Bin ich als Buchhandels-Kunde unerwünscht?

  • Auf Facebook stieß ich auf den offenen Brief der Seite "Dinge die ein Buchhändler nicht sagt" (wenn ich das aus Urheberrechtsgründen löschen soll, bitte Bescheid sagen):


    "Lieber Kunde! – Ein offener Brief


    Die Kundenwelt beschwert sich über die Servicewüste Deutschland. Das ist auch im Buchhandel nichts Neues.
    Doch lieber Kunde, haben Sie sich auch schon einmal Gedanken über IHR Auftreten gemacht? Stellvertretend für viele, viele Einzelhandelsmitarbeiter möchte ich mir nun einmal die Freiheit nehmen, Ihnen in freundlichster Gesinnung einige Kleinigkeiten vor Augen zu führen. Das Ziel ist es, Ihnen eine kleine Anleitung zum Kunde-Sein an die Hand zu geben und so vielleicht sogar zu einem besseren Verständnis zwischen Kunde und Mitarbeiter beizutragen.
    Ausgehend von meiner eigenen Erfahrung möchte ich dabei das besondere Verhältnis zwischen Kunde und Buchhandel in den Mittelpunkt stellen. Aber ich bin sicher, mit ein wenig Fantasie und Geschick lassen sich die Tipps durchaus auch auf andere Einzelhandelsbranchen übertragen.
    Beginnen wir doch zunächst einfach einmal mit den Basics. Und keine Sorge, auch wenn Sie am Anfang etwas Schwierigkeiten haben, alle Tipps genau so umzusetzen. Geben Sie nicht auf. Sie werden sehen, mit ein bisschen Übung bekommen Sie schnell Routine.


    Also, wenn Sie soweit sind fangen wir an:


    1. „Guten Tag“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ sind drei einfache und grundlegende Bestandteile einer zivilisierten Konversation. Beachten Sie: Der Mensch spricht durchschnittlich etwa 16000 Worte am Tag. Was machen da 5 kleine Worte aus?


    2. Lächeln tut nicht weh. Genaugenommen braucht man 54 Muskeln, um ein böses Gesicht zu machen, aber nur 43 Muskeln, um zu lächeln. Sie sehen, Lächeln ist also viel weniger anstrengend und erreicht gleichzeitig viel mehr! Studien haben außerdem gezeigt, das Lächeln das Immunsystem stärkt, das Leben verlängert und Sie jünger erscheinen lässt. Probieren Sie es aus!


    3. Wir wollen Ihnen nichts Böses! Im Gegenteil, wir wollen Ihnen helfen, dafür sind wir ja da. Sie können ruhig davon ausgehen, dass wir nicht morgens aufgestanden sind und beim Frühstück geplant haben, ihnen den Tag zu vermiesen. Wenn also mal nicht alles glatt läuft, ist das normalerweise keine Absicht.


    4. Wir haben da so einen Tick: Wir beschriften gerne alles korrekt. Wo also „Kasse“ dran steht, ist auch Kasse drin. Denn wenn es die Information wäre, hätten wir „Information“ dran geschrieben.


    Bevor wir jetzt fortfahren, lesen Sie noch einmal in Ruhe die Punkte 1-4 und gehen Sie im Kopf ruhig auch einmal einen fiktiven Besuch bei uns durch und versuchen Sie dabei das eben Gelernte anzuwenden.
    Alles verstanden? Sehr gut! Dann schreiten wir jetzt weiter zu den etwas spezielleren Abläufen:


    1. „Buch!“ und „Geschenk!“ sind weder gesellschaftlich anerkannte Begrüßungsformen, noch ein grammatikalisch akzeptabler Ersatz für die Bitte, etwas als Geschenk zu verpacken. Verwenden Sie ruhig einige Ihrer 16000 Worte darauf – wie Sie es in der Schule gelernt haben – einen vollständigen Satz zu bilden. Subjekt, Prädikat, Objekt – Ihr Deutschlehrer wäre stolz auf Sie!


    2. Dass Ihnen das Buch nicht gefallen hat, ist kein tauglicher Umtauschgrund.


    3. Wenn Sie ein bestimmtes Buch suchen, ist es hilfreich, wenn sie mehr als nur die Farbe des Einbandes wissen. Da auch Farben leider trotz ihrer großen Vielfalt begrenzt sind, kann es manchmal vorkommen, dass es ein oder zwei Bücher in derselben Farbe gibt. Seien sie uns also bitte nicht böse, wenn wir nicht auf Anhieb wissen, von welchem Buch Sie sprechen.


    4. Ihnen ein Lesezeichen oder eine Tüte anzubieten, ist nach aktueller Rechtslage in Deutschland bisher nicht strafbar. Sich schützend über Ihre Bücher zu werfen und zu reagieren, als hätten wir Ihnen gerade Drogen angeboten erscheint also etwas übertrieben. Keine Sorge, im Normalfall werden wir Sie nicht zwingen, sich etwas von uns schenken zu lassen.


    5. Die Frage, ob etwas als Geschenk verpackt werden soll, ist eine reine „Ja“ oder „Nein“-Frage. Freuen Sie sich, hier haben Sie nun endlich Gelegenheit Worte zu sparen. Insbesondere der Satz „Dann muss ich es nicht selber machen“ ist nicht so witzig, wie Sie vielleicht glauben, wenn man sich 5 Artikel aus dem Angebot für je 2,99€ einzeln verpacken lässt, während hinter einem noch etwa zehn Kunden warten, um sodann kundzutun, dass ja eigentlich alle 5 Artikel für dieselbe Person sind.


    6. Wenn wir Sie fragen, ob Sie es gerne es als Geschenk verpackt hätten, welche Antwort erwarten Sie dann auf ihre Gegenfrage „Machen Sie das denn?“?


    7. Sie müssen sich den Playboy oder das Kamasutra nicht von uns als Geschenk verpacken lassen, nur weil es Ihnen peinlich ist zuzugeben, dass Sie die Lektüre für sich selbst kaufen. Seien Sie entspannt und ehrlich und ersparen Sie damit sich selbst den Stress eine Ausrede erfinden zu müssen und uns die unnötige Arbeit. Ich verspreche Ihnen, wir werden nicht mit dem Finger auf Sie zeigen und lachen.


    An dieser Stelle möchte ich nun erst einmal schließen und Ihnen so die Möglichkeit geben, diese vielfältigen und sicherlich überraschenden Erkenntnisse zu verarbeiten.


    Und wenn Sie sich dann bereit fühlen, sprechen wir vielleicht auch einmal über den essentiellen Unterschied zwischen einer Rolltreppe und einem WC...


    Mit freundlichen Grüßen."


    ... Und habe darum eine Diskussion angezettelt dort, in der es vor allem darum ging, dass in diesem Text der Eindruck erweckt wird, dass Kunden für Buchhändler generell eher nervig sind. Laut diesem Brief (und den generellen Postings der Seite) muss ich mir ja jedes Mal genau überlegen, ob die Frage, die ich an den Buchhändler richten möchte, nicht vielleicht irgendwie blöd klingt oder nervig ist, oder ob der Buchhändler gerade einen schlechten Tag hatte und am liebsten gar nicht angesprochen werden möchte.


    Ist die Spezies Kunde abgrundtief verdorben durch den Konsum? Denken wirklich alle Kunden, sie könnten sich alles erlauben?


    Oder üben solche Buchhändler wie die Betreiberin der Seite vielleicht einfach den falschen Beruf aus? (Ich bin hier mal provokativ)

  • Tja, Dori,


    dieser offene Brief ist schon mal amüsant zu lesen. Und irgendwie hab ich mich dabei ertappt, auch ab und zu meine Zustimmung kundzutun.
    Ich selbst bin Kassiererin und kann schon nachfühlen, wie man sich fühlt wenn der Kunde denkt, man sei einzig und allein für ihn, oder sie da. Es ist wirklich nicht zu viel verlangt, Guten Tag zu sagen. Ich meine, wenn man zum Bäcker, oder in die Bank, oder nur zum Arzt geht, dann grüsst man doch auch beim Eintreten, oder? Ich hab mir zwar schon ein dickes Fell dahingehend angeeignet, aber diesen Spass mach ich mir gern einmal:
    Kunde:"Wo ist die Butter?"
    Ich: Guten Tag!
    Kunde: Wo ist die Butter?!"
    Ich: Guten Tag!
    Kunde: "Butter???!!!
    Naja, meistens hilft das wirklich nicht, warum auch einer Kassiererin einen Guten Tag wünschen, wenn das 25 Leute vorher auch nicht gemacht haben. Spass beiseite. Ich glaube, die Dame wollte einfach nur zeigen, dass Buchhändler auch Menschen sind, und als solche auch von Kunden behandelt, bzw. angesehen werden wollen.
    Und, um ehrlich zu sein, Lächeln tut wirklich nicht weh.
    Nur bei der Verpackungsfrage stimme ich nicht so zu. Da scheint es mir wirklich, als dass die Verfasserin dieses offenen Briefes dazu eigentlich keine Lust hat, und es nur anbeitet, weil es alle anderen auch machen. Ob dann dabei schön verpackte Sachen rauskommen, kann ich mir nicht vorstellen.
    Soweit erstmal meine Meinung. Ich hoffe auch auf regen Austausch.


    LG, mazian

  • Ich habe mich bei der Lektüre dieses offenen Briefes jetzt auch nicht wirklich angegriffen gefühlt, sondern musste eher ab und an mal schmunzeln. Ich habe auch schon im Verkauf gearbeitet und kann mir gut vorstellen, dass in diesem Brief so manche Wahrheit versteckt ist.
    Klar muss man das als Verkäufer aushalten können, aber ich kann auch verstehen, dass eine Verkäuferin genervt ist, wenn an einem Samstagvormittag der 20. Kunde an der Information gefragt hat, ob er nicht schnell bezahlen kann, weil er keine Lust hat, sich in die Warteschlange vor der Kasse einzureihen.
    Und wie maulfaul die Leute sein können, weiß jeder, der schon mal irgendwo im Verkauf ausgeholfen hat, und sei's nur an der Kuchentheke beim Sportfest!
    Aber dass jemand in nüchternem Zustand auf die Rolltreppe pieselt... das kann ich echt nur schwer glauben.


    Ich denke, mit diesem Brief wollte sich jemand mal nach einem üblen Arbeitstag Luft machen - ob das nun gleich so öffentlich der Fall sein muss, ist eine andere Frage. Aber wir Kunden müssen uns ja nun auch nicht gleich jeden Schuh anziehen, egal ob er passt oder nicht!


    LG, Bella

  • Nein, ich habe auch nicht behauptet, dass ich mir diesen Schuh sinnlos angezogen habe.


    Aber wenn da steht "Lieber Kunde" (noch dazu in so einem sinnlos belehrenden Tonfall) dann fühle ich mich angesprochen, weil keine Einschränkung vorgenommen wird. Und ich begegne oft genug Verkäufern in Geschäften (auch Buchläden, die mit dem H am Anfang ganz besonders), die mich trotz meines Lächelns und meiner Begrüßung anschauen, als hätte ich ihnen gerade alle Mittagspausen gestrichen. Da traue ich mich dann auch nicht mehr, nach einem bestimmten Buch zu fragen. :rolleyes


    Na klar sind manche Kunden echte Klöpse, aber das weiß man doch, bevor man sich für so einen Beruf entscheidet.


    Dazu kommt ja noch, dass von der Seite fast ausschließlich negative Erlebnisse gepostet werden. Sich ab und zu Luft machen müssen, ist okay. Aber wenn ich mich als Kundin fragen muss, wann mein Gesuch nach einem etwas komplizierteren Buch mal als Negativ-Anekdote auf so einer Seite landet, dann läuft doch was schief.

  • Zitat

    Original von belladonna


    Aber wir Kunden müssen uns ja nun auch nicht gleich jeden Schuh anziehen, egal ob er passt oder nicht!


    LG, Bella


    Genau so empfinde ich es auch. Außerdem kommt es doch auf drauf an wo man einkauft. Nicht in jedem Geschäft trifft man gleich auf Mitarbeiter. soll man dann einfach mal Guten Tag in den Raum werfen und sich von andern Kunden Geisteskrankheit andichten lassen? :rofl
    Ich denke aber es gibt eben auch andre Zeitgenossen. Gute Manieren sind eben Erziehungssache und dann eine Sache der Einstellung. Es gibt ja auch Verkäufer, die auf normale Fragen pampig reagieren. Soll ich alle über eine Kamm scheren??


    Ich fühle mich von diesem Brief weder getroffen noch angesprochen. Wäre doch ne Idee für ne Postkarte oder Poster, die können dann entsprechende Geschäfte aushängen, ob das jedem Kunden gefällt steht auf einem andern Blatt.

  • Zitat

    Original von Findus
    Wäre doch ne Idee für ne Postkarte oder Poster


    Ja, ich fühlte mich auch gleich an die berühmte Klo-Ordnung erinnert! :chen Solche "Benutzer-Anleitungen" gibt es ja schon für alles Mögliche, warum nicht auch eine für Buchläden? :rofl


    Und ja, genauso wie es unmögliche Kunden gibt, gibt es auch unmögliche Verkäufer (nicht nur in Buchläden, beliebt sind auch Elektronik-Fachmärkte oder Schuhläden). Ich lasse mich davon nicht stören und werde auch weiter einkaufen, wie's mir beliebt und im Zweifelsfall die Verkäufer mit meinen Fragen nerven. Wenn ich damit Stoff für irgendeine Facebook- oder Blogseite liefere, so what? Ich halte es da wie die deutsche Eiche mit der Wildsau... :lache


    LG, Bella

  • Oh Gott, wo kann ich dieser Frau meine Bewunderung aussprechen? Sie spricht mir im wahrsten Sinne aus der Seele. Ich arbeite zwar nicht im Buchhandel, sondern in der Gastronomie, aber auf jeden einzelnen Punkt finde ich eine vergleichbare Situation bei mir im Restaurant.


    Ich finde das auch ehrlich gesagt nicht provokant geschrieben und es ist bewusst sarkastisch/ironisch verfasst, so dass man auch einfach drüber schmunzeln kann, aber glaubt mir, wenn man als Verkäufer eine Frage hundert mal am Tag stellt und bekommt davon fünfzig mal dieselbe blöde Antwort, dann ist das vielleicht für den Kunden lustig, aber für einen selbst nur noch nervig.


    Wie oft stehen Leute vor meiner Theke und ich sage dreimal Guten Tag, die Person reagiert nicht mal und dreht sich dann um und geht wieder. Dafür hab ich vlt grade eine andere Arbeit unterbrochen.


    Auf die Frage, was es den sein darf, wird mit 'Vollkorn' geantwortet und alles weitere gestaltet sich genauso einsilbig. Ist den kein Mensch mehr in der Lage in einem ganzen vollständigen Satz zu sprechen, damit man ihn versteht?


    Meine Lieblingsantwort, auf was darfs den sein ist allerdings 'Das da' und der Finger geht in irgendeine unbestimmte Richtung, so dass der Mensch vlt auch die Mikrowelle kaufen möchte.


    Und ganz ehrlich, wenn ich frage ob es eine Tüte braucht und die Antwort ist, 'Ja wenn sie eine haben.' oder 'Haben sie den eine?' Tschuldigung, aber warum sollte ich die anbieten, wenn ich keine hab?


    Einmal mag das ja lustig sein, aber bei 10 Mal hintereinander, dann ist man einfach nur noch genervt.


    Letztens stand ein Kunde vor mir und fragte 'Können sie mir eigentlich sagen, welches Sub Donnerstags Sub des Tages ist?' Ich arbeite hier, blöd wenn ich es nicht wüsste. Auch toll, 'Welcher Tag ist heute?'


    Da ich ja nun auch selbst Kunde, Gast ect bin, käme ich gar nicht auf die Idee mich so zu verhalten. Vorher schon nicht und jetzt erst Recht nicht mehr. Es kann doch wirklich nicht zu viel verlangt sein, sich Gedanken darüber zu machen was man möchte und die dann klar zu formulieren.


    Insofern denke ich nicht, dass der Kunde unerwünscht ist, aber es wäre wünschenswert wenn der Kunde einfach mal sein Verhalten etwas überdenkt und nicht voraussetzt, dass man ihm in den Kopf gucken kann und ihn versteht.

  • Ui, da hatte jemand aber einen schlechten Tag auf der Arbeit... Derjenige scheint leicht genervt von ihrem/seinem Job zu sein. Ich finde es ja okay, mal ab und an den Frust rauszulassen. Wer dies gerne im Internet macht, solls halt machen. Jedem das Seine.


    Ich finde den gewählten Ton sehr überheblich. Und wenn ich sowas ausgehangen oder so sehen würde, würde ich einen großen Bogen um das Geschäft machen, sorry.


    Klar gibt es nervige, unhöfliche, blöde Kunden. Wenn ich das beim Einkaufen mal mitkriege finde ich das auch störend und unmöglich. Ein gewisser anständiger Ton zwischen Verkäufer und Kunde (oder generell zwischen Menschen) sollte mMn immer herrschen. Ich habe mir auch extra einen Beruf gewählt, wo ich nur selten und meist nur per Telefon mit Menschen in Kontakt komme. ;-)


    Habe aber auch schon oft unmögliche Verkäufer erlebt. Tut mir ja leid, wenn sie gestresst sind und/oder doof behandelt werden, aber ich kann da nichts für, also sollen sie es auch nicht an mir auslassen. :rolleyes


    Alle Kunden über einen Kamm scheren ist nicht fair und der Brief liest sich für mich schon etwas so, als wenn alle Buchkäufer/-interessenten verblödete Hornochsen wären. Fühl mich zwar nicht angegriffen oder so, es bestätigt mir nur wieder, dass ich lieber per Internet meine Bücher bestelle und weniger Frust produziere, wenn ich ja anscheinend solch ein Nervklotz bin...

    Viele Grüße
    Inks



    bokmal.gif


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    SuB: 48

  • Uiii, das kommt aber sehr selbstherrlich rüber. Ich hab auch schon mal gwagt, an der Kasse eine Frage zu stellen - einfach, weil ich gar nicht wusste, dass der Buchladen auch noch eine gesonderte Information hatte. Bin ich nun ein nerviger, depperter Kunde? Und dieses Gejammere über überflüssige Floskeln (Möchten Sie eine Tüte? Haben Sie denn eine?!) - ich denke, dass ist in dem Moment mehr Ausdruck der Überraschung, der Kunde rechnet (warum auch immer) nicht mit diesem Angebot und sabbelt irgendeinen Blödsinn. Kennt man, ist harmlos, muss man sich wirklich nicht drüber aufregen. Was anderes sind wirklich unhöfliche Leute, die z.B. unnötigen Streit anfangen, weil sie einem partout nicht glauben wollen (aber ich kaufe diese Marke immer hier - Marke war noch nie im Sortiment) oder die die Grundregeln der höflichen Konversation nicht beherrschen, aber darüber kann ich ablästern und gut ist oder ich mach ne lustige Story draus. Den Brief find' ich nicht lustig.

  • Ich finde ihn auch eher amüsant - und die geschilderten Situationen durchaus nachvollziehbar - im Gegensatz zu der angenommen Überraschung beim Angebot einer Tüte...


    Teilen kann ich auch die Feststellung, dass viele Menschen nicht mehr die rudimentärsten Regeln der Konversation anwenden (wollen)...
    Und wenn eine gestresste Buchhändlerin sich auf diese Art ihren Frust von der Seele schreibt, kann ich damit gut leben, ohne mich angegriffen zu fühlen und finde es so besser, als dass ihr irgendwann der Kragen bei einer Kundin platzt ;-)

    :lesend Die Sonnenposition - Marion Poschmann


    "Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen; Vorboten dessen, was wir zu leisten imstande sein werden." (Goethe)

  • Huch, ich glaube, ich spreche am besten nie wieder irgendeinen Verkäufer an :lache
    Wobei, das mache ich eh ungern und daher selten.
    Der Brief ist lustig verfasst und nett zu lesen, aber manches stößt mir doch auf.
    Zum Beispiel Punkt 4 mit der Kasse vs. Information. In meinem örtlichen Buchladen gibt es keine Information. Und dort arbeiten stets 2 Mitarbeiter gleichzeitig, die meistens beide gemeinsam hinter der Kasse stehen. Ja, wen soll ich denn fragen, falls ich als Kunde mich erdreisten sollte, etwas fragen zu wollen? Seit wann ist die Kasse nur zum Bezahlen da (im übrigen bin ich immer höflich und springe da nicht einfach hin, sondern frage die Leute hinter der Kasse nur dann etwas, wenn gerade niemand zum Bezahlen ansteht)?
    Auch auf die Frage, ob ich eine Tüte möchte, habe ich bestimmt schon mal gewagt zu antworten: "Wenn Sie eine haben, wär das toll, vielen Dank." Klar, war die Antwort wohl dumm von mir. Aber sicherlich nicht so gemeint, dass ich dem Verkäufer den Tag versauen wollte. Muss ich jetzt beim Einkaufen jedes Wort auf die Goldwaage legen?


    Und gerade bei kleinen Geschäften begrüße ich nicht tausendfach. Da geh ich rein, rufe einmal freundlich: "Guten Tag!", ob ich dann beim Bezahlen noch mal sage: "Guten Tag".....ich glaube, manchmal mache ich das, aber sicher nicht immer. Ist aber auch nicht böse gemeint von mir. Und die Kassierer sagen ja auch nicht zu jedem Kunden "Guten Tag" - was ich absolut verstehe. Das nehme ich denen ja auch nicht übel. Wer will schon 8 Stunden am Tag bei viel Betrieb alle 40 Sekunden sagen: "guten Tag, das macht x Euro, einen schönen Tag noch."


    Cathrine : Dein Beitrag verunsichert mich als eh schon schüchterne Kundin noch mehr. Beim Bäcker z.B habe ich schon mal gewagt zu sagen: "Guten Tag, ich hätte gerne, äh, ich weiß nicht, wie das heißt, .....das da" Was soll ich denn machen, wenn da kein Schild dran ist und ich bin nunmal kein Bäcker und kenne die Bezeichnungen nicht. Schon gar nicht, wenn es manchmal Bezeichnungen gibt, die man gar nicht versteht. Da heißt das eine Brot Rolf, das nächste Bernd, das Dritte Uschi. Da kann ich doch nur sagen (wenn der Name nicht dran steht): das da bitte.


    Da kriegt man als Kunde ja Angst, überhaupt noch zu sprechen mit den Verkäufern.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Es gibt solche und solche in jedem Beruf und nicht jeder Tag ist ein guter. Trotzdem gibt es eben Menschen, die als Dienstleister ungeeignet sind. Ganz besonders gehören dazu Menschen, die nicht als Buchhändler ausgebildet sind und in Buchhandlungen arbeiten.

  • Ich arbeite zwar nicht im Buchhandel, aber ich habe über 20 Jahre im Einzelhandel gearbeitet und kann diesen Brief gut verstehen. An manchen Stellen zwar etwas übertrieben, aber sonst sehr gut.


    Ich hatte immer auf das Argument: "Der Kunde ist König" ein Gegenargument: "Das stimmt genau, so lange er sich selbst königlich verhält."


    Seit über 12 Jahren arbeite ich nicht mehr im Einzelhandel (dies hatte aber andere Gründe) und muss ehrlich sagen, ich bin froh darüber.


    Viele Grüße :wave

  • Es ist ja eine Sache, wenn sie sich den Frust von der Seele schreibt, aber eine andere ist es, dass sie auch so denkt. Ich behaupte einfach mal, dass Kunden in Buchhandlungen ohnehin schon eher nicht zur asozialen Spezies gehören (überspitzt gesagt) und ich mir schlimmere Geschäfte vorstellen kann. Die (angeführten) Klagen und die Bitte um Freundlichkeit ist keine Einbahnstraße.


    Ich sehe das wie Frettchen. Wenn ich in ein Geschäft gehe, dann wünsche ich kurz einen guten Tag. Das wiederhole ich aber sicher nicht vor jedem Mitarbeiter, der mir über den Weg läuft. Und wenn ich ein Buch suche, von dem ich nun mal nicht viel weiß, dann versuche ich es zur Not auch schon mal mit der Beschreibung des Covers. Das hat bei meiner Lieblingsbuchhandlung auch noch nie zu Augenrollen oder unfreundlichen Antworten geführt. Ich habe ja schließlich auch vor, das Buch dann zu kaufen. Und wenn ich nun mal nicht mehr darüber weiß, dann müssen schon mal winzige Details helfen. Es gibt durchaus Buchhändler, die damit was anfangen können. Und bei der Sache mit der Tüte kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich dachte, die Kunden reden zu wenig. Da ist es dann aber zu viel? Übrigens denke ich, dass das eher eine höfliche Zustimmung ist. Habe ich bestimmt auch schon mal gesagt. Ist für mich aber nichts anderes als ...


    "Möchte jemand noch einen Schluck Wasser?" (Flasche ist grade geöffnet, weil sich die Sprecherin selbst was eingeschüttet hat.) Und ich sage dann:
    "Oh, ja. Kannst du mir bitte noch was einschütten?"


    Klar kann sie das. Sonst hätte sie nicht gefragt und ihr Können hat sie auch unter Beweis gestellt. Trotzdem ist das einfach eine Art Höflichkeitsfloskel. Wenn man möchte, kann man sich ja auch über jeden Scheiß aufregen.


    Auch in Sachen Bäckerei stimme ich Frettchen zu. Wenn ich da schon nicht mehr auf das zeigen darf, was ich möchte, dann läuft da einiges falsch. Das Recht möchte ich mir als zahlender Kunde schon rausnehmen. Und wenn ich freundlich sage: "Ich hätte gerne das da!", und dann darauf zeige (selbst wenn die Verkäuferin beim 1. Versuch ein falsches trifft), dann möchte ich mich da nicht wie ein Nervkunde fühlen.


    Also, Dori, ich verstehe, was du meinst und sehe das ähnlich. :wave

  • Es wurde lange Zeit - sicherlich zu recht - der schlechte Service im Einzelhandel immer wieder rauf und runter durchgekaut, in Büchern, Zeitschriften usw, allerdings wurde der "Anderen Seite" lange Zeit keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt.


    Fühlt sich eine Kunde schlecht behandelt meidet er von da an den Laden - wir haben diese Möglichkeit nicht. Und es ist schon recht arg, was sich unserereiner da oft anhören muß.


    ... Kunde kommt rein, baut sich vor mir auf und sagt: "Grisham!"....



    Ok, es ist schon klar was der will, aber ein Gruß und ein ganzer Satz wären auch ok gewesen...



    ... und was die ungewollte und doch angebotene Tüte angeht wurde ich schon aufgefordert sie mir in den.... Ihrwisstschon.....




    Das Verhalten vieler Kunden ist leider oft absolut daneben, und genau darum geht es in diesem Brief. Er richtet sich nicht an alle Kunden - und die, die es beträfe sehen in ihrem Verhalten wohl nichts falsches - er zeigt nur auf das Unsereins es auch nicht immer leicht hat.....


    Und komplizierte Fragen sind immer gerne gehört, denn um "Grisham " unter "G" zu finden brauche ich keine Ausbildung....

  • Mein Gott, Bodo! John Grisham hat deine Buchhandlung besucht und du hast es nicht bemerkt :yikes Die einzig richtige Reaktion wäre gewesen: Sehr erfreut, Schiller. Nett sie kennenzulernen.Wären Sie bereit einige ihrer Bücher für unsere Kunden zu signieren?

  • Ich finde die Themen, meist von Buchhändlern geschrieben über ihre Erlebnisse mit ihren Kunden, in diversen Bücherforen sehr unterhaltsam....man bekommt ja als Buchhandelskunde nur ab und zu das Verhalten anderer Kunden gegenüber den Buchhändlern mit.


    Was man da allerdings manchmal zu hören bekommt, schlägt ab und zu dem Fass den Boden aus...



    Aber ich denke Buchhandelskunden sind da nicht unbedingt anders als andere Menschen, denen meiner Ansicht nach in immer grösserem Maße die geringsten Regeln von Anstand und Manieren in gegenseitigen Miteinander fehlen. (Da es nicht unbedingt mehr zur Erziehung von Kindern gehört, manierliches Umgehen mit Anderen zu vermittelt bekommen).


    Man wird angerempelt ohne Kommentar oder blöd von der Seite angeredet.
    Das mag jetzt arrogant klingen, ist auch so gemeint, ich muß mich nicht mit jederman über seine (politischen) Ansichten auseinander setzen, weil es mich einfach nicht interessiert. Manche haben dann aber ein Sendungsbewusstsein, dass sie einem die eigene Meinung trotzdem mitteilen und sich dann aufblasen, wenn man ihnen sagt, daß einen das überhaupt nicht interessiert.


    :klugscheiss

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)