Juli Zeh: Feldmann und Lammer
Illustratorin: Dunja Schnabel
Verlag edition chrismon. 32 Seiten. Format 21,5 x 30 cm
ISBN 978-3-86921-115-2. 14,90€
Vom Verlag empfohlen ab 4 Jahre
Verlagstext
Eine Geschichte vom verlorenen Schaf und dem reichen Kornbauern
Herr Feldmann und Herr Lammer sind Nachbarn und gute Freunde. Feldmann ist Bauer, Lammer Schafhirt. Jeden Morgen begrüßen sie sich durch ein Loch im Zaun. Doch dann bricht mit einer besonders guten Ernte der Reichtum über Feldmann herein. Er hat keine Zeit mehr, mit Lammer Mau-Mau zu spielen. Statt Weizen baut er jetzt Mais an, der das ganze Dorf wie eine grüne Mauer einschließt. Als sich eines Tages ein kleines Schaf im Maisfeld verirrt, macht sich das ganze Dorf auf, es zu suchen - nur Feldmann ist nicht dabei. Erst beim Fest, das Lammer für das wiedergefundene Schaf gibt, entdeckt Feldmann, wie einsam er vor lauter Habsucht geworden ist. Da versucht Feldmann, Lammers Freundschaft wiederzugewinnen.
Die Autorin
Die 1974 geborene promovierte Juristin und diplomierte Literatin Juli Zeh hat bereits eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hinter sich. Ihre Romane erklimmen scheinbar mühelos die Bestsellerlisten. In "Feldmann und Lammer" überträgt Juli Zeh zwei biblische Gleichnisse in die Vorstellungswelt von Kindern. (Quelle Chrismon Verlag)
Die Illustratorin
Dunja Schnabel wurde 1970 als 15. Kind der 17-köpfigen Schnabel-Familie geboren. Sie studierte in Mainz Kommunikationsdesign und arbeitete danach zwei Jahre lang als Grafikdesignerin und Illustratorin in Berlin. Seit 2000 lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in Hamburg. Sie hat einen Platz in der Ateliergemeinschaft "überm wind". Dunja Schnabel hat bereits mehrere Schul- und Kinderbücher illustriert. (Quelle Carlsen Verlag)
Inhalt
"Feldmann und Lammer" werden mir für immer wegen des krass magentaroten Regenschirms in Erinnerung bleiben, unter dem Lammer bei seinen Schafen ausharrt - und dem doch tatsächlich ein winziger magentaroter Schmetterling die Schau stiehlt. Die beiden Bauern, einer dürr, einer schnurrbärtig, leben getrennt durch einen riesigen Zaun, in den sie ein Guckloch gesägt haben. Beunruhigend aktuell haben beide keine Frau und keine Kinder. Samstags kocht Feldmann für sich und Lammer Broccoli-Auflauf mit Schokosoße. Die Broccoli-Röschen sehen aus wie kleine Bonsais. Mit Mikrowelle und Wetterstation ist Feldmanns Haushalt im Vergleich zu manchem Landwirt im Bilderbuch vergleichsweise modern ausgestattet. "Wie alle Bauern jammert Feldmann gern." Eine Rekord-Weizenernte führt dazu, dass Feldmann investiert und den Betrieb vergrößert, obwohl er das Geld nicht wirklich braucht. Lammer versteht seinen Kumpel nicht, der neuerdings kaum noch Zeit zum Kochen findet. Als Lammer ein Lamm vermisst und der ganze Ort zum Suchen antritt, wird deutlich, dass Feldmann durch seinen Ehrgeiz sehr einsam geworden ist.
Juli Zeh, die selbst nicht religiös ist, erzählt in dieser Geschichte zwei Abschnitte aus dem Lukasevangelium. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf trifft in idealer Weise die Bedürfnisse von Vorschulkindern; denn das Lamm kehrt glücklich zu seiner Herde und seiner Mutter zurück. Habgier als Erklärung für Feldmanns Verhalten in seinem realen Berufsfeld dagegen wirkt sehr märchenhaft und wird nicht allen Kindern genügen. Kindern, die selbst Landwirte kennen, wird Feldmanns Expansion kaum damit erklärt werden können, dass er immer reicher werden will. Reich werden Landwirte kaum, aber wie Feldmann und Lammer finden einige keine Frau. Die Erklärung für Feldmanns Umstellung auf Maisanbau aufgrund der Nachfrage klingt sehr viel realistischer.
Fazit
Auch für Leser und Vorleser, die die Geschichte der Nachbarn Feldmann und Lammer nicht als religiöses Gleichnis sehen, erzählt das Buch altersgerecht vom Alleinsein und von Hilfsbereitschaft innerhalb einer Gemeinschaft.
9 von 10 Punkten