Der Goldvogel - Werner Gerl

  • Kurzvorstellung:
    Die Münchner Oberkommissarin Barbara Tischler erlebt eine kurze Phase des Müßiggangs, nachdem das LKA einen spektakulären Fall von ihr übernommen hatte. Die Sekretärin des Staatsanwalts Wallenberg, des härtesten Mafia-Jägers des Freistaats, wurde in dessen Büroräumen mit einem Genickschuss hingerichtet. Alles deutet auf die Tat eines neuen, selbst für russische Verhältnisse brutalen Paten hin.
    Doch der Fall holt die Polizistin wieder ein, als ein Künstler Wochen nach dem Mord zu ihr kommt und ihr einen Brief präsentiert, den ihm die getötete Sekretärin am Tag ihrer Ermordung geschickt hatte: allerdings ist der Brief leer, nichts als weißes Papier. Und der Künstler wird wenige Tage später erschlagen in seinem Atelier aufgefunden.
    Ferner kommt ein türkischer Kickboxer ins Kommissariat, der als Folge eines Blitzeinschlags sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat und sich prinzipiell nicht an Ereignisse des Vortages erinnern kann. Zur Kompensation macht er sich Notizen, bevor er zu Bett geht. An diesem Morgen steht auf seinem Zettel, er habe einen Mord gesehen. Allerdings hat er keine Erinnerung an den potenziellen Mörder, mit dem er offensichtlich gekämpft hatte, dieser jedoch an ihn, denn der junge Mann hat seine Brieftasche bei dem Kampf verloren.
    Die Kommissarin geht den beiden seltsamen Spuren nach und stößt auf ein Relikt der Vergangenheit, einen ominösen Goldvogel, den angeblich Hitler selbst in den letzten Kriegsjahren angefertigt und einem seiner Leibwächter geschenkt haben soll. Zahlreiche Sammler und Fanatiker sind hinter dem Reichsadler her, aber auch ein Jäger, mit dem niemand gerechnet hat
    "Der Goldvogel" thematisiert den Umgang mit NS-Devotionalien und den Widerspruch zwischen Sein und Schein. Denn nichts und niemand in diesem Kriminalroman ist letztendlich so, wie es der erste Blick vermuten lässt. Der München-Krimi wartet mit zahlreichen Wendungen und einem verblüffenden Finale auf.


    Über den Autor:
    Werner Gerl, ist Kabarettist, Satiriker und Krimi-Autor. 2010 erschien »Mordsgaudi« (Schardt-Verlag), eine Sammlung bayerischer Kurzkrimis, 2011 Tischlers erster Fall »Eine Art Serienmörder«. 2013 wird seine bayerische Krimi-Komödie »Der Schweinskopfmörder« am Münchner Volkskunsttheater uraufgeführt. Werner Gerl ist Mitglied im Syndikat und Mitveranstalter des Münchner Krimitags.


    Meine Meinung:
    Die ist der zweite Teil einer Serie um die Münchner Kommissarin Barbara Tischler, den ersten, Eine Art Serienmörder, hatte ich bisher nicht gelesen. Trotzdem bin ich gut hineingekommen in die Geschichte.
    Ein türkischer Kickboxer ohne Kurzzeitgedächtnis meint einen Mord gesehen zu haben, aber die hinzugerufene Münchner Kommissarin Barbara Tischler findet keine Leiche. Jedenfalls nicht an der Stelle, die Kemal Üzli beschreibt. An anderer Stelle taucht nämlich ein toter Kunstdieb auf, der schon vor Jahren von der Bildfläche verschwand. Dazu kommen Spuren des sogenannten Goldvogels, einer Adlerskulptur, die angeblich Hitler selbst angefertigt haben soll. Schon bald muss sie sich mit Künstlern, Jägern, Sammlern und der Russenmafia rumschlagen.
    Barbara Tischler ist eine interessante Figur, die mit ihrer Meinung nie hinterm Berg hält, was ihr oftmals auch schadet, aber auch zu erheiternden Situation führt. Zusammen mit Rolf Mangel bildet sie ein Team, von dem ich gerne noch mehr lesen würde. Witz und Esprit der beiden machen das Lesen zu einem wahren Vergnügen.
    Die Story ist geschickt aufgebaut, hat mich immer wieder in die Irre geführt, die Spannung blieb bis zum furiosen Schluß erhalten. Werner Gerl zeichnet seine Figuren sehr genau und macht so aus diesem Münchenkrimi viel mehr las einen bloßen Regionalkrimi. Dabei verfällt er aber nicht in Klischees, sondern verleiht seinen Figuren Individualität. Er hat die Atmosphäre Münchens gut eingefangen und transportiert jede Menge Lokalkolorit, der das Lesen auch für einen Münchner zum Vergnügen macht.


    Fazit:
    Ein gut konstruierter, spannender Krimi, der Lust auf mehr macht.

    :lesendCharlotte Roth - Die Stauffenbergs | Susanne Goga - Schatten in der Friedrichstadt

    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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