Performer, Styler, Egoisten - Bernhard Heinzlmaier

  • Allgemeines


    Format: Kindle Edition
    Dateigröße: 345 KB
    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 196 Seiten
    Verlag: Archiv der Jugendkulturen Verlag (13. Mai 2013)
    Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
    Sprache: Deutsch
    ASIN: B00COVTG9Y
    Preis: 9, 99 € (als gebundene Ausgabe 18, 00 €)


    Der Autor


    Bernhard Heinzlmaier ist seit über zwei Jahrzehnten in der Jugendforschung tätig. Er ist Mitbegründer des Instituts für Jugendkulturforschung und seit 2003 dessen ehrenamtlicher Vorsitzender. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.


    Inhalt


    Willkommen im Neoliberalismus. Die postmateriellen Werte der '68 wie Toleranz, Selbstverwirklichung, Solidarität wurden abgelöst durch Werte wie Konsum, Sicherheit, sozialer Aufstieg. Dies ist die These von Heinzlmaier und diese versucht er im Buch darzulegen.


    Meine Meinung


    Ich habe das Buch gern gelesen. Es hätte für mich gerne ausführlicher sein können, aber grob werden tatsächlich die meisten gesellschaftlichen Probleme auf den Punkt gebracht.
    Und die Probleme beginnen beim Bildungssystem. Wer da keine Eltern hat, die dagegen steuern, ist verloren. Heute zählt nur noch die Leistung, nicht mehr das eigene Denken - und schon gar nicht das Wollen, die Interessen. Anerkannt ist, wer der Gesellschaft einen ökonomischen Nutzen bringt. Selber denken ist da gar nicht gefragt, nein, sogar eher hinderlich, denn es sollen ja Fachidioten rangezüchtet werden, die in ihrem Fach top sind, aber ansonsten einfach nur konsumieren. Und nebenher immer in der Angst Leben, dass der nächste Fachidiot kommt, der noch ein bisschen mehr zum Fach - aber um Himmels willen zu mehr auch nicht - weiß und einen in der Arbeit ersetzt.


    Klingt drastisch, aber das Buch ist gewollt ein wenig zynisch. Und doch ist etwas Wahres dran. Für mich das erste Buch dieser Art, aber es hat mich neugierig gemacht und zum nachdenken gebracht. Diese Werteverschiebung finde ich sehr interessant und wird im Buch auch gut dargelegt, aber bei der Seitenzahl kann man sich denken, dass es nur ein Überblick ist. Und keine fundierte Analyse.
    Bildung meinte mal "das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt". Heute scheint dieser Begriff aber immer mehr abzudriften in Richtung: Fachwissen auf einem bestimmten Gebiet, um möglichst effektiv arbeiten zu können, Reflektion ist gar nicht erwünscht. Was auch die vielen Multiple-Choice-Tests selbst an Universitäten verraten. Es ist egal, was jemand wie denkt und ausdrücken kann, es zählt nur, ob er richtig ankreuzt oder nicht. Und wenn er gut geraten hat, na ja, Leute, die gut raten, kann man auch gut gebrauchen, die wissen zwar nichts, können aber prima Werbung machen und so tun, als wüssten sie was. So tun, als wüsste man was, ist heute auch gefragt. Performance halt.
    Ich persönlich finde das höchst spannend und werde mich da weiter einlesen und als Einstieg kann ich das Buch sehr empfehlen.
    Ich habe da vor dem Buch noch nie so drüber nachgedacht, wie sehr sich die Gesellschaft verändert hat. Wie sehr sich die Werte verschoben haben. Aber die Argumente fand ich schlüssig.
    Als Anreiz fand ich das Buch toll. Daher 7 von 10 Punkten. Wer sich intensiver damit befassen will, der sollte allerdings was anderes lesen. Aber als groben Einstieg ist das Buch echt gut.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Zitat

    Original von Frettchen
    Und die Probleme beginnen beim Bildungssystem. Wer da keine Eltern hat, die dagegen steuern, ist verloren. Heute zählt nur noch die Leistung, nicht mehr das eigene Denken - und schon gar nicht das Wollen, die Interessen. Anerkannt ist, wer der Gesellschaft einen ökonomischen Nutzen bringt.


    Heute bestimmt die Wirtschaft in welchem Umfang junge Menschen an den Universitäten ausgebildet werden. Da werden sogar schon Lehrstühle durch Wirtschaftsunternehmen finanziert. Hoch lebe die Freiheit von Forschung und Lehre. ;-)
    Menschen müssen funktionieren - im Sinne der Wirtschaft. Und die, die dieses System gutheißen, sind eben auch die, die mal wieder überhaupt nichts verstanden haben.


    Und die Geisteswissenschaften werden immer mehr zurück gedrängt - bis sie irgendwann wahrscheinlich kaum noch wahrnehmbar sind.


    Hochinteressante Buchvorstellung. Danke dafür. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.