Stille Zeile Sechs
Von Monika Maron
Erschien 1991 im S. Fischer Verlag
Meine Hardcover-Ausgabe hat 218 Seiten
Inhalt:
Die DDR Mitte der achtziger Jahre: Rosa Polkowski, zweiundvierzig, Historikerin, beschließt, ihre Gedanken nicht mehr für Geld herzugeben und gibt ihren Job auf. Sie will ihre intellektuellen Fähigkeiten nur noch für die eigenen Interessen nutzen, z. B. die Oper „Don Giovanni“ für die deutsche Sprache „singbar“ zu machen, Klavier spielen lernen etc.
Dann läuft ihr Herbert Beerenbaum, ein ehemaliger mächtiger Funktionär über den Weg. Er bietet ihr eine Gelegenheitsarbeit: Rosa soll ihm die gelähmte rechte Hand ersetzen und seine Memoiren aufschreiben.
Trotz Rosalinds Vorsatz nur ihre Hand, nicht aber ihren Kopf in den Dienst des Mannes zu stellen, kommt es zu einem Kampf um das Stück Geschichte, das beider Leben ausmacht(e), in dem der eine erst Opfer, dann Täter war, und als dessen Opfer sich Rosa fühlt.
Stille Zeile Sechs ist die Adresse Beerenbaums, eine ruhige gepflegte Gegend für Privilegierte, weit entfernt von dem, was in den Straßen der DDR vor sich geht.
Über die Autorin:
Monika Maron wurde 1941 in Berlin geboren und wuchs mit ihrer halbjüdischen Mutter, die der Vater nicht heiraten durfte, auf. Der spätere Ehemann der Mutter und Stiefvater Monikas Karl Maron war SED-Funktionär und nach einiger Zeit DDR-Innenminister. Die Familie zog nach Ost-Berlin.
Nach dem Abitur arbeitete Monika Maron als Fräserin und studierte später Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte, schrieb als Reporterin für die Wochenpost und ist seit 1976 freie Schriftstellerin.
Ihr Roman „Flugasche“, in dem sie offen die Umweltverschmutzung anprangert, durfte in der DDR nicht verlegt werden, erschien aber 1981 im Westen. Er wurde zu einem großen Erfolg, viele Werke und Auszeichnungen folgten.
1988 reiste sie nach ständiger Observation (die Umstände dazu lest bitte auf Wikipedia o. ä. selber nach) mit einem dreijährigen Visum samt ihrer Familie aus und lebte in Hamburg, zog dann aber 1992 wieder zurück nach Berlin.
Meine Meinung :
Gut lesbare, aber leider sehr kurze Geschichte mit nur 218 Seiten. Wir gehen mit Rosa zu Beerenbaums Beerdigung, von dort schweift sie in der Erzählung immer wieder ab zu ihrer Geschichte mit ihm. Langsam, aber sicher führt sie uns zu der Erklärung, warum sie mit Männern im Alter wie Beerenbaum ein Problem hat und warum sie sich seinen Tod, wenn auch entsetzt über sich selber bei dieser Erkenntnis, geradezu herbeigewünscht hat.
Über Beerenbaum selbst erfährt man eigentlich nur wenig. Die Sitzungen der Memoiren-Aufzeichnung werden nicht sehr detailliert beschrieben, nur das Wichtigste wird herausgepickt, Schlüsselsätze. Oft werden nicht sehr wichtige Nebenfiguren erwähnt, die von der ohnehin dünnen Story noch mehr abzwacken.
Trotzdem schafft es die Autorin, zu sagen, was sie sagen wollte. Schafft es, einem Rosa so nahe zu bringen, dass man mit ihr den Generationen-Konflikt in der DDR verarbeitet, bis zu dem Punkt, an dem alles aus ihr herausbricht.
Ich hätte gern einen dichteren Roman zum Thema Schuld, Opfer und Anklage gelesen, aber trotzdem war es, denke ich, ein guter Einstieg in Monika Marons Werke, denn es interessieren mich auch noch andere Bücher von ihr.
Außerdem schließt doch jedes Buch immer wieder ein paar Lücken, schon allein aufgrund der Tatsache, dass man sich mit dem Leben der Autorin und der deutschen Geschichte weiterhin beschäftigt.
7 Punkte von mir.
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ASIN/ISBN: 3596118042 |