Kurzbeschreibung:
Edirne 1447: Die Söhne von Vlad Dracul II., dem Fürsten der Walachei, befinden sich in türkischer Gefangenschaft. Als Geiseln am Sultanshof in Edirne gehen sie durch die Hölle. Vor allem der ältere der beiden, der sechszehnjährige Vlad Draculea, wird für seinen Stolz und seinen Trotz mit harten Züchtigungen bestraft. Ohnmächtig muss er dabei zusehen, wie der sinnesfreudige osmanische Prinz Mehmed seinem jüngeren Bruder nachstellt. Mit jedem Tag, den Vlad als Gefangener am Sultanshof verbringt, wächst sein Hass auf die Osmanen. Er träumt von Flucht und sinnt auf Rache für all die Demütigungen.
Während Vlad Draculea am Hof in Edirne Fluchtpläne schmiedet, muss die vierzehnjährige Zehra von Katzenstein sich in Ulm vor Gericht verantworten. Sie wird beschuldigt, den eigenen Vater vergiftet zu haben. Falsche Zeugen beschwören ihre Täterschaft, sodass man sie für immer aus ihrer Heimatstadt verbannt. Mittellos, verzweifelt und ohne Schutz muss sie sich den Gefahren stellen, welche vor den Stadttoren lauern. Sie flieht in das von Kriegswirren erschütterte Ungarn, wo sie schon bald eine folgenschwere Entscheidung fällen muss.
Über die Autorin:
Silvia Stolzenburg, Jahrgang 1974, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Tübingen. Im Jahr 2006 erfolgte die Promotion über zeitgenössische Bestseller mit Abschluss Dr. phil. Ihr Debüt feierte die Autorin im Herbst 2010 mit dem Historienroman "Die Launen des Teufels", dem ersten Band ihrer Ulm-Trilogie. "Der Teufelsfürst" bildet den Auftakt zu einer weiteren fesselnden Trilogie. Im Zentrum der Reihe steht die historische Figur des Woiwoden Vlad Draculea – durch Bram Stoker weltbekannt als Graf Dracula. Es ist jedoch keine Geschichte über Vampire, sondern ein spannender Historien-Thriller über den gefürchteten Fürsten der Walachei. Der zweite Band, "Das Reich des Teufelsfürsten", erscheint im Frühjahr 2014, gefolgt von "Das Ende des Teufelsfürsten", dem Abschluss der Reihe. Silvia Stolzenburg arbeitet als freiberufliche Englischdozentin und Übersetzerin, sie lebt mit ihrem Mann auf der Schwäbischen Alb.
Website der Autorin:
http://www.silvia-stolzenburg.de/
Meinung zum Buch:
Erdine, Februar 1447. Der junge Vlad und sein jüngerer Bruder Radu leben als Geiseln am osmanischen Sultanshof. Während Vlad gegen die dort herrschenden Verhältnisse und Bedingungen ankämpft, fügt sich sein Bruder in sein Schicksal. Vlad wird für jede auch noch so kleine Verfehlung hart bestraft und mit jeder neuen Narbe wächst sein Hass, vor allem auf den Prinzen Mehmet.
Als er dem Tod näher als dem Leben ist, fügt er sich zum Schein. Sein Gebaren wird mit Wohlwollen angenommen und man lässt ihm die Ehre einer umfassenden Kriegsausbildung zukommen. Schneller als gedacht, kann er sein Können in einer Schlacht unter Beweis stellen. Obwohl in der Krieg und seine Schrecken anwidern, beißt er sich durch und erntet Anerkennung und Respekt.
Zeitgleich in Ulm wird Zehra von einem Schrei geweckt. Ihr Vater Karl von Katzenstein wird tot in seinem Bett gefunden. Doch er starb keines natürlichen Todes. Schnell fällt der Verdacht auf seine Tochter Zehra. In einem Prozess wird sie als Mörderin und Hexe denunziert und aus Ulm verbannt. Ihr Bruder Utz will das so nicht hinnehmen und will mit allen Mitteln ihre Unschuld beweisen.
Als sich Zehra vor den Stadttoren wieder findet, wird sie gleich von mehreren Männern verfolgt, die ihren Spaß mit ihr haben möchten. Auf ihrer Flucht verunglückt Zehra. Vor den Toren Ulms lagernde Zigeuner finden sie, nehmen sie mit und pflegen sie gesund. Doch sie lassen Zehra nicht gehen. Erst muss sie ihre Schuld begleichen. Doch womit?
Utz sucht seine Schwester, kann sie jedoch nicht mehr finden. Aber das ist nicht seine einzige Sorge, denn kaum wieder zurück in Ulm, wird ihm mitgeteilt, dass sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt und eingefroren wurde. Jemand erhebt Anspruch drauf. Utz steht vor den Trümmern seines jungen Lebens und weiß nicht recht, wo er anfangen soll zu kämpfen.
Wie man der Kurzbeschreibung schon entnehmen kann, gibt es im Wesentlichen zwei Handlungsstränge, wobei sich der Strang um die Familie von Katzenstein noch einmal weiter aufsplittert.Im letzten Drittel des Buches kreuzen sich die Stränge und ergeben ein neues Bild, welches dann im folgenden Buch fortgeführt wird.
Vlad Dracuela ist vielen Dank Bram Stoker als blutrünstiger Vampir bekannt. In diesem Buch begegnet der Leser allerdings der historischen Person und seiner Lebensgeschichte. Die Autorin hat das Leben von Vlad soweit es möglich war rekonstruiert und einen Roman daraus gemacht. Dabei kommen keineswegs nur historisch belegbare Personen, sondern auch fiktive, vor. Diese jedoch fügen sich so geschickt in die Geschichte ein, dass sie unentbehrlich werden und man nicht an ihnen zweifelt.
Vlad wird als junger Fürstensohn an den osmanischen Sultanshof geschickt. Er dient als Geisel und stößt mit seiner sturen Natur auf heftigen Widerstand. Immer wieder wird er gezüchtigt. Das Narbengebilde auf seinem Rücken wächst ebenso wie sein Hass auf Prinz Mehmet, den er als seinen Hauptwidersacher ansieht. Dieser benutzt und entfremdet auch seinen kleineren Bruder, was die Wut auf den Prinzen in Vlad weiter anstachelt. Obwohl er es nicht möchte, fügt sich Vlad in sein Schicksal und erhält eine Kriegsausbildung. Als er in einen Grenzkrieg geschickt wird, muss er sich beweisen.
Man spürt deutlich, wie Vlad gegen das sinnlose Morden ist und sein innerer Kampf, einerseits nicht mitzumachen und andererseits nicht wieder aus der Reihe zu tanzen. Er fängt an, selbst unschuldige Menschen, auch Frauen und Kinder, zu töten. Kommt mit seinem Gewissen aber nur schwer klar. Als sie dann einen Priester gefangen nehmen, versucht Vlad alles, dass dieser am Leben bleibt. Allabendlich legt er daraufhin bei dem Priester die Beichte ab.
Sein Innerstes wird noch weiter zerrissen, als man ihn mit den Foltermethoden vertraut macht und ausbildet. Fortan soll er Gefangene foltern und so an Informationen kommen. Vlad fängt an, abzustumpfen und sein Herz wird zu Stein.
Dieser Kampf von Vlad wird sehr verständlich, bildhaft und nachvollziehbar von der Autorin beschrieben. Man spürt regelrecht den inneren Kampf von Vlad und man kann sich nur schwer vorstellen, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.
Die Autorin zeichnet den Lebensweg von Vlad nach und auch, wie er zu seinem Ruf als blutrünstiger Mann gekommen ist.
Aber auch Zehra kommt in der Geschichte wie auch ihr Bruder nicht zu kurz. Die Autorin erweckt auch die von Katzenstein zum Leben und haucht ihnen verschiedene Charaktereigenschaften ein, die sie dem Leser näherbringen. So kann man mit Zehra hoffen und bangen und mit Utz um den Besitz und die Ehre der Schwester kämpfen.
Das Cover ist thematisch passen. Der düstere Hintergrund und der Mann im Vordergrund passen zur Geschichte und zu Vlad. Am Anfang und Ende des Buches findet man eine Karte von Europa des 15. Jahrhunderts, in der die wichtigsten Stationen von Vlad und Zehra eingezeichnet sind. In einer Vorbemerkung macht die Autorin noch einmal deutlich, dass das Buch kein Vampirroman ist. Das Namensverzeichnis vor Beginn der Geschichte gibt einen Überblick über alle im Buch vorkommenden Personen, wobei die historisch belegbaren kursiv gedruckt sind. Ein Vorwort stimmt den Leser auf die Geschichte und die Epoche ein. Mit 71 Kapitel und einem Epilog geht die Geschichte von Februar 1447 bis Dezember 1448. In einem Nachwort gibt die Autorin noch einen Einblick zu Wahrheit und Fiktion und endet mit Dankesworten. Eine umfassende Bibliographie sowie ein Lesebändchen runden den positiven Eindruck des Buches ab. Bei manchen Begriffen hätte ich mir zwar einen Glossar gewünscht, doch gab der Kontext in den meisten Fällen Aufschluss.
Die Autorin hat sehr gründlich zur Thematik recherchiert und sich Gedanken zum Leben von Vlad gemacht. Dies wird beim Lesen sehr schnell deutlich. Schlachten oder Folterszenen sind so detailliert beschrieben, dass man Vlads Gefühle sehr gut nachvollziehen kann. Auch Zehras Ängste und ihre immer wieder aufkeimende Hoffnung ist für den Leser deutlich spürbar.
Die Protagonisten werden nach und nach in die Geschichte eingeführt und man lernt sie sukzessive im Verlauf kennen. Bleiben sie zu Beginn etwas farblos, werden sie mit Fortschreiten der Geschichte farblicher und nehmen Gestalt an. Gegen Ende sind sie dem Leser als gute Freunde ans Herz gewachsen.
Die Geschichte beinhaltet viele Wendungen und Spannungspunkte. Einen Querverweis zur Ulm-Trilogie weckt Neugierde, da dort die Vorgeschichte der Familie von Katzenstein beschrieben wird. Für das Verständnis dieser Reihe ist eine Kenntnis der Ulm-Trilogie aber nicht zwingend notwendig. Das Ende zeigt nur ein Teilende auf, so dass man eigentlich sofort weiterlesen möchte. Doch dazu muss man sich bis zum Frühjahr 2014 erst mal gedulden.
Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Als Leser ist man immer am überlegen, wie es weiter geht bzw. was es mit den einzelnen Protagonisten auf sich hat, wie sie in Bezug einander stehen und wie Zehra und Vlad wohl zusammen finden werden. So verfliegen die Seiten und ehe man es sich versieht, muss man ins 21. Jahrhundert zurückkehren.
Fazit:
Ein neuer Blick auf den berüchtigten Grafen Darculea, der den Leser fesselt und hungrig zurück lässt. Ich freue mich schon sehr auf eine baldige Fortsetzung.
Buchreihe:
1. Der Teufelsfürst
2. Das Reich des Teufelsfürsten (Frühjahr 2014)
3. Das Ende des Teufelsfürsten
Ulm-Trilogie:
1. Die Launen des Teufels
2. Das Erbe der Gräfin
3. Die Heilerin des Sultans