Kalte Macht - Jan Faber

  • Der Verschwörungsthriller eines bislang nicht in Erscheinung getretenen Autors, den der Verlag als langjährigen Insider der Berliner Politszene bezeichnet, lässt sich flott lesen, die Sprache ist einfach und flüssig, die Sätze sind überwiegend kurz.

    Ich stelle mir vor, dass der Autor viele Fakten und Ideen im Kopf hatte, aus denen er eine Geschichte strickte, in der er möglichst viel davon unterbringen wollte.
    Der Thriller ist recht spannend und unterhaltsam, trotz einiger Ungereimtheiten, fallengelassener Handlungsstränge und Logikfehler, wodurch er nicht sauber durchkonstruiert wirkt. Das Ende finde ich unbefriedigend, zu viele Fragen bleiben offen, mir ist der Sinn hinter der ganzen Sache nicht wirklich klar geworden. Oder ist es doch nur ein Spiel mit den Möglichkeiten? Vieles, was der Autor hier beschreibt, mag zwar durchaus den Tatsachen entsprechen, vieles ist bekannt oder lässt sich im Internet nachlesen, anderes wirkt absurd. Es geht halt um Politik und vor allem um Macht, da halte ich beinahe alles für möglich. Wieviel tatsächliches Insider-Wissen in dem Ganzen steckt, darüber mag ich nicht spekulieren. Die Beschreibungen aus dem Kanzleramt vermitteln, dass der Autor sich dort gut auszukennen scheint.


    Dramaturgisch geschickt gemacht sind die dokumentarischen Szenen, die ins Jahr 1989 zurückblenden und das Attentat auf Bankdirektor Ritter (gemeint ist Alfred Herrhausen, Sprecher der Deutschen Bank) beschreiben. Im Minutentakt nähert sich das eigentliche schreckliche Ereignis (fast läuft es wie in Zeitlupe vor dem inneren Auge ab), während die Handlung in der Gegenwart sich langsam steigert, um nach Tagen und Wochen zu einem gewaltsamen Ausbruch zu kommen.


    Zu vielen Figuren lassen sich problemlos reale Vorbilder finden, deren Charakterisierung dem Autor offenbar leicht fiel. Bei den rein fiktiven Figuren ist es ihm nicht gelungen, sie sauber durchzukonstruieren. Besonders fällt das bei der Protagonistin Natascha Eusterbeck auf. Mal kommt sie tough und schlagfertig daher, beweist Souveränität, mal benimmt sie sich kleinmädchenhaft oder wie eine Praktikantin. Ihre Reaktionen waren für mich oft nicht nachvollziehbar. Es wirkt auf mich eher so, als wäre aus drei oder vier Rohentwürfen schließlich eine Figur zusammengestrickt worden.


    Insgesamt ein gut lesbarer Roman, der, neben den sich aufdrängenden Gedanken um seinen möglichen Wahrheitsgehalt, spannende Unterhaltung bietet.


    Das ergibt 7 Punkte.

  • Ich durfte dieses Buch im Rahmen der schon genannten LR lesen. Vielen Dank dafür an Wolke und den Verlag.


    Die fiktive Geschichte um die neu einberufene Staatssekretärin Natascha Eusterbeck fand ich sehr interessand und spannend. Es gibt viele verschiedenen Handlungstränge, die leider teilweise sehr unübersichtlich sind und am Ende nicht schlüssig zusammengeführt werden. Der Einblick in die "politische" Arbeitswelt, das "Haifischbecken" mit den unterschiedlichsten Charakteren (und die sich dahinter versteckten realen Personen) sind gut beschrieben, genauso wie die privaten Probleme der Politiker und die undurchschaubaren Struktuern, Freund- und Feindschaften.


    Der Anfang hat mir sehr gut gefallen, die Seiten verschwanden wie von alleine. Aber ab der Mitte des Buches wurde es mir etwas zu undurchsichtig - das Ende hat mir leider gar nicht gefallen.


    Deshalb 7 von 10 Punkte! :wave

  • Auch ich habe das Buch in der Leserunde gelesen, dafür vielen Dank nochmals an Wolke und den Verlag.


    Zum Inhalt wurde ja schon ausreichend geschrieben, deshalb nur noch mein persönlicher Eindruck.


    Das Thema ist sehr interessant und spannend. Mein persönlicher Eindruck über die Politik und den ganzen Regierungsapparat hat die Geschichte um die Staatssekretärin Natascha Eusterbeck nicht nur bestätigt sondern noch übertroffen. Haifischbecken ist noch milde ausgedrückt.


    Das Buch war spannend hatte aber zum Schluss für meinen Geschmack zu viele Fragen offen gelassen. Es war für mich kein "Abschluss" der Geschichte, ich könnte mir hier eine Fortsetzung vorstellen.


    Die ganze Geschichte um den Autor ist vielleicht auch nur eine sehr gelungene Verkaufstaktik.


    Trotz aller Kritik, es war sehr spannend und ich vergebe für dieses Buch 8 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Nachdem ich das Buch nun ebenfalls beendet habe, muss ich leider sagen, dass meine Erwartungen aufgrund der Beschreibung auf dem Cover nicht ganz erfüllt wurden.
    Der Schreibstil ist gut, das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen.
    Das Thema an sich fand ich auch sehr interessant und ich war absolut gespannt auf die Umsetzung.
    Diese fand ich dann nicht durchweg gelungen, die meisten Probleme hatte ich mit der Protagonistin Natascha und ihrem Verhalten. Ich konnte oft nicht nachvollziehen, weshalb sie dieses oder jenes tut oder nicht tut. Das hat mein Lesevergnügen schon ziemlich negativ beeinflusst.
    Über Zusammenhänge mit tatsächlichen Begebenheiten oder Personen habe ich weniger nachgedacht, das war für mich zweitrangig. Ich habe den Thriller als Roman gesehen.
    Das Ende wurde meiner Meinung nach etwas sehr abrupt abgehandelt, zudem kamen noch die eine oder andere Ungereimtheit dazu.


    Insgesamt gesehen ein gut zu lesender Thriller mit einigen Schwächen. Dafür gibt es von mir 6 von 10 Punkten.

  • Bei mir hat das Buch insgesamt einen durchschnittlichen Eindruck hinterlassen. Zu Beginn ist es noch sehr gut zu lesen. Die Spannung baut sich auf und ich versuchte, wahrscheinlich wie die meisten Leser, die realen Personen hinter den im Buch genannten Politikern herauszufinden, was sich letztlich als nicht so schwer herausstellte. Natürlich machte ich mir auch darüber Gedanken, in wie weit reale Arbeitsabläufe und Geschehnisse den Weg in das Buch gefunden haben. Doch letztlich lässt sich dies absolut nicht feststellen. Man kann es sich schon vorstellen, aber mittlerweile tendiere ich eher dazu die Hintergrundinformationen rund um das Kanzleramt als Fiktion abzutun. Ob dieses Buch wirklich von einem Insider geschrieben wurde? Wenn das im Buch dargestellte Arbeitspensum im Kanzleramt der Realität entspricht, stellt sich die Frage wie jemand bei solch langen Arbeitstagen noch die Zeit hat einen Insiderroman zu schreiben. Daher würde ich dieses Buch eher als Politthriller ansehen.


    Nun zur eigentlichen Handlung:
    Nach einem recht guten Beginn flacht die Geschichte leider immer weiter ab. Mir fiel es immer schwerer die Handlung nachzuvollziehen. Es wurden viele Fäden vom Autor aufgenommen, aber letztlich doch nicht weitergesponnen, so dass ich am Ende des Buches ziemlich verwirrt das Buch zur Seite gelegt habe. Viele Fragen bleiben für mich ungeklärt. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass manche Erzählstränge nur begonnen wurden, um einige Seiten zu füllen. Ohne diese losen Erzählstränge wäre das Buch wohl auch um 100 Seiten kürzer geworden. Wenn mich das Buch wenigstens gut unterhalten hätte, könnte ich über die offenen Fragen noch hinwegsehen. Aber neben den gerade genannten Schwächen gibt es noch ein weiteren Problembereich: die Figuren.


    Die beiden Hauptfiguren Natascha Eusterbeck und ihr Mann Hendrik verhalten sich ziemlich unglaubwürdig. Mal abgesehen von der mangelnden Kommunikation zwischen den beiden, hatte ich bis zum Ende kein klares Bild von ihnen, weil die Informationen keinen klaren Schluss auf die Persönlichkeit zulassen. Natascha hat beispielsweise schon einige Jahre in der Politik gearbeitet. Aber ihrem Verhalten nach hatte ich den Eindruck es mit einem Politikneuling zu tun zu haben. Naja jedenfalls bis kurz vor Schluss, denn da war sie plötzlich die toughe Frau, von der man auf den vorherigen 350 Seiten nichts gesehen hat. Wie dieser plötzliche Wandel zustande kam, habe ich nicht verstanden. Neben den Schwächen der Hauptfiguren bedienten alle Figuren, die nicht an reale Persönlichkeiten angelehnt sind, die bekannten Stereotypen. Aber das ist bei Thrillern nicht wirklich überraschend.


    Für mich ist dieses Buch nur ein mittelmäßig Roman, den ich kaum weiterempfehlen mag. Nach einem starken Beginn flacht die Geschichte immer weiter ab und der Autor schafft es auch nicht zum Ende hin wieder Spannung aufzubauen. Aus diesem Grund und dem für mich unbefriedigenden Ende gibt es von mir schwache 5 Eulenpunkte.

  • Dieses Buch hat mich äußerst zwiegespalten zurückgelassen, sodass es mir auch mit ein wenig zeitlicher Distanz immer noch schwer fällt meine Leseeindrücke in eine Rezi zu fassen.


    Ein deutscher Politthriller, noch dazu von einem Insider, das versprach spannende und anspruchsvolle Unterhaltung. Und zu Beginn las sich das Buch auch äußerst vielversprechend. Bezüge zu realen Geschehnissen und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft fand ich zu Beginn äußerst unterhaltsam. Viele Personen blieben trotz geänderter Namen und abgeänderter Vita erkennbar. Es war äußerst unterhaltsam, die Realen Persönlichkeiten zu entdecken.


    Aber genau diese Erkennbarkeit halte ich im Nachhinein für gefährlich, denn der Leser bringt das Komplott, das der Autor, der anonym bleiben möchte, gesponnen hat, mit eben diesen realen Personen in Verbindung. In Verbindung mit dem Pseudonym, hinter dem sich ein Insider verbergen soll, könnte bei dem ein oder anderen Leser der Eindruch entstehen, all das habe sich tatsächlich so abgespielt.


    Darüber hinaus bleiben aufgrund bereits angesprochener Fehler Zweifel, dass es sich tatsächlich um einen Insider handelt.


    Bleibt für mich die Krimihandlung. Doch auch hier kann der Autor das Niveau nicht halten. Die fiktiven Figuren bleiben blass und entwickeln sich nicht weiter. Ihre Handlungen waren für mich über weite Teile nicht nachvollziehbar, und am Ende blieben einige Ungereimtheiten.


    5 von 10 punkten, da die erste Hälfte mich gut unterhalten hat.
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  • In "Kalte Macht" greift Jan Faber, der ein Politik-Insider sein soll, die politische Arbeit in Berlin auf und zeigt, dass auch in Berlin nicht immer Sonnenschein herrscht.
    Als ich von diesem Buch hörte, dachte ich mir zunächst: "Man, das klingt spannend!" Ein Eindruck, den ich durch den Klappentext gewann und der sich bestätigte.


    Der Klappentext erzielte also bei mir seine Wirkung und ich war sehr neugierig. Jan Faber, der übrigens unter Pseudonym schreibt, hat einen sehr geradlinigen Schreibstil und beschreibt sehr pragmatisch Abläufe der Bundespolitik. Gleichzeitig ist es spannend. Schließlich verknüpft er die Handlung und die politischen Abläufe geschickt mit einem Wettlauf auf Leben und Tod.
    Charakteristisch beschreibt Faber die Personen, die im Bundestag auftreten. Zwar wurden sie im Buch anonymisiert, allerdings waren einige doch gut erkennbar. Das Buch gibt einen tiefen Eindruck in die Politik. Es macht neugierig auf mehr und dennoch kann ich sagen, dass es sicherlich nicht das leichteste Buch ist. Man muss schon sehr genau lesen und oft genug auch zwischen den Zeilen. Obwohl Fabers Sprache auf den ersten Blick einfach erscheint, verpasst man durch unaufmerksames Lesen einiges. Dennoch möchte ich es politisch interessierten Lesern nahe legen, da es gut die Verwicklungen innerhalb des politischen Rahmens aufzeigt. Mir hat das Lesen im Rahmen der Leserunde viel Spaß gemacht.