Michail Saltykow - Die Herren Golowlew

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    Hierzulande eher ein Geheimtipp, gilt Michail Saltykow (1826 bis 1889) in der zeitgenössischen russischen Literaturwissenschaft als wiederentdeckter Klassiker.



    Nach hochgeschätzten humoristischen und satirischen Werken hat Saltykow im Jahre 1880 die düstere Familiensage der Gololews niedergeschrieben. In den Augen vieler Kritiker neben Iwan Gontscharows 'Oblomov' (1859) und Iwan Bunins 'Suchodol' (1911) die bis heute eindringlichste Schilderung menschlichen Scheiterns und Verderbens.


    Als Familienchronik angelegt, wird der moralische, sittliche, geistige und physische Verfall innerhalb dreier Generationen einer kleinadeligen Gutsbesitzerfamilie auf hohem formalen Niveau deutlich zwingender und schonungloser dargestellt, als dies beispielsweise rund 20 Jahre später Thomas Mann in 'Buddenbrooks' unternommen hat.




    Ein Auszug aus Kindlers Literaturlexikon:



    >>Der erste und einzige Roman des russischen Satirikers Saltykow gilt als eines der markantesten Werke des russischen kritischen Realismus. In ihm wird erstmals die Geschichte der Leibeigenschaft und des Untergangs des russischen Landadels in ihren ökonomischen, gesellschaftlichen und geistigen Zusammenhängen gesehen, analysiert und ohne idyllische Beschönigung bis ins Detail künstlerisch plastisch dargestellt.


    Der renommierte russische Kritiker D. Mirskij nennt den Roman, der Tolstois u. Turgenjews zweitgenössische Darstellungen teilweise entscheidend korrigiert, das "düsterste Buch in der russischen Literatur, und dies umso mehr, als diese düstere Wirkung auf die einfachste Weise ohne theatralische oder aufsehenerregende Mittel erreicht wird..."<<




    In deutscher Übersetzung wurden 'Die Herren Golowlew' erstmals 1965 veröffentlicht - und Michail Saltykow in einer Besprechung im Spiegel nicht von ungefähr auf eine Stufe mit Dostojewski gestellt....


    .................................... http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46274277.html



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    Danke für den Hinweis.


    Hab' nun eine aktuelle ISB-Nummer der neueren Taschenbuchausgabe gefunden und oben ergänzt.


    Mir persönlich liegt nur die gebundene Ausgabe aus dem Inselverlag in der deutschen Erstauflage aus dem Jahr 1965 vor, ohne ISBN.



    Die Übersetzung von Ena von Baer aus den 60er Jahren gilt als sehr gelungen und modern, andere Übertragungen ins Deutsche sind mir nicht bekannt.


    Die gebundene Hardcoverausgabe ist wohl nur noch auf Bücherflohmärkten und in einschlägigen Antiquariaten erhältlich...




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    Zitat


    Warum beschäftigen dich gerade die russischen Klassiker ?




    Nach der Jean Paul/Raabe/Fontane/Musil/Döblin/Balzac/Hamsun/Graham Greene & Faulkner-Phase sind nun eben die Russen dran.



    Und dort gibt's augenscheinlich neben den hierzulande recht bekannten Namen wie den Lyrikern Puschkin & Lermontov und den Erzählern Gogol, Tolstoi, Dostojewski & Tschechow noch eine ganze Reihe weiterer Ausnahmeautoren, die es zu entdecken lohnt:


    Nikolai Leskow, Alexej Remisow, Konstantin Paustowskij, Evgenij Zamjatin, Juri Trifonow, Alexander Block...


    Liegen hier alle auf einem Stapel noch ungelesener Bücher und sind in den nächsten zwei Jahren irgendwann fällig....




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  • Zitat

    In deutscher Übersetzung wurden 'Die Herren Golowlew' erstmals 1965 veröffentlicht....




    Kurze Korrektur & Ergänzung:



    Die Slawistik-Dozentin, Diplom-Bibliothekarin und renommierte Übersetzerin Dorothea Trottenberg (u.a. Übertragungen von Ivan Bunin, Gogol, Tolstoj & Turgenev) hat mir vergangene Woche mitgeteilt, dass Saltykows Roman zuvor bereits im Jahre 1914 von Fega Frisch ins Deutsche übersetzt wurde - mit einer anderen Schreibweise des Namens: Golowljow anstatt Golowlew.
    Die neuere Bearbeitung von Ena von Baer bleibt nichtsdestotrotz erste Wahl und ist heute auch deutlich leichter aufzutreiben....




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