Ihre Wehmut, wenn wir von früher sprechen, kann ich nachvollziehen. Reichtum allein macht nicht glücklich. Es sind die Menschen, die wir lieben, die unser wahrer Reichtum sind. (Seite 96)
443 Seiten, kartoniert
Verlag: Schenk Verlag, Passau 2013
ISBN-10: 3939337935
ISBN-13: 978-3-939337-93-5
Zu diesem Buch gab es im Juli 2013 > eine Leserunde <
Die Reihenfolge der Bücher:
(Jane Austen „Stolz und Vorurteil“)
Irrungen und Wirrungen auf Pemberley - Brigitte H. Hammerschmidt
Trennungen und Neuanfänge auf Pemberley - Brigitte H. Hammerschmidt
Lug und Trug auf Pemberley - Brigitte H. Hammerschmidt
Achtung: Da dies eine Fortsetzung zu Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ sowie zu „Irrungen und Wirrungen auf Pemberley“ ist, verraten Inhaltsangabe wie Meine Meinung wesentliche Inhalte von dort incl. dem Ende!
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Das Buch setzt einige Monate nach den Ereignissen aus dem ersten Buch der Autorin. Elizabeth geht dem Ende ihrer Schwangerschaft entgegen und wird immer unleidlicher. Als ob dies nicht schon genug Aufregung in das früher so ruhige Pemberley brächte, wird Tante Gardimer infolge einer Intrige des Diebstahls bezichtigt und sieht einem Prozeß mit ungewissem Ausgang entgegen. Genug Gesprächsstoff also für Mrs Bennet, die endlich selbst nach Pemberley reisen kann. Wenn sich alles beruhigt zu haben scheint, erweist sich dies jedoch als trügerische Ruhe vor dem Sturm, denn Mr und Mrs Darcy, Miss Darcy sowie Mr und Mrs Bingley zu gewärtigen haben.
Über die Autorin(Quelle: Verlagsangabe)
Brigitte H. Hammerschmidt wurde 1965 in Bonn geboren, studierte Kunstgeschichte, Katholische Theologie und Klassische Archäologie in Trier. Promotion 2003. Sie lebt in der Nähe von Köln.
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Meine Meinung
„Die Bennetmädchen sind wieder da“, so wirbt der Verlag für sein Buch. Doch bei nüchterner Betrachtung kann diese Aussage nicht ganz stimmen, sind doch seit der Hochzeit von Jane und Elizabeth inzwischen zwei Jahre vergangen. Zumindest diese beiden sind inzwischen erwachsene Frauen, die sich in den Stürmen des Lebens behaupten müssen. Und Stürme gibt es etliche in diesem Buch.
Ich habe im Frühjahr das Vorbild „Stolz und Vorurteil“ und direkt vor diesem den Vorgängerband „Irrungen und Wirrungen auf Pemberley“ gelesen. Von den dreien ist dieses hier gewißlich das melancholischste, wenn man denn von solcher Stimmung sprechen will. Es geht nicht mehr darum, den richtigen Partner fürs Leben zu finden, sich nach der Hochzeit aneinander zu gewöhnen oder mit der (angeheirateten) Verwandtschaft klar zu kommen. Obwohl Letzteres auch hier noch eine deutliche Rolle spielt.
Hier sind die rosa Wolken verflogen, die Schleier des Ungewissen haben sich verzogen, die Figuren sind mitten im realen Leben angekommen. Auf bewundernswerte Weise gelingt es der Autorin, ihr Buch dem Vorbild auch stilistisch anzunähern. Immer wieder tauchen Formulierungen auf, wie auch eine Jane Austen sie wohl benutzt haben würde. Mit großem Vergnügen las ich die Stellen, an denen Brigitte H. Hammerschmidt mit solchen stilistischen Wendungen „spielte“ und jene unnachahmliche Stimmung erzeugte, die die Welt von Pemberley zum Leben erwachen ließ.
Kritisch aufgefallen sind mir eigentlich nur wenige Dinge. Zum einen wurde der Begriff „Gentry“ verwandt. Die Handlung spielt zwar innerhalb der englischen Gentry, nur ob die sich seinerzeit selbst so bezeichnet haben, scheint mir doch eher ungewiß. Und dann wurde für Kitty auch der Name Catherine verwendet. Catherine taucht erstmals für mein Empfinden so plötzlich auf, daß ich erst mal überlegen mußte, wer denn gemeint ist. Seltsam fand ich auch die Schreibweise für Elisabeth, nämlich mit „s“. Ich bin die englische Fassung mit „z“ gewohnt, so daß das „s“ gewöhnungsbedürftig war, zumal der Kosename „Lizzy“ wieder mit „zz“ geschrieben wurde. Aber das sind Marginalien, die nicht weiter ins Gewicht fallen.
Wieder und wieder habe ich mich gefragt, ob die Figuren denn glaubwürdig sind, ob sie in Denken und Handeln zu dem, was wir in „Stolz und Vorurteil“ über sie erfahren, passen, denn sie haben sich verändert. Aber einen Bruch konnte ich nicht bemerken. Für mich sind die Entwicklungen der Persönlichkeit stimmig und folgerichtig. Darcy, Elizabeth, Bingley, Jane, Georgiana, die Schwestern Bingleys - sie alle müssen sich den Veränderungen stellen, im Falle Darcys und Elizabeths nicht nur der für sie neuen Elternrolle.
Dabei habe ich bei aller Veränderung doch immer wieder die Personen vorgefunden, wie Jane Austen sie einst erschuf. Verändert, sicher, aber realistisch wie sie sich unter den Verhältnissen und Ereignissen, die im Buch geschildert werden, verändern und entwickeln mußten. Aber natürlich gibt es auch die, welche sich nie verändern. Lady Catherine de Bourgh etwa oder Mr Collins. Wenn von ihnen die Rede war, war es ein Genuß, das zu lesen. Die verändern sich wohl nie, egal was passiert. Obwohl, bei Lady Catherine bin ich mir da nicht so sicher. Desgleichen Mrs Bennet, die mehrere Auftritte und genügend Gelegenheiten hat, auf ihre angeschlagenen Nerven hinzuweisen.
Es gab einen Moment im Buch, an dem ich dachte, was soll auf den restlichen über zweihundertfünfzig Seiten noch kommen? Aber dann ging es erst richtig los mit Trennungen und Neuanfängen. Zum Glück ist das Buch ist sehr gut lesbarer Sprache geschrieben, denn ich wollte oft schneller lesen, als meine Augen den Zeilen folgen konnten. Die Welt von Pemberley erstand vor meinem inneren Auge, die bekannten wie auch neue Figuren wurden lebendig und mußten ihre kleinen wie großen Abenteuer des Lebens bestehen. Sie entsprachen manchmal meinen Erwartungen, und an anderen Stellen wiederum überraschten sie mich. Und manchmal schlich so ein kleines bißchen Melancholie ein. Wo sind sie geblieben, die unbeschwerten Tage der Jugend? Wo sind sie geblieben, wenn selbst eine Jane in ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen wankend wird und der gutmütige Bingley eine bisher unbekannte Härte zeigt. Wo sind sie geblieben, wenn ein Darcy und eine Elizabeth beginnen, an früher zu denken und an die Veränderungen, die die Zeit für sie mit sich brachte.
Am Ende, als ich das Buch gleichzeitig zufrieden und unzufrieden (weil es nun zu Ende war, ich aber gene noch in Pemberley verweilt hätte) zuklappte, war diese Geschichte erzählt. Es kam zu Trennungen, es kam zu Neuanfängen. Und wie das so ist, bleiben dann manche Fragen offen. Das Buch ist zwar in sich abgeschlossen, aber ich kann mir vorstellen, daß es noch einen dritten Folgeband geben wird. Wenn ich es genau betrachte, hoffe und warte ich nun darauf.
Das Märchen ist im wirklichen Leben angekommen.
Kurzfassung
Für mich die beste Fortsetzung zu „Stolz und Vorurteil“, die ich bisher gelesen habe.
Edit. Link ergänzt
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