Alexander Maksik - Sein oder Nicht Sein

  • Englischer Originaltitel: You Deserve Nothing



    Klappentext
    »Seid voller Hingabe, diskutiert mit dem Bauch voll Wut«, fordert der Lehrer Will Silver – und verändert das Leben seiner Schüler grundlegend. Will Silver ist jung, charismatisch und talentiert. Er unterrichtet an einer internationalen Pariser Schule die Kinder reicher Eltern. Seine Lehrmethoden sind zuweilen unkonventionell und werden von den Kollegen kritisch beäugt. An alten und modernen Klassikern diskutiert er mit seinen Schülern die großen Lebensfragen. Er spricht mit ihnen über den Sinn des Lebens, über Moral, Verantwortung und Mut und wird bald zu einer Ikone – die Jungen bewundern ihn und wollen mit ihm befreundet sein, die Mädchen testen ihre Attraktivität an ihm. Als Silver den Idealen, die er lehrt, selbst nicht gerecht werden kann, hat dies dramatische Folgen.



    Der Autor
    Alexander Maksik ist die neue Stimme aus den USA. Er schrieb Artikel u.a. für The New York Times Magazine, Harper’s Magazine, Tin House, Salon, Harvard Review, Narrative Magazine. Er nahm am renommierten Iowa Writers’ Workshop teil. "Sein oder Nichtsein" ist sein erster Roman und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Alexander Maksik lebt in Paris und Iowa City.





    Will Silver ist einer jener Lehrer, die man auch gerne gehabt hätte. Engagiert und unkonventionell, hat er an der Internationalen Pariser Schule unter seinen Schülern viele Bewunderer. Jeder Jahrgang behauptet einstimmig, er hätte ihr Leben verändert. Will ist noch jung, erst Anfang 30, gutausssehend und sehr charismatisch. Jungen wie Mädchen verfallen ihm, seiner Lebenseinstellung, seiner Ansicht auf die Welt.


    Der Autor läßt in seinem Buch 3 verschieden Menschen ihre Sicht der Dinge beschreiben. Zum einen Gilad, einen seiner Schüler, der mit seinen Eltern schon an einigen Orten auf dieser Welt lebte, und sich in Paris zum ersten mal frei fühlt, da er hier an einem Ort ist, an dem er nicht in einer amerikanischen Enklave wohnt und nur mit Leibwächter und Chauffeur das Land, in dem er gerade lebt, sehen kann. Dann gibt es natürlich Will. Und dann Marie, die Schülerin, mit der Will eine Affäre hat.


    Im Buch werden einige Unterrichtsstunden von Will beschrieben. Er drängt seine Schüler, sich eine Meinung zu bilden, zu hinterfragen, Bedeutung zu erkennen und aktiv am Leben teil zu haben. Sie sollen tun, wozu es sie drängt. Will nimmt das selbst wohl zu genau, als er nach einer Abschlußparty den Avancen der minderjährigen Marie erliegt. Zuerst ist es nur eine einmalige Sache, dann aber wird daraus fast eine richtige Beziehung.


    Es ist interessant, wie der Autor Will und Marie die gleichen Ereignisse aus anderer Perspektive schildert. Die Dinge erscheinen dem anderen jeweils anders, und spiegeln somit Wills Lehrstunden wieder. Auch er erklärt seinen Schülern, das selbst ein simpler Satz wie "Ein Hund rennt über das Feld" trotz seiner Einfachheit nicht von jedem gleich gelesen wird. Jeder sieht vor dem inneren Auge z.B. einen anderen Hund. Und so sind auch die Erlebnisse, die Will und Marie teilen und doch so anders erleben.


    Obwohl man den Personen durch die Erzählstimme nah ist, werden sie trotzdem nicht verständlich. Vor allem Will bleibt unnahbar. Warum er wirklich die Affäre begann, ob er einfach seinem Sexualtrieb nachgab oder ob mehr dahinter steckt, erfahren wir nicht, obwohl wir die Affäre aus seiner Sicht lesen. Er beginnt sie mit einer Natürlichkeit und ohne jedes Schuldbewusstsein, das es schon fast erschreckt. Gilad selber hat anscheinend zu Hause mit seinen Eltern genug Probleme. Diese werden aber nur angerissen und lassen mich etwas ratlos zurück. Es gibt überhaupt eine Fülle von anderen Personen: Mia, eine Lehrerin, mit der Will befreundet ist und die Gefühle für ihn hegt; Ariel, Maries promiskuitive Freundin, die den Stein ins Rollen bringt. Ihre Geschichten werden angedeutet aber nicht weitergeführt.


    Der Roman lässt mich etwas ratlos zurück. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Zum einen fand ich den Zusammenhang zwischen dem Geschehen und der Spiegelung in Wills durchaus interessantem Unterricht bemerkenswert. Auch erzählt der Autor durchaus gradlinig und schnörkellos. Ich habe mich mehr an der Gefühlskälte, der Distanz zu den Personen gestört. Im Grunde weiß ich nicht, was da im speziellen passiert ist.


    Bei einer kurzen Internetsuche habe ich auf englischsprachigen Seiten den Hinweis entdeckt, das das Buch evtl autobiographisch sein könnte, das dem Autor ähnliches selber widerfahren ist. Ob das nun stimmt oder ein Hoax ist, evtl um das Buch zu promoten, mag dahingestellt sein.


    Fazit: ich bin zwiegespalten. Zum einen ist das schmale Buch schnell und gut wegzulesen, zum anderen ist die Thematik aber schwerer, als es hier abgehandelt wurde. Und vor allem für mich persönlich zu distanziert geschrieben.