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'Verführung' - Seiten 127 - 274
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In diesem Abschnitt ist ja sehr viel passiert - ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Erst einmal ist es klasse, dass das Buch in Angiolas (ich nenne sie der Einfachheit halber einfach mal so) verschiedene Lebensetappen eingeteilt ist, wofür stellvertretend der sich ändernde Name steht. Sie beschließt, das Mädchen Angiola hinter sich zu lassen und spielt den Kastraten nicht mehr nur, sondern wird zu ihm. Das wird dann auch konsequent eingehalten und sie wird in Teil zwei tatsächlich nicht mehr Angiola genannt im Vergleich zu Teil eins. Ich denke mal, dass es im dritten Teil ebenso sein wird, wie die Überschrift ja schon andeutet.
Angiolas Geheimnis dringt am Ende von Teil 2 immer mehr durch, immer mehr Leute ahnen oder wissen, wer sie wirklich ist. Eigentlich ist ja die zwangsläufige Konsequenz, dass sie irgendwann wieder als Frau auftreten muss, da die Menschen früher oder später die Wahrheit herausfinden würden. Ich bin sehr gespannt, welche Folgen es für sie haben wird, dass sie sich so lange als Kastrat ausgegeben hat und wie schwer es für sie als Frau werden wird.
Rührend fand ich die Szene, als Casanova ein paar Tränen vergossen hat, weil er in Angiolas Gegenwart wieder zu einem Jungen geworden ist, der sich nichts mehr wünscht, als anerkannt und geliebt zu werden von dieser einen Frau. Nur dass es diesmal funktioniert im Gegensatz zu seiner Mutter. Es ist sehr schön zu sehen, wie er sich Angiola gegenüber öffnet und sein wahres Ich zeigt, ihr ebenso seine Geheimnisse anvertraut wie sie ihm die ihren.
Es war sehr glaubwürdig geschildert, wie die beiden es lieben, sich immer wieder zu streiten, zu provozieren und zu diskutieren. Die Anziehung zwischen den beiden war greifbar und trotzdem hat es lange gedauert, bis sie zueinander gefunden haben. Toll! Dadurch wirkt die Geschichte so real.
Mir hat auch gefallen, wie Casanova reagiert hat, als er den "Beweis" für Angiolas Männlichkeit erhielt - sein Schock und wie er trotzdem noch Gefühle für sie hatte, waren toll dargestellt.Die Moral der Gesellschaft schockiert mich zwar immer wieder, aber man muss das Ganze ja immer aus der Zeit heraus sehen. In einer Zeit, in der Mädchen in so jungen Jahren dreimal so alte Männer heiraten mussten, kann man ihnen kaum verdenken, dass sie außerhalb der Ehe Spaß suchten. Und wenn man kein Geld besaß, um Nahrung zu kaufen - was blieb einem denn anderes übrig, als seinen Körper zu verkaufen?
Wie gesagt, sehr erschreckend und traurig, aber vermutlich authentisch. -
In diesem Abschnitt sind mir Angiola und Casanova jetzt ans Herz gewachsen, vor allem im letzten Teil. Zwei Freidenker, die sich nicht einfangen lassen wollen von den Konventionen und Regeln der Gesellschaft, sondern unbedingt ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen. Es gefällt mir, wie beide auf ihrer Unabhängigkeit bestehen. Die Beziehung hat etwas völlig Herzerwärmendes, weil beide die besten Züge des anderen zum Vorschein bringen und sich gegenseitig dazu ermutigen, zu sich selbst zu stehen.
Ich bin ja gespannt, ob dieser spanische Spion noch mal auftaucht. Jetzt fährt ja jedenfalls kein Bellino nach Pesaro... Ob ihre neue Familie und ihre Mutter noch mal auftauchen werden?
Wie viel stützt sich jetzt in diesem Part auf echte Begebenheiten? Hast du bei den Schilderungen der Persönlichkeit von Angiola Caroli auch auf die Aufzeichnungen von Casanova zurückgreifen können, Tanja?
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Brigia, ja, der Abschnitt hatte Casanovas Memoiren und seine Schilderung "Bellinos" natürlich als eine der Hauptquellen. Z.B. ist "„Sie wären nicht geheilt worden (...) Nein, Sie wären nicht geheilt worden, einerlei, ob ich Mädchen oder Knabe bin, denn Sie sind in meine Person verliebt, und Ihre Verliebtheit hat mit meinem Geschlecht absolut nichts zu tun.“ ein direktes Zitat. (Das war auch die Stelle in den Memoiren, die mich immens für die Person "Bellino" einnahm und neugierig auf sie machte.) Aber natürlich ist auch einiges anders; es hätte ja keinen Sinn gehabt, einfach nur etwas schon Erzähltes abzuschreiben, und allein der Perspektivwechsel hat Unterschiede verlangt, denn Casanova schreibt als alter Mann aus der Rückschau, während Angiola Calori als junge Frau keine Ahnung hat, was als nächstes passieren wird.
Die Familie Lanti, Don Sancho und Lucia Calori sind alle noch nicht von der Bühne verschwunden.
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Ich klink mich hier mal kurz ein, auch wenn ich nicht bei der Leserunde angemeldet bin.
Ich bin nach wie vor fasziniert und begeistert von der so völlig anderen Tonart dieses Buches, liebe Tanja
Sowohl die spritzigen Wortgefechte zwischen Giacomo und Bellino als auch das gesamte Konstrukt dieses Buches begeistern mich. Ich habe manchmal das Gefühl, das Buch ist eine große Bühne und ich ein Zuschauer der Commedia dell'arte
Du bringst hier eine unglaubliche Leichtigkeit in die Geschichte, der es aber auf der anderen Seite nun wirklich nicht an Tiefgang mangelt. Es liest sich, als hättest Du beim Schreiben immer ein Schmunzeln im Gesicht gehabt und irre viel Freude, die Geschichte zu erzählen.
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Hallo, Bouquineur! Danke für die freundlichen Kommentar. Ich hatte in der Tat großes Vergnügen beim Verfassen der Geschichte, und es ist schön, zu hören, daß es dir beim Lesen ähnlich geht.
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Zitat
Original von Bouquineur
Ich bin nach wie vor fasziniert und begeistert von der so völlig anderen Tonart dieses Buches, liebe Tanja
Sowohl die spritzigen Wortgefechte zwischen Giacomo und Bellino als auch das gesamte Konstrukt dieses Buches begeistern mich. Ich habe manchmal das Gefühl, das Buch ist eine große Bühne und ich ein Zuschauer der Commedia dell'arte
Du bringst hier eine unglaubliche Leichtigkeit in die Geschichte, der es aber auf der anderen Seite nun wirklich nicht an Tiefgang mangelt. Es liest sich, als hättest Du beim Schreiben immer ein Schmunzeln im Gesicht gehabt und irre viel Freude, die Geschichte zu erzählen.
Dazu bewegen sich die Figuren für mich viel zu "echt". Comedia dell'arte ist Improvisationstheater in unserer heutigen Interpretation mit viel Slapstick, aber auch Kabarett. Die Figuren in dem Buch beherrschen es meisterhaft sich Rokoko gemäß geziert und distanziert zu betragen. Da wird einerseits fröhlich gepoppt, andererseits gestelzte Dialoge geführt.
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Ich hab zwar erst die Hälfte des zweiten Abschnitts geschafft (bis S. 200 bin ich gestern gekommen), muss aber dennoch schon mal was dazu sagen.
Mich hat am meisten die Szene berührt, als Bellino (alias Angiola) sich dann zum ersten Mal doch selbst verkauft, damit die Contessa ihm nicht den zugesagten Auftritt wieder entzieht. Die ganze Zeit hat er versucht seine "Geschwister" davor zu bewahren und nun musste er feststellen, dass es sich auch für ihn nicht vermeiden ließ. Da musste ich echt aufpassen, dass ich nicht heule, weil mich das sehr berührt hat, erst recht als er es seinem "Bruder" mitteilt.
Ansonsten gefallen mir die Szenen zwischen Bellino und Giacomo sehr, da man das Knistern zwischen den beiden als Leser förmlich spüren kann.
Ich mag das Buch wirklich, nur bin ich die letzten Tage immer viel beruflich unterwegs und komme nicht so recht zum Lesen
Sobald ich mit dem kompletten Abschnitt durch bin, gebe ich nochmal etwas ausführlicher meinen Senf ab.
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Angiola wird zum Kastraten Bellino und lässt damit ihr altes Leben hinter sich.
Bei Casanova frage ich mich manchmal, ob er sich noch an ihr erstes Kennenlernen erinnert, so wie Angiola es tut?
Die Wortgefechte sind für mich das Highlight in dem Buch. Beide geben sich nichts und können dennoch freundlich miteinander "fechten", ohne dass einer das Gesicht verliert. Klasse!
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Gestern Abend habe ich dann auch diesen sehr detaillierten Abschnitt geschafft, in dem jede Menge Neues passiert.
So langsam aber sicher merkt der ein oder andere, dass Bellino vielleicht doch kein Kastrat, sondern ein Mädchen ist. Sein „Bruder“ Petronio vermutet dies zumindest und bekommt dies zum Abschluss des Abschnittes auch bestätigt, da Bellino in einem Gespräch behauptet noch nie in Neapel gewesen zu sein, dabei hat der echte Bellino dort seine Ausbildung genossen. Daraufhin ist Petronio stinksauer, hatte er doch sehr gehofft, dass sein Bruder nicht gestorben ist und nun hat ihn Angiola um seine Trauer gebracht.
Dennoch bekommt Angiola das ein oder andere Engagement.
Wie ich bereits in einem anderen Post erwähnt hatte, treffen Casanova und Bellino alias Angiola in diesem Abschnitt wieder aufeinander und sie erkennt ihn anhand seiner Augen sofort wieder. Gibt es so etwas tatsächlich habe ich mich da gefragt? Wahrscheinlich, schließlich verbindet sie mit Giacomo ein Ereignis, dass ihr auch das Leben hätte kosten können, denn er hatte sie damals im Theater gerettet und zu ihrer Familie zurück gebracht. Allein hätte sie das nicht geschafft.
Die für mich aufwühlenste Szene des Abschnitts war als Giacomo die Griechin vor Bellinos Augen vernascht, da dachte ich nur: „Typisch Kerl.“ Klar macht so etwas eifersüchtig, ist aber doch eine arg übertriebene Methode. Der Mann wäre für mich danach definitiv gestorben, aber in dieser sexuell überladenen Welt war das vielleicht noch normal...
Zum Ende des Anschnitts machen sich Giacomo und Bellino auf den Weg nach Rimini, die Familie Lanti bleibt zurück. Auf der Kutschfahrt dorthin kommt es zu einer Auseinandersetzung mit einem mitreisenden Studenten, der Bellino schwer beschimpft. Giacomo bekennt sich zu Bellino und der Student fliegt aus der Kutsche. Daraufhin offenbart sich Bellino, indem er den fleischfarbenen Gummipenis aus der Hose holt. Giacomo ist überglücklich und beide lieben sich mehr oder weniger in der Kutsche. Im Gegenzug berichtet Giacomo von seiner schlechten Kindheit, in der die eigene Mutter nie Zeit für ihn hatte und er stets ein „Nein“ bekam. Liebte er doch nur so viele Frauen, weil diese eine, nämlich Zanetta ihm nie die Liebe gegeben hat, die er als Kind gebraucht hätte.
Die zwei entschließen sich ihr Reiseziel zu ändern. Bellino lässt sein Engagement in Rimini sausen und fährt mit Giacomo nach Venedig, um dort nicht mehr als Kastrat, sondern als Sängerin aufzutreten, da dies außerhalb des Kirchenstaates liegt. Sie ist nun die Caleri. Wird ihr auch als Frau der Erfolg hold sein?
Die Szene, in der sich beide ihre Gefühle zeigen und Geheimnisse offenbaren war einfach nur total schmacht. Ach da kann man auch mal einen Seufzer ausstoßen, für mich einfach nur herrlich.
Bin nun sehr gespannt wie man Angiola nun als Sängerin aufnehmen wird.
Ganz und gar nicht überrascht hat mich, dass man als Sängerin scheinbar deutlich weniger verdient als wenn man Kastrat ist, aber das ist ja heute auch noch so, dass trotz gleichwertiger Arbeit die Frauen weniger verdienen…
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Es ist ein Genuss, das Buch zu lesen. Deshalb bin ich auch so langsam. Man kommt auch mit Pausen immer wieder schnell hinein.
Die Passagen mit den Wortgefechten haben mir sehr gut gefallen. Bellino ist noch recht jung und dennoch schon so wortgewand. Auch die Zwiespältigkeiten sind interessant: auf der einen Seite der Versuch, die Geschwister vor der Prostitution zu schützen oder zumindest darauf hinzuweisen, dass man sich dafür nicht ganz aufgeben sollte, auf der anderen Seite die eigene Not, die einen dazu bringt, in einer Kutsche genau dasselbe zu tun ... wenigstens haben die Geschwister Lanti noch ein wenig Spaß dabei ... so zumindest mein Eindruck. Vielleicht täusche ich mich auch.
Casanova und Bellino sind ein schönes Paar, die Ehrlichkeit Casanovas beeindruckt mich. Er versucht es wahrlich mit Verführung, nicht mit brachialer Gewalt.
Das Bellino Calori werden wird, hat mich übrrascht. Ich wäre seinem/ihren Weg als Kastrat gerne noch ein wenig weiter gefolgt. Jetzt sehe ich schon drohende Gefahren als Frau am Himmel und lasse mich überraschen, wie die Beziehung mit Casanova sich gestalten wird. Er ist ja keine sonderlich treue Seele, körperlich gesehen meine ich.
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Diesen Abschnitt habe ich gestern "verschlungen", sehr zum Ärger meiner Söhne, die lieber mit mir spielen wollten. Aber ich konnte das Buch nicht zur Seite legen, es hat mich "gepackt".
Angiola bzw. Bellino (ich finde es sehr schön, daß ein neuer Abschnitt im Leben Angiola's auch ein neues Kapitel verdient) ist jetzt ein Kastrat. Und lernt Casanova kennen und lieben. Die Wortduelle bzw. -gefechte der beiden haben es wirklich in sich und machen sehr viel Spaß zu lesen. Auch der Rest der Familie Bellino's hat es in sich. Vom Bruder über die Schwestern bis zur Mutter. Das erste "körperliche" Verkaufen von Bellino und den Effekt den es auf sie hat, sind sehr gut beschrieben. Und auch die damit verbundenen Konsequenzen, denn Bellino ist eine sehr ehrliche, genaue Persönlichkeit, die auch mit unangenehmen Dingen um zu gehen weiß.
Alles in allem eine tolle Geschichte - ich freue mich schon auf's Weiterlesen!
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Da müßte ich mich jetzt deiner Söhne wegen schuldig fühlen, Bibliocat, aber stattdessen freue ich mich, daß dich das Buch so fesselt.