Der Verschwörungsthriller eines bislang nicht in Erscheinung getretenen Autors, den der Verlag als langjährigen Insider der Berliner Politszene bezeichnet, lässt sich flott lesen, die Sprache ist einfach und flüssig, die Sätze sind überwiegend kurz.
Ich stelle mir vor, dass der Autor viele Fakten und Ideen im Kopf hatte, aus denen er eine Geschichte strickte, in der er möglichst viel davon unterbringen wollte.
Der Thriller ist recht spannend und unterhaltsam, trotz einiger Ungereimtheiten, fallengelassener Handlungsstränge und Logikfehler, wodurch er nicht sauber durchkonstruiert wirkt. Das Ende finde ich unbefriedigend, zu viele Fragen bleiben offen, mir ist der Sinn hinter der ganzen Sache nicht wirklich klar geworden. Oder ist es doch nur ein Spiel mit den Möglichkeiten? Vieles, was der Autor hier beschreibt, mag zwar durchaus den Tatsachen entsprechen, vieles ist bekannt oder lässt sich im Internet nachlesen, anderes wirkt absurd. Es geht halt um Politik und vor allem um Macht, da halte ich beinahe alles für möglich. Wieviel tatsächliches Insider-Wissen in dem Ganzen steckt, darüber mag ich nicht spekulieren. Die Beschreibungen aus dem Kanzleramt vermitteln, dass der Autor sich dort gut auszukennen scheint.
Dramaturgisch geschickt gemacht sind die dokumentarischen Szenen, die ins Jahr 1989 zurückblenden und das Attentat auf Bankdirektor Ritter (gemeint ist Alfred Herrhausen, Sprecher der Deutschen Bank) beschreiben. Im Minutentakt nähert sich das eigentliche schreckliche Ereignis (fast läuft es wie in Zeitlupe vor dem inneren Auge ab), während die Handlung in der Gegenwart sich langsam steigert, um nach Tagen und Wochen zu einem gewaltsamen Ausbruch zu kommen.
Zu vielen Figuren lassen sich problemlos reale Vorbilder finden, deren Charakterisierung dem Autor offenbar leicht fiel. Bei den rein fiktiven Figuren ist es ihm nicht gelungen, sie sauber durchzukonstruieren. Besonders fällt das bei der Protagonistin Natascha Eusterbeck auf. Mal kommt sie tough und schlagfertig daher, beweist Souveränität, mal benimmt sie sich kleinmädchenhaft oder wie eine Praktikantin. Ihre Reaktionen waren für mich oft nicht nachvollziehbar. Es wirkt auf mich eher so, als wäre aus drei oder vier Rohentwürfen schließlich eine Figur zusammengestrickt worden.
Insgesamt ein gut lesbarer Roman, der, neben den sich aufdrängenden Gedanken um seinen möglichen Wahrheitsgehalt, spannende Unterhaltung bietet.
Das ergibt 7 Punkte.