Krimis immer dasselbe?

  • Hallo


    Seit längerem rege ich mich über die Handlungen bei Krimis auf.
    Wenn ich im Buchladen bin und die Klappentexte lese ist einer wie der andere.
    Ein Mörder der es dann auf den Ermittler oder die Ermittlerin abgesehen hat.
    Man fällt denen eigentlich nichts mehr ein?


    Liebe Autoren da draussen schreibt doch mal über etwas anderes.

  • Liebes Loeckchen,
    im Großen und Ganzen stimmt deine Einschätzung. Aber man kann das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Deshalb empfehle ich dir den Ritt zwischen den Welten von einem Genre zum anderen. Immer mal wieder ein Krimi ist eine feine Sache, doch dazwischen sollte man ein anderes Genre genießen. Es gibt so viel und vor allem auch wirklich schöne Literatur!

  • Du hast sicher recht - 99,99999 % der Krimis scheinen alle irgendwie den selben Inhalt zu haben, kleine Variationen von drei bis vier verschiedenen Plots zu sein.


    Aber: Zwischen all der Einheitsch... gibt es zum Glück immer wieder gute Ausnahmen - lass Dich einfach vor Ort beraten oder frage hier nach. :wave

  • Zitat

    Original von Loeckchen
    Sicher gibt es immer wieder gute.
    Aber dieser Einheitskram nimmt langsam überhand.
    Genau wie viele Covers.



    Tja, das Problem ist: Es funktioniert! Diese Einheitsscheisse geht wie warme Semmel - und nur deswegen liegt der Krempel haufenweise rum.


    Sieh es mal so: Einen guten Krimi mußt Du Dir erarbeiten :chen allerdings nicht unbedingt alleine.

  • Hm, ich denke, es gibt noch ganz viele andere tolle Krimis. Vor allem dann, wenn man nicht nur im Buchladen, sondern vor allem hier bei den Eulen stöbert.


    Im Juni/Juli habe ich untypischerweise vier Krimis hintereinander gelesen. Und da ist mir das Gegenteil aufgefallen - es waren vier total unterschiedliche Krimis, die sich ganz und gar nicht vergleichen lassen (und der Mörder hatte es eigentlich in keinem Fall auf die Ermittler abgesehen :grin). Nur mal als Beispiel für abwechslungsreiche Krimis:


    - Später Frost von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson (Skandinavien-Krimi)
    - Allerheiligen von Richard Dübell (typischer Regionalkrimi)
    - Totenverse von Zoe Ferraris (mehr ein Gesellschaftsporträt über Saudi-Arabien als ein Krimi)
    - Hirschgulasch von Lisa Graf-Riemann und Ottmar Neuburger (ganz und gar untypischer Regionalkrimi)


    Gerade die letzten beiden würde ich sehr empfehlen, wenn man auf der Suche nach einem etwas anderen Krimi ist. Generell lese ich es am liebsten Krimis, die mehr bieten als nur die Aufklärung eines Mordes, sei es in einen historischen oder lokalen Kontext oder anderes.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Es gab gerade eine LR zum 'Mädchengrab' von Nadja Quint.


    Es ist zwar eher ein 'ruhiger' Krimi, aber dafür alleine schon durch die der Zeit angepassten Sprache etwas ganz anderes. :wave

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Da gibt es zum Beispiel auch noch sogenannte alte Krimis die kommen vielleicht für dich in Frage .Oft mit guter Handlung und niveauvoll geschrieben...
    Beispiele : Agatha Christie
    George Simenon
    Patricia Highsmith
    Dorothee L. Sayers u.v.m.
    Wobei ich besonders letztere Autorin empfehlen will.Ich habe alle ihre Bücher
    gelesen und finde sie besonders gut....
    :wave Ekna

    :lesend : Eleanor Brown "Die Shakespeare-Schwestern "


    :lichtBeim Lesen läßt sich vorzüglich denken L.Tolstoi

  • Loeckchen : na ja, ich glaube, der Einheitskram nimmt leider in vielen Genre überhand.


    Viele richtig gute Krimis stehen in meiner Buchhandlung gar nicht bei den Krimis, sondern bei Romane von A-Z. Krimis, die mehr zu bieten haben, werden in meiner Buchhandlung gar nicht bei Krimi einsortiert. Also da vielleicht einfach mal nachfragen?
    Oder hier bei den Eulen stöbern.


    Und als Tipp: ich liebe Wolf Haas. Das sind wirklich mal ganz andere Krimis. Findet man in meiner Buchhandlung aber auch nicht bei den Krimis, sondern den Romanen von A-Z.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Zitat

    Original von Loeckchen
    Aber dieser Einheitskram nimmt langsam überhand.
    Genau wie viele Covers.


    Da sprichst Du sicher vielen Autoren aus der Seele ... die auch nicht glücklich darüber sind, dass von Verlagsseite gern Einheitsbrei eingefordert wird (man nennt das auch 'Trends zu Tode reiten') und alles, was ein bisschen aus der Norm fällt, nur unter äußersten Anstrengungen den Weg in ein Verlagsprogramm findet ...

  • Aber solche Trends sind sehr kurzlebig. Die mehrfach gespaltene Persönlichkeit aufgrund Kindesmißhandlung als Serienkiller ist mir seit zwei Monaten nicht mehr untergekommen, dafür Abfang des Jahres ständig.

  • Mich persönlich stört es jetzt nicht so sehr, wenn der Ermittler/die Ermittlerin oder die Hauptfigur (falls kein Polizist, FBI Agent etc.) auf der Liste des Mörders steht.
    Ich stört es eher, dass es ständig irgend ein Techtelmechtel geben muss und dass eine der Figuren oder auch beide immer extrem attraktiv ist. So als ob es keine normal aussehenden Menschen in solchen Berufen gibt :rolleyes
    Ich mache mittlerweile schon einen Bogen um diese sogenannten Ladythrillers (Ausnahme Karen Rose) und verdrehe ständig die Augen, wenn in einem Thriller, wo es nicht so offensichtlich am Klappentext angekündigt wird, dass es eine Romanze geben wird, so eine vorkommt. DAS nimmt meiner Meinung ebenfalls extrem Überhand, so in die Richtung: ein Thriller MUSS eine Liebschaft enthalten, um gut zu sein... :fetch

  • Ich mag eine Portion Liebe in allem, was ich lese. :grin Die Überbetonung des Aussehens muss allerdings nicht sein.


    Dass neuerdings die Killer immer die Ermittler umbringen wollen, ist mir auch schon aufgefallen. :gruebel Vielleicht wegen dem Erfolg von Cody McFayden? Zum Kaufen animieren mich diese Klappentexte auch nicht.


    Die Krimis von Fred Vargas sollen gut sein. Ich lese meistens klassische Krimis a la Agatha Christie. Nele Neuhaus ist auch immer eine Empfehlung wert.

  • Diese Austauschbarkeit gibt es in jedem Genre. Sei es Histos oder Fantasy usw. Allerdings gibt es doch sehr viele aus dem Einheitsbrei herausragende Bücher - zumindest so viele, dass ich mit dem Lesen kaum nachkomme. Dank Büchereulen und im Falle Krimis der Krimicouch stoße ich immer wieder auf Krimis und Thriller, die mein Herz erfreuen und meine Nerven strapazieren :lache (im positiven Sinne gemeint).


    Bei einem guten Krimi stört es mich aber weder, wenn der Mörder auch mal den Ermittler jagt noch, wenn es eine Liebesgeschichte gibt, denn das gehört ja genauso zum Leben wie Mord und Totschlag. Alleine die Qualität der Geschichte entscheidet bei mir, ob das Buch gut war (für mich) oder nicht.


    Muss hier mehreren zustimmen, dass z.B. Zoe Ferraris super ist (leider warte ich noch auf die Übersetzung ihres dritten Romanes) und ich würde auch Jan-Philipp Sendker und unbedingt Mechthild Borrmann und Susanne Goga hier einreihen in die Riege der Krimiautoren, die man gelesen haben sollte. Und viele viele mehr. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Wenn die Anforderung etwas genauer wird - Krimi ohne Ermittler, Krimi ohne Leiche, Krimi über Kunstraub - finden wir hier sicher etwas jenseits des Mainstreams. Z. B. aus der Sicht des Täters oder rückwärts erzählt.


    Unbedingt zu empfehlen! :bruell

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.