Grundsätzlich ist es so, wie Nadja Quint sagt. Das ist die klassische Arbeitsorganisation von Profis.
Zuerst die Produktion (Autorin, Lektorin), dann die Testreihe.
Heutzutage ist das Prinzip aufgeweicht.
Das liegt daran, daß kaum jemand bereit ist, ein ordentliches Lektorat angemessen zu bezahlen, weil immer weniger Menschen begreifen, daß Lektorieren Berufsarbeit ist.
Nota bene: Beruf - Arbeit
Immer mehr Schreibende drängen in Richtung Markt, zunächst als Amateurinnen. Was liegt näher, als andere Amateurinnen heranzuziehen zur Mitabeit = Testlesen? Man ist ja befreundet, kennt sich, da tut man sich schon mal den Gefallen.
Dafür gibt's ein liebes Lächeln, eine lustige Erwähnung im Buch, wenn es denn erscheint, und ein Gratisexemplar.
Daß damit de facto Preisdumping im Bereich Lektorat gerieben wird, schert niemanden.
Agenturen wie Verlage freut's. Sie bekommen Manuskripte, die schon mehrfach berabeitet sind. Was kann es Schöneres geben?
Testlesen hat seinen Platz, aber es ist nicht unbedingt die ultima ratio. Ich kenne AutorInnen, die arbeiten völlig ohne Testleserinnen. Aber mit Lektorinnen. Sie wissen, warum.
magali