Pramoedya Ananta Toer: Spur der Schritte (Band 3)

  • Pramoedya Ananta Toer: Spur der Schritte (Band 3)
    Unionsverlag 2002. 509 Seiten
    ISBN-13: 978-3293202429
    Horlemann 998. 448 Seiten
    ISBN-13: 978-3895020827
    Originaltitel: Jejak Langkah (1985)
    Übersetzerin: Giaok Hiang Gronik


    Die deutsche Ausgabe von "Bumi Manusia" liegt - antiquarisch - in vier Bänden aus mehreren Verlagen vor.
    1. Garten der Menschheit - Rowohlt, Express Edition
    2. Kind aller Völker - im Unionsverlag vergriffen, Neuauflage ist nicht geplant, Strom Verlag
    3. Spur der Schritte - im Unionsverlag vergriffen, Neuauflage ist nicht geplant, Horlemann
    4. Haus aus Glas - Horlemann, vergriffen


    Verlagstext
    Die Welt feiert den Eintritt in das zwanzigste Jahrhundert, und Minke, einer der wenigen europäisch erzogenen Javaner, startet optimistisch in ein neues Leben in einer neuen Stadt: Batavia, dem heutigen Jakarta. Mit dem Beginn seiner Ausbildung an der Ärzteschule und der Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen, hat Minke alle Hoffnung, die Tragödien der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber er kann weder seine Geschichte noch die Realität fremder Herrschaft abschütteln. Als seine Welt in Stücke zu fallen beginnt, sammelt er eine kleine, aber leidenschaftliche Gruppe um sich, die mit ihm für die Unabhängigkeit kämpft. Minke erfährt Liebe, Freundschaft und Betrug - mit tragischen Konsequenzen. Eigentlich wollte er die Welt nur verstehen - jetzt will er sie verändern. (Quelle: Unionsverlag)


    Der Autor
    Pramoedya Ananta Toer, 1925 in Blora auf Java geboren, ist der bedeutendste indonesische Schriftsteller. Er wuchs unter holländischer Kolonialherrschaft auf. Während der Befreiungsbewegung in Indonesien wurde er von den Holländern verhaftet. Er begann im Gefängnis zu schreiben. Freigelassen unter Sukarno, aber wegen Unterstützung der chinesischen Minderheit wieder verhaftet, verbrachte Pram, wie er von seinen Landsleuten genannt wird, viele Jahre in den Gefängnissen der Regimes. Ein Prozess wurde ihm nie gemacht. Zeitweilig durfte er in der Gefangenschaft seine schriftstellerische Tätigkeit ausüben. Nach seiner Freilassung - die zum Teil auf internationalen Druck erfolgte - begann er mit der Veröffentlichung der auf vier Teile angelegten Romanreihe über die Anfänge des indonesischen Nationalismus und Freiheitskampfes. Obwohl in mehreren Auflagen erschienen, wurden die Romane 1981 verboten. Toer stand viele Jahre unter Hausarrest in Jakarta. Er starb am 30.4.2006. (Quelle: Unionsverlag)


    Inhalt
    Aus dem Schüler Minke, der sich in die Tochter eines Niederländers und dessen javanischer Konkubine verliebte, ist inzwischen Herr Minke geworden. Der dritte Band des vierbändigen Schlüsselromans zur Kolonialgeschichte Indonesiens umfasst circa die Zeit zwischen 1900 und 1910 und berichtet von Minkes Gründung einer Zeitung, die sich als Anwalt der einfachen Menschen versteht. Ostindien besteht aus zahlreichen Völkern unterschiedlicher Religionen, die noch nicht bereit sind, sich für eine Einigung z. B. auf eine Verkehrssprache zu einigen. Minke erkennt die Probleme seiner von den Niederländern beherrschten Heimatinsel beim Übergang in die Moderne, kann sich aber nur schwer zwischen einer Ausbildung als Arzt und dem Journalismus entscheiden. Ehe Minke sich für die Reform feudaler Strukturen des Inselreichs einsetzen und den Fehdehandschuh gegenüber der Kolonialmacht aufnehmen kann, muss er taktisch noch viel lernen. Die Vereinigung der chinesischen Kaufleute auf Java diente Minke als Anregung für eine mögliche Einigung. Da die Malaien und Javaner keine homogene Gruppe wie die eingewanderten Chinesen sind, liegt vor Minke eine Herkulesaufgabe, bei der er kein direktes Vorbild hat.


    Fazit
    Die Wahl eines Icherzählers für seine Romanreihe ermöglicht Toer, seine eigenwillige Hauptfigur im dritten Band der Reihe mit all ihren Schwächen und Widersprüchen zu zeigen. Minke ist sich bewusst, wie viel sich in seiner Heimat ändern muss, bevor die Inseln einmal unabhängig von den Niederlanden sein werden. Noch kostet es ihn aber Überwindung, sich ein Land vorzustellen, in dem alle Bürger, Männer wie Frauen, gleichgestellt sind. Auch Minke als Angehöriger der Oberschicht müsste dann auf seine Privilegien verzichten, wie das eigene Gericht, das bisher allein über die Oberschicht Recht spricht. Nachdem die ersten beiden Bände einige Längen aufwiesen, fand ich im dritten Band Minkes Entwicklung zur möglichen Führungspersönlichkeit in einem modernen Indonesien sehr gut gelungen.


    8 von 10 Punkten