'Warte auf mich' - Seiten 155 - 225

  • Ich kann nur für mich sprechen, aber wäre die Situation Frau betrügt ihren Mann, dann finde ich das GENAUSO verwerflich und ich hätte es ihr dann genauso gewünscht, am Ende allleine dazustehen. Geschlechterrollen sind sowas von überholt.


    Macht da heutzutage wirklich noch jemand einen Unterschied, ob der Betrüger Mann oder Frau ist? :gruebel Ich würde sagen nein.

  • Eine Anmerkung hätte ich gleich zum 1. Satz S. 155 :klugscheiss: Ein Hefekuchen geht bei 200° Hitze nicht auf, sondern bäckt sofort durch. Schnuckerle, was meinst du dazu als eine der kompetentesten Backeulen hier im Forum? ;-)


    Die heißen Diskussionen finde ich nach wie vor hochinteressant. Noch selten habe ich so gern eine Unmenge von "Vorgängerbeiträgen" gelesen.


    Bei mir verdichten sich immer mehr die Anzeichen, dass es sich eben nicht um reine Fiktion handelt. Deshalb möchte ich Inhalt und Figuren nicht länger kommentieren, hab kein gutes Gefühl dabei, das ist mir irgendwie zu intim.


    Hier wird immer wieder die Rolle von Philipps Frau vermisst. Stimmt schon, aber ich denke der Fokus dieser Erzählung richtet sich absolut auf die beiden Hauptfiguren, ihre Gefühle, ihre Gedanken. Alles Andere, wie Alltag, andere Bindungen und Verpflichtungen wird fast komplett ausgeblendet. Den Beiden steht jeweils ein Freund (Martin) bzw. Freundin (Carolin) zur Seite, ansonsten gibt es keine weitere Ablenkung ;-).


    Tief taucht man als Leser ein in ihre Gefühle, für mich manchmal fast ein bisschen zu tief. Wie gesagt, möchte ich diese Gefühle nicht weiter kommentieren, auch dafür ob und wie man zwei Menschen gleichzeitig lieben kann, gibt es sicher keinerlei Regeln. Aber eines hat mich doch gewundert. Wie kann ich angeblich glücklich verheiratet sein und seine Frau lieben (auch wenn mir in dieser Beziehung die "Vitalität" fehlt) und gleichzeitig das Leben als tristes, ödes Grau empfinden :gruebel. Hängt das mit der Depression zusammen? Dass man ein eigentliches Glück nicht wertschätzen kann, obwohl man objektiv weiß, dass man es besitzt?


    Auf S. 222 heißt es: "Ich glaube, ich habe gar nichts gedacht. Ich habe einfach nur gefühlt".


    Für mich ist das die Geschichte auf den Punkt gebracht ;-).

  • Zitat

    Original von andersenbach
    Miriam hier: ... das ist nun wirklich kein erotisches Buch. Aber das nur am Rande.


    Echt nicht? Ok, es ist definitiv kein sexlastiges Buch, aber ein erotisches war es für mich schon. Ich fand, dass die Erotik durch die Entwicklung der Geschichte, das sich langsame Steigern und die Entwickeln der Beziehung schon deutlich wurde. Dieses Buch braucht keine Sexszenen, um (zumindest auf mich) sehr erotisch zu wirken.

  • Ich kann die Zerrissenheit der beiden gut nachvollziehen. In der Liebe liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Miriam wird mir sympathischer. Ihre Mail fand ich gut, aber die Liebe ist doch zu groß. Gut fand ich, dass ihre Freundin sie versucht hat wach zu rütteln. Eigentlich ist es doch nicht das was sie möchte, sie ist nicht mehr frei, etc. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist dass obwohl die Liebe zwischen den beiden so stark ist, Philipp es trotzdem seiner Frau nicht sagt. Manchmal kommt es mir so vor als sei er zu feige. Er möchte einfach beides, das ist doch egoistisch, oder? Er müsste seiner Frau reinen Wein einschenken, weil die Vereinbarung trifft ja nicht mehr zu, es ist ja nicht nur ein Seitensprung. Ich spreche hier nur über die Protagonisten eines Romans, und wie ihre Handlungen auf mich wirken, und will damit nicht die Autoren persönlich angreifen oder moralisieren. Und dass der Leser ein Buch aus seiner persönlichen Sicht heraus bewertet finde ich durchaus normal, und ich gehe mal davon aus, dass es hier mehr verheiratete Frauen als Liebhaberinnnen gibt. ;-) Bei mir im Bekanntenkreis gab es übrigens genau die gleiche Situation, den gleichen Altersunterschied, nur dass der Mann sich nach einem halben Jahr von seiner Frau getrennt hat (mit drei kleinen Kindern). Deshalb bin ich vielleicht nicht ganz objektiv...

  • Ich muss mich leider denjenigen anschließen, bei denen Philipp nicht so gut wegkommt. Sein Verhalten, seine Einstellung kann ich leider nicht nachvollziehen. Auch wenn er von Anfang an ehrlich war und Miriam wusste, dass er seine Frau nie verlassen würde, macht es dies in meinen Augen nicht besser. Für mich ist er sehr egoistisch und wenn er Miriam wirklich lieben würde, dann würde er sie gehen lassen oder sich von seiner Frau trennen. So fügt er Miriam, sich selber und seiner Frau Schaden zu. Wobei die Frau in meinen Augen ein wenig zu kurz kommt, wo doch die Beiden eine so starke und lange Liebe verbindet.


    Wie ich schon im vorherigen Abschnitt erwähnt habe, vielleicht bin für diese Geschichte zu romantisch, oder wie bereits andere erwähnt haben, zu spießig.


    Dennoch bin ich jetzt auf das Ende gespannt.

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



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    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Ganz ehrlich, wenn dies keine Leserunde wäre, hätte ich das Buch spätestens in diesem Abschnitt abgebrochen! Dieses ewige Hin und Her, die permanente Inkonsequenz der beiden - mich nervt's einfach. Immer wieder halbherzig Schluss machen, nur um dann doch wieder weiterzumachen...


    Mich ärgert nicht nur Miriams Unfähigkeit, sich von Philipp zu lösen, sondern auch seine mangelnde Bereitschaft, sie gehen zu lassen. Er weiß doch, dass er ihr nicht geben kann, was sie wirklich möchte, und doch hält er sie fest - ich finde das schon sehr egoistisch.


    Was ich mich auch die ganze Zeit gefragt habe: merkt denn niemand, dass beide beruflich nichts mehr auf die Reihe kriegen? Jedesmal, wenn sie sich zum Arbeiten hinsetzen, können sie sich nicht konzentrieren, weil das Handy piept oder weil es eben nicht piept, weil sie sich Gedanken über ihre Beziehung machen und eigentlich nur mit sich selbst beschäftigt sind. Sowas muss doch irgendwann mal jemandem auffallen???


    LG, Bella

  • Zitat

    Original von Lumos
    Edit: Ich meine immer noch, wenn man nicht mit dem Verstand liest, bekommt man eher einen Zugang zu diesem ungewöhnlichen und emotionalen Roman.


    Ich bestreite vehement, dass sich Verstand und Gefühl gegenseitig ausschließen! :chen Ich lese immer gleich (wie ich hoffe immer im Beisein meines Gehirns... :grin) und es gab schon viele Bücher, die mich auf Gefühlsebene tief berührt haben, ohne meinem Verstand dabei in die Quere zu kommen. :wave

  • Lumos,
    ich stürze mich halt immer mit Haut und Haar in die Geschichten, die ich lese, und wenn es dann solche sind, die einen gewissen Realitätsanspruch erheben, dann hinterfrage ich halt auch.


    Mir geht es da wie Rosha - ganz kann und mag ich meinen Verstand beim Lesen nicht ausschalten und trotzdem finde ich genug Bücher, die mich emotional tief berühren, ohne das mir da irgendetwas quer geht.


    Nur wenn ein Buch schon damit kokettiert, dass es vielleicht doch nicht ganz erfunden ist, dann fange ich halt auch an zu überlegen, ob das alles so hätte ablaufen können!


    LG, Bella

  • Dieses Hin und Her nervt - aber in der Realität ist es mit Gefühlen doch tatsächlich oft genau so: verstandesmäßig weiß man genau, was man eigentlich machen müsste, aber auf emotionaler Ebene ...


    Ich finde es nach wie vor faszinierend, den beiden in ihren emotionalen Ausbrüchen zu folgen. Moralisch gesehen, ist es natürlich mehr als bedenklich, aber auch mehr als verständlich, dass sie diese intensive Zweisamkeit (noch) nicht aufgeben wollen.

  • Zitat


    "Ich glaube, ich habe gar nichts gedacht. Ich habe einfach nur gefühlt".


    :write


    Ich verstehe schon das Gefühl der Zerrissenheit der Protagonisten und konnte Miriam sehr gut verstehen, als sie von Berlin aus den erklärenden Brief schreibt und einen Schlussstrich zieht. Nur leider kann das Herz, Denken, Fühlen, Sehnen sich nicht über den Verstand hinwegsetzen. Sie treffen sich doch (leider) wieder und der innere Kampf geht weiter. Es wird keinen Gewinner geben.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

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  • Ein sehr interessanter Abschnitt und endlich kommen auch mal die Überlegungen, auf die ich lange gewartet habe.


    Was ich nicht erwartet hatte, war, dass Philipp tatsächlich darüber nachdenkt, mit seiner Frau zu reden. Die Regel. Es scheint mit seinem Süßkind etwas Ernsteres zu sein, Liebe. Aber das war nur einmal ganz kurz, danach kam es für ihn nicht mehr in Frage. Er würde auf jeden Fall bei seiner Frau bleiben. Schade eigentlich.


    Gut finde ich, dass Miriam sich jetzt doch sehr ernsthafte Gedanken zu dem Thema macht. Wenn man wirklich noch einmal Kinder haben möchte, muss man sich das wirklich überlegen. Auch wenn man noch so sehr liebt. Herz und Verstand. Bin sehr gespannt wie das Hin und Her in ihrem Herzen, ihrer Seele und dem Verstand weitergeht. Insofern bin ich sehr sehr gespannt auf den letzten Abschnitt. Alles scheint noch offen und ehrlich gesagt, hab ich nicht die leiseste Ahnung wie es ausgehen könnte. Ich weiß nicht, wie ehrlich Philipp es mit dem Zugeständnis eines Kindes meint. Er ist ja doch sehr am überlegen, aber bevor er Miriam verliert … hmmm … ich trau ihm da nicht so recht.


    Für mich ist Philipp in diesem Abschnitt nur ein Mann in der Midlife-Krise. Er genießt die Zeit mit Mirchen. Klar. Es ist auch etwas absolut besonderes was die Beiden verbindet, aber sich immer nur das Beste rauspicken hat nicht wirklich etwas mit wahrer Liebe zu tun. Vielleicht erkennt er es ja, wenn er sieht, wie ernst Miriam das Ganze wirklich ist, noch ist sie nicht endgültig bereit sich zu trennen.


    Sehr gut kann ich mich in Miriam reinversetzen. Absolut. Das macht das Ganze für mich noch viel interessanter. Ich würde in vielem so reagieren wie sie. Und so fand ich die Idee mit dem Kind auch gar nicht schlecht. Andererseits weiß ich nicht, ob das auf die Dauer gut geht, als Geliebte und vielleicht Mutter. Irgendwann will man einfach mehr. Soooo … weiter. Ich muss endlich wissen wie es ausgeht.


    Das Buch liest sich absolut flüssig und ich habe wirklich Probleme es aus der Hand zu legen. Leider hatte ich eine sehr arbeitsreiche Woche und so komme ich erst jetzt zum Schluß.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Zitat

    Original von Teufelchen_Yvi


    Den Gedanken hatte ich auch ein paar mal. Auch, ob die Einträge bei Facebook öffentlich waren. Da gucken doch auch sicher Bekannte drauf, die es der Frau hätten sagen können.


    Die Einträge bei Facebook lassen sich ja jederzeit so einstellen, dass sie nur von bestimmten Personen gelesen werden können. Ich denke doch, dass Philipp und auch Miriam das bei ihren Postings berücksichtigt haben. ;-)
    Ich mache mir vielmehr Gedanken um die (gehörnte) Ehefrau. Sicher stellt sie in irgend einer Weise Veränderungen bei ihrem Mann fest. Ob sie diese "richtig" einordnet, würde mich schon interessieren. Aber vielleicht erfährt man noch etwas mehr darüber.
    Worüber ich dauernd nachgrüble, ist Philipps Aussage, er würde seine Frau nach wie vor sehr lieben. Andererseits scheint er in eine Art schwarzes Loch zu fallen, wenn Mirchen nicht in seiner Nähe ist. Woher rührt diese Düsternis? :gruebel Wenn in der Familie alles in Ordnung ist, besteht doch eigentlich kein Grund dafür, die Welt so schwarz zu sehen. Irgendwie will das nicht in meinen Kopf, dass jemand zwei Menschen gleichzeitig lieben kann. Klar kann man mehrere Menschen lieben, beispielsweise liebt man seine Kinder, seine Eltern, andere Verwandte oder Freunde, aber nicht in der gleichen Weise wie einen Partner. In diesem Punkt fehlt mir das Verständnis (oder die Phantasie :rolleyes) In gewisser Weise bin ich jedoch auch froh, dass ich mich in eine solche Situation nicht hineinversetzen kann, denn das kann man sicher nur, wenn man etwas ähnliches selbst schon erlebt und gefühlt hat.
    In der Weise, wie er Ehefrau und heimliche Geliebte nebeneinander laufen lässt, unterscheidet sich Philipp nicht von anderen "Fremdgehern", und doch erfüllt er in einem Punkt nicht das Klischee: er hält Mirchen nicht hin, indem er ihr vorflunkert, dass er seine Frau verlassen würde. Er ist ehrlich zu ihr, das muss man ihm lassen.
    Ich kann jedoch Mirchen verstehen, als sie nach dem Interview die Beziehung beenden möchte, denn hier hat sie Philipp in seinem "realen Leben" gesehen, und trotzdem hat sie nicht die Kraft, konsequent zu bleiben. Wie das wohl ausgehen mag? :gruebel Ich bin gespannt wie ein Flitzbogen!