"Vanished years" ist praktisch die Fortsetzung von Rupert Everetts Autobiographie "Red carpets and other banana skins", aber es könnte eigentlich kaum anders sein, als dieses Buch. Wer immer für die Worte verantwortlich ist, die auf dem Cover abgedruckt sind und beschlossen hat, hier "Hilarious" aus dem Zusammenhang gerissen zu wählen, gehört gerügt. Everett schreibt zwar mit dem typischen bissigen, trockenen und oft selbstkritischen Humor, aber zum Schreien komisch ist hier selten etwas.
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich mich in dieses Buch eingelesen habe, eben gerade weil es komplett anders ist. Das hier sind keine amüsanten, kuriosen Ereignisse aus seinem Leben, es sind allesamt traurige, tragische und bittere. So beschreibt er anfangs die Dreharbeiten zu einem gescheiterten TV-Projekt, vielleicht seiner letzten Hoffnung, in den USA Karriere zu machen, eine Pilgerreise mit seinem schwer kranken Vater, erzählt von einem mit HIV infizierten ehemaligen Liebhaber und früh verstorbenen Freunden und Bekannten, einer Theaterproduktion, die ihn auch enttäuscht hat und schließt dann mit dem Sterben und Verabschieden seines Vaters.
Hilarious, really!
Ich wusste lange nicht, was er mit diesem Buch sagen oder eher aufarbeiten will. Schließlich bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es ihm generell um Abschied und Tod geht, vielleicht auch widergespiegelt durch das Akzeptieren, dass seine eigene Karriere in gewisser Weise von ihm zu Grabe getragen werden musste und nicht mehr belebt werden kann.
Man sollte das Buch auf keinen Fall lesen, nur weil man das erste inhaltlich interessant gefunden hat, denn das hier ist, wie gesagt, komplett anders. Was gleich ist, ist Everetts Persönlichkeit und die Tatsache, dass er in der Tat schreiben kann.
Wenn dieses Buch, das er mit Anfang 50 geschrieben hat, auch so zu verstehen ist, dass er selbst an einer Schwelle seines Lebens steht, bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass er ihm eine neue Richtung geben kann oder bereits gegeben hat. Denn das steht außer Frage, das ist diese Art Seelenstrip, bei der ich keine Chance habe, als den Autor unglaublich sympathisch zu finden, vielleicht gerade weil er nicht immer nach der Devise schreibt, über Verstorbene nichts negatives zu sagen, sondern einfach immer ehrlich bleibt, die Zuneigung und Bewunderung aber auch immer zu spüren sind.
Ich mag Everett. Aber ich glaube, das wusste ich schon. Seine Art zu schreiben, die mag ich auf jeden Fall.
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