Der Ozean am Ende der Straße - Neil Gaiman

  • The Ocean at the End of the Lane


    Verlag: Headline, 2013
    Gebundene Ausgabe: 248 Seiten
    Sprache: Englisch
    ISBN-10: 1472200314


    Kurzbeschreibung:
    Sussex, England. A middle-aged man returns to his childhood home to attend a funeral. Although the house he lived in is long gone, he is drawn to the farm at the end of the road, where, when he was seven, he encountered a most remarkable girl, Lettie Hempstock, and her mother and grandmother. He hasn't thought of Lettie in decades, and yet as he sits by the pond (a pond that she'd claimed was an ocean) behind the ramshackle old farmhouse, the unremembered past comes flooding back. And it is a past too strange, too frightening, too dangerous to have happened to anyone, let alone a small boy.


    Forty years earlier, a man committed suicide in a stolen car at this farm at the end of the road. Like a fuse on a firework, his death lit a touchpaper and resonated in unimaginable ways. The darkness was unleashed, something scary and thoroughly incomprehensible to a little boy. And Lettie—magical, comforting, wise beyond her years—promised to protect him, no matter what.


    A groundbreaking work from a master, The Ocean at the End of the Lane is told with a rare understanding of all that makes us human, and shows the power of stories to reveal and shelter us from the darkness inside and out. It is a stirring, terrifying, and elegiac fable as delicate as a butterfly's wing and as menacing as a knife in the dark.


    Über den Autor
    Der Engländer Neil Gaiman, 1960 geboren, arbeitete zunächst in London als Journalist und wurde durch seine Comic-Serie "Der Sandmann" bekannt. Neben den Romanen "Niemalsland" und "Der Sternwanderer" schrieb er zusammen mit Terry Pratchett "Ein gutes Omen" und verfasste über seinen Kollegen und Freund Douglas Adams die Biographie "Keine Panik!". Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in den USA, in Minneapolis.


    Mein Eindruck:
    Diesen neuen Roman von Neil Gaiman habe ich im Original gelesen, weil er noch nicht in Deutsch erschienen ist, und da er mich sehr angesprochen hat, möchte ich ihn kurz vorstellen.


    Obwohl es überwiegend um die Erlebnisse und Empfindungen eines 7jährigen Kindes geht, ist es kein Jugendroman. Erzählt wird aus der Perspektive eines Mannes Ende vierzig, der einst dieses Kind war. Wegen einer Beerdigung kehrt er in seine alte Heimat zurück und am Haus seiner ehemaligen Nachbarn erinnert er sich an die rätselhaften Erlebnisse seiner Kindheit zurück, die ich im Detail lieber nicht aufführen möchte, um nichts vorweg zu nehmen.


    Der Junge war ein sensibles Kind, oft ängstlich, aber auch empfindsam. Und etwas davon hat auch der erwachsene Mann noch. Seine Erinnerungen können sich daher täuschen oder verzerren. Für den Leser ist es reizvoll, sich darüber beim Lesen Gedanken zu machen.
    Über die Erinnerungen und wie sie sich von Person zu Person unterscheiden können. Es hängt davon ab, wie man die Dinge und Menschen wahrnimmt.
    Andererseits empfiehlt es sich auch, manche Passagen, gerade die mit phantastischen Elementen, einfach nur auf sich wirken zu lassen. So entfaltet sich Neil Gaimans enorme Erzählkraft am Besten.
    Sprachlich schafft es Neil Gaiman, den Leser dicht an die Geschehnisse heranzuführen und auch seine Figurenentwicklung überzeugt.


    Ich war sehr beeindruckt von diesem Roman, der mit einer Seitenzahl von 247 nicht sehr umfangreich ist, aber doch viel bietet.
    Außerdem ist es ein schön gestaltetes Buch, dass sich durch ein großzügiges Schriftbild angenehm lesen lässt.


    Von Neil Gaiman mochte ich neben Kurzgeschichten, Teilen von American Gods besonders auch The Graveyard Book, aber momentan halte ich “The Ocean at the End of the Lane” für sein stimmungsvollstes Buch.


    Ein Buch mit großen Themen und vielen originellen Ideen, die gut umgesetzt wurden!


    ASIN/ISBN: 1472200314

  • Der Ozean am Ende der Straße
    Neil Gaiman
    Übersetzer: Hannes Riffel
    ISBN: 978-3847905790
    Eichborn Verlag
    240 Seiten, 18 Euro


    Über den Autor: Neil Gaiman hat über zwanzig Bücher geschrieben darunter American Gods, Sternwanderer und Niemalsland und ist mit jedem großen Preis ausgezeichnet worden, der in der englischen und amerikanischen Buch- und Comicszene existiert. Geboren und aufgewachsen ist er in England. Inzwischen lebt er in Cambridge, Massachusetts, und träumt von einer unendlichen Bibliothek.


    Kurzbeschreibung: Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besonders groß. Lettie Hempstock behauptete, es sei ein Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch. Sie behauptete, man könne durch ihn in eine andere Welt gelangen. Und was dann geschah, hätte sich eigentlich niemals ereignen dürfen.


    Meine Meinung: Wenn man den Namen Gaiman liest, erwartet man schon fast, dass er einen wie bei Niemalsland oder Sternwanderer in eine andere Welt führt, doch am Anfang des Buches weist erst einmal nichts auf die Existenz einer anderen Welt hin.


    Ein Mann fährt in seine alte Heimat, um eine Trauerfeier zu besuchen und beschließt, die Gegend seiner Kindheit anzusehen. Das Haus, in dem er als Kind gelebt hat, ist lange schon abgerissen, doch der eigentliche Anziehungspunkt für ihn liegt am Ende der Straße. Hier befindet sich eine alte Farm auf der seine Freundin Lettie zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter damals lebte. Auch jetzt trifft er noch jemanden aus der Familie an und der Besuch des Ententeichs hinter dem Haus lässt lange verschollene Erinnerungen aufkommen.


    Soweit so gut, doch Gaiman würde enttäuschen, wenn er nun einen Mann in den mittleren Jahren an einen Ententeich setzen würde, wo er, einige Bilder seiner Kindheit vor Augen, ein Resümee seines bisherigen Lebens ziehen würde. Nein – ohne viel verraten zu wollen – natürlich findet der erwartungsvolle Leser hier eine magische Geschichte vor und selbstverständlich hat der Ententeich etwas mit einer anderen Welt zu tun. Ganz langsam nimmt die Geschichte an Fahrt auf und wird immer spannender. Beim Erzählen verwandelt sich der Mann in den Jungen von damals und so werden die erlebten Abenteuer aus der Sicht des Kindes erzählt.


    Wie eigentlich bisher bei allen Büchern des Autors habe ich mir beim Lesen gewünscht, dass das Buch noch viele Seiten mehr umfasst, so dass ich noch etwas länger in dem von ihm erschaffenen magischen Umfeld verweilen könnte, doch diesen Gefallen bleibt er schuldig. Obwohl er auch hier wieder eine sehr märchenhafte Geschichte mit vielen phantastischen Elementen geschrieben hat, so ist der Stil immer ein wenig sparsam und es wird dem Leser überlassen, sich seine eigenen bunten Bilder und seine eigenen magischen Geschöpfe selbst vorzustellen und in Gedanken das, was fehlt, zu ergänzen. Es kommt auf jeden selbst an, was er daraus macht. Mir ist es wieder einmal sehr gut gelungen und ich habe beim Lesen wunderbar phantasievolle und märchenhafte Bilder vor Augen gehabt, so dass ich gar nicht anders kann, als dem Buch 10 zauberhafte Eulenpünktchen zu schenken.

  • Auch als eher "Non-Fantasy-Leser" scheint es doch ein tolles Buch zu sein. 10 Punkte und dazu eine Rezi von Eska - insofern kann man bei diesem Buch eigentlich nichts falsch machen. Es wird dann wohl auf meine Wunschliste gepackt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Der Icherzähler der Geschichte kommt zu einer Beerdigung in seinen Heimatort im ländlichen Sussex zurück. Um abseits der Trauerfeier etwas Ruhe zu finden, biegt er wie automatisch in einen unbefestigten Pfad ein, an dem früher die Farm der Hempstocks lag. Damals war der Junge 7 Jahre alt, ein in vielerlei Hinsicht magisches Alter. Mit 7 beginnt eine neue Epoche in der kindlichen Entwicklung. Als Zweitklässler vollziehen die meisten Kinder zu der Zeit einen gewaltigen Schritt in die Unabhängigkeit, nachdem sie selbstständig lesen gelernt haben. Sie sind damit unabhängig vom Urteil Erwachsener und deren Bücher-Auswahl geworden und können fortan ihren ganz persönlichen Interessen nachgehen. Wie die Leser entdecken werden, bringt dieses Alter bisher unbekannte Ängste und Bewährungsproben mit sich. Auch Letties Alter (sie ist 11) empfand ich als magisch, sie verbringt den letzten Sommer ihrer Kindheit mit dem jüngeren Jungen. Ob sie im folgenden Jahr noch Kinderspiele spielen wird, steht in den Sternen.


    Wie so oft in diesem Alter fragte ich mich, wer ich war und was genau da eigentlich das Gesicht im Spiegel anschaute. Wenn das Gesicht im Spiegel nicht ich war – und das wusste ich mit Sicherheit, denn ich würde noch immer ich sein, ganz gleich, was mit meinem Gesicht geschah -, was war ich dann? Und was schaute da?“ (Seite 70/71)


    Gaimans Icherzähler sieht die Welt zunächst allein aus seiner kindlich ichbezogenen Perspektive. Während sich fern von ihm unangenehme Dinge zusammenbrauen (seinen 7. Geburtstag verbringt er allein an der gedeckten Kaffeetafel; denn keiner der Eingeladenen erscheint), interpretiert er den drohenden finanziellen Abstieg seiner Familie um seine Befindlichkeit herum, verkörpert durch das gelbe Waschbecken in seinem Kinderzimmer. Obwohl das Handwaschbecken nach Maß für ihn an der Wand befestigt wurde, lebt in diesem Zimmer neuerdings als Untermieter ein geheimnisvoller Mann, der in Australien als Opalschürfer gearbeitet hat. Indirekt führt der Opalsucher den Jungen zu den Hempstocks. In der Familie heißen Großmutter, Mutter und Tochter alle Hempstock; falls es früher einmal Männer gegeben sollte, sind die in die Welt hinaus gezogen, erklärt ihm die Tochter Lettie. Die Elfjährige betreut den Jungen in einer Krisensituation wie eine Mutter und wird fortan seine Beschützerin und Erklärerin sein. Der Ententeich hinter der Farm ist Letties Ozean, hinter dem sich die übrige Welt befindet, aber auch der Übergang in eine zunehmend bedrohlich wirkende magische Welt. Auch Lettie hängt kindlichen Allmachtsphantasien an, dass sie mit ihren magischen Fähigkeiten den Jüngeren vor allem Bösen beschützen kann, das dort draußen lauert und sich aktuell in der Person der neuen Haushälterin Ursula in seinem Elternhaus eingenistet hat.


    Ich erzähle dir jetzt etwas Wichtiges. Erwachsene sehen im Inneren auch nicht wie Erwachsene aus. Äußerlich sind sie groß und gedankenlos, und sie wissen immer, was sie tun. Im Inneren sehen sie allerdings aus wie früher. Wie zu der Zeit, als sie in deinem Alter waren. In Wirklichkeit gibt es gar keine Erwachsenen. Nicht einen auf der ganzen Welt.“ Sie [Lettie] dachte einen Moment nach. „Außer Gramma natürlich.“ (S. 150)


    Lettie verfügt über magische Fähigkeiten, die deutlich durch die einfache Lebensweise der Familie unterstützt werden. Wer über ein offenes Herdfeuer mit dazugehörigem Feuerhaken verfügt, kann es entschlossen mit den wispernden und flatternden Ungeheuern aufnehmen, die außerhalb des Portals zur magischen Welt lauern. Die mächtige Haushälterin, die die Freiheit des Jungen empfindlich einschränkt, könnte man zur Phantasiegestalt erklären, aber auch zur Verkörperung seiner kindlichen Ängste, als er erkennt, dass sie sich nicht wie ihre Vorgängerinnen durch ein paar Frösche im Bett vertreiben lassen wird.


    "Der Ozean am Ende der Straße" ist kein Kinderbuch, sondern ein Roman für Erwachsene, die sich den Bildern ihrer Kindheit noch oder wieder verbunden fühlen. Wie schwer das sein kann, hat Gaiman selbst erfahren, der die Landschaft und die Bilder seiner Kindheit erst mit der Unterstützung seiner Schwester wieder hervorholen konnte. Ein Buch über die Macht der Phantasie und der phantastischen Literatur, das ich jederzeit als mein einziges Buch mit in die berühmte einsame Hütte ohne Stromanschluss nehmen würde.


    10 von 10 Punkten

  • Ein Mann erinnert sich an seine Kindheit: in dem Dorf, in dem er lebte, lebten auch 3 Frauen: die Hempstocks. Mit deren 11-jähriger Tochter Lettie freundete sich der Junge sehr schnell an. Lettie zeigte ihm ihren Ozean, ein Teich am Ende der Straße. Der Junge versuchte dem Mädchen klar zu machen, dass ein Teich nur ein Teich sei. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so geirrt...


    "Der Ozean am Ende der Straße" war mein erster Roman von Neil Gaiman und nach der Lektüre frage ich mich: warum habe ich nicht schon mehr Bücher von ihm gelesen?


    Die Geschichte wird von dem Jungen, dessen Namen im gesamten Roman nicht genannt wird, selbst erzählt. Er schildert seine Erlebnisse mit der 4 Jahre älteren Lettie, einem Mädchen mit ganz besonderen Fähigkeiten. Und so, wie der Kleine verzaubert wird, so hat Lettie auch mich verzaubert.


    Dem Roman wohnt eine besondere Anziehungskraft inne. Er wirkt märchenhaft und doch realistisch, der Autor spielt mit den Ängsten und Wünschen seiner Leser und lässt so manchen Kindheitstraum lebendig werden. Dabei zeigt er, dass man nie zu alt für Märchen werden kann.


    Die Hauptfigur akzeptiert ohne Wenn und Aber die Besonderheiten der Familie Hempstock, glaubt ihnen, wie nur ein Kind es kann und ist sofort überzeugt, als Lettie ihn zu einem Abenteuer mitnimmt. So überzeugend und so glaubwürdig können nur Kinder sein. Und damit hat sich Neil Gaiman auch die besten Figuren ausgesucht.


    Der Roman handelt weder von Elend, noch von Leid oder der großen Liebe. Er handelt einfach von dem größten Abenteuer eines Jungen und die Auswirkungen bis ins hohe Alter. Und das ist eine Geschichte, die ich gern gelesen habe.


    Der Stil von Neil Gaiman ist sehr gut und flüssig zu lesen. Seine Erzählweise nimmt einen gefangen, verzaubert einen und lässt erst wieder los, wenn man selbst an all das glaubt, was in diesem Roman geschieht. Er erzählt seine Geschichte mit dem richtigen Maß an Ernsthaftigkeit, so dass ich keine Sekunde auch nur daran gezweifelt habe, was dem Jungen passiert. Einfach märchenhaft!


    Fazit: "Der Ozean am Ende der Straße" hat mich verzaubert. Eine klare Leseempfehlung an alle, die auch gern mal wieder den Zauber der Kindheit spüren möchten.

  • Nachdem der Mann und Ich-Erzähler nach einer Ewigkeit wieder in das Dorf kommt, in dem er aufgewachsen ist, hängt er am Ende der Straße seinen Erinnerungen nach. Eigentlich sollte er auf der Beerdigung sein, aber es zieht ihn zum Bauernhof, wo einst seine Freundin Lettie Hempstock gewohnt hat. Sie war die einzige Freundin, die er damals hatte, da es ihm schwer fiel, Freundschaften zu schließen. Mit ihr erlebt er das unglaublichste Wochenende seiner damals siebenjährigen Kindheit.


    Mit dem Namen Neil Gaiman verbinde ich seit „Sternenwanderer“ phantastische Geschichten, in denen man sich vollkommen vertiefen kann. Auch das vorliegende Buch bildet dabei keine Ausnahme. Der britische Autor schafft mit seiner klaren Erzählweise eine farbenfrohe Welt, in der es von Wesen nur so wimmelt. Er lässt Letties Großmutter einfach die bösen Erinnerungen des vergangenen Abends aus dem Leben schneidern, damit der Junge weniger leiden muss. Auf der anderen Seite lässt er ihn aber um sein Leben bangen, wenn sich ein Schwarm Hungervögel auf ihn stürzt. Diese Mischung lässt auch den Leser mitzittern und bei unglaublichen Lösungen aufatmen.


    Die Geschichte wirkt wie eine Lebenserinnerung eines realen Menschens. Durch die Fantasy-Elemente entführt die Handlung aber auch in eine märchenhafte Welt, in der Gut und Böse nebeneinander existieren. Manches Mal ist man sogar geneigt, einen lebhaften Traum des Jungen zu vermuten. Immer wieder werden aber auch literarisch eindrucksvolle Beschreibungen eingeflochten, die man am liebsten unterstreichen würde. Gaiman hat eindeutig einen Hang zum Philosophieren.


    Die Frage, ob ein Ententeich ein Meer, oder gar der Ozean ist, kann am Schluss nur vermutet werden. Im großen Meer der Veröffentlichungen gehört dieses Buch allerdings hervorgehoben. Es verzaubert, lädt zum Träumen ein und lässt seine Leser auch nach der letzten Seite noch nicht los. Durch seine besondere Aufmachung habe ich es immer wieder in die Hand genommen und auch den Auszug des handgeschriebenen Scripts des Autors auf den Innenseiten gelesen. Ebenso verleiten die Illustrationen in Form von Tuschezeichnungen zum Blättern. Ein Genre lässt sich nicht eindeutig benennen. Vermutlich wird seine Leserschaft ähnlich vielfältig sein. Von daher kann ich nur die volle Punktzahl vergeben.

  • Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich bislang nur ein einziges Buch von Neil Gaiman gelesen habe. Zwar habe ich schon sehr häufig von seinen anderen Büchern gehört und bekam die ein oder andere Empfehlung, allerdings habe ich immer den richtigen Zeitpunkt verpasst, um mir ein weiteres Buch von ihm zu kaufen. Von daher war ich auf “Der Ozean am Ende der Straße” besonders gespannt.


    Am Anfang hatte ich leider noch ein paar kleinere Schwierigkeiten mit der Geschichte, denn sie wirkt auf dem ersten Blick doch recht gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte wird detailliert und eindringlich erzählt, gleichzeitig hat das Buch aber auch eine Längen, die nicht unbedingt hätten sein müssen. Dennoch fand ich die Geschichte ganz wunderbar und sehr poetisch und ich habe mir so manches Zitat daraus aufgeschrieben, weil es immer wieder in meinem Kopf herumgespukt ist.


    “Der Ozean am Ende der Straße” thematisiert die Geschichte eines Mannes, der an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt, den er zuletzt mit gerade einmal sieben Jahr gesehen hat. Hierbei gibt es jede Menge Erinnerungen, die aufwühlen, aber auch gleichzeitig gruseln. Dabei erinnert er sich an seine alte Freundin, Lettie, die er ebenfalls sehr lange nicht mehr gesehen hat. Auch die Eltern spielen hierbei eine wichtige Rolle. Seine Reise in die Vergangenheit wird hierbei authentisch und eindringlich beschrieben. Besonders seine Gefühle und Gedanken werden sehr genau geschildert, sodass ich viele Momente bildlich vor Augen hatte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Buch als Film hervorragend funktionieren könnte.


    Man merkt hierbei auch schnell, wie einsam der Ich-Erzähler sein gesamtes Leben über gewesen ist. So hatte er in der Kindheit keine Freunde und hat sich immer mehr in die Welt der Bücher vertieft, denn auf das geschriebene Wort war für ihn immer Verlass. Lediglich Lettie hatte Zugang zu ihm, erklärte ihm die Welt und beschützte ihn zugleich vor dieser. Dabei spielt der Ententeich hinter ihrem Elternhaus auch eine wichtige Rolle, denn dies ist ihrer Meinung nach ein magischer Ozean.


    Das Cover ist für mich ein absoluter Hingucker und könnte schöner nicht sein. Besonders die Farbgestaltung, das alte Haus und die Wellen passen sehr gut zueinander, sodass das Cover einen Ehrenplatz im Regal erhalten wird. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und durchaus passend.


    Insgesamt hat Neil Gaiman mit “Der Ozean am Ende der Straße” eine wunderbare und melancholische Geschichte geschrieben, die mich berühren und zum Nachdenken anregen konnte. Gleichzeitig ist es aber auch ein sehr gewöhnungsbedürftiges Buch, auf welches man sich wirklich einlassen sollte. Sollte man sich dieser Geschichte gegenüber öffnen können, wird man eine wahre Freude am neuesten Werk des Autors haben. Ich kann dieses poetische Werk nur empfehlen!


    :lesend :lesend :lesend :lesend

  • "Der Ozean am Ende der Straße" war mein erster Roman von Neil Gaiman. Obwohl mit das Buch gefallen hat, kann ich mich den Begeisterungsstürmen nicht anschließen. Ob es am vorherigen Buch lag, aus dem ich immer noch nicht so recht aufgetaucht bin, liegt - ich weiß es nicht.


    Der namenlose Erzähler flüchtet von einer Beerdigung um sich dort um zu sehen, wo er als siebenjähriger Junge gewohnt hat. Er findet den Ententeich, der ihn an seine Freundin Lettie erinnert. Als er dort sitzt und auf den See guckt, fällt ihm die gesamte Geschichte seiner Freundschaft zu Lettie Hempstock wieder ein. Ich kann euch sagen, es ist zwar eine phantastische Geschichte, die aber in keiner Weise schön oder romantisch ist. Statt dessen entpuppt sie sich als eine Geschichte über Freundschaft und darüber, dass man nicht immer alles glauben soll, was einem diese Welt glauben lassen will.


    "Ich sah die Erde, auf der ich mich seit meiner Geburt aufgehalten hatte, und ich begriff, wie zerbrechlich sie war - die Realität, die ich kannte, war eine dünne Glasur auf einem Geburtstagskuchen, in dem es vor Maden und Albträumen und Hunger nur so wimmelte. Ich sah die Welt von oben und von unten. Ich sah, dass es dort Muster gab und Portale und Pfade, die weit über die Realität hinausgingen. Ich sah all diese Dinge und erfasste sie, und sie erfüllten mich, genauso wie das Wasser des Ozeans mich erfüllte." (Zitat S. 191)


    So schwermütig wie dieses Zitat sind viele Sätze in Neil Gaimans aktuellem Buch. Was nicht schlecht sein muss, denn am Ende regt dieses Buch einen zum Nachdenken an. Ist die Welt wirklich so einfach gestrickt, wie wir sie sehen oder gibt es gar doch mehrere Wirklichkeiten? Sind die Begebenheiten, an die sich der namenlose Protagonist erinnert wirklich geschehen oder ist nur seine blühende Fantasie mit ihm durchgegangen? Mir ist noch nicht mal klar, ob ich alles, was in diesem Buch steckt, wirklich verstanden habe. Denn so schnell, wie ich vor Spannung durch die Seiten gejagt bin, kann ich schnell mal etwas überlesen haben. Ich werde es einfach zu gegebener Zeit nochmals lesen.


    Die Charaktere sind, zumindest nach meinem Empfinden, nicht besonders tief gezeichnet. Der Autor hat mehr Wert auf das Drumherum, auf die Wirkung seiner Worte und seiner geschaffenen Kreaturen gelegt. Ein Wunder, dass er in knapp 240 Seiten schon alles erzählt hat, was er erzählen wollte. Ich hätte gern mehr darüber gelesen und vielleicht auch etwas ausführlicher.


    Gerne würde ich sagen, dass "Der Ozean am Ende der Straße" ein mal eben statt Fernsehen wegzulesendes Büchlein ist. Das ist es aber ganz und gar nicht. Wenn ihr es wirklch lesen wollt, lasst euch darauf ein und lasst die Figuren auf euch wirken. Macht es nicht wie ich und jagt einfach über die Worte hinweg.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Ein modernes Märchen für Erwachsene


    Ich lese ja eher selten Fantasy, weshalb dies mein erstes Buch von Neil Gaiman ist, auch wenn ich natürlich die Verfilmungen seiner Bücher "Sternwanderer" und "Coraline" kenne.


    Im Buch selbst erinnert sich der namenlose Erzähler an seine Kindheit, die alles andere als normal war. Sein Leben bestand aus dem Lesen von Büchern, richtige Freunde hatte er keine. Doch dann passiert etwas Schlimmes in der Nähe seines Elternhauses und kurze Zeit später lernt er die junge Lettie Hempstock kennen, die sein Leben für immer verändern wird.


    Neil Gaiman weiß vor allem durch seine Sprache zu beeindrucken, denn er schafft Metaphern, die einem die Handlung noch näher bringen. Ich habe mich von der Geschichte gefangen nehmen lassen und konnte einfach nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Die ein oder andere gruslige Stelle hat mir einen herrlichen Schauer auf die Haut gezaubert.


    Der Roman bietet zudem einige Zeichnungen, die für die Geschichte in meinen Augen aus I-Tüpfelchen dienen.


    Das Buch sorgt für kurzweilige Unterhaltung und bringt die eigene Fantasie in Wallung. Beim Lesen denkt man als Leser an seine eigene Kindheit zurück und wie man selbst im Alter von 7 Jahren war.


    Fazit: Ein überaus lesenswertes Buch, dass ich jedem, der für Märchen etwas über hat ans Herz legen möchte, da es für mich ein modernes Märchen ist. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Zum Inhalt:


    Als ein namenloser Mann aufgrund einer Beerdigung in seinen Heimaort zurückkehrt, an dem er viele Jahre seiner Kindheit verbrachte, besucht er das Haus seiner Freundin Lettie, mit der besondere Erlebnisse und eine besondere Freundschaft verbindet. Er setzt sich an den Teich, der für Lettie ein Ozean ist und besinnt sich zurück, an die magischen und phantastischen Ereignisse von damals.


    Zum Buch:


    Anfangs habe ich mich mit Neil Gaimans Buch etwas schwer getan, aber einmal vom Buch eingefangen, hat es mir dann doch ganz gut gefallen. Zu Beginn ist es eine ganz normale Geschichte, die erst später ihre phantastischen Elemente offenbart. Auch Lettie und ihre Mutter und Großmutter wirken anfangs etwas schrullig, aber durch sie wird der Erzähler in ein fantastisches Abenteuer reingezogen, was sicher wie ein Märchen bzw. ein Fantasy-Roman anmutet, in dem Hexen, Feenringe und seltsame Kreaturen vorkommen. Und man kann sich sicher fragen, passiert das wirklich, oder passiert das alles in der Fantasie der Kinder? Denn der Erzähler erlebt ja zu Beginn des Romans ein traumatisches Erlebnis, hinzu kommt noch eine Haushälterin, die ihm gar nicht gefällt.
    Der Leser könnte also dazu neigen, in diesen märchenhaften Teil eine sehr aktive Fantasie zweier junger Kinder rein zu interpretieren, die dadurch ihr Erlebtes verarbeiten.


    Mir hat gefallen, dass es diesen Wechsel zwischen Realität und Fantasy gab und wir nicht zu sehr von dem Übernatürlichen erschlagen wurden, das eine oder andere wurde angedeutet und auch das Ende war offen, zwar mag das dem einen oder anderen stören, auch ich hätte gern ein geschlosseneres Ende gelesen, aber andererseits finde ich, es passt gut zur Stimmung des Anfangs, ein Mann betritt die Bühne, andeutungsweise erfährt man, was er hier will und so verlässt er die Bühne auch wieder und zwischendrin erfahren wir, was ihn mit diesem Ort verbindet.


    Auch die Personen sind gut getroffen, ich konnte mich gut in die Gedanken des Erzählers hineinversetzen, auch seine Abneigung und Ängste gegenüber der Haushälterin, die der Familie die Köpfe verdreht wurden durch deren wahre Gestalt als Hexe noch verstärkt.


    Gefallen haben mir auch die Zeichnungen, die sich gut in die Handlung eingefügt haben. Sie gaben dem Buch eine zusätzliche Note.


    Neil Gaimans Stil und Bücher waren für mich bisher Neuland und deshalb musste ich mich erstmal einlesen, aber ich wurde positiv überrascht und fand ein nicht zu sehr überfrachtetes modernes Märchen und einen Roman über die Erinnung an die eigene Kindheit vor, was ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

  • x Autor: Neil Gaiman
    x Übersetzer: Hannes Riffel
    x Titel: Der Ozean am Ende der Straße
    x Originaltitel: The Ocean at the end of the lane
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 08. Oktober 2014
    x bei Eichborn
    x 240 Seiten
    x ISBN: 3847905791
    x Erster Satz: Prolog. Ich trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte und schwarze, auf Hochglanz polierte Schuhe: Kleider, in denen ich mich normalerweise höchst unwohl gefühlt hätte, wie in einer gestohlenen Uniform oder wie ein Kind, das vorgibt, erwachsen zu sein.


    Klappentext:


    Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besoners groß. Lettie Hempstock behauptete, es sei der Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch. Sie behauptete, man könne durch ihn in eine andere Welt gelangen. Und was dann geschah, hätte sich eigentlich niemals ereignen dürfen …


    Rezension:


    Neil Gaimans “Der Ozean am Ende der Straße” lenkte meine Aufmerksamkeit durch sein außergewöhnlich stimmungsvolles Cover auf sich. Ich hatte nicht einmal mit einer ebenso tollen Geschichte gerechnet, wurde aber ziemlich schnell vom Gegenteil überrascht.


    Der Erzählstil in dieser Story erinnerte mich durchgehend ein bisschen an ein Märchen – wenn auch ein richtig düsteres. Auch wenn man das Buch selbst liest, ist es immer ein bisschen so, als würde man jemandem lauschen, der einem diese Geschichte erzählt. Erwähnen sollte ich allerdings, dass ich am Anfang doch ziemlich verwirrt war. Ich rechnete mit einer Geschichte alá “Erwachsener Mann erinnert sich an den ersten Sommer mit seiner Jugendliebe”, landete aber in einer Story, die sich sehr wunderlich entwickelte. Dabei fühlte ich mich ein bisschen so, als würde man fest damit rechnen, das Fahrzeug, in dem man sitzt, biegt gleich nach links ab, bis man völlig durchgeschüttelt feststellt, dass das Fahrzeug prompt nach rechts abgebogen ist.


    Nachdem ich diesen kleinen “Schüttler” aber überstanden hatte, las ich das Buch in einem Rutsch durch. Es geht um einen Mann im mittleren Alter, der wegen einer Beerdigung in sein Heimatdorf zurückkehrt. Dabei erfährt man nicht, für wessen Beerdigung – und es ist auch völlig egal. Es verschlägt ihn zu seinem Elternhaus und dann zu einer kleinen Farm, auf der seine Kindheitsfreundin Lettie Hempstock wohnte – und als er das Haus betritt, um sie zu besuchen, befindet sich der Leser plötzlich wieder in der Kindheit des Protagonisten, und erfährt die magische Geschichte, die ihn und Lettie verband.


    Lettie ist ein durch und durch besonderer Charakter. Obwohl sie in Gestalt einer 11-Jährigen auftritt, wirkt sie viel älter und nahezu weise. Sie nimmt ihren wenige Jahre jüngeren Spielkameraden mit in die Natur, wo sich Ungewöhnliches abspielt. Kurze Zeit später taucht ein äußerst sonderbares Kindermädchen in der Familie des kleinen Jungen auf, das ganz offensichtlich etwas im Schilde führt, dass sich negativ auf die Familie auswirken wird. Doch Lettie und ihre Familie, die nur aus Frauen besteht, wissen was zu tun ist.


    Ich war sehr überrascht darüber, dass die Geschichte im Voranschreiten immer düsterer wurde, und die Kinder am Ende gegen etwas kämpfen müssen, das ich als ‘das Böse’ bezeichnen würde. Auch wenn es so klingt – dieses Buch ist keinesfalls ein Kinderbuch, sondern wirklich für Jugendliche und Erwachsene gedacht. Was ich außerdem richtig toll fand war, dass die Geschichte durch passende Illustrationen abgerundet wird.


    Fazit:


    Eine magische Geschichte, die so völlig anders ist, als man erwartet.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

  • Der Ozean am Ende der Straße war mein erstes Buch von Neil Gaiman. Mit Sicherheit wird es nicht das Letzte gewesen sein. Da meine Vorredner bereits eingängig den Inhalt des Buches dargelegt haben, gehe ich direkt zu meinen Ansichten über:


    Mit nicht einmal 250 Seiten hat Gaiman einen inhaltlich sehr dichten und wirklich schönen Roman geschrieben. Es wurde nichts thematisiert, was nicht auch irgendwie wichtig war. Die Sprache sehr ansprechend, gedankenbeladen aber doch nicht zu melancholisch oder verträumt, ehrlich aber noch immer mit einer Spur Fantasie.


    Der Ozean am Ende der Straße ist einer der besten Romane, die ich seit langem gelesen habe. Er enthält sehr viele Momente, in denen man sich selbst eine Meinung bilden muss. Ein Beispiel:


    "Erwachsene sehen im Inneren auch nicht wie Erwachsene aus. Äußerlich sind sie groß und gedankenlos, und sie wissen immer, was sie tun. Im Inneren sehen sie allerdings aus wie früher. Wie zu der Zeit, als sie in deinem Alter waren. In Wirklichkeit gibt es gar keine Erwachsenen. Nicht einen auf der ganzen weiten Welt." (Seite 150, oben)


    Und dann überrascht Gaiman mit einem unerwarteten Ende. Beim Lesen hatte ich eine andere Vorstellung von dem, wie die Geschichte enden würde. Somit bleibt zum Schluss plötzlich die Frage: Alles nur Fantasie eines Jungen oder Erinnerungen eines Erwachsenen? (Vgl. hierzu die Aussagen der Großmutter zur Unterschiedlichkeit von Erinnerungen, sowie die Beschreibung der beiden Monde zum Schluss).


    Fazit:
    Ein wunderschönes "Märchen" für "Erwachsene".

    "Es ist schade, dass die Menschen nur die Unterschiede sehen, die sie voneinander trennen. Würdet ihr mit mehr Liebe hinschauen, würdet ihr sehen, welche Gemeinsamkeiten es zwischen ihnen gibt - und die Hälfte der Probleme der Welt wäre gelöst." ~ PC

  • Meine Meinung:



    Ein Mann kehrt anlässlich einer Beerdigung an seinen Heimatort zurück und wird mit Erinnerungen an eine Kindheit konfrontiert, die er längst verdrängt hat. Damals hat er mit seiner Familie auf einem großen Grundstück gelebt. Als Kind mochte er sein Kätzchen und seine Bücher und hatte ansonsten keine Freunde. Sein Kätzchen starb, wurde überfahren und niemand hatte ein Wort des Trostes für ihn übrig. Letztendlich wird der Junge mit dem Bösen konfrontiert, es zieht in Form eines unheimlichen Kindermädchens bei ihm ein und scheint unheilvolle Dinge für ihn zu planen.



    Unterstützung findet er bei der Familie, die am Ende der Straße wohnt. Die Hempstocks, bestehend aus Großmutter, Mutter und der Tochter Lettie, scheinen mehr zu wissen als eigentlich möglich ist und nennen den Ententeich hinter ihrem Haus einen Ozean. Der Junge fühlt sich im Kreise der Hempstocks geborgen und findet in Lettie wohl zum ersten Mal in seinen jungen Leben eine Freundin.



    Dieses Buch hat mich tatsächlich sehr überrascht. Natürlich weiß ich, dass Neil Gaiman ein Autor phantastischer Literatur ist und doch hätte ich nicht so ein phantastisches und poetisches Buch erwartet. Es gibt keine bombastischen Szenen in dem Buch, keine Schlachten und doch geschehen große Dinge. Der Junge, dessen Namen wir nie erfahren erfährt was Freundschaft und Opferbereitschaft sind und er wird erwachsen indem er erkennt, dass seine Eltern durchaus fehlerhafte Geschöpfe sind.



    Die Art und Weise wie diese Geschichte verpackt ist mit einer melancholischen und düsteren Atmosphäre erinnert an die Werke von Edgar Allan Poe. Die Sprache weiß eine Atmosphäre aufzubauen die traurig aber gleichzeitig schön ist. Der Junge als Protagonist nimmt uns Leser mit in seine Gefühlswelten und wir erkennen uns in ihm wieder. Tatsächlich ist der phantastische Anteil in dem Buch sehr hoch, allerdings wirkt das Buch an keiner Stelle unglaubhaft oder an den Haaren herbeigezogen. Die Geschichte ist sehr stimmig erzählt. Am Ende kann jeder Leser seine eigene Botschaft aus dem Buch herauslesen. Für die einen wird es eine Hymne an die Freundschaft sein, für die anderen die Traurigkeit über den Verlust der Kindheit und die Aufforderung die Welt wieder kindlichen Augen betrachten zu lernen.



    Fazit:


    Neil Gaiman hat mit „der Ozean am Ende der Straße“ ein poetisches, dünnes und doch sehr tiefgründiges Buch geschrieben. Die Sprache ist poetisches ohne verzwackt zu sein und die Geschichte ist phantastisch und wirkt doch glaubwürdig. Es stellt die Werte unserer Gesellschaft infrage, prangert Missstände an ohne auch nur einmal den Zeigefinger zu erheben.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Die Geschichte, wenn auch leise erzählt, hat sie tief in mein Gedächtnis gegraben und ich werde Neil Gaimans Worte wohl noch einige Zeit mit mir tragen. Oder ich werde von ihnen getragen werden. Wie man es halt sehen mag.


    Insgesamt gebe ich dem Buch acht von zehn Punkten und es bekommt eine dicke Leseempfehlung!

  • Ein älterer Mann kehrt in seinen Heimatort zurück und erinnert sich daran, wie er als Siebenjähriger die Familie Hempstock kennenlernte und mysteriöse Dinge erlebte.


    Ich weiß nicht genau, was ich von diesem Roman erwartet hatte, aber sicher nicht das, was ich bekam. Sicher, ich hatte schon andere Romane des Autors gelesen, und hätte auf manches gefasst sein können, aber zunächst las sich das Ganze wie ein Roman, in dem es um Kindheiterinnerungen geht, um nach und nach immer mehr ins Mysteriöse zu kippen. Teilweise fühlte ich mich ein bisschen wie in einem Stephen-King-Roman, in dem der Protagonist immer mehr in gruselige Dinge verwickelt wird, nur dass Gaimans Sprache deutlich poetischer ist.


    Am Ende stellt der Roman – und der Leser sich – die Frage, wie viel davon hat der Junge, dessen Name nie genannt wird, tatsächlich erlebt, wie viel davon war seine Phantasie? Gleichzeitig ist man entsetzt, was er alles durchmachen musste. Ich habe die Frage für mich so beantwortet: In dieser Geschichte ist alles wahr. Bis dahin hatte ich sehr spannende Lesestunden, der Roman entpuppte sich für mich als wahrer Pageturner. Der Junge erzählt selbst in Ich-Form und so kommt der Leser ihm sehr nahe und fühlt mit ihm. Der Leser bekommt eine Menge Stoff, über den er grübeln kann.


    Der Roman ist illustriert, für mich wäre das nicht nötig gewesen, gerade bei diesem Thema hat es mich sogar ein bisschen gestört, möchte ich doch lieber meine eigene Phantasie einsetzen.


    Der Roman ist mein Überraschungsbuch des Jahres, ich hätte nicht gedacht, dass er mich so faszinieren wird. Ich bin begeistert. Mich hat der Roman von Anfang an gepackt, auch emotional, und sich als wahrer Pageturner entpuppt. Wer es gerne mal mysteriös und/oder gruselig mag, und wen es nicht stört, dass das Ende relativ offen ist, kann sich hier auf unterhaltsame Lesestunden freuen.

  • Lohnt sich


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    Ein Mann - ungefähr in den Vierzigern - flieht von einer Beerdigung, irgendwo im britischen Sussex, und er fährt dorthin, wo er seine Kindheit verbracht hat. Es wird nicht verraten, wie der Mann heißt, und auch nicht, welche nahestehende Person da zu Grabe getragen wird.

    Er sucht das Grundstück auf, das am Ende jener Straße liegt, an der früher sein Elternhaus stand, das längst abgerissen ist. Auf diesem weitläufigen Grund befindet sich ein kleiner Weiher, ein Teich - jener Teich, den die elfjährige Lettie Hempstock, die dort mit ihrer Mutter Ginnie und ihrer Gramma lebte, als „Ozean“ bezeichnet hat. Damals, als der Mann noch sieben Jahre alt war und ein fürchterliches Abenteuer erlebt hat, woran er sich nun plötzlich und detailreich erinnert. Und in dem dieser Ozean, der vielleicht nur ein Teich ist, eine besondere Rolle spielte.


    Der freundliche Mensch, der mir empfohlen hat, dieses Buch zu lesen, sagte mir, er selbst würde Rezensionen zu diesem Roman meiden, was ich verstehen kann, obwohl ich gerade selbst eine verfasse. Da ist die Rede davon, dass es sich um ein Buch über große Freundschaft handeln würde, um einen Coming-of-Age-Roman und ähnliches. Mit enormer Selbstverständlichkeit hat seinerzeit, als der Roman erschien und schließlich - als große Überraschung - den britischen National Book Award gewann, auch das Feuilleton solche Behauptungen aufgestellt, wovon nicht wenige einander widersprachen. Das liegt daran, dass diese Geschichte viele Lesarten ermöglicht, und sie bietet reichlich Raum für Spekulationen und Interpretationen, aber nur wenig für eindeutige Schlussfolgerungen. Zuerst empfand ich das als unbefriedigend, diese Uneindeutigkeit, doch mit jedem Tag wächst gleichzeitig mit der Entfernung zur Lektüre auch das Gefühl, ein ganz besonderes Buch gelesen zu haben, dessen Stärke genau darin, also in dieser Offenheit und Deutungsfreiheit besteht. Allerdings ist das Gefühl, möglicherweise ein bisschen hinters Licht geführt worden zu sein, noch immer nicht ganz verschwunden.


    Der Siebenjährige, dessen Eltern sein Kinderzimmer an einen „Opalschürfer“ vermietet haben, weshalb der Junge im Zimmer seiner nicht besonders liebenswürdigen Schwester schlafen muss, lernt die vier Jahre ältere Lettie Hempstock kennen, und die beiden Frauengenerationen vor ihr, mit denen Lettie zusammenlebt. Diese eigentümliche Damen-WG ist wie aus der Zeit gefallen, und ihr Haus wird für den Jungen zu einem Flucht- und Rückzugsort, zu einem traumhaften Idyll, in dem es neben schmackhafter Kost und heimeliger Gemütlichkeit viele Geheimnisse und eigenartige Dinge zu entdecken gibt. Dann erwacht der Junge eines Nachts - er steht kurz vor dem Erstickungstod, weil sich merkwürdigerweise eine Silbermünze in seinem Hals befindet, die der Junge noch nie gesehen hat. Wie kommt sie dorthin? Und von wem stammt sie? Lettie Hempstock kennt die Antwort, und auch die große Gefahr, die mit dieser Antwort verbunden ist, aber die Gefahren, die bewältigt werden müssen, um die damit einhergehende Drohung abzuwehren, sind auch nicht eben ohne.


    „Der Ozean am Ende der Straße“ ist vieles zugleich, aber vor allem ist diese nicht sehr lange (und in der aktuell erhältlichen Ausgabe deshalb um zwei Kurzgeschichten ergänzte) Mystery-Geschichte sehr berührend, spannend, bilderreich und originell. Ich habe diesen Kampf des Jungen gegen die Dämonen als etwas gelesen, das mit häuslicher Gewalt, familiären Krisen, Vernachlässigung und Traumatisierung zu tun hat, und ich habe die Hempstocks einer erträumten Zwischenwelt zugeordnet, aber das ist nur meine persönliche Lesart, die ich keiner anderen über- oder unterordnen würde. Was mir besonderes Vergnügen bereitete, das war der Austausch mit dem oben erwähnten freundlichen Menschen über dieses Buch, eine Art von Austausch, die man in dieser Weise nicht oft erlebt. Und alleine deswegen hat sich die Lektüre gelohnt.

  • In seinem Kurzroman „Der Ozean am Ende der Straße“ erzählt Neil Gaiman die Geschichte eines siebenjährigen Jungen, der sich wegen Problemen in seinem Elternhaus gerne in die Welt der Bücher flüchtet. Die Ablenkung ist auch bitter nötig, denn das fiese Kindermädchen Ursula Monkton versucht permanent, ihm eins auszuwischen. Zum Glück gibt es da noch die geheimnisvolle Lettie Hempstock, die ihm zur Hilfe eilt und ihn in eine Welt voller Magie und Abenteuer einlädt. Schon bald trifft der kindliche Held geheimnisvolle Wesen aus anderen Dimensionen (wie die Hungervögel, die Jagd auf ihn machen) und erlebt Phänomene wie Wasser, das man atmen kann oder Kerzen, die unter Wasser brennen.

    Die Geschichte ist ein liebevoll erzähltes Fantasy-Feuerwerk, das in den buntesten Farben leuchtet und immer wieder mal an Clive Barkers „Abarat“-Zyklus erinnert.