Move on up - Philip Oprong Spenner

  • Kurzbeschreibung:


    Als Straßenkind kämpfte er in Nairobi ums nackte Überleben. Heute unterrichtet er Kinder an einer Hamburger „Problemschule“. Ein Buch, das ins Herz trifft und viel Mut macht. Kenia – Schläge, Betteln, quälender Hunger. Philip ist Vollwaise, sein Zuhause die Straße. Er lebt, um zu überleben. Mit zwölf erkennt er: Wenn ich raus aus dem Elend will, muss ich selbst dafür sorgen. Seine Rettung ist das Waisenheim. Dort geht er erstmals zur Schule. Begierig saugt er alles Wissen auf. Ein Hamburger Arzt adoptiert ihn. Philip, das ehemalige Straßenkind, beendet sein Studium mit Auszeichnung. Er entscheidet sich bewusst gegen einen Karriereberuf. Heute kümmert er sich als Teach-First-Lehrer um die „Problemkinder“ unserer Gesellschaft – Jugendliche, auf der Suche nach sozialem Halt und und Anerkennung. Er hat das Standing, ihnen zu helfen, weil er sie versteht und ernst nimmt.


    Über den Autor:


    Philip Oprong Spenner, 1979 geboren, ist Lehrer an einer Hamburger „Problemschule“. Er spricht sechs Sprachen, ist Pop-Gospelsänger und Vorsitzender eines Vereins zur Förderung von Jugendlichen in Kenia (siehe www.kanduyi-children.org). Philip Oprong Spenner ist verheiratet und Vater von 2 Kindern.


    Meine Meinung:


    Es fing mit der Ankündigung in der Tageszeitung über eine Lesung über das Buch in der Soester Stadtbücherei an. Viel mehr als den Klappentext des Buches enthielt der Artikel nicht, aber ich war neugierig geworden. Trotz des außergewöhnlich guten Wetters bin ich statt in den Biergarten zur Lesung gegangen und habe am Ende eines sehr unterhaltsamen Abends die Bücherei mit einem signierten Exemplar des Buches wieder verlassen. Doch nun zum Buch:


    Man muss nicht weit in die Vergangenheit reisen, um einen ungefähren Eindruck von Willkür, Brutalität, Unterdrückung und Chancenungleichheit zu erhalten, wie man ihn sonst nur in historischen Romanen vermutet. Es reicht in diesem Fall völlig aus, nur wenige Jahre in die Vergangenheit und 12 Flugstunden entfernt nach Ostafrika zu reisen, um in eine völlig andere Welt einzutauchen. Die Erfahrung ist drastisch und aus deutscher Sicht manchmal nur schwer nachzuvollziehen. Das eine Straßenkind überlebt den Kampf um ein Stück Brot nicht, oder geht an der erlittenen Ungerechtigkeit zugrunde und ein anderes schafft den Weg aus dem Elend und reift zu einem Menschen heran, der nicht nur sich selbst ohne psychische und physische Schäden ins Erwachsenenleben bringt, sondern auch noch die Fähigkeit und Ausstrahlung besitzt, anderen Kindern mit aussichtslosen Startchancen zu zeigen, dass es sich immer lohnt, nicht aufzugeben und an sich und seine Fähigkeiten zu glauben.


    Wenn ich nur das Buch gelesen hätte, würde es mir vielleicht nicht so leicht fallen, diese Geschichte zu glauben. Wenn man aber den Autor persönlich über sich und sein Leben erzählen hört, wird man mit einer Lebensfreude und persönlichen Ausstrahlung überrascht, die man nach einem solchen Lebensweg nicht unbedingt vermutet. Es war eine Lesung, wie ich sie noch nicht erlebt habe, in der Philip Oprong Spenner abwechselnd aus seinem Buch gelesen, Erlebnisse aus seinem Leben erzählt und die Lebensumstände erläutert hat, in denen er groß werden musste. Nicht alles war traurig und bedrückend: er hat die Zuhörer mit abgedrehten Geschichten aus seiner ersten Zeit in Deutschland auch zum Lachen gebracht, die für ihn selbst anfangs sicher nicht so komisch waren. Dass er nicht nur erzählen und schreiben, sondern auch singen kann, hat er durch zwei eingeflochtene afrikanische Lieder sehr eindrucksvoll bewiesen.


    Durch alles - sowohl Lesung, wie auch das Buch - zieht sich wie ein roter Faden die Erkenntnis, dass es sich immer lohnt, nicht aufzugeben, seien die Umstände auch alles andere als mutmachend. Nie kommt so etwas wie Hass und Verbitterung durch, die man ihm durchaus nach manchen Erlebnissen als gerechtfertigt zubilligen würde. Vermutlich hätten ihn aber genau diese Gefühle daran gehindert, seinen Lebensweg so zu gestalten, wie er es getan hat. Sicher, er hat trotz der Willkür auch viel Glück gehabt, aber ganz sicher hätte er es ohne seine Grundeinstellung zum Leben nicht nur nicht geschafft, dahin zu kommen, wo er jetzt ist, er hätte es auch nicht geschafft, in seinem Beruf als Lehrer einer Problemschule so erfolgreich zu sein. An keiner Stelle kommt er dabei belehrend und schulmeisterlich rüber. Am Ende des Buches - wie auch der Lesung - hat man das Gefühl, ein Geschenk erhalten zu haben. Das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber so war es tatsächlich. ;-)


    Sollte er auf seiner Lesereise auch in eure Gegend kommen, kann ich nur empfehlen, hinzugehen. Es lohnt sich! Zur Zeit ist er mit der deutschen Zentrale für politische Bildung unterwegs.