehr authentisch, aber auch sehr grausam beschrieben. Das war fast ein wenig zu viel für mich, obwohl ich eigentlich nicht so zimperlich bin. Aber andererseits gehören diese Szenen auch einfach zur Geschichte dazu, denn so ist es authentischer und nachvollziehbarer, wie Vlad sich letztendlich zu dem Menschen, der er war, entwickelt hat.


    Es gibt zunächst drei verschiedene Handlungsstränge, die sich im Laufe der Geschichte immer mehr verbinden. Da sind Vlad und Radu, dann sind da Zehra und ihr Bruder Utz, und als dritten Handlungsstrang geht es um Sophia, ihren Vater und ihre Großmutter. Auch dieser Handlungsstrang ist sehr spannend und interessant.


    Obwohl die Geschichte so düster, zum Teil brutal und auch traurig ist, hat sie mich sehr fasziniert. Man merkt, dass die Autorin wieder sehr gut recherchiert hat; die Geschichte wird lebendig. Auch das Thema finde ich sehr interessant - bisher war mit "Dracula" eher als Vampir bekannt. Ihm hier als "echtem Menschen" zu begegnen, war sehr spannend und aufschlussreich. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung dieses Romans!

  • Hmmm, ich weiß nicht so recht.
    Ich fand das Buch irgendwie wie eine kleine Mogelpackung.
    Wenn man den Klappentext liest und natürlich sich auch das Cover anschaut, geht man eigentlich davon aus, dass man ein Buch über Vlad Draculea zu lesen bekommt.


    Er ist aber in diesem Buch nicht viel mehr als eine Randfigur. Wenn es hoch kommt, geht es in dem Buch vielleicht zu 15 - 20 % um ihn. Fand ich jetzt nicht so schön und die Geschichte der Zehra Katzenstein hat mich jetzt auch nicht so gepackt.


    Man wartet in dem Buch eigentlich immer darauf, dass die Geschichte von Zehra Katzenstein mit der von Draculea irgendwann verwoben wird. Passiert dann auch, aber dann ist das Buch auch schon zu Ende.


    Habe ich es übrigens richtig gelesen, dass eigentlich eine Trilogie geplant war?
    So wie ich es jetzt lese, sind ja nur die beiden Bücher erschienen, richtig? (Hab Teil zwei noch nicht gelesen, und weiß daher nicht, ob es damit abgeschlossen ist)

  • Im 15. Jahrhundert leben die beiden jüngeren Söhne des Fürsten der Walachei, Vlad Dracul II., als Gefangene des Sultans am osmanischen Hof in Edirne. Der sechszehnjährige Vlad Dracul und sein elfjähriger Bruder Radu müssen viel Grausames einstecken. Vlad versucht Radu zu schützen, so gut er kann, und wird dafür bestraft. Doch er strebt nach Freiheit und seine Rachegelüste helfen ihm dabei, alles zu überstehen. Dabei steht er trotz der Widrigkeiten sehr lange zu seinem christlichen Glauben.

    Daneben gibt es noch einen Handlungsstrang, der in Ulm spielt und sich um die junge Zehra von Katzenstein dreht, die beschuldigt wird, Vatermörderin und Hexe zu sein. Sie wird aus der Stadt verbannt. Ihr Bruder Utz sucht sie, doch sie reist mit einer Sinti-Gruppe umher.

    „Der Teufelsfürst“ ist der erste Teil einer Triologie über die historische Person Vlad Draculea, den die meisten nur aus dem Vampirroman Graf Dracula kennen.

    Der Schreibstil ist einfach mitreißend und die Geschichte um Vlad sehr spannend. Der Ulmer Teil nimmt allerdings die Hauptrolle ein und ist zwar interessant, aber auch ein wenig zu ausgebreitet.

    Vlad ist eine starke Persönlichkeit, die nicht aufgibt. Er nimmt einiges auf sich, um den Bruder zu schützen. Aber erst als er sich nach außen hin anpasst, geht es ihm besser. Aber was er am Hof des Sultans erlebt hat, prägt ihn auch für sein weiteres Leben. Er wird ein grausamer Fürst. Zehra hat mir leidgetan, Sie wird von missgünstigen Verwandten beschuldigt. Nach ihrer Verbannung hat sie auch einiges auszustehen. Doch dann wird sie von Den Sintis gesund gepflegt und muss mit ihnen ziehen. Sie steht unter Schutz und ist gleichzeitig eine Gefangene

    Vlads Geschichte ist erst in späteren Jahren belegt, seine Kindheit und Jungend wird in diesem Buch von der Autorin ausgeschmückt.

    Es ist eine spannende Geschichte mit interessanten Persönlichkeiten, die aber auch grausam und blutig ist. Mir hat das Buch gut gefallen und ich möchte auch unbedingt die Folgebände lesen.


    4/5

  • ASIN: B00HDPRQ8O


    Die Autorin (Amazon)

    Silvia Stolzenburg, Jahrgang 1974, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Tübingen. Im Jahr 2006 erfolgte die Promotion über zeitgenössische Bestseller mit Abschluss Dr. phil. Ihr Debüt feierte die Autorin im Herbst 2010 mit dem Historienroman "Die Launen des Teufels", dem ersten Band ihrer Ulm-Trilogie.


    "Der Teufelsfürst" bildet den Auftakt zu einem weiteren fesselnden Zweiteiler. Im Zentrum der Reihe steht die historische Figur des Woiwoden Vlad Draculea – durch Bram Stoker weltbekannt als Graf Dracula. Es ist jedoch keine Geschichte über Vampire, sondern ein spannender Historien-Thriller über den gefürchteten Fürsten der Walachei. Der zweite Band, "Das Reich des Teufelsfürsten", erscheint im Sommer 2014.


    Silvia Stolzenburg arbeitet als freiberufliche Englischdozentin und Übersetzerin, sie lebt mit ihrem Mann auf der Schwäbischen Alb.

    Produktinformation (Amazon)

    · Format: Kindle Edition

    · Dateigröße: 2721 KB

    · Seitenzahl der Print-Ausgabe: 400 Seiten

    · Verlag: Bookspot Verlag; Auflage: 1 (17. Dezember 2013)

    · Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

    · Sprache: Deutsch

    ASIN: B00HDPRQ8O


    Interessanter Roman mit Längen

    Etwa im Jahr 1430 flammte der Hexenwahn im Westen Europas auf…

    In Ulm wird Zehra von Katzenstein der Hexerei beschuldigt, und ihren Vater ermordet zu haben… Denn sie hat ein Hexenmal am Körper…

    Zwei Söhne des Fürsten der Walachei – Vlad Daculea und Radu - werden am Hof des Sultans des Osmanischen Reiches als Geiseln festgehalten…

    Rad u wird vom Sohn des Fürsten benutzt…

    Vlad will einen Ausweg finden seinen Bruder aus dessen Klauen befreiten und ihn beschützen…

    Zehra Strafe war die Verbannung aus Ulm und landete bei dem Zigeunern, die ihr vorher das Leben gerettet hatten…

    Und dann gibt es da noch die anderen Katzensteiner, die Utz von Katzenstein um seinen Besitz erleichtern wollen…

    Wieso flammt der Hexenwahn auf? Was kennzeichnete eine Hexe angeblich? Wer hat Zehras Vater wirklich ermordet? Zehra doch bestimmt nicht, oder? Wo hat Zehra ein Hexenmal? Warum werden die Söhne des Fürsten am Hof im Osmanischen Reich festgehalten? Inwiefern benutzt Mehmet der Sohn des Sultans Radu? Wie will Vlad einen Ausweg finden? Wie will er es schaffen, seinen Bruder zu befreien? Warum landete Zehra bei den Zigeunern? Inwiefern habe sie ihr das Leben gerettet? Was hat es mit diesem Katzensteiner auf sich, der Utz das Leben schwermacht? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich ganz gut lesen. Jedoch war ich etwas enttäuscht, denn ich bin von Silvia Stolzenburg – also was ich bisher von ihr gelesen habe – mehr Schwung gewohnt. Es war für mich einfach nicht spannend genug. Es war nicht das Hin und Her zwischen osmanischem Reich und Westeuropa, das hat mich nicht gestört. Aber das Buch hatte doch erhebliche Längen und wurde für mich erst etwa im letzten Viertel wirklich richtig spannend. Nicht, dass es uninteressant gewesen wäre, denn vieles was die Autorin über die Söhne des walachischen Fürsten schrieb, war durchaus auch spannend, aber eben langgezogen. Vlad hatte doch seinen Bruder gekannt, er war ja eigentlich noch ein Kind, und wenn so jemand gefoltert wird und zu etwas gezwungen wird, dann wird er eines Tages wohl gebrochen. Was mir jedoch gefallen hat, ich allerdings bei einem historischen Roman als selbstverständlich empfinde, es aber nicht überall ist, ist, dass es ein Personenregister gab. In diesem war dann auch kenntlich gemacht, welche Personen historisch belegt sind. Insgesamt hat mir der Roman aber trotzdem gut gefallen und da ich keine halben Sterne vergebe, weil das nicht überall möglich ist, und eben dann doch eher zu vier tendiere, gebe ich diesem Buch vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.