Titel: Der jüdische Messias
OT: De joodse messias
Autor: Arnon Grünberg
Übersetzt aus dem Niederländischen von: Rainer Kersten
Verlag: Diogenes
Erschienen: März 2013
Seitenzahl: 637
ISBN-10: 3257068549
ISBN-13: 978-3257068542
Preis: 24.90 EUR
In diesem Buch geht es um den nichtjüdischen Jungen Xavier Radek aus Basel – und man stellt sich die Frage, was diesen jungen Mann antreibt sich für das jüdische Leiden zu interessieren. Und als er dann auch noch Awrommele, den Sohn eines jüdischen Rabbiners, trifft, gibt es für Xavier kein Halten mehr. Die beiden Jungen haben zudem den Plan, Hitlers „Mein Kampf“ ins Jüdische zu übersetzen.
Awrommele sorgt dafür, dass Xavier beschnitten. Aber bei der Beschneidung läuft einiges schief und Xavier verliert seinen rechten Hoden, den er dann aber immer in einem Glas bei sich trägt und dem er den Namen „König David“ gegeben hat. Wenn dem Beschneider Herrn Schwartz das stumpfe Messer nicht abgerutscht wäre und wenn dieser nicht auch noch halbblind gewesen wäre, dann hätte diese Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen.
Awrommele merkt im Laufe der Geschichte, dass seine sexuellen Neigungen dem eigenen Geschlecht zugewandt sind. Xavier, der durch Bettina aus Graubründen seiner Unschuld verlustig wurde, hat nichts dagegen, mit Awrommele auch Sex zu haben. Wobei die beiden Jungen sich einig sind, das Gefühle dabei nichts zu suchen haben.
Grünberg erzählt Xaviers Geschichte bis hin zum Showdown im gelobten Land. Xavier hat zwischenzeitlich als politischer Führer Karriere gemacht und will der Welt nun seinen Stempel aufdrücken: Er spielt mit der atomaren Gewalt.
In diesem Buch trifft man eine Menge skurriler Gestalten. Xaviers Mutter die alles hasst, vor allen Dingen aber ihren Sohn und die Freude daran hat sich mit einem Messer am Oberschenkel zu verletzen, dann ist da noch Marc der Lebensgefährte von Xaviers Mutter, ein Pädophiler, Awrommeles Vater, der Rabbiner, der sich sehr oft von einem Transvestiten massieren lässt, weil er nur dann spürt wie sehr er seine Frau liebt, nicht vergessen der Ägypter vom Grillrestaurant, der plötzlich zwischen den Fronten von Hamas und israelischem Geheimdienst steht und der nun weiß wie es ist frittiert zu werden.
Das Buch ist hochpolitisch, dabei aber politisch vollkommen unkorrekt. Es ist eine manchmal sehr böse Satire, eine absurde Farce. Grünberg schreibt mit sehr viel schwarzem Humor und als Leser staunt man über seinen unglaublichen Ideenreichtum. Aber manchmal macht Grünberg des Guten ein wenig zu viel, verzettelt sich und walzt einige Passagen zu sehr aus, wobei man sich andere Stellen wiederum ausführlicher gewünscht hätte.
Nichtsdestotrotz ist Grünberg ein außergewöhnlicher Erzähler. Er schafft es auf diesen 637 zu beschreiben, wie einer vom Tröster zu jemand wird, der der Menschheit das Fürchten lehrt. Und Grünberg kann bei allem Witz auch unglaublich bösartig werden. Dieses Buch beschreibt die gesamte Bandbreite seines Könnens. 7 Eulenpunkte für ein Buch das trotz kleiner Schwächen sehr lesenswert ist.