Die Geschichte der Drei Reiche - Wieso gibts keine deutsche Übersetzung?

  • Hi.


    Ich habe kürzlich von dem Werk "Die Geschichte der Drei Reiche" erfahren (im chinesischen Original "Snguó YÎnyì"). Es handelt sich um eins der bekanntesten chinesischen Bücher und um eins der wichtigsten klassischen chinesischen Bücher. Es diente vielen Autoren und Filmmachern als Inspiration, unter anderem George R. R. Martin für seine "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe. Das Mammutwerk enthält über 1.000 Charaktere und schildert die politischen Wirren im China des 3. Jahrhunderts.
    Es gibt eine englische Übersetzung, von der auch viele Leser sehr begeistert sind. Eine deutsche Übersetzung gibt es wohl auch, wobei die ziemlich unvollständig sein und vieles inhaltlich verändert haben soll, um es an eine europäische Leserschaft anzupassen. Alles in allem nicht wirklich lesenswert.


    Nun ist die Frage - gerne auch an Anwesende aus dem Verlagswesen - warum wird so ein Werk nicht schon längst neu übersetzt, aufgelegt und groß vermarktet? Wäre doch gerade in einer Zeit von Game of Thrones die Gelegenheit. Man müsste sich nicht einmal des Vorwurfes erwehren, im Fahrwasser von Game of Thrones mitschwimmen zu wollen, weil "Die Geschichte der Drei Reiche" bereits vor 500 Jahren veröffentlicht worden ist. Trotzdem ist sie bis heute sehr populär! Nur eben nicht in Deutschland.


    Und jetzt: Freiwillige Verlage vor! :)


    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Geschichte_der_Drei_Reiche

  • In der Tat merkwürdig. Gibt doch bestimmt viele Übersetzer, die gut Chinesisch->> Deutsch können. Und das hier


    Zitat

    Das Mammutwerk enthält über 1.000 Charaktere und schildert die politischen Wirren im China des 3. Jahrhunderts.


    hört sich auch an, als ob man das schnell rauswuppt. :gruebel Würde bestimmt ein Bestseller, die Schwarte (ich nehme mal an, es ist eine Schwarte ?()

  • "Sanguo Yanyi / Die Geschichte der drei Reiche" ist vermutlich - nach Ansicht vieler Verlage - nicht für "den deutschen Lesegeschmack" geeignet und zu umfangreich um ein hohes finanzielles Risiko einzugehen. Die englische Übersetzung umfasst 2339 Seiten... und soweit ich weiß, heißt es seit Jahren, dass Bücher mit Schauplatz China sich nicht gut verkaufen würden.


    Seitdem China Gastland bei der Frankfurter Buchmesse war, hat sich das wohl leider leider nicht verbessert.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Richtig, es würde sich für die Verlage aller Voraussicht nach finanziell nicht rechnen. So einfach und bitter dürfte die Erklärung sein. :-(

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • P.S. Und auch wenn es tatsächlich einer der bekanntesten Klassiker ist, wird meines Wissens auch in China eher selten die ungekürzte Fassung gelesen. Es gibt zahlreiche drastisch gekürzte Kinder-/Jugendversionen und Mangas, von den bei Amazon China gelisteten Fassungen sind die allermeisten gekürzt.


    Hinzu kommen zahlreiche Verfilmungen für Kino und Fernsehen, Computerspiele usw.

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  • Ich hatte mal "Die drei Reiche", das Insel-Taschenbuch in der Übersetzung von Franz Kuhn, habe es aber wohl nie wirklich gelesen und weiß auch nicht, wie vollständig das war. Also mal ganz ehrlich, wer sollte das in einer vollständigen Ausgabe hier lesen wollen und vor allem wenn es nicht an den hiesigen Geschmack angepasst wäre? Das würde sich für einen Verlag nie und nimmer rechnen.

  • Die Übersetzung bzw. Zusammenfassung von Franz Kuhn wurde laut Wikipedia 1940 veröffentlicht, laut Booklooker hat die hier verlinkte Ausgabe 473 Seiten.


    Lee
    Würdest Du Dir eine mehrbändige vollständige Übersetzung kaufen und lesen?

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  • Danke für die bisherigen Antworten!
    Schade, ich hatte irgendwie gedacht, dass so ein Werk massentauglicher sei. Ich hätte vielleicht noch deutlicher darauf hinweisen sollen, dass es sich um einen Roman handelt und damit nicht bloß irgendein trockenes Geschichtsbuch ist. Und dafür, dass es immerhin eine der wichtigsten und vermutlich einflussreichsten Erzählungen aus China ist, könnte man doch meinen, dass es schon seine Leser finden wird. Vor einer "Anpassung" des Inhalts an den deutschen Markt schrecke ich instinktiv zurück, muss aber gestehen, dass ich bisher noch nichts aus China las und ich somit nicht ausschließen will, dass mir das unangepasste Werk doch nicht zusagen würde.


    Ja, ottifanta, ich würde mir die vollständige Übersetzung auf jeden Fall kaufen, weil ich mich neuerdings für derartige Mammutwerke interessiere. Ob ich sie bis zum Ende lesen würde, kann ich dir aber nicht sagen.


    Ob sich das Buch nicht doch rechnen würde, ist halt die Frage. Ich kenne mich mit dem Urheberrecht nicht bis ins Letzte aus, aber theoretisch müsste man - wenn man faul ist - "einfach mal" die englische Version ins Deutsche übersetzen und daraus ein hübsches Buch machen. Es kommen doch so viele Bücher raus, viele davon mit weniger Aussicht auf Erfolg. Für mich wäre da eher die Frage, ob ich damit einen Nischenmarkt bedienen möchte wie die vielen hochpreisigen Wissenschaftsbücher oder aber eine breite Kampagne dafür auffahre und das Buch in alle Läden bringe. Letzteres ist wohl schwierig ohne aktuellen Anlass und ohnehin sehr riskant. Aber da gibts ja noch das schöne Stichwort "Quersubventionierung" und wenn es sich auf Dauer bezahlt macht, kann man es immer noch groß auflegen.
    Ich denke mir daher fast eher, dass es eine solche Schwemme an Jungautoren und Neuerscheinungen gibt, dass der Markt an klassischer und insbesondere ausländischer klassischer Literatur einfach uninteressant wird oder zumindest aus dem Blickfeld gerät. Man hat ja heute schon Schwierigkeiten, Dumas' zweite Fortsetzung der Musketiere zu finden. Und als Beispiel aus der Moderne: Tolkiens 13-bändige "Geschichte von Mittelerde" hat man nach der zweiten Übersetzung bereits aus dem Programm genommen, vermutlich war es zu speziell. Es ist einfacher, den Massengeschmack zu bedienen, indem man einen weiteren Vampirroman herausgibt. Das ist aktuell, das begeistert die Leute. Ich dagegen interessiere mich mehr für historische Romane, denn diese haben bereits die Jahrhunderte überdauert. Die besten Romane sind sowieso zeitlos. Schade, dass solche Werke auf dem deutschen Buchmarkt oft nicht entsprechend gewürdigt werden.

  • Die englische Ausgabe ins Deutsche zu übersetzen, ist ja auch nicht soooo einfach. Zumindest nicht, wenn es eine gute Übersetzung sein soll. Bei Übersetzungen von Übersetzungen geht noch mehr vom Original verloren als bei einer Übersetzung direkt vom Original. Und der englische Übersetzer und der Verlag haben ja auch Rechte. Man kann die englische Übersetzung ja nicht so einfach mal nehmen.


    Und wenn ich bedenke, wie Klett-Kotta mit der Übersetzung der Niccolo-Reihe von Dorothy Dunnett gescheitert ist und letztendlich dann nur vier oder fünf der acht Bände übersetzt hat, weil nicht genügend Leute es gekauft haben. Was blöd war für diejenigen, die die Reihe bis dahin verfolgt hatten.


    Klar wäre es schon, wenn jedes Stück Weltliteratur in der eigenen Sprache verfügbar ist. Aber Verlage sind immer noch Unternehmen, die Geld verdienen wollen und da kann ich schon nachvollziehen, dass sich keiner an eine Übersetzung eines 500 Jahre alten, über 2000 Seiten dicken chinesischen Werkes traut, das - zumindest laut Wikipedia - praktisch keine zentrale Handlung hat. Das man da nicht unbedingt einen Markt für sieht, halte ich für nachvollziehbar.

  • Weshalb sollte man die Bücher nicht auf Englisch lesen? Mit Englisch ab Grundschule, bilingualem Sachunterricht in der Mittelstufe, Vorlesungen und Bachelor-Arbeiten an deutschen Unis in englischer Sprache sind wir doch im Prinzip auf dem Weg zur Zweisprachigkeit.


    Eine Übersetzung muss sich ein Verlag erstmal leisten können. Wenn du nach Wirtschaftsnachrichten aus dem Haus Insel oder Suhrkamp suchst (die z. B. Lao She verlegt haben), wird schnell klar, warum extravagante Projekte dort gerade keine Konjunktur haben.


    Der Markt für ein Nischenprodukt wie dieses ist sowieso winzig und wird zusätzlich verkleinert, wenn ein Großteil der Interessenten Ausgaben chinesischer Produktion in Englisch direkt oder antiquarisch bezieht. Das sind oft wunderbar illustrierte gebundene Ausgaben.

  • Zitat

    Original von Lee
    finden wird. Vor einer "Anpassung" des Inhalts an den deutschen Markt schrecke ich instinktiv zurück, muss aber gestehen, dass ich bisher noch nichts aus China las und ich somit nicht ausschließen will, dass mir das unangepasste Werk doch nicht zusagen würde.


    Geh doch mal in die nächste Stadtbücherei und schau nach, ob die dort irgendwelche Übersetzungen chinesischer Werke haben. Es gibt ja schon so einige chinesische Klassiker die ins Deutsche übersetzt wurden, wobei ich schätze, dass zumindet beim Insel Verlag die meisten Klassiker von Franz Kuhn übersetzt waren, du könntest ja auch mal einen Blick in "Die Räuber vom Liang Shan Moor" werfen, wenn sie "Die drei Reiche" nicht haben.


    Ich denke ich bin schon über Werke gestolpert die aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt waren und aus einer Drittsprache stammen, mir fällt nur gerade kein Titel dazu ein. Ich würde in dem Fall, also etwa Die drei Reiche, aber erwarten, dass der Übersetzer eben nicht nur aus dem englischen übersetzt, sondern auch das klassische Chinesisch so halbwegs nachvollziehen kann, sonst würde ich das auch als zweifelhaft ansehen.


    Ansonsten, englisch lesen.

  • Daß Werke der Weltliteratur in möglichst vielen Sprachen anderer Länder zu lesen sind, ist ein es schöne Idee. Aber doch ein bißchen theoretisch.


    Und eine LeserInnenschaft zu finden, ist ja schon für die jeweils eigene Literatur schwierig. Wer liest denn hierzulande noch Grimmelshausen?
    Wenn etwas übersetzt ist, überlebt oft gleichfalls nur die gekürzte Fassung. Wer kennt 'Robinson Crusoe' ganz? 'Gullivers Reisen'? Wer hat denn schon mal die gesamten Erzählungen von '1001 Nacht' gelesen?
    Die Upanishaden? Die Luisaden von Camoes? Es gibt eine halbe Bibliothek voller Werke, die prägend waren für eine bestimmte Zeit und Kultur.
    Es überleben meist nur Teile davon.
    Romane sind übrigens nie zeitlos. Und nie losgelöst von ihrer Herkunftskultur.


    Ältere Litertaur zu lesen erfordert ziemliche Anstrengung, weil sich Vorstellungen von Sprache, Stil, Handlungsablauf und Aussage der Bücher ändern über die Generationen.
    Die religiösen Betrachtungen von Crusoe, die einige Kapitel de Buchs einnehmen, klingen echt öde heutzutage, nicht unbeträchtliche Teile von '1001 Nacht' sind bösartig rassistisch in Bezug auf Afrikaner mit schwarzer Haut (Afrikaner, die nicht schwarz sind, kommen besser weg), die Rahmenhandlung ist ekelhaft sexistisch und nur Ausdruck des widerwärtigen Anti-Feminismus, der weite Teile der Geschichtensammlung durchzieht.
    (Hach, das wollte ich schon lange mal öffentlich schreiben!)


    zu Übersetzungen:


    es gibt Fonds, die Übersetzungen fördern.
    Gelegentlich lese ich modernere skandinavische Literatur auf deutsch und es gibt kaum ein Buch, in dem nicht vorne einer Stiftung gedankt wird, die die Übersetzung bezahlt hat. Verlage sollen sich mal nciht so haben, die zahlen ÜbersetzerInnen eh nicht ganz.
    Es gäbe sicher chinesische Stellen, die eine Übersetzung fördern könnten. Wenn man wolte. Bloß warum soll man es wollen?


    Die Frage, um die es hier geht, ist nicht die Frage von Übersetzung und ganz sicher nicht die Frage davon, ob LeserInnen von JungautorInnen und Neuerscheinungen überschwemmt werden, sondern die, wieviel Platz man Geschichten einräumt, die viele hundert Jahre auf dem Buckel haben, egal aus welcher Kultur. Die bringen auch sehr viele Vorstellungen mit, die uns heute, sagen wir, befremdlich erscheinen. Oft mit unseren Problemen wenig bis nichts zu tun haben.


    Das will schon gut überlegt sein. Ich ziehe da auf jeden Fall die Förderung z.B. moderner chinesischer Literatur vor.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Um euch mal chronologisch "abzuarbeiten":


    Delphin: Selbstverständlich ist eine Übersetzung aus dem Original vorzuziehen, keine Frage. Dass die Übersetzung eines Drittwerks selbst wieder geschützt ist, wusste ich nicht sicher, danke für die Aufklärung.
    Es ist schon richtig, dass die Verlage Wirtschaftsunternehmen sind. Mir fehlt dann an der Stelle irgendeine öffentlich-staatliche Einrichtung/Stiftung/Vereinigung, die Übersetzungen/Eindeutschungen/Herausgaben historisch und kulturell bedeutender Werke der Weltliteratur subventioniert oder in irgendeiner Weise mitfinanziert. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es nicht sowas in die Richtung gibt. Dann aber vermutlich nur auf die eigene Landesgeschichte und -kultur bezogen.
    Aber sowas braucht es nicht einmal. Wenn die Verlagswelt etwas innovativer wäre, hätte sie schon mal von dem Zauberwort "Crowdfunding" gehört. Die erfolgreichen Verlage der Zukunft werden das Kickstarter-Konzept kopieren und einfach die Leser entscheiden lassen, welches Werk sie geschrieben oder übersetzt haben möchten. Die Leser finanzieren die Umsetzung vor, wie das derzeit für zehntausende Projekte auf aller Welt passiert. Die Spieleplattform Steam verfolgt mit ihrer Early Access-Kampagne eine verwandte, aber andersgeartete Strategie. Viele Möglichkeiten der Vor- und Mitfinanzierung sind denkbar, man muss sich nur die Systemfrage stellen. Es wird aber noch ein paar Jahre dauern, bis die Verlage dahinter gekommen sein werden, dass das Internet - richtig genutzt - eine mächtige Waffe sein kann. Die einzige Art des Crowdfundings, die Verlage aber bis heute zu kennen scheinen, sind Abonnements.


    Buchdoktor: Verzeih, aber deine Haltung kommt mir etwas elitär vor. Ich hatte beispielsweise keine guten Englischlehrer ("th spricht man wie s!") und habe mein Englisch hauptsächlich von der Realschule, obwohl ich nachher noch studiert habe. Vieles kann ich auf Englisch lesen, aber schon bei Sherlock Holmes im Original wird mir ob der vielen fremden Vokabeln übel. Hättest du die Vokabeln "endeavouring" für "bemühend", "effusive" für "exaltiert" oder "gasogene" für "Siphonflasche" gewusst? Ich jedenfalls nicht. Und bei einem 500-jährigen chinesischen Buch ist es sicher nicht einfacher. Es befehlsmäßig in Englisch zu lesen, kommt daher für mich leider nicht in Frage.


    Ushuaia: Stimmt, kann ich mal machen, wenn ich meinen derzeitigen Bücherstapel abgearbeitet habe. ;)


    magali: Dein Beitrag hat mir ein bisschen die Augen dafür geöffnet, wie langweilig und auch fremd die ganzen Werke sein können. Ich erinnere mich noch daran, dass Darwins "Entstehung der Arten" im Original zu lesen nicht nur unnötig und langweilig, sondern richtiggehend anstrengend ist, so ausführlich er die ganzen Merkmale der Vererbung in ihrer Dutzend- und Hundertschaft aufzählt, während dem modernen Leser drei Sätze zu jedem Kapitel gereicht hätten. Aber er hat das Buch geschrieben, was die damalige Zeit erforderte. In seiner peniblen Detailliertheit ist das Werk heute nicht mehr zeitgemäß.
    Dein Beispiel von 1001 Nacht hat mich überzeugt, dass es vielleicht tatsächlich nicht notwendig ist, gerade als unbedarfter europäischer Leser das Komplettwerk zu lesen. Ich habe immer gern gleich das Komplettwerk, aber das ist so ein Faible von mir, der von meinen zahlreichen CDs, DVDs und BRs stammt, deren Content zumeist wesentlich kurzweiliger ist.


    Ob uns die Filme so befremdlich erscheinen würden, weiß ich nicht. Ich habe schon davon gehört, dass es bei vielen Produktionen europäisierte oder amerikanisierte Fassung gibt. Gerade auch am Beispiel US-Releases japanischer Filme merkt man, dass eine große Nachfrage nach amerikanischer Dramaturgie da ist (oder ist es nur der unterschwellige Rassismus?) Tatsächlich sind ostasiatische Filme oft die letzte Grütze und auch aus China gibts selten Gutes. Vermutlich hast du Recht und es wirkt befremdlich auf uns europäische Leser, wenn plötzlich ein Ehrenselbstmord für den Protagonisten unausweichlich scheint wegen irgendeiner Lappalie. Zumindest wäre es aber interessant, auf diese Weise etwas über eine fremde Kultur zu lernen. Und umgekehrt scheint es ja schließlich auch zu funktionieren, den Sonderfall China mal außen vor gelassen.

  • Zitat

    Original von Lee
    Schade, ich hatte irgendwie gedacht, dass so ein Werk massentauglicher sei. Ich hätte vielleicht noch deutlicher darauf hinweisen sollen, dass es sich um einen Roman handelt und damit nicht bloß irgendein trockenes Geschichtsbuch ist. Und dafür, dass es immerhin eine der wichtigsten und vermutlich einflussreichsten Erzählungen aus China ist, könnte man doch meinen, dass es schon seine Leser finden wird.
    ...
    Ob sich das Buch nicht doch rechnen würde, ist halt die Frage.
    ...
    Es ist einfacher, den Massengeschmack zu bedienen, indem man einen weiteren Vampirroman herausgibt. Das ist aktuell, das begeistert die Leute. Ich dagegen interessiere mich mehr für historische Romane, denn diese haben bereits die Jahrhunderte überdauert. Die besten Romane sind sowieso zeitlos. Schade, dass solche Werke auf dem deutschen Buchmarkt oft nicht entsprechend gewürdigt werden.


    Wie andere schon geschrieben haben, sind auch Buchverlage Wirtschaftsunternehmen, von denen es derzeit vielen nicht gerade gut geht.


    Wenn selbst in China nur selten die vollständige Fassung gelesen wird, wie würde das unangepasste Werk mit mindestens 2500 Seiten und zahllosen Fußnoten und Erklärungen auf deutsche Leser erst wirken? Massentauglich stelle ich mir irgendwie anders vor. ;-)


    "begeistert die Leute" - wer sind "die Leute"? ;-)
    Jene Buchkäufer, die mit ihrem Geschmack die Verlage am Leben halten - völlig egal, ob ich vielleicht lieber etwas anderes lese.


    Übrigens würde ich nur im Notfall die Übersetzung einer Übersetzung lesen wollen geschweige denn viel Geld dafür ausgeben wollen.


    Sicherlich können Werke aus fremden Kulturen interessant sein, auch dann, wenn die Menschen dort mit ganz anderen Problemen konfrontiert sind als wir hier. Aber rund 2500 Seiten...? So ein Buch ist dann nicht für 9,99 Euro zu haben...


    Zitat

    Original von Lee
    Tatsächlich sind ostasiatische Filme oft die letzte Grütze und auch aus China gibts selten Gutes. Vermutlich hast du Recht und es wirkt befremdlich auf uns europäische Leser, wenn plötzlich ein Ehrenselbstmord für den Protagonisten unausweichlich scheint wegen irgendeiner Lappalie. Zumindest wäre es aber interessant, auf diese Weise etwas über eine fremde Kultur zu lernen. Und umgekehrt scheint es ja schließlich auch zu funktionieren, den Sonderfall China mal außen vor gelassen.


    Wieso ist China ein Sonderfall? Und natürlich IST es interessant, durch Bücher und Filme etwas über andere Kulturen und Länder zu lernen.


    Zitat

    Original von Lee
    Buchdoktor: Verzeih, aber deine Haltung kommt mir etwas elitär vor. Ich hatte beispielsweise keine guten Englischlehrer ("th spricht man wie s!") und habe mein Englisch hauptsächlich von der Realschule, obwohl ich nachher noch studiert habe.


    Wie schon andere hier, kann ich Dir nur empfehlen, die Bücher auf Englisch zu lesen. Ist anfangs schwer, wird mit der Zeit jedoch einfacher. (Ich hatte auch zwei Jahre lang einen sehr schlechten Chinesischlehrer und habe es trotzdem gelernt - weil ich es wollte. ;-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Du antwortest jetzt auf einen Beitrag, den ich inhaltlich zum Teil durch meinen letzten Beitrag schon revidiert habe. Da du sonst nur bereits Gesagtes/Diskutiertes wiederholst, beschränke ich mich mal auf eine Beantwortung deiner konkreten Fragen:


    "Die Leute" sind alle, die sich wie ich für historische Romane interessieren. Für mich war es da bislang ziemlich egal, aus welchem Land die kommen. Sofern sie bekannt sind, werden sie auch eine gewisse Qualität erreichen. Ich habe da keinen Unterschied gesehen zwischen Frankreich und China. Aber ich sehe jetzt ein, dass es den durchaus gibt.


    China ist ein Sonderfall, weil das Land nicht etwa wie Japan oder Südkorea eine offene Gesellschaft hat, sondern ein Volk, was unter einem Regime und hinter einer chinesischen Firewall sitzt. Die kommen dort nicht so bequem an amerikanische Produktionen heran wie hierzulande. Insofern stellen sie schon einen Sonderfall dar, wenn es darum geht, dass sich Ostasian ansonsten ganz gerne amerikanische Produktionen ansehen (um mal wieder von Filmen zu sprechen).

  • 1. Hatten sich Dein Beitrag und meine "veraltete Antwort" überschnitten...


    2. Bekannt = gewisse Qualität
    Das sehe ich anders und würde außerdem nur eingeschränkt über die Qualität von Büchern urteilen wollen, die ich nur übersetzt gelesen habe - dafür habe ich schon zuviele schlechte Übersetzungen an sich guter Bücher (und Filme) gesehen.


    3. Auch Chinesen schauen gerne ausländische Filme und kommen an sie heran, bei Büchern scheint es kaum noch Einschränkungen zu geben.


    4. Wer für Dich "die Leute" sind, verstehe ich jetzt noch weniger. ?(
    zuerst

    Zitat

    Original von Lee
    Es ist einfacher, den Massengeschmack zu bedienen, indem man einen weiteren Vampirroman herausgibt. Das ist aktuell, das begeistert die Leute. Ich dagegen interessiere mich mehr für historische Romane, denn diese haben bereits die Jahrhunderte überdauert.


    und dann

    Zitat

    Original von Lee
    "Die Leute" sind alle, die sich wie ich für historische Romane interessieren.


    5. Übrigens sollst Du garnichts befehlsmäßig auf Englisch lesen, sondern hattest den Eindruck erweckt, Du hättest Interesse an einem Buch, das es nur in gekürzter dt Fassung gibt und ungekürzt übersetzt auf Englisch....


    6.

    Zitat

    Original von Lee
    Vor einer "Anpassung" des Inhalts an den deutschen Markt schrecke ich instinktiv zurück, muss aber gestehen, dass ich bisher noch nichts aus China las und ich somit nicht ausschließen will, dass mir das unangepasste Werk doch nicht zusagen würde.


    und

    Zitat

    Original von Lee
    "Die Leute" sind alle, die sich wie ich für historische Romane interessieren. Für mich war es da bislang ziemlich egal, aus welchem Land die kommen. Sofern sie bekannt sind, werden sie auch eine gewisse Qualität erreichen. Ich habe da keinen Unterschied gesehen zwischen Frankreich und China.


    Wieso sollte ein 500 Jahre alter Roman aus China keine Qualität haben oder eine schlechtere als historische Romane aus Frankreich? ?( Mal abgesehen davon, dass es auch moderne Romane aus China gibt, die eine "gewisse Qualität" haben.


    7. Die Diskussion hier scheint sich im Kreis zu drehen, daher klinke ich mich jetzt aus.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von ottifanta ()

  • Jetzt ist die deutsche Ausgabe angekündigt.


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    ›Die Drei Reiche‹ erzählt von der heroischen Epoche Chinas im 2. und 3. Jahrhundert. Das Reich war zerfallen, der Kaiser hilflos. Alle Macht gehörte Generälen, Eunuchen, intriganten Witwen, genialen Strategen und todesmutigen Helden. Erst hundert Jahre später, nach zahllosen Schlachten und Feldzügen von der Mongolei bis nach Vietnam, war das große Reich wieder geeint. Nie zuvor gab es eine vollständige Übersetzung der ›Drei Reiche‹ ins Deutsche. Die Sinologin Eva Schestag schließt endlich diese große Lücke in unserer Kenntnis über das Reich der Mitte – mit einer lebendigen, spannenden, begeisternden Übersetzung in einer umfassend annotierten Ausgabe – eine große Entdeckung.


    Immer wenn China sich selbst und seine Geschichte verstehen will, beugt es sich über die ›Drei Reiche‹. Monumentalfilme, Fernsehserien und Videospiele beziehen sich darauf. Diese Faszination eröffnet uns die gesamte Kultur Asiens.