Es ist leicht, die Heilige Schrift falsch darzustellen, um ein Argument vorzubringen. (Seite 17)
272 Seiten, gebunden
Originaltitel: God Behaving Badly
Aus dem Amerikanischen von Christian Rendel
Verlag: Brunnen Verlag, Basel 2012
ISBN-10: 3-7655-1255-9
ISBN-13: 978-3-7655-1255-1
Zum Inhalt (Quelle: Buchrücken)
Es gibt Leute, die sagen, Gott habe einen schlechten Ruf. Viele halten ihn für zornig und wütend. Sie meinen, er schlage Menschen ohne ersichtlichen Grund eins rechts und links um die Ohren. Das Alte Testament scheint Gott als launisch und heimtückisch dazustellen; als einen, der ganze Armeen auslöscht und Feinde extrem hart bestraft. Doch neben den verstörenden Passagen von Gottes zornigem Handeln wird im Alten Testament auch ein Gott der Liebe, der Güte und der Geduld porträtiert. Wie sind diese scheinbaren Widersprüche miteinander vereinbar?
Der Autor taucht tief ein in die komplexen Strukturen des Alten Testamentes und findet die Antworten auf diese Fragen.
Über den Autor (Quelle: Verlagsangabe, Webseite des Autors)
David T. Lamb hat u. a. in Oxford studiert und ist außerordentlicher Professor für Altes Testament am Biblical Theological Seminary in Hatfield/PA. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
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Meine Meinung
Mit dem Alten Testament (AT) ist das so eine Sache. Da stehen, so die landläufige Meinung, viele schlimme Sachen drin, und der Gott ist so ganz anders als der Jesus des Neuen Testamentes (NT). Der hat nur die Liebe gepredigt, während der Gott des AT zornig ist, ungeduldig und straft. Von Vorwürfen wie „sexistisch“ und „rassistisch“ ganz zu schweigen. Ich will durchaus zugeben, daß ich aus ähnlichen Vorurteilen heraus eine gewisse Scheu vor dem AT hatte. Bis ich dieses Buch las und der Autor mich Stück für Stück überzeugte, daß diese Vorurteile nur eines sind: nämlich grundfalsch.
„Wie bringt man den liebenden Gott des Alten Testaments mit dem gestrengen Gott des Neuen Testaments überein?“ So fragt der Autor und wartet auf Protest, der von seinen Studenten vermutlich direkt, vom Leser indirekt kommt. Daß diese Frage durchaus so stimmt (und damit gängigen Vorurteilen widerspricht), das zeigt Lamb in den Kapiteln dieses Buches Stück für Stück auf.
In Kapiteln wie
- Ist Gott zornig oder liebevoll
- Ist Gott sexistisch oder frauenfeindlich?
- Ist Gott rassistisch oder gastfreundlich?
und weiteren wendet er sich (aus heutiger Sicht) besonders problematisch erscheinenden Texten des AT zu und erklärt diese. Dabei legt er besonderen Wert auf den zeitlichen wie geographischen Kontext der Entstehung der Schriften und bringt Vergleiche zu anderen Völkern (Göttern) von Nachbarvölkern Israels zu jener Zeit.
Dabei wird zweierlei immer wieder deutlich: zum Einen (was eigentlich naheliegend ist, aber heute gerne außer acht gelassen wird) darf man nicht mit dem Verständnis und der Auffassung des 21. Jahrhunderts an einen Text herangehen, der zwei oder dreitausend Jahre alt ist und zu einer Zeit entstand, da ganz andere Verhältnisse herrschten. Und zum Zweiten ist es sinnvoll und notwendig, sich die damalige „Umgebung“ anzusehen. Damit ich das nicht falsch wiedergebe, zitiere ich eine entsprechende Stelle aus dem Buch, die das gut veranschaulicht:
„Zum Beispiel schreiben die assyrischen Gesetze bezüglich Diebstahl strengere Strafen für Frauen vor als für Männer (meistens die Todesstrafe), während zur gleichen Zeit das Alte Testament keinen Unterschied in der Bestrafung von Männern und Frauen macht.“ (Seite 78)
So wie hier bringt der Autor immer wieder Vergleiche zu anderen Völkern der Antike und zeigt auf, daß das AT zu seiner Zeit recht modern und teilweise sogar progressiv war. Durch entsprechende Beispiele aus dem NT verdeutlicht er, daß es zwischen dem Gott des AT (Jahwe) und dem des NT (Jesus) keinen Bruch gibt.
All dies führt der Autor in einer treffenden Sprache gut verständlich aus. Er bringt immer wieder auch Beispiele aus aktuellen Filmen und Büchern und läßt an passender Stelle einen augenzwinkernden Humor einfließen. Damit gelingt es ihm spielend, auch schwierige Stellen gut zu erklären.
Wie Lamb allerdings zu der (im Kontext des Buches folgerichtigen) Schlußfolgerung: Ich sage oft zu den Leuten: „Mein Gott gebietet mir, Sex zu haben, zu essen und mich auszuruhen. Was hat dein Gott zu (ge)bieten?“ kommt, das möge bitte jeder selbst nachlesen. Die Lektüre lohnt sich und vermag die Scheu vor dem AT zu nehmen.
Kurzfassung
Ein sehr gut lesbarer Überblick und Interpretation von schwierigen Stellen des AT. Sehr empfehlenswert.
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