Rückkehr aus Moskau - Jacques Derrida

  • Passagen Verlag, 2004


    Kurzbeschreibung:
    Im Februar 1990 reiste Jacques Derrida zum ersten Mal nach Moskau. Während dieses Aufenthalts traf er mit mehreren russischen querdenkenden Philosophen zusammen. Zurück in den USA schrieb er einige Wochen später (auf Anregung der amerikanischen Gruppe Critical Theory ) seine Überlegungen zum Thema Zurück aus Sowjetrussland nieder eine unmögliche Reiseerzählung, die sich einreiht in die Linie der anderen berühmten Berichte: von Walter Benjamin (1926-1927), André Gide (1936-1937) und anderen.In den hier versammelten Texten gibt Jacques Derrida die von der Reise und ihrem Kontext ausgelösten Reflexionen wieder. Der Leser erlebt, wie eine der wichtigsten Philosophien unserer Zeit den rücksichtslosen Veränderungen der Welt und ihrer ungewissen Zukunft begegnet. Das wirft die Frage nach der Zeugenschaft des Intellektuellen auf.



    Über den Autor:
    Jacques Derrida (1930-2004) lehrte Philosophie in Paris und den USA.


    Mein Eindruck:
    1990 reiste der in den USA lebende Philosoph Jacques Derrida für kurze Zeit nach Moskau.
    Er kam da ins Gespräch mit russischen Philosophen. Nach seiner Rückkehr verfasste er diesen Text. Auf einen Text voller Eindrücke und Beobachtungen aus einer Übergangszeit zwischen Perestroika und Glasnost sowie den kommenden Zerfall war ich sehr gespannt.
    Nur, der erwartete Reisebericht folgte NICHT!
    Es darf nicht verwundern, dass der unkonventionelle Jacques Derrida ausweicht.
    Nicht seine eigenen Erfahrungen berichtet er direkt. Er analysiert und zitiert stattdessen aus 3 älteren Reiseberichten von anderen:
    - Walter Benjamin von seiner Reise 1926/1927
    - Andre Gide 1936/1937
    - Rene Etiemble 1956
    Durch diese ungewöhnliche Vorgehensweise schafft Derrida es, einen Überblick zu geben, welche Empfindungen verschiedene Intellektuelle in unterschiedlichen Zeiten über die Sowjetunion hatten.


    Amüsanterweise verweist Derrida dann auch noch auf den Beatles-Song „Back In The U.S.S.R.“


    Es gibt im Netz schon sehr gelungene Rezensionen dieses Buches, daher verzichte ich hier auf eine weitere Textanalyse.


    Es ist also doch ein interessanter Text, allerdings nicht das, was ich erwartet hatte. Daher musste ich erst einmal schlucken, dass man als Leser nicht das bekommt, weswegen man dieses nicht ganz billige, broschierte Buch gekauft hat.


    E gibt noch einen zweiten Text, ebenfalls von 1990 aus Moskau. Er heißt Philosophie und Literatur. Ein Gespräch mit Jacques Derrida. In Moskau sprachen verschiedene Russen mit Derrida über philosophische Fragestellungen. Es ist ein Gespräch, bei dem man merkt, dass die Beteiligten aus verschiedenen Welten kommen. Sie kommen kaum auf den gleichen Nenner. Das gibt zwar ansatzweise ein Bild dieser Zeit wieder, ist aber insgesamt, insbesondere bei diesem Titel, ein enttäuschender Text.
    Der erste Teil des Buches ist also weit bedeutender.
    Da hätte ich mir gewünscht, der Verlag hätte den Käufer darauf aufmerksam gemacht, dass ein Drittel des Buches durch einen nicht angekündigten Text vereinnahmt wird. Ich jedenfalls hatte beim Kauf auch auf die Seitenzahl geachtet, ob es sich denn lohnt.


    Man müsste den Passagen-Verlag eigentlich loben für ihren Einsatz und verdienstvolle Arbeit um Derridas Texte, aber ich hätte mir gewünscht, sie hätten mit offenen Karten gespielt.


    ASIN/ISBN: 3851656326