Bin ich als Buchhandels-Kunde unerwünscht?

  • Man kann ja von dem Brief halten was man möchte und man kann ja auch Buchhändler sehen wie man möchte, aber ich finde es irgendwie auch dreist die Verfasserin als dumm zu bezeichnen.


    Man kann sich doch nicht ernsthaft darüber aufregen, dass man als Kunde da verunglimpft und als blöd hingestellt wird und macht das dann auch.


    Genauso kann man sich nicht darüber aufregen, dass alle Kunden über einen Kamm geschert werden und wirft gleichzeitig alle Buchhändler in einen Topf.


    Stellt sich mir die Frage, ob all diejenigen die sich so darüber aufregen und sich respektlos behandelt vorkommen, die Zielgruppe des Briefes war?! :gruebel


    Wenn ich schon mit so einer Grundhaltung in einen Laden gehe, werden mir die Menschen dort auch hundertprozentig so begegnen.


    Allerdings erschließt sich mir auch nicht was die Werte der Kirche mit Höflichkeit und Respekt und Anstand zutun hat. Ich finde das sollte eine Grundhaltung sein und dazu brauch es keine Anleitung von irgendeiner Gruppierung.

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Man kann ja von dem Brief halten was man möchte und man kann ja auch Buchhändler sehen wie man möchte, aber ich finde es irgendwie auch dreist die Verfasserin als dumm zu bezeichnen.


    Man kann sich doch nicht ernsthaft darüber aufregen, dass man als Kunde da verunglimpft und als blöd hingestellt wird und macht das dann auch.


    Genauso kann man sich nicht darüber aufregen, dass alle Kunden über einen Kamm geschert werden und wirft gleichzeitig alle Buchhändler in einen Topf.


    Was ist daran dreist, die Verfasserin/den Verfasser als dumm zu bezeichnen; wenn gerade diese Verfasserin/der Verfasser einen Beweis eben für diese Dummheit so nachhaltig abgibt?


    Mitnichten wurde hier ALLE Buchhändlerinnen/Buchhändler an den Pranger gestellt. Ich rege mich zudem nicht über die Summe der Mitglieder des Berufsstandes Buchhändler auf - ich finde lediglich die Verfasserin/den Verfasser des Briefes voll daneben und dumm (ich wiederhole das gern!).


    Und ich bleibe dabei:
    Der Ton des Briefes ist unglaublich arrogant, geleitet von einer pseudo-elitären Sichtweise, da meint sich eine vermeintliche Buchhändlerin/ein vermeintlicher Buchhändler über die Kunden erheben zu können. In der Sache selbst ist dieser Brief einfach nur dumm, erweckt er doch den Eindruck, dass das was dort geschildert wurde den Tatsachen entsprechen würde. Aber auch für die Verfasserin/der Verfasser des Briefes gilt: Behauptungen werden auch durch häufige Wiederholung nicht zur Tatsache.


    Es ist auch dumm, nur weil man sich vielleich mal über einen Kunden geärgert hat, gleich zu einem Kunden-Bashing auszuholen; da wird mit Raketen auf Spatzen geschossen - und dann nicht einmal getroffen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Interessant, was für eine hitzige Diskussion so ein Brief auslöst. ;-)


    Ich muss sagen, ich persönlich fand den Brief sehr witzig und wenn er im Schaufenster einer Buchhandlung hinge, dann würde ich da sofort rein gehen. :grin


    Ich fühle mich davon nicht angesprochen und denke auch nicht, dass er auf alle Kunden gemünzt ist.
    Wer in ganzen Sätzen spricht, freundlich grüßt und etwas mehr weiß, als die Coverfarbe seines Buchs, war ja explizit nicht gemeint. ;-)


    Es geht ja auch nicht um EINEN Kunden am Tag, sondern diese Art Kundschaft, die meint, auf alles einen Anspruch zu haben ohne dafür die Elementarregeln der Höflichkeit einhalten zu müssen, nimmt in meinen Augen immer mehr zu. Kann ich regelmäßig beim Einkaufen in den unterschiedlichsten Geschäften beobachten. Dass einem da mal die Hutschnur hoch geht, kann ich verstehen. Wie schon mehrfach erwähnt, hat der Kunde die Möglichkeit, sich immer irgendwo zu beschweren (und macht teilweise(!) auch sehr gerne), der Dienstleister nicht.
    Alles runterzuschlucken kann auf Dauer sehr ungesund sein und das hat nichts damit zu tun, dass man seinen Beruf nicht liebt oder nicht mit Leidenschaft ausübt.


    Ich habe als Ärztin täglich mit Patienten zu tun und ich liebe es. Aber es gibt eben auch Tage und Patienten, die bringen mich an meine Grenzen. Mir tut es wirklich leid, wenn die Patienten vor der Ambulanz lange warten müssen, aber ich kann nun mal nicht mehr als arbeiten - und das tue ich.
    Ich kann leider nicht erraten, welche Tablette mit "so eine kleine weiße" gemeint ist, auch wenn das immer wieder auf Unverständnis stößt.
    Leider kann ich auch nichts dafür, wenn Patienten mit ihren Beschwerden NICHT zum Arzt gehen und nun die OP wegen noch notwendiger Untersuchungen leider verschoben werden muss.
    Ich bleibe, bilde ich mir zumindest ein, immer freundlich und ruhig (es sei denn, mich geht jemand wirklich massiv und persönlich an), aber am Ende eines Arbeitstages kann es sein, dass es reservierter und kühler rüber kommt als am Tagesanfang.


    Interessant fand ich, dass sich gegen die Verallgemeinerung der Kunden gewehrt wurde, aber z.B. die Buchhändler verallgemeinert wurden ("DIE Buchhändler werden immer elitärer").


    Noch interessanter fand ich die Aussage von beowulf, dass er von einem Buchhändler erwartet, sich mit seiner Ware zu identifizieren.
    Darauf bin ich selber noch nie gekommen. Ich freue mich zwar, wenn ich auf so ein Exemplar treffe, aber ich erwarte es nicht. Bücher sind schließlich Waren wie jede andere auch (ja, ja, ich weiß, Blasphemie ;-) ).


    Lieben Gruß
    Larna

  • Zitat

    Original von Larna


    Noch interessanter fand ich die Aussage von beowulf, dass er von einem Buchhändler erwartet, sich mit seiner Ware zu identifizieren.
    Darauf bin ich selber noch nie gekommen. Ich freue mich zwar, wenn ich auf so ein Exemplar treffe, aber ich erwarte es nicht. Bücher sind schließlich Waren wie jede andere auch


    Hm, da hast Du irgendwie Recht, aber ich erwarte das von einem guten Buchhändler auch :gruebel
    Vielleicht deshalb, weil ich von einem guten Verkäufer erwarte, dass er sich mit der Ware, die er verkauft auskennt? Und wie kann ich behaupten, ein Buch sei gut oder schlecht oder empfehlenswert oder nicht, wenn ich es nicht wenigstens angelesen habe? Daher erwarte ich von einem Buchhändler schon, dass er Bücher liebt und auch in seiner Freizeit liest, wie sonst will er mitreden können und die Kunden beraten?
    Das erwarte ich übrigens von allen Verkäufern, wobei das bei anderen Sachen nicht ganz so viel Mühe macht und Zeit kostet. Die Verkäuferin in der Metzgerei, wo meine Mutter immer einkauft, sagt ganz offen und ehrlich (und flüsternd*g*): von der Fleischwurst rate ich ab, die schmeckt heute nicht, weiß ich auch nicht, was mit dem Chef war*g*

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • :write


    Mehr sage ich jetzt auch nicht weiter dazu.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Daher erwarte ich von einem Buchhändler schon, dass er Bücher liebt und auch in seiner Freizeit liest, wie sonst will er mitreden können und die Kunden beraten?


    Den Satz finde ich sehr interessant. Du ERWARTEST von einem Buchhändler, dass er sozusagen seine Arbeit mit nach Hause nimmt und zuhause praktisch weiterarbeitet? ;) Also ich meine, ich hätte mich nicht für eine Ausbildung zur Buchhändlerin entschieden, wenn ich nicht in meiner Freizeit unheimlich gerne lesen würde. Aber es gibt auch durchaus Tage, an denen ich daheim nichts lese, weil mir einfach die Zeit fehlt. Weil ich andere Dinge lieber mache und dann abends einfach nur noch ins Bett plumpse ohne ein Buch in die Hand zu nehmen. Gerade wenn ich in Sachen Freizeit unterwegs war ;)
    Ich meine, in meinen Augen ist es auch eine Selbstverständlichkeit für mich, meine Freizeit durchaus lesend zu gestalten. Denn wann, wenn nicht dann hätte ich Zeit mich damit zu beschäftigen? Und dann lese ich auch Sachen, die mich nicht interessieren und durch die ich mich durchquäle. Das ist dann schon kein Freizeitvergnügen mehr. Aber wie es das mit anderen Berufsgruppen? Würde man von einem Steuerberater "erwarten", dass er seine Unterlagen mit nach Hause nimmt? Oder von einem Arzt?
    Für "uns" ist das einfach selbstverständlich.


    Okay, eigentlich stört mich an dem Satz nur das Wort "erwarten" ;)
    Ist auch nicht böse gemeint, es ist mir nur so aufgestoßen :)

  • Ich gebe dir da durchaus Recht woelfchen .


    Ich hatte auch überlegt was zu schreiben, es aber dann gelassen. Der Metzger oder die Bäckereifachverkäuferin nimmt ihre Arbeit ja auch nicht mit nach Hause und ich glaube auch nicht, dass man das da 'erwartet'. Und nur weil ich in einer Buchhandlung arbeite, heißt das doch nicht, das ich jedes Buch kennen muss und nichts anderes tue als lesen. Sicherlich ist es hilfreich wenn man auch privat gerne liest und sich dadurch auskennt, aber ich denke man sollte es als Kunde auch hinnehmen, wenn der Buchhändler auf Nachfrage sagt 'Sorry, das kann ich ihnen nicht sagen, ich hab das Buch selbst nicht gelesen.' Wäre für mich durchaus in Ordnung. Dazu kommt, dass das ja auch immer persönliche Eindrücke sind. Nur weil mir das gefällt, muss es dem Kunden nicht gefallen.


    Ich verkaufe Kekse die ich selbst nicht esse und von denen ich nur eine Sorte probiert habe. Ich mag quasi unser gesamtes Soßensortiment nicht und seit ich kein Fleisch mehr esse, esse ich mehr wie die Hälfte unseres Angebots nicht. Und selbst vorher gibt es ein paar Produkte die ich nie probiert habe. Wenn da einer fragt, wird das schwierig. Blöd ist auch, wenn einer auf meinen Soßengeschmack vertraut.


    Und Vegetarier in meiner Branche sind keine Seltenheit. Sollen die das Zeug nur deshalb essen, weil erwartet wird, dass man sich damit identifiziert?


    Edit: Und selbst wenn ich mich als Buchhändler mit meinen Büchern identifiziere und alles mögliche querfeldein lese, kann ich mit dem Hilfegesuch 'Ich such ein Buch mit blauen Cover' nichts anfangen. Das hat nichts mit Unwissenheit zutun. Sicherlich wird der entsprechende Händler die richtigen Fragen stellen um zum Ziel zu kommen, aber zu erwarten das man auf Anhieb das Richtige findet, ist wohl Utopie.

    :schaf


    Die Wahrheit ist die grösste aller Tragödien (Anonymus)


    Abwesend vom 20.08.-27.09.

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  • Wenn man will kann man natürlich alles so herrlich falsch verstehen. Und dann kann man sich auch wunderbar stur stellen in Bezug auf das Verstehen.


    Niemand verlangt, dass ein Buchhändler "Arbeit mit nach Hause" nimmt, niemand verlangt das ein Buchhändler alle Bücher kennen muss.


    Was aber gemeint war ist doch folgendes bzw. habe ich es so verstanden:
    Es gibt Berufe die eine "besondere" Berufung verlangen (so liebe Gewollt-Falschversteher: Euer Einsatz). Den Buchhändler würde ich dazu zählen, den Berufssportler, den Schauspieler, den Sänger, den Pastor, ggf. auch den Tierpfleger, den Berufspolitiker (die weibliche Form dieser Berufsbezeichnungen bitte in Gedanken hinzufügen) und auch andere Berufe die ich jetzt hier vergessen habe.


    Und es ist doch ein Unterschied ob ich Wurst oder ein Buch verkaufe. Für viele Buchhändler hier aber offenbar nicht. Was dann auch tief blicken lässt.... ;-)


    Vielleicht noch diese kleine Begebenheit aus meiner Mittagspause:
    Da war ich bei Thalia (Große Bleichen). Bin mit zwei Büchern die ich kaufen wollte zur Kasse.
    Folgender kleiner Dialog:
    "Moin."
    "Guten Tag. Die sollen es sein?"
    "Jawoll."
    Ich bezahle mit Kreditkarte.
    "Hier bitte noch unterschreiben."
    Ich unterschreibe.
    "Sollen die Bücher als Geschenk verpackt werden?"
    "Nein - herzlichen Dank für Ihr Angebot, aber ich sie sind für mich."
    "Möchten Sie eine Tüte?"
    "Wären Sie jetzt verstimmt wenn ich Ihnen sagen das ich keine Tüte benötige?"
    Die sehr freundliche Thalia-Mitarbeiterin schaut mich etwas irritiert an.
    "Das verstehe ich jetzt nicht so ganz." Sie lächelt. Schöne grüne Augen.
    "Naja - es gibt da einen offenen Brief von einer Ihrer Kolleginnen bei Facebook, die offensichtlich in den Kunden potentielle Störenfriede sieht."
    "Ach - den Brief meinen Sie. Den habe ich auch gelesen."
    "Und wie fanden Sie ihn?"
    "Offen gestanden wäre ich als Kunde sehr sauer."
    Nun bin ich es der etwas irritiert schaut.
    "Haben Sie auch den Eindruck wie diese Briefschreiberin?"
    "Nein - ganz und gar nicht. Egal wo man eingekauft. Man trifft solche und solche. Egal jetzt ob Kunde oder Verkäuferin."
    "Da haben Sie wirklich Recht. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag. Tschüss."
    "Viel Spass beim Lesen. Tschüss!"

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • [quote]Original von Voltaire
    Wenn man will kann man natürlich alles so herrlich falsch verstehen. Und dann kann man sich auch wunderbar stur stellen in Bezug auf das Verstehen.


    Niemand verlangt, dass ein Buchhändler "Arbeit mit nach Hause" nimmt, niemand verlangt das ein Buchhändler alle Bücher kennen muss.


    quote]


    Allerdings stimmt das schon - wir nehmen unsere Arbeit mit nach Hause!



    Wobei wir schon immer gerne gelesen haben - also machen wir unser Hobby zum Beruf! Lesen tun wir sowieso!


    Natürlich können wir nicht jedes Buch kennen, natürlich stoßen wir beim Beraten oft an unsere Grenzen, bei der Masse an vor allem Taschenbüchern die jeden Monat auf uns herniederprasselt ist das ganz natürlich.


    Ich bekomme jeden Monat ca. 120 neue Titel!



    ...und das sind bloß die "großen" Verlage!




    Das ausrechnen überlasse ich nun denen, die da Bock zu haben.... :gruebel

  • Ich muß auch feststellen, daß komischerweise an Mitarbeiter in Buchhandlungen mit anderen Erwartungen herangegangen wird, als in anderen Einzelhandelsbranchen...


    * wer erwartet von einem Verkäufer im Bekleidungssektor, einem zu jedem Kleidungsstück detaillierte Infos geben zu können?


    *wer erwartet von der Dame an der Frischetheke, daß sie exakt beschreiben kann, wie Käse XY schmeckt oder von welchem Hof die Kuh kam, von der man als Kunde grade sein Fleisch kauft?


    *wer erwartet von einem Verkäufer im Elektromarkt, daß er die meisten der dort angebotenen DVDs schon mal gesehen hat?


    *wer erwartet von seinem Friseur, daß er sämtliche Farbnuancen für Strähnchen schon mal an sich selber getestet hat?


    *wer erwartet von einem Autoverkäufer, daß er sich sofort das neueste Modell selber zulegt?


    *wer erwartet vom Mitarbeiter eines Reisebüros, daß er schon in sämtlichen Urlaubsorten der Welt war?


    Also, ich denke, das Kundenverhalten im Buchhandel ist schon "anders". Vielleicht, weil die Vorstellung doch eher realistisch ist, daß man sich mit der Ware, die man dort verkauft, auch aus persönlichem Interesse privat beschäftigt? Trotzdem sollte ein Kunde dafür Verständnis haben, daß nicht alle Mitarbeiter in Filiale XY alle Novitäten sobald sie im Laden liegen, gelesen haben können. Ich denke, man kann das Kunden auch freundlich vermitteln. Und als Buchhändler hat man aus meiner Erfahrung auch eine "natürliche Begabung" ein Buch empfehlen zu können, ohne es selber gelesen zu haben. Das ergibt sich ganz einfach aus der Erfahrung und man kann mit wenigen Infos zu dem Produkt zumindest Grundinfos weitergeben. Sei es durch die Infos aus Verlagsvorschauen oder anderer Quellen.


    Und genau so gehe ich auch an andere Branchen heran: ich "erwarte" ein Grundwissen des Verkäufers, habe aber Verständnis für Lücken. Toll finde ich, wenn sich der Verkäufer darum bemüht, über andere Maßnahmen meine Fragen beantworten zu können: das ist Service.


    Grundtenor sollte auf beiden Seiten ganz einfach Freundlichkeit und Respekt sein. Der Verkäufer darf auch mal "Mut zur Lücke" haben und der Kunde darf sich auch gerne mal damit zufriedengeben, was er an Infos bekommt und sei es auch weniger als erwartet.

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Fritzi ()

  • In meiner Lieblingsbuchhandlung geht das dann auch mal so: das habe ich noch nicht gelesen, erzählen sie mir dann, wie es ihnen gefallen hat?


    Allerdings: bei der Käsetheke erwarte ich tatsächlich, dass die Verkäuferin alle Sorten durchprobiert hat und beim PKW Verkäufer, dass er das Fahrzeug schon mal gefahren hat. Beim Klamottenverkäufer erwarte ich, dass er sich mit den Stoffqualitäten auskennt und den Unterschied zwischen reiner Baumwolle und Mischgewebe kennt. Ins Schleudern kommen die immer, wen man als Mann nach der Waschtemperatur fragt :grin. Beim Mitarbeiter im Reisebüro erwarte ich zumindest keinen Stubenhocker? Dass er mein Zielhotel nicht kennt, o.k., wenn er aber nie reist, ist er dort fehl am Platz.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()


  • Wenn ich in einen Fachhandel gehe, und nichts anderes ist eine Buchhandlung, erwarte ich schon, dass der dortige Verkäufer sich mit seinen Produkten auskennt. Ich erwarte nicht, dass er die Kleidung, Auto, Frisur, etc. privat anschafft bzw. an sich selber auch ausprobiert, aber Vor- und Nachteile muss er mir ohne Weiteres sagen können. Somit erwarte ich von einem Buchhändler zwar nicht, dass er alle Bücher gelesen hat, aber schon, dass er mir in bestimmten Richtungen die derzeit am Markt gängigsten Bücher ungefähr vorstellen kann und die Schippe mehr wäre eben, unbekanntere Bücher zu empfehlen.

    aktuelles Buch: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf von Oliver Pötzsch
    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Büchersally ()

  • Ich sehe das genauso wie beowulf und Büchersally! Und wahrscheinlich erwartet niemand ernsthaft, dass ein Buchhändler alle Bücher selbst gelesen haben soll. Genauso wie die angeführten Beispiele von Fritzi. Aber ein Grundinteresse sollte da sein,


    - der Buchhändler soll lesen,
    - der Verkäufer im Bekleidungsgeschäfts soll sich für Mode interessieren (und ich weiß das oft erwartet wird, dass sich die Verkäufer in den Produkten des jeweiligen Geschäfts kleiden),
    - der Autoverkäufer sollte die Wagen alle mal probefahren und ja,
    - auch der Angestellte im Reisebüro sollte selbst gerne reisen und immer wieder mal was anderes ausprobieren.


    Im gewissen Sinn erwarte ich schon eine Identifizierung mit dem Produkt, das verkauft wird. Sonst ist es für mich die falsche Berufswahl. Dazu kommt die ebenfalls bereits angesprochene Erfahrung ohne Ausprobieren, egal woher. Also sollte m. M. n. ein Buchhändler über die meisten Neuerscheinungen der großen Verlage informiert sein und die Verkäuferin an der Frischetheke sollte sehr wohl wissen, wie Käse XY schmeckt (auch wenn sie ihn nicht probiert hat) oder woher das Fleisch kommt. Und wenn sie es nicht weiß, dann sollte sie zumindest wissen, woher sie diese Info kriegt. Ist das jetzt wirklich zu viel verlangt???


    Die Aufgabe eines Verkäufers ist doch auch die Beratung und dazu braucht es ein Grundwissen. Oder sehen sich die allermeisten Einzelhändler wirklich nur als Kassierer, Tütenausgeber und Verpacker?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Es ging aber um den feinen Unterschied des privaten Interesses am Objekt des zu verkaufenden Objektes. Und da legt man als Kunde glaube ich den Maßstab an, daß der Buchhändler tatsächlich in seiner Freizeit auch so oft wie möglich liest. Und das geht über die Erwartungen an die anderen Bereiche hinaus. Die Beispiele bezogen sich auf das "nach Dienstschluß"! :wave

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Es ging aber um den feinen Unterschied des privaten Interesses am Objekt des zu verkaufenden Objektes. Und da legt man als Kunde glaube ich den Maßstab an, daß der Buchhändler tatsächlich in seiner Freizeit auch so oft wie möglich liest. Und das geht über die Erwartungen an die anderen Bereiche hinaus.


    Meine Frau arbeitet in einer Apotheke und der Chef erwartet durchaus, daß sie sich in Ihrer Freizeit damit beschäftigt, welche Entwicklungen es auf dem pharmazeutischen Markt gibt. Auch Fortbildungen werden in aller Regel während der Freizeit (zumeist abends) abgehalten ohne als Überstunden oder ähnliches zu zählen.


    Ähnliches Engagement erwarte ich tatsächlich auch von Fleischer- oder Bekleidungsfachverkäufern.


    Ich gebe zu, daß es beim Buchhändler natürlich etwas umfangreicher betrieben wird, aber dafür dürfen sie immerhin (in erster Linie) lesen, was sie gerade wollen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)


  • Hm, das hat m.M. nach nicht unbedingt etwas mit Engagement zu tun, sondern damit, daß der Arbeitgeber keine Lust auf den Verzicht von Arbeitskraft während der üblichen Arbeitszeit hat... :gruebel Meine bisherigen Arbeitgeber haben solche Zeiten immer vergütet, ob finanziell oder in Stunden - was ich absolut in Ordnung finde! Es handelt sich für mich um einen großen Unterschied, ob ich mich freiwillig und aus privatem Interesse in meiner Freizeit "weiterbilde" oder ob ich vom AG dazu verpflichtet werde!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Fritzi ()

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Es handelt sich für mich um einen großen Unterschied, ob ich mich freiwillig und aus privatem Interesse in meiner Freizeit "weiterbilde" oder ob ich vom AG dazu verpflichtet werde!


    Worauf willst Du hinaus? Der Kunde erwartet, daß Du Dich auskennst, egal, was Du verkaufst - womit und wann Du Dir dieses Wissen aneignest und ob der Chef Deine Lesestunden bezahlt oder nicht, ist dem Kunden vermutlich erstmal ziemlich Banane.


    Vielleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: Meine Frau wird von Ihrem AG zu nichts "verpflichtet" / "gezwungen" - die Fortbildungen werden von ihm angeboten (etwaige Kosten sogar von ihm übernommen), aber jedem ist freigestellt, ob er teilnimmt oder nicht. Aber der Chef (und vor allem natürlich die Kunden) erwartet, daß Du zu jedem Bereich einigermaßen informiert bist. Das heißt nicht, daß man jedes Medikament im Selbstversuch getestet haben muß oder wissen soll, was der Kunde wünscht, wenn er Dir nur die Packungsfarbe nennen kann, aber man sollte schon entsprechend beraten und empfehlen können, wenn ein Kunde etwas gegen Krankheit X haben will, dabei aber eine Allergie gegen Wirkstoff Y hat und auch keine Tabletten runterbekommt etc pp. Und genau das erwarte ich eben auch vom Buchhändler. Er oder sie soll mich meinen Wünschen entsprechend beraten können und nicht nur nach dem Amazon-Modus: Wer A kaufte, kauft auch B. Ob er das jetzt schafft, indem er abends und am Wochenende liest oder ob er während der Arbeitszeit Rezis bei den Eulen studiert, ist mir erstmal egal.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • Zitat

    Original von Lese-rina



    Die Aufgabe eines Verkäufers ist doch auch die Beratung und dazu braucht es ein Grundwissen. Oder sehen sich die allermeisten Einzelhändler wirklich nur als Kassierer, Tütenausgeber und Verpacker?


    Dass man als Kunde ihn so sieht, kann doch kein Einzelhändler wollen?


    Schade, dass man mich so missverstanden hat. Ich erwarte (schon wieder das böse Wort), dass gerade ein Buchhändler ein Bücherliebhaber ist, der gerne liest, weil es sehr zeitintensiv ist, sich da auf dem Laufenden zu halten. Dass er also selbst Viel- und Gernleser ist, erwarte ich, weil es dann für ihn keine Qual ist und er eben nicht das Gefühl hat, sich "Arbeit mit nach Hause zu nehmen". Ein Buchhändler, der in seiner Freizeit was liest und sich denkt: "Mist, jetzt muss ich in meiner Freizeit arbeiten.", der hat in meinen Augen den falschen Beruf.
    Ich habe nie geschrieben, dass ein Buchhändler alle Bücher kennen muss! Ist für mich völlig ok - wie erst neulich geschehen -, wenn der Buchhändler mir sagt an der Kasse: "Oh, von dem Buch habe ich schon gehört, dass es sehr toll sein soll, das wollte ich auch bald lesen."
    Ich erwarte, dass ein Buchhändler sich auskennt. Und das kann er nur, wenn er ohnehin gerne liest und mit dem Kunden auch reden kann über Bücher. Wenn er sagen kann: "also das Buch habe ich neulich gelesen, das fand ich toll und ist so ähnlich wie.....", und nicht immer nur "Die Leute kaufen zurzeit gerne das, die Kritiker loben das." Denn dann wär er wirklich nur ein Verkäufer. Und was geschieht, wenn man einen Buchhändler als schnöden Verkäufer bezeichnet, hat Dori bei Facebook erleben müssen.
    Und ein Arzt, by the way, nimmt sich immer Arbeit mit heim. Der verschreibt nicht 30 Jahre lang dasselbe Medikament, obwohl es da mittlerweile schon viel bessere gibt. Gerade bei einem Arzt wär das schlimm, wenn er nur seine Sprechstunden machen würde und dann Feierabend. Der hält sich eigentlich immer auf dem Laufenden über neue Behandlungsmethoden.
    Und in vielen anderen Berufen nimmt man sich auch die Arbeit mit heim. Ich kenne Altenpfleger, die sich wirklich dazu berufen fühlen, und die daher in ihrer Freizeit gerne! Fachmagazine lesen und bei ihrer Arbeitsstelle dann Anregungen bringen, wie man was verbessern könnte.
    Und ja, gerade bei einem Buchhändler erwarte ich diese Art von Leidenschaft auch, dass man in seiner Freizeit, weil einen das sowieso interessiert, sich mit Büchern befasst und im Beruf kann man das, was man sowieso gern in seiner Freizeit macht, dann einbringen.
    Noch vor einigen Jahren, vor den Scannerkassen, war es auch z.B. bei Aldi so, dass die Kassiererinnen in ihrer Freizeit diese ganzen Nummern auswendig lernen mussten. Da hat der Chef nicht gesagt: "Frau X, heute sitzen sie mal während der ganzen Schicht im Pausenraum und lernen das auswendig." In den meisten Berufen ( wenn man auf dem Laufenden sein will und es gut machen) muss man auch daheim was machen. Und dann ist es doch schön, wenn man einen Beruf hat mit Inhalten, mit denen ich mich sowieso gerne zuhause beschäftige. Und nichts anderes meinte ich mit: ich erwarte, dass ein Buchhändler selbst gerne liest. Denn sonst wird der Job zur Qual, denn die Kunden erwarten zurecht, dass er sich wenigstens ein bisschen auskennt und mitreden kann.
    Denn ein Verkäufer, der was verkauft, für das er selbst sich null interessiert, quält sich eben durch das, was er lernen muss, um das Produkt bewerten zu können. Oder er hat keine Ahnung. Und Ahnung haben kann man ja wohl erwarten von einem Verkäufer? Oder er soll ehrlich sein und sagen: ich arbeite hier nur fürs Geld, ich finde den Job Mist und das Produkt auch, ich kann Ihnen da also nichts zu sagen.


    Na ja, jetzt werde ich vermutlich wieder falsch verstanden, aber ist mir egal.
    Aber dann soll man sich als Einzelhandelskaufmann/frau auch nicht beschweren, wenn die Leute einen nur als Verkäufer sehen und nicht als Fachmann.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Vielleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: Meine Frau wird von Ihrem AG zu nichts "verpflichtet" / "gezwungen" - die Fortbildungen werden von ihm angeboten (etwaige Kosten sogar von ihm übernommen), aber jedem ist freigestellt, ob er teilnimmt oder nicht. Aber der Chef (und vor allem natürlich die Kunden) erwartet, daß Du zu jedem Bereich einigermaßen informiert bist.


    Ja dann hatte sich das für mich tatsächlich mißverständlich angehört.


    Zusammenfassend ist doch sicher, daß wir alle als Kunden erwarten, daß man unsere Fragen im Laden beantworten kann. Die Frage ist doch nur, wie kommt man als Verkäufer dahin, sich sein (Fach-)Wissen anzueignen. Und ich glaube doch, daß Kunden von einem Buchhändler eher erwarten, daß er sich privat mit seinem Objekt beschäftigt. Und von anderen Branchen auch, aber nicht in so hohem Maße. (Kann man auch wieder sehr schön im neusten Beitrag von Frettchen lesen: es gibt halt Buchhändler und Verkäufer - ob man sich jetzt als Verkäufer herabgesetzt fühlt, ist wieder was anderes, aber es hört sich eben schon wieder danach an, als wenn man sich als Buchhändler dann für was besseres halten könne...) (Nichts für ungut Frettchen, geht nicht gegen Deine Einstellung :wave , zeigt aber noch mal ganz klar, daß Unterschiede gemacht werden!)


    Ich weiß auch nicht, ob das thematisch noch so richtig zum Ausgangsthema paßt... :gruebel

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT