Felix hat einen Anflug von Selbstkritik, in dem er damit hadert "dass er seinen Nächsten zu Hause nicht beistehen kann" (S. 208), vielleicht ist es nur das schlechte Gewissen, dass er selbst in Sicherheit lebt, oder die Ungewissheit über die Probleme der Menschen in Europa.
Mini-Leserunde Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer von Alex Capus - Achtung Spoiler
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Ich habe inzwischen weitergelesen. Die Oma lebt in Wien, ein Onktel in der Tschechei und auch noch andere Verwandte in Deutschland
Er fährt ja noch kurz nach Europa.
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Heute um 22.25 Uhr kommt auf 3Sat ein Film über Alex Capus
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Super, danke für den Hinweis - den MUSS ich ansehen
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Berg und Geist: Alex Capus
Schriftsteller Alex Capus in Olten
Film von Beat KuertIch fand den Film sehr gut. Es wurde zwar nicht über die Bücher gesprochen, aber das macht ja nichts, die kann man selber lesen.
Alex Capus Persönlichkeit, die man auch in seiner Literatur spürt, kam aber gut zum tragen!Den Film kann man übrigens zur Zeit noch in der Mediathek von 3Sat sehen (falls man ihn gestern verpasst hat)
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=37541
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Ich habe mir den Film heute früh angesehen und bin wieder von ihm begeistert. Nochmals ein großes Dankeschön lieber Herr Palomar. Ohne deinen Hinweis wäre es an mir vorbeigegangen
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Ich schaue jetzt auch mediathek. Danke Herr Palomar.
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Kapitel 1/2
So, ich bin jetzt endlich auch ins Buch eingestiegen! Leider momentan auch noch nicht viel weiter, als die Leseprobe sowieso schon war. Zwischendurch hat sich mir der Vergleich mit "Die Vermessung der Welt" aufgedrängt. Warum? Schwer zu sagen, Hauptursache war wohl diese eigenartige Verwendung der direkten Rede. Aber ich mag diesen Stil.
Eure Beiträge habe ich noch nicht gelesen, nicht dass ich hier mehr erfahre, als ich momentan wissen will. Den Film werde ich mir aber bei Gelegenheit angucken, danke für den Link!
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Kapitel 3 - 7
ZitatOriginal von Herr Palomar
Das beeinflusst das Lesegefühl und unterscheidet Alex Capus Romane von denen reiner Unterhaltungsromane vor historischer Kulisse.Anfangs war ich mir ja nicht sicher, wie viel von den Lebensgeschichten der Drei stimmt und was Fiktion ist, mittlerweile bin ich mir fast sicher (ohne gegoogelt oder nachgelesen zu haben - so viel will ich momentan noch gar nicht wissen!), dass es mehr ein Tatsachenbericht als ein Roman ist.
ZitatOriginal von Richie
Obwohl die Details zu Emile und Felix sind teilweise schon sehr anstrengend zu lesen.Anstrengend finde ich es so direkt nicht, diese ganzen physikalischen Erläuterungen lese ich zwar, sind aber sofort wieder weg. Keine Ahnung, was genau Felix so intensiv beforscht, finde ich aber auch nicht so dramatisch. Das Buch (übrigens mein erster Capus) ist so gar nicht vergleichbar mit anderen Romanen. Es besteht aus drei (gleichberechtigten), völlig unabhängigen Strängen und erzählt die Lebensgeschichten von drei ganz unterschiedlichen Personen (wobei Emile bisher nur als Randfigur aufgetaucht ist). Es hat auch keine Spannungskurven. Auf der einen Seite finde ich dieses geruhsame Dahinplätschern als sehr angenehm zu lesen, auf der anderen Seite muss ich schon dranbleiben, damit es sich nicht zu sehr in die Länge zieht. Sonst könnte ich leicht die Lust an diesem speziellen Buch verlieren, denke ich.
ZitatOriginal von Herr Palomar
Ich hatte jedoch überlegt, warum sie ihre Kinder nicht mitgenommen hat?Wie hätte sie in diesen Zeiten sich und zwei Kleinkinder durchbringen sollen? Es wird für sie sicher hart genug, sich mit Gelegenheitsarbeiten oder evtl. einigen Auftritten über Wasser zu halten und zu ernähren, aber mit den zwei kleinen Mädchen? Sie hat weder eine Wohnung, noch eine Arbeit, noch eine Anlaufstelle! Sie würden glatt verhungern. Von daher finde ich ihren Entschluss zwar hart, aber die einzig mögliche Alternative zum Dortbleiben.
ZitatOriginal von Lesebiene
Interessant, die Namen, die alle mehr oder weniger im Einzelnen ein Begriff sind, hier gemeinsam erleben zu dürfen.Das habe ich mir beim Lesen auch gedacht!
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8. - 11. Kapitel
Emile stirbt sang- und klanglos ohne Ankündigung. Dieser Tod war für mich sehr überraschend, Emile selber ist mir fremd geblieben. Die Kapitel über ihn waren einfach zu kurz, weit mehr stand ja sein Vater im Mittelpunkt.
Laura macht sich viele Gedanken um ihre Töchter, hat sie also nicht "einfach" zurückgelassen. Ihr Erfolg bei ihren Auftritten hat mich überrascht, allerdings kann sie ja nicht wirklich davon leben. Ich ahne Böses, was der seltsame Italiener von ihr will.
Die Kapitel mit Felix fand ich teilweise sehr bedrückend, nicht nur als er an alles Schreckliche denkt, was den Juden in Europa bevorsteht (was er aber eigentlich zu dem Zeitpunkt wohl kaum geahnt hat). Mich hat diese Abgehobenheit erstaunt, mit denen die Wissenschaftler über die Atombombe diskutieren. Alles rein theoretisch, dass sie praktisch das Leben vieler/aller Menschen zerstören kann, wird fast nicht in die Überlegungen miteinbezogen. Meiner Meinung nach sind sie so in ihre theoretischen Gedankengänge verstrickt, die bisher immer ohne praktische Anwendung waren, dass sie sich unmittelbare Auswirkungen ihres Tuns gar nicht vorstellen können. Gut gefallen hat mir die praktische Arbeit von Felix an seinem Auto. Im Herzen ist er also doch ein kleiner Maschinenbauingenieur.
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12. Kapitel bis Ende
Am Ende gings jetzt irgendwie ganz schnell. Lauras Spionagetätigkeit und ihr Auffliegen wird sehr "von außen" erzählt, ohne Emotionen oder Gefühle. Von Felix erfährt man noch ein bisschen mehr, aber seine möglichen Zweifel werden auch nur angedeutet. Auf der einen Seite macht diese Objektivität das Buch wertvoller, da Capus anscheinend wirklich nur das schreibt, was auch belegbar ist, auf der anderen Seite liest es sich sehr trocken, weitaus mehr Sachbuch als Roman. Aber ich finde es gut, dass er hier nichts dazuerfunden hat und wenn man nicht weiß, warum Laura schließlich zur Spionin wurde und ob sie es gerne gemacht hat, dann muss man mit diesem Nicht-Wissen leben und kann nicht einfach in ihr Verhalten interpretieren. Was mich zu Emile bringt - der ja sehr gern interpretiert hat. Und da schließt sich für mich der Kreis, den Emile hat für mich in das Dreiergespann nicht wirklich hineingepasst. Mit diesem Hintergedanken tut er es aber dann doch wieder.
Die Kapitel über den Bau der Atombombe waren zwar für mich irgendwie hart zu lesen, andererseits auch sehr interessant. Dass da so viele Menschen und Material benötigt wurden, hat mich sehr erstaunt. Irgendwie war ich der (eigentlich unsinnigen) Ansicht, die Atombombe wurde in einer Art Kellerlabor von einer Handvoll Physiker entwickelt und gebaut. Anfangs hat mich auch verwundert, dass er seine ganze Familie mitnimmt (schließlich ist jeder Mitwisser eine mögliche Gefahrenquelle mehr), aber nachdem sie ja nicht wissen konnten, wie lange der Krieg dauert, war das wohl nur die logische Konsequenz. Schön aber, dass Felix doch noch den Absprung gefunden hat.
Insgesamt ein ungewöhnliches, aber sehr interessantes Buch. Warum wird es aber als Roman angepriesen, wenn es doch mehr eine Art Biografie ist?
Edit: Ich habe gerade etwas im Internet gestöbert und bin auf der Seite des Metropolitan Museum of Art auf die rekonstruierten Fresken von Emile Gilliéron gestoßen. Hier ist sehr gut zu erkennen, was bei den im Buch angesprochenen Fresken (Blue Boy, Stierszene und Frauen) ursprünglich war und wie viel tatsächlich hineininterpretiert wurde. Das war wirklich beachtlich!
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Danke für den link Lese-rine. Das ist echt interessant.
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DANKE für den Link Lese-rina
In meiner Vorstellung war es schon in dieser Art, aber ich dachte nicht, daß es so perfekt aussehen könnte