Ein kleiner Junge bekommt von seiner Großmutter einen ganz besonderen silbernen Rubel geschenkt. Wann immer man ihn ausgibt, kehrt er umgehend in die eigene Tasche zurück. Natürlich muß das auf der Stelle ausprobiert werden, auf geht es zum nächsten Markt. Der kleine Held ist ein freundliches Kind und so gibt er seinen Rubel zuerst einmal für Geschenke aus. Zuerst traut er dem Ganzen nicht, aber kaum hat er das erste Geschenk gekauft, ist der Rubel tatsächlich schon wieder in seiner Tasche. Andere glücklich zu machen, berauscht ihn regelrecht, aus dem edlen Schenker wird ein eitler Schenker. Und natürlich stolpert er bald über den eigenen Hochmut.
Die Geschichte erschien im Orginal zum erstenmal 1884, als Weihnachtsgeschichte. Leskow (1831 - 1895) erzählt sie als Erlebnis aus seiner Kindheit, etwas Selbsterlebtes in Märchenform. Wir finden einen magischen Gegenstand vor, Segen und Fluch bei seinem Einsatz, die Großmutter als weise Fee und zugleich ebenso weise Deuterin der Geschehnisse. Und natürlich eine Moral. Die ist auch nicht falsch. Erzählt ist das Ganze aber recht bieder, der Ton, im 19. Jahrhundert durchaus als munter zu betrachten, kommt einer heute etwas altmodisch und paternalistisch vor.
Trotzdem ist es eine Geschichte, die gerade für Kinder einiges an Spannung enthält, da man sich jedesmal fragt, wie sich der kleine Held entscheiden wird und im Grund eben auch, wie man selbst handeln würde. Weise Großmütter sind auch nicht verkehrt, hin und wieder tut es einfach gut, auf jemanden zu stoßen, die einer die Welt klar, einprägsam und vor allem so liebevoll deutet, wie es hier geschieht.
Das Wiederentdecken dieses kleinen Klassikers lohnt sich durchaus, den Staub, der sich darüber gelegt hat, kann man ertragen.
Ältere deutsche Übersetzungen erschienen unter den Titel Der Heckrubel, Der Wunderrubel oder Der Springrubel.
Die Geschichte ist von Claudia Zecher neu übersetzt und liest sich schön flüssig. Es gibt auch eine Kurzbiographie des Autors. Illustriert ist der kleine Text sehr großzügig, in schwarz-weiß-rot. Die Zeichnungen von Wassili Jermolajew fangen sehr schön vergangene Zeiten ein, ohne historisierend oder gar museal zu wirken. Der sparsame Strich verleiht den Zeichnungen Modernität, hat zugleich viel Liebe fürs Detail und schenkt dabei genug Märchenhaftes, um die Geschichte rundum zu unterstützen.
Das Büchlein ist fest gebunden, stabil auch für Kinderhände, das Papier fest, aber glatt und zuerst nicht ganz leicht umzublättern, wenn man noch nicht so geschickte Finger hat. Der Einband ist nicht quietschebunt, sondern mit dem gedämpften Kirschrot und Karamelbraun eher zu verhalten für ein Kinderbuch, aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen.