Ingo Lenßen - Die Lücke im Gesetz

  • Kurzbeschreibung:


    Alles, was gerade noch recht ist. Als Anwalt kennt Ingo Lenßen die Grenzen von Recht und Unrecht ganz genau. Er weiß, wie man um ein Knöllchen wegen überhöhter Geschwindigkeit herumkommt oder warum das Telefonieren am Steuer nicht grundsätzlich mit einem Bußgeld enden muss. Er erläutert, welche Schimpfworte gerade noch in Ordnung sind, wie Sie als Mieter zu Ihrem Rechtkommen oder auf welche Abzocktricks Sie beim Gebrauchtwagenkauf vorbereitet sein müssen. Unterhaltsam und informativ schildert er in seinem Buch, mit welchem Detailwissen man sich in bestimmten Situationen dem Zugriff der Justiz entziehen oder die gegnerische Partei übertrumpfen kann. Ganz legal, weil man eben etwas mehr weiß als die anderen. Angereichert mit Anekdoten aus seiner langjährigen Tätigkeit als Strafverteidiger hat Ingo Lenßen ein einzigartiges Buch geschrieben, das dem Leser interessantes juristisches Know-how bietet.



    Über den Autor:


    INGO LENßEN studierte Rechtswissenschaft und Europawissenschaften. Er ist in seiner Kanzlei in Bodman-Ludwigshafen als Fachanwalt für Strafrecht sowie im Bereich Familien- und Erbrecht tätig. Deutschlandweit bekannt wurde er mit der TV-Serie Lenßen & Partner auf SAT1.



    Website des Autors:


    http://ingolenssen.de/



    Meinung zum Buch:


    Der Autor ist vielen aus Film und Fernsehen bekannt. Daher war es für mich verwunderlich, dass Ingo Lenßen ein Buch mit dem Titel „Die Lücke im Gesetz – Wie man ungestraft davonkommt.“ herausgegeben hat. Als Anwalt tätig, wird er doch nicht bewusst, wenn auch indirekt, zu Straftaten auffordern oder sich über Gerichte hinwegsetzen?


    Ein Blick in das Buch zeigt, dass Ingo Lenßen Struktur in seinem Buch hat. In 10 Kapitel befasst er sich nacheinander mit den Bereichen: Verkehrsrecht, Erbrecht, Strafrecht, Zivilrecht, Mietrecht, Steuerrecht, Reiserecht, Familienrecht, Arbeitsrecht und Versicherungsrecht.


    Er stellt in jedem Kapitel mehrere Fälle vor, schildert diese und wie er sie gelöst hat und gibt dem Leser noch ein „Merke“ an die Hand, für den Fall, dass dieser das einmal braucht.


    Daneben bietet er dem Leser noch Einblicke in das Strafrecht. Wie wird beispielsweise die Alkoholkonzentration im Blut berechnet und welche Auswirkungen hat dies auf die Strafe. Ist es egal, wie viel man wiegt und welchen Geschlechts man ist?


    Man findet zudem u.a. noch Auszüge aus dem aktuellen Verwarnungs- und Bußgeldkatalog (Stand:2013), eine Liste zu den Erbschaftssteuersätzen, eine Schmerzensgeldtabelle, eine Auflistung der Länder, die nach Deutschland ausliefern oder nicht, eine Tabelle zu den Hafttagen, wie diese in Deutschland gewertet werden, sollte man im Ausland in Haft gesessen sein, eine Liste der Bundesstaaten der USA, die noch die Todesstrafe haben, eine Liste mit Mietminderungen bei Mangel, eine Liste mit Reisepreisminderungen bei Mangel und einige statistische Tabellen von Scheidungen bis Lebenserwartungen.


    Der Titel des Buches ist zwar reißerisch, jedoch irreführend. Hauptsächlich ist der Text, der gut und verständlich geschrieben ist, eine sortierte Sammlung von kleineren Fällen. Hinweise darauf, wie man bei Rechtsverstößen straffrei bleibt, finden sich nur wenige. Ingo Lenßen konzentriert sich vor allem darauf, den Leser über seine Rechte aufzuklären und den Glauben an die Rechtsprechung zu stärken. In einigen Fällen hatten die Leute einfach eine falsche Vorstellung von ihrem Recht und es galt, diese zu korrigieren (z.B. Scheidungskosten).


    Das Buch ist selbst für Laien sehr verständlich geschrieben. Die Auszüge und Tabellen nach dem neusten Stand. Jedoch ist hier die Frage, wie lange diese gültig sind, denn in unserem Rechtsystem ist immer viel Bewegung und Gesetze ändern sich. Für die Gegenwart ist es dennoch ein toller Einblick in die verschiedenen Bereiche der Rechtsprechung, bildlich an Fällen dargestellt und dem Leser gut vermittelt.


    Das Resümee zu den einzelnen Fällen fasst den Kernpunkt des Falles noch einmal zusammen und gibt dem Leser einen Merksatz an die Hand. Dieser prägt sich sicherlich einfacher ein, als ein seitenlanger Text. Inwieweit das Buch für Leser hilfreich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Da die Fälle nur angerissen werden, dürfte auch in Zukunft der Gang zum Anwalt nicht ausbleiben.


    Fazit:


    Ein guter Einblick in die verschiedenen Bereiche der Rechtsprechung, der den Gang zum Anwalt jedoch nicht ersetzt, sondern lediglich dem Leser zur Orientierung dient.

  • Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung.
    Allerdings stehe ich diesen Rechtsratgebern immer sehr skeptisch gegenüber. Auch der tägliche Konsum der Gerichtsshows im Fernsehen ersetzt kein Jura-Studium. Und auch ein Ratgeber simplifiziert oftmals Dinge die in rechtlicher Hinsicht sehr oft viel komplizierter sind.


    Gerade im Recht kann man kaum pauschalisieren. Jeder Einzelfall gestaltet sich anders.


    Diese Ratgeber verkaufen sich zumeist sehr gut - ihr Nutzen in der Praxis aber ist von eher zweifelhaftem Wert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Also, ein Ratgeber oder ein ernstzunehmendes Sachbuch ist es für mich gerade nicht... lest selbst, hier meine Rezi...



    ***


    Eines vorab: mir war der Autor, Herr Lenßen, vorher nicht bekannt. Erst durch die Beschäftigung mit dem Buch erfuhr ich von ihm - und dass er wohl schon öfters im (Privat-)Fernsehen aufgetreten ist. Genau dies merkt man dem Buch an. Es ist ziemlich genau auf diese Zielgruppe abgestimmt: Menschen, die Privatsender und Vorabend-TV schauen, die nur unterhalten werden wollen, und keinerlei fundierte Auseinandersetzung mit einem Thema erwarten. Insofern vielleicht gut
    gelungen. Da diese Rezension jedoch von mir als Person stammt, kann ich nicht verhehlen, dass das Buch mich nur wenig angesprochen hat.


    Die ganze Aufmachung wirkte auf mich unseriös, und hat mir nicht gefallen. Überall diese Krimi-/Western-Schreibmaschinenschrift, Titelzeilen wie mit Heftpflaster eingeklebt, übergroße, dramatische Paragraphen-Zeichen, und das völlige Fehlen von erklärenden Sachtexten, geschweige denn weiterführender Literatur. Dickes Papier, recht große Schrifttype. Man ist schnell durch.


    Es wirkte auf mich insgesamt eher lieblos zusammengestellt - es waren ja nur Beispiele, Fälle, aneinander gereiht. Fast eine "Nummernrevue". Erklärende, zusammenfassende Sätze nur ganz am Rande. Nur wenige "Fälle" gehen über mehr als eine Seite. Wie in einem Zettelkasten wird alles abgearbeitet. Ein Schnellfeuerwerk der Anekdoten.


    Okay, ein Pluspunkt wäre vielleicht noch, dass das Buch nach Rechtsgebieten eingeteilt ist - Mietrecht, Arbeitsrecht, Familienrecht, Verkehrsrecht, usw. Aber: die beiden Gebiete "Strafrecht" und "Zivilrecht" erhalten überproportional viel Raum, und dabei sind sie gar nicht die Spezialgebiete des Autors! Jedenfalls laut Klappentext. Andere Themen, die mich mehr interessiert hätten, wie Mietrecht und Arbeitsrecht, werden mit gerade einmal 5 Fällen pro Kapitel abgehandelt... die Logik dahinter erschloss sich mir nicht.


    Überhaupt, die Information zum Autor ist denkbar dünn. Ein Vorwort, das aus keiner ganzen Seite besteht, und nicht "dünner" hätte formuliert werden können. Im Anhang dann: "weitere Informationen zu Ingo Lenßen". Und was finde ich da? Nur zwei Internet-Adressen! Das ist doch Schummelei! Keinerlei Lebenslauf, keine Liste von Veröffentlichungen, keine Biographie! Einfach nichts!


    Ich kann das Buch einfach schwer einordnen. Ein echtes Sachbuch ist es jedenfalls nicht, da es wenig wirkliche Information beinhaltet. Es reiht lediglich Häppchen aneinander. Ein reißerischer Ratgeber, wie der Titel vermuten ließe, ist es gottlob auch nicht. Wie nach einer Tüte Chips, bleibe ich zum Schluss hungriger zurück als vorher.

  • rumble-bee
    Sehr interessante Einschätzung von dir zu diesem Buch. Obwohl ich dieses Buch nicht gelesen habe und es auch nicht lesen werde, bestätigst du jedes meiner Vorurteile. Als Jurist steht man solchen "Ratgebern" eh sehr skeptisch gegenüber. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Als Anwalt scheint Ingo Lenßen mit allen Wassern gewaschen zu sein. Versiert plaudert er über seine Erfahrungen aus der Kanzlei. Er gibt Ratschläge, welche Länder bei kriminellen Vergehen keine Auslieferungsabkommen mit Deutschland haben, welche Strafen bei den verschiedenen Beträgen von Steuerhinterziehung erwartet werden dürfen oder mit welche prozentualen Abzüge ein Mieter bei Wohnmängeln einbehalten darf. Der überaus augenfreundlich gedruckte Text wird mit seitenlangen Tabellen ergänzt, die als aktuellere Ausgabe auch im Internet zu finden sind. Hier komme ich auch gleich zum ersten Mangel des Buches, nämlich der Aktualität. Gesetzestexte sind schnelllebig. Was beim Überarbeiten der Druckfahne noch aktuell war, kann beim Erscheinungsdatum im April 2013 schon überholt sein. Dennoch empfinde ich es als störend, wenn sich der Text bereits kurz nach Verkaufsstart als veraltet präsentiert.


    Ein weiteres großes Kapitel ist dem Handelsrecht gewidmet. Der Autor verrät ein Sammelsurium an fehlgeschlagenen Abzocktricks, die seine Mandanten beim Gebrauchtwagenkauf erfuhren. Unglaublich, was da alles aufgeführt wurde. Unglaublich, dass diese Hinweise einen Weg in das Buch mit dem Titel „Die Lücke im Gesetz“ gefunden haben. Man muss kein ausgebildeter Kraftfahrzeugmechaniker sein oder täglichen Umgang mit Kaufverträgen haben, um diese plumpen Täuschungsmanöver zu durchschauen. Genauso verhält es sich bei den Themen Zivilrecht und Reiserecht. Nahezu empörend sind die Schilderungen, wie Mandanten trotz Vergehen im Verkehrsrecht keinerlei Sanktionen erhielten und erleichtert mit Vollgas davonfuhren. Ist ein Gesetz nicht auch dazu da, um größere Schäden für Dritte einzugrenzen? Beim Lesen von verwarnungsfreien Geschwindigkeitsübertretung oder alkoholisierten Fahrten entstand ein leichter Beigeschmack beim Blick auf die potentiellen Folgen eines solchen Verhaltens.


    Beim Lesen kam ich nicht umhin, mich zu fragen, wer denn wohl die Zielgruppe dieser Lektüre sei. Kollegen des studierten Rechtswissenschaftlers werden diese Plaudereien aus dem Nähkästchen vermutlich noch unendlich ergänzen können. Die bereits im Erstsemester zu subsumtionierenden Fälle des Erb- oder Arbeitsrechts kann die Gilde der Juristen also nicht interessieren. Als Nachschlagewerk für den Laien eignet sich das Buch aufgrund des fehlenden Index, der Verweise auf Gesetzesbücher und Paragraphen und unzureichenden Fachinformationen ebenfalls nicht. Die Anekdoten scheinen willkürlich aneinandergereiht und werden reißerisch erzählt. Knifflige Fälle mit cleverem Lösungsweg sucht man vergeblich. Häufig wird lediglich eine Fehlinterpretation zugrunde gelegt, die mit einem vehementen „Falsch!“ beiseite gewischt wird. Das auf dem Buchrücken angekündigte Detailwissen, mit dem ich obendrein Justitia ein Schnippchen schlagen soll, entpuppte sich als Trivialwissen deutscher Gesetze. Glücklicherweise trägt die Personifikation der Gerechtigkeit eine Augenbinde und muss dieses in Bezug auf Gewicht und Inhalt leichte Buch nicht selber lesen.