'Das Mädchengrab' - Seiten 167 - Ende

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  • Zitat

    Original von LeseBär
    Der letzte Abschnitt war dann doch noch ein bisschen spannend. Dass es schlussendlich doch Marjann war, die total durchgeknallt die ganzen jungen Mädchen abmurkst, darauf wäre ich nie gekommen. Aber nachvollziehbar ist es schon auf eine Weise, sie projiziert das, was sie mit Lisbeth und ihrem verschmähten Sohn verbindet, auf Bärbel und Ulla, die dann das gleiche Schicksal erleiden müssen. Seltsam fand ich jedoch, dass erst 10 Jahre nach Lisbeths Tod der nächste Mord stattfand.


    Warum Hannes dann doch plötzlich wieder da war, war eigentlich logisch dargestellt. Aber wer hat nun die Briefmarken gefälscht? Und woher waren die amerikanischen Briefmarken überhaupt?


    Du hast schon recht. LeseBär: Auf die Frage, woher die Marken stammen, gibt es keine klare Antwort. Dies hat damit zu tun, dass Basti und Fine überlegen, wie leicht es technisch ist, die Marken zu lösen und die Stempelfarbe zu übertragen. Aufgrund der vielen Auswanderungen kamen viele Briefe von Amerika in die Eifel, und von wem genau diese Marken stammen, habe ich nicht explizit beschrieben.


    Zu Marjann: Kurz bevor sie Fine töten will, wird ja deutlich, dass sie aus einer eigenen Lebensunzufriedenheit heraus (u.a. Tod der eigenen Töchter) generell Ned, Eifersucht, Wut und Hass auf junge Frauen hegt. Sie konnte
    diese Gefühle in Schach halten, solange Fine als Ersatztochter relativ klein war. Als Fine aber mit dem Ende der Schule und Beginn der Geschlechtsreife
    (ist angedeutet) zur jungen Frau wird, werden Marjanns Gefühle
    wieder wach (das Fachwort wäre hier: Reaktualisierung). Weil der Lohbauer sich verdächtig gemacht hat, kann Marjann sich in relativer Sicherheit wiegen, als sie Bärbel und Ulla tötet.


    Im Buch gehe ich nicht so verästelt auf Marjanns Gefühlswelt ein. Es ist ja wichtig, den LeserInnen etwas zuzutrauen. Sie verstehen auch so die tieferen psychologischen Zusammenhänge und ihnen bleibt damit Raum für eigene Interpretationen. Wenn ein Autor zuviel erklärt und den Lesern diesen Raum nicht lässt, heißt das im Fachjargon, etwas ist "on the nose" geschrieben, also so sehr dem Leser auf die Nase gedrückt, dass es stört.


    Eifersucht und Hass der (Stief-)Mutter auf die Tochter sind ja auch ein häufiges Motiv in überlieferten Märchen, um die wichtigsten zu nennen:
    Aschenputtel, Schneewittchen, Dornröschen (da ist es die böse Fee) oder auch Stiefmutter plus Hexe gegenüber Gretel.

  • Zitat

    Original von Nadja Quint
    Zu Marjann: Kurz bevor sie Fine töten will, wird ja deutlich, dass sie aus einer eigenen Lebensunzufriedenheit heraus (u.a. Tod der eigenen Töchter) generell Ned, Eifersucht, Wut und Hass auf junge Frauen hegt. Sie konnte
    diese Gefühle in Schach halten, solange Fine als Ersatztochter relativ klein war. Als Fine aber mit dem Ende der Schule und Beginn der Geschlechtsreife
    (ist angedeutet) zur jungen Frau wird, werden Marjanns Gefühle
    wieder wach.


    Ich bin in meiner Deutung sogar noch ein wenig weiter gegangen. Also warum Marjann sogar Fine töten will. Ich glaube/glaubte, dass Marjann vielleicht auch eine Retraumatisierung durchlebt hat. Fine wurde älter und entfernte sich von Marjann (räumlich, als sie auszog). Wurde Marjann von einer Verlustangst überwältigt? Ist der Verlust ihrer leiblichen Töchter ihr zu nahe gekommen? Hat sie das so wütend gemacht, dass sie lieber selbst bestimmen wollte, wann Fine von ihr geht? Hatte sie Angst vor dem Kontrollverlust?
    Öhöm, okay... Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Psychologie des Menschen ;) merkt man vielleicht ;)

  • Tja, Wölfchen,


    ich kenne diese Marjann auch nicht so ganz genau. ;-) Was Du überlegst, mag alles sein, Deine Annahmen finde ich plausibel. Danke, dass Du sie uns mitteilst, denn daran merke ich, dass Marjann als vielschichtige Persönlichkeit bei Dir angekommen ist,und Du Dich intensiv mit ihr beschäftigt hast.


    @ alle: Wie schon beim letzten Mal macht es mir viel Spaß, die Runde zu begleiten. An dieser Stelle möchte ich mich einmal mehr für Eure Meinungen und Anregungen und selbstverständlich auch für Eure konstruktive Kritik bedanken.


    Und wem "Das Mädchengrab" zu sanft :kuh ist: Mein nächster Krimi "Rosa Mord" in Fortsetzung von "Verachte nicht den Tod" wird wieder ein "richtiger" Krimi, diesmal aber nicht mehr ganz so blutig. Oder besser gesagt: Statt rotem Blut fließt diesmal viel rosa Farbe. Eine ausführliche Leseprobe erscheint in den nächsten Tagen auf meiner HP: :wave

  • Es zeigt sich mal wieder das Problem der durch Cover und Klappentext geweckten Erwartungen. Wer sich auf des Buch einlässt, dem hat es gefallen, als das was es ist. Wer mit der Erwartung ein Buch der Spannungsliteratur lesen zu können an des Buch heranging fühlte sich zwischen getaüscht bis betrogen.

  • Ja, Beo, das hast Du wirklich recht.
    Jedenfalls hatte ich genau diesen Gedanken auch schon ;-)

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von beowulf
    Es zeigt sich mal wieder das Problem der durch Cover und Klappentext geweckten Erwartungen. Wer sich auf des Buch einlässt, dem hat es gefallen, als das was es ist. Wer mit der Erwartung ein Buch der Spannungsliteratur lesen zu können an des Buch heranging fühlte sich zwischen getaüscht bis betrogen.



    Oh, beo, da sprichst Du ja was an. Bei dem Cover von "Rosa Mord" haben ein Psycho-Kollege und ich gerätselt, was mit dem jungen Hemd im derangierten Hemd los ist. Ist der jetzt tot, oder steht da jemand hinter ihm...?


    :schweinkram


    Na, ja. Gehen wir mal davon aus, alle halten ihn für frisch gemeuchelt. Sonst gäbe es womöglich schon wieder tief enttäuschte LeserInnen... :unschuld


    Edit: Die ausführliche Leseprobe ist inzwischen auf meiner HP geschaltet.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Es zeigt sich mal wieder das Problem der durch Cover und Klappentext geweckten Erwartungen. Wer sich auf des Buch einlässt, dem hat es gefallen, als das was es ist. Wer mit der Erwartung ein Buch der Spannungsliteratur lesen zu können an des Buch heranging fühlte sich zwischen getaüscht bis betrogen.


    Ich sehe das auch so wie beo, der Mord war für mich zur Nebensache geworden. Aber so ist es ein lesenswertes Buch.

  • Zitat

    Original von Moi


    Ich sehe das auch so wie beo, der Mord war für mich zur Nebensache geworden. Aber so ist es ein lesenswertes Buch.


    :write Absolut!
    Es ist wirklich schade, dass Klappentexte vermehrt andere Erwartungen wecken und Leser davon dann zunehmend enttäuscht das Buch aus der Hand legen. :unverstanden

  • Ja, dem kann ich nur zustimmen.


    Übrigens: Das Buch wurde rezensiert in einer kostenlosen Zeitschrift, die im stationären Buchhandel vertrieben wird. Darin wurde auf den "sanften Charakter" des Krimis ausdrücklich hingewiesen, und er hat den Sprung in den Bestand vieler Buchhandlungen geschafft.


    Wie dem auch sei: Bei mir geht es ja schon in zwei Monaten mit einem zeitgenössischen Krimi der etwas härteren Gangart weiter, danach bleibt es zeitgenössisch und wird wieder sanfter, dabei aber bedeutend komischer. Und wenn ich meine Entwicklung als Autorin richtig einschätze, liegt mir diese Genreform vermutlich am besten, so dass ich (zumindest für einige Zeit) dabei bleiben werde.