Tanja Kinkel - Verführung

  • Taschenbuch: 480 Seiten
    Verlag: Knaur TB (1. Juli 2013)
    ISBN-13: 978-3426512876
    Preis Taschenbuch: Euro 9.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 9.99


    Autorin


    Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, gewann bereits mit 18 Jahren ihre ersten Literaturpreise. Sie studierte in München Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft und promovierte über Aspekte von Feuchtwangers Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. 1992 gründete sie die Kinderhilfsorganisation "Brot und Bücher e.V", um sich so aktiv für eine humanere Welt einzusetzen (mehr Informationen: www.brotundbuecher.de). Tanja Kinkels Romane wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt; sie spannen den Bogen von der Gründung Roms bis zum Amerika des 21. Jahrhunderts


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    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Angiola Calori war die erste von nur einer Handvoll Frauen, der Casanova einen Heiratsantrag machte, doch sie wollte noch lieber die Bühnen Europas beherrschen. Zwei begnadete Verführer prallen aufeinander, und was lange wie ein Krieg wirkt, wird die Liebe ihres Lebens, die beiden ermöglicht, ihre so unterschiedlichen Ziele zu erreichen.


    Meine Meinung


    Okay, wer mehr über Giacomo Casanova weiss ausser dass er dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan war und zahlreiche Liebschaften pflegte möge die Hand heben... ich vermute mal, dass es 9 von 10 Büchereulen genau gleich gehen dürfte wie mir und die Hand unten bleibt. Die Schriftstellerin Tanja Kinkel beschäftigt sich in diesem Historischen Roman mit dieser schillernden Figur, um die sich bis heute zahlreiche Legenden ranken, und modelliert ihr ein Gesicht, staffiert sie mit markanten Charakterzügen aus und gestaltet so eine faszinierende Persönlichkeit von der eine ganz besondere Aura ausgeht. Er war ein Mann der in viele Rollen schlüpfen konnte, ganz so wie es ihm beliebte und vor allem zu Nutzen war. Geistlicher, Anwalt, Offizier, Philosoph gar Sträfling und Spion gehören zu seinem vielfältigen schauspielerischen Repertoire. Geboren in Venedig war er einer der bekanntesten Persönlichkeiten der Dogenrepublik und führte ein bewegtes Leben. In diesem Buch wird nur ein kleiner Abschnitt seines aussergewöhnlichen Lebenswegs beschrieben. Mehr kann man auf bekannten Seiten des Internets nachlesen oder wer mehr wissen will kann sich eine Biografie zulegen.


    Der weibliche Widerpart zu Casanova ist die Sängerin Angiola Calori die ihre beeindruckende Stimme dazu nutzen möchte bekannt zu werden und ihren Lebenstraum auf der Bühne zu singen verwirklichen will. Zu dieser Zeit wurden die begehrten Hauptrollen in den Theatern und Opernhäusern an Männer vergeben und diese mehrheitlich an sogenannte Kastratensänger. Deren Beliebtheit und Bewunderung beschränkte sich nicht nur auf die Leistungen auf der Bühne sondern sie wurden sowohl vom männlichen wie auch weiblichen Geschlecht angehimmelt. Nicht selten teilten diese "Rockstars" der Barockmusik und Klassik das Bett mit potenten Mäzenen oder adligen Gönner/-innen. Entschlossen alles für ihr Lebensziel aufzugeben und zu tun schlüpft Angiola Calori in die Rolle eines Kastratensängers und singt stimmgewaltige Arien auf lokalen Bühnen bis sie auf Giacomo Casanova trifft...


    Besonders Bemerkenswert an diesem Roman finde ich wie sich die Autorin Tanja Kinkel mit den Figuren beschäftigt und vor allem wie sich die Protagonisten unter sich ganz intensiv auseinander setzen. Die zahlreichen Dialoge, die sich über mehrere Seiten hinziehen, finde ich hervorragend geschrieben. Es bereitet einen enormen Spass den teilweise hochstehenden bis pointierten Gesprächen zu folgen. Potentielle Leser/-innen sollten wissen, dass sich dieser Historische Roman von andern dadurch unterscheidet, dass es keine lose Abfolge von Szenen und Abenteuern ist. Es gibt "nur" vier grosse Kapitel die überdurchschnittlich lang sind und eher statisch, das heisst wenige Ortswechsel, aber sich dafür minutiös mit den Figuren beschäftigen. Dadurch entsteht eine enorme Tiefe aber es verlangt von der Leserschaft hie und da etwas Durchhaltevermögen ab und es gibt in der zweiten Hälfte ein oder zwei Längen.


    Mein erster Roman von Tanja Kinkel und ich bin begeistert. Das Niveau ist hoch und es macht Spass den historischen Geschichten aus dem Milieu der klassischen Musik zu folgen und es entsteht eine Melange aus Musik, Liebeleien und frivolen Bettgeschichten. Einerseits lehrreich, andererseits prickelnd! Bravo! Wertung: 9 Eulenpunkte


    Edit: Schreibfehler korrigiert

  • Zitat

    Original von Maharet
    Danke für diese Super-Rezi :wave


    jetzt ärgert es mich noch mehr das ich schon so verplant mit LR bin um an dieser nicht teilnehmen zu können. Gelesen wird das Buch auf jeden Fall, wo Tanja Kinkel drauf steht kann ja fast nix schlechtes drin sein...


    genau der selbe Gedanke gerade... :(

  • Dem kan ich nur voll und ganz zustimmen, klasse Rezi. Ich habe das Buch auch schon auf meinem Wunschzettel, war mir aber nicht sicher, ob ich es wirklich lesen will, da ich von der Autorin bisher noch nichts gelesen habe. Mal sehen wann ich mir das Buch anschaffe, die Rezi hat mich jedenfalls positiv gestimmt, es mit dem Buch mal zu probieren.


    Deswegen: DANKE sapperlot!

  • Hatte das Buch gestern in der Hand und habe es im Laden gelassen. Zwar klingt die Story ganz spannend und die Rezi liest sich sehr positiv, aber den einen Roman den ich von der Autorin gelesen habe, hat mich nicht so wirklich umgehauen, weshalb ich etwas skeptisch bin. Mal sehen, ich habs mal auf der WL vermerkt.

  • Ich hab noch nicht alle Bücher von Tanja Kinkel gelesen, aber auf jeden Fall die meisten. Und bis auf "Die Söhne der Wölfin" fand ich alle super...


    allerdings lese ich nur historisch, soweit ich weiß hat sie auch den ein oder anderen Krimi, den ich natürlich nicht gelesen hab...

  • Ich hab ja relativ viele Historische Romane gelesen und kenne das übliche Schema in diesem Genre. Normalerweise haben die Protagonisten mindestens eine Handvoll brenzlige Situationen zu überstehen :fechten und es gibt ordentlich Ramba Zamba. Das macht die Romane kurzweilig und so sind sie bei den Lesern beliebt. Hier ist das nicht der Fall. Ich möchte folgene Passage meiner Rezi nochmals zitieren und betonen:


    Zitat

    Potentielle Leser/-innen sollten wissen, dass sich dieser Historische Roman von andern dadurch unterscheidet, dass es keine lose Abfolge von Szenen und Abenteuern ist. Es gibt "nur" vier grosse Kapitel die überdurchschnittlich lang sind und eher statisch, das heisst wenige Ortswechsel, aber sich dafür minutiös mit den Figuren beschäftigen. Dadurch entsteht eine enorme Tiefe aber es verlangt von der Leserschaft hie und da etwas Durchhaltevermögen ab und es gibt in der zweiten Hälfte ein oder zwei Längen.


    Ein Faible für Klassische Musik und/oder Interesse darüber etwas zu lesen sollte vorhanden. Wer dazu noch ein paar erotische Szenen lesen möchte wird hier fündig werden... :grin

  • Ich danke sapperlot für die Rezi. Ich habe schon 2 Bücher von Frau Kinkel gelesen und sie sogar in Leipzig selbst erleben dürfen.


    Die LR passte leider gerade nicht in meinen Terminplan aber dass Buch wird seinen Weg zu mir finden. :lache
    Ich habe im Übrigen die Biographie von Herrn Casanova im Schrank stehen - habe ich bestimmt vor 20 Jahren gelesen. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Angiola Calori lebt bei ihrer Mutter. Der Vater ist tot und beide halten sich mehr schlecht als recht über Wasser. Eines Tages beginnt ihre Mutter ein Techtelmechtel mit einem angesehenen und reichen Mann. Als sich die Beziehung verfestigt, hofft die Mutter auf einen Heiratsantrag ihres Galan und damit das Ende ihrer Geldsorgen. Doch es kommt ganz anders. Anstatt ihr den Antrag zu machen, will er stattdessen die Tochter ehelichen. Tief getroffen verspricht die Mutter ihm die Hand ihrer Tochter.


    Angiola hat sich währenddessen mit ihrem Untermieter, dem Kastraten Appianino angefreundet und ihre Liebe zu ihm und zur Musik entdeckt. Gemeinsam mit Appianio schmiedet sie den Plan, von zu Hause weg zu laufen und sich von ihm zu einem Sänger ausbilden zu lassen. Dazu muss sie zuerst zu einem Kastraten werden.


    Giacomo Casanova wird von seiner Familie und seinem Vormund in die Rolle eines Abbate gedrängt. Auch wenn er die Vorteile dieser Stellung sieht, so widerstrebt es ihm irgendwelche Gelübde abzulegen und begibt sich eher auf Reisen. Denn das weibliche Geschlecht hat so viel zu bieten.
    Die Autorin entführt den Leser nach Italien zur Zeit des Rokoko. In zunächst zwei Handlungssträngen lernt der Leser zuerst Angiola kennen. Eine junge Frau, die die Musik bald so sehr liebt, dass sie dafür ihre Familie verlässt. Da zu diesen Zeiten Frauen in einem Kirchenstaat nicht singen durften, muss Angiola zu einem Kastraten werden. Fortan nennt sie sich Bellino, erlernt den Gesang und kann einige Auftritte meistern. Als ihre Bekanntheit wächst, gibt sie sich als Frau zu erkennen und geht damit als eine der bedeutendsten Sängerinnen des Rokokos in die Geschichte ein.


    Den zweiten Handlungsstrang beherrscht Giacomo Casanova. Als Frauenheld bekannt geworden, wollte der junge Casanova eigentlich zunächst Medizin studieren, ehe er Jura studieren musste. Als sein Vormund ihn dann wegen der Kosten zu einem Theologiestudium drängt, lernt er bereits mit 12 Jahren die Geheimnisse der Liebe und die Verführungskünste. Fortan konzentriert er sich mehr auf die Frauen und weniger auf die kirchliche Laufbahn.


    Diese beiden starken Persönlichkeiten treffen schließlich aufeinander und es fliegen nicht nur verbal die Fetzen. Die Wortgefechte zwischen Angiola und Casanova fand ich sehr lesenswert, da sie ausgetragen wurden, ohne den anderen zu verletzen oder das Gesicht zu verlieren.


    Natürlich ist auch sehr viel Erotik dabei mit im Spiel, aber das habe ich bei einem Buch über Casanova auch erwartet.


    Die Autorin hat in diesem Buch zwei reale Persönlichkeiten zum Leben erweckt und ihnen einen Charakter auf den Leib geschrieben, der wie die Geschichte selbst, glaubhaft und überzeugend wirkt. Auch das Umfeld der beiden wird näher beleuchtet und der Leser erhält einen Einblick in das Leben in Bologna, Venedig, Pesaro, Ancona und Neapel im 18. Jahrhundert. Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem sich die junge Angiola und Giacomo in einem Theater kennenlernen. Noch wissen sie nicht, dass sie sich später erneut über den Weg laufen werden. Jedoch hilft dieser Prolog dem Leser, das Verhalten der beiden Hauptprotagonisten besser verstehen zu können.


    Die Geschichte bietet viele Überraschungen und Wendungen und ist in den Handlungen stimmig und nachvollziehbar. Auch die Probleme, mit denen Frauen, ärmere Bürger oder Kastraten zu kämpfen haben, wurden überzeugend geschildert.


    Fazit:
    Ein farbenprächtiges Gemälde über zwei herausragende Persönlichkeiten des Rokokos.

  • Verführung - Tanja Kinkel


    Rückseite:
    Casanova begehrte sie - doch sie wollte selbst die Verführerin sein


    Als kleines Mädchen erlebt Angiola Calori eine Sängerin auf der Bühne und will fortan nur eines: selbst dort stehen und singen. Doch die große Musik wird damals nicht für Frauen geschrieben, sondern für Kastraten. Einer der größten wird ihr Lehrer und Geliebter. Um ihn begleiten zu können, schlüpft sie selbst in die Rolle eines Kastraten. Noch als solcher verkleidet, begegnet sie 1744 Giacomo Casanova. zwei begnadete Verführer prallen aufeinander."


    Über die Autorin laut Klappentext:
    Tanja Kinkel erlebt seit ihrem neunzehnten Geburtstag eine der erfolgreichsten Autorenkarrieren. Sie weiß, was begabte junge Menschen vollbringen können, und so gelang es ihr, zwei der absolut ungewöhnlichsten ein angemessenes Denkmal zu setzen.


    Mein Eindruck:
    Tanja Kinkels Verführung ist für mich in erster Linie ein Portrait von Angiola Calori, eine Sängerin des Rokoko, von der ich vorher nie etwas gehört hatte. Anfangs trat sie verkleidet als Kastrat auf.


    Eine interessante Nebenfigur ist der Kastrat Appianino, ein erfolgreicher Sänger, den Angiola trifft, als sie fast noch ein Kind ist, und der sie anfangs ausbildet.


    Die zweite wichtige Person des Romans ist Giacomo Casanova, und obwohl der mich literarisch nie besonders interessiert hat, schaffte Tanja Kinkels Roman es tatsächlich, mich ein wenig für diese Figur zu interessieren. Ich habe daher z.B. auch den Film Fellinis Casanova angesehen und plane, einen weiteren Casanova-Film in kürze zu sehen.


    Doch zurück zur Verführung.
    Eigentlich mag ich keine Prologe, aber hier wird in Venedig das erste Zusammentreffen Angiolas und Giacomo schon als Kinder gezeigt und auch der Einfluss, der Theater und Gesang auf Angiola hatte. Sehr gelungen, denn
    mich interessieren immer Figuren, die von etwas besonderen getrieben sind, bei Angiola ist es das Singen.


    Sprachlich bin ich zufrieden, es liest sich leicht und zugänglich. Ein Lob auch für das Cover.


    Was mich an dem Roman sonst am meisten überzeugt, ist die Art, wie die Entwicklung der Hauptfigur systematisch dargestellt wird. Die einzelnen Teile des Romans tragen daher auch die verschiedenen Namen der Figur, Angiola (als Kind und junge Frau), Bellini (als Kastrat), Calori (zu Beginn ihrer Sängerinnenkarriere). Dann gibt es noch das Finale. Gleichzeitig verändert sich Angiola auch immer entsprechend.


    In der Mitte des Romans habe ich auch mal pausiert, da mir Angiola zwischenzeitlich nicht mehr so sympathisch war und mir Casanova etwas blass vorkam.
    Doch das änderte sich wieder. Es gab noch einige gute Passagen. Das Ende kann man nur als gelungen betrachten! Von mir gibt es, unter Beachtung des Vergleichs zu anderen Tanja Kinkel-Romanen gute 8 Punkte!


    PS: Sehr gefallen hat mir auch, dass es ein erläuterndes Nachwort mit vielen wichtigen Informationen sowie eine Bibliographie gibt! Das ist etwas, was ich sehr schätze, da es auch Aufschluss gibt, wie die Autorin vorging, was sie an der Geschichte reizte. Natürlich funktioniert der Roman auch für sich, aber so ein Extra für den Leser nehme ich doch dankbar an!

  • Zum Buch:
    "Verführung" nimmt den Leser mit in eine andere Welt, eine andere Gesellschaft, die teilweise sehr erschreckend auf den Leser in unserer Zeit wirkt. Eine Gesellschaft, in der Moral keine große Rolle spielte, in der Mütter ihre Kinder verkauften, um die Familie ernähren zu können.


    In dieser Zeit lebt auch Angiola Calori, ein junges Mädchen, das sich nichts wünscht, als auf den großen Bühnen Europas singen zu dürfen. Um das zu erreichen, schlüpft sie in die Rolle des verstorbenen Bellino und feiert erste kleinere Erfolge als Kastrat.


    Gegliedert ist das Buch, wie bereits in anderen Kommentaren erwähnt, in 4 Kapitel, die sich nach den jeweiligen Lebensabschnitten von Angiola Calori einteilen. Tatsächlich wird die Protagonistin dann auch in jedem Kapitel konsequent mit ihrem neuen Namen betitelt, was dem Leser die Entwicklung der Figur noch einmal eindeutig vor Augen führt.


    Angiola trifft schließlich auf Giacomo Casanova, einen Mann, der das Leben nimmt, wie es kommt und in vollen Zügen genießen möchte. Beide sind sehr stark ausgeprägte Individuen, beide leben mit der Angst so zu werden, wie ihre Eltern. Und doch sind sie so unterschiedlich, was die Begegnung der beiden umso spannender macht.


    Meine Meinung:
    Die Figuren sind wundervoll beschrieben, selbst Nebencharaktere wie Appianino, der erste Gesangslehrer Angiolas, wachsen einem sehr schnell ans Herz. Gerade Angiola und Casanova werden mit einer so einfühlsamen Art beschrieben, die es dem Leser möglich macht, ihre Handlungen, Hoffnungen und Ängste zu verstehen und nachzuvollziehen. Besonders die unerwiderte Zuneigung Casanovas zu seiner Mutter, die ihn sein ganzes restliches Leben begleiten sollte, hat sich bei mir im Gedächtnis eingebrannt. Man heißt zwar nicht unbedingt immer gut, wie er handelt, doch man kann es verstehen.


    Es ist auch spannend, mehr über die Gesellschaft der damaligen Zeit zu lesen, die einen wirklich schockiert. Auch wie schwer es für eine anscheinend so talentierte Frau wie Angiola war, sich als Sängerin durchzusetzen, fand ich sehr interessant.


    Das Ende des Romans fand ich ebenfalls sehr gelungen - es ist der einzige Schluss, der bei diesen Figuren Sinn ergibt.


    Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass mir im letzten Kapitel etwas die Luft ausgegangen ist. Nicht, dass das Kapitel nicht wundervolle Szenen enthielt- im Gegenteil. Es ist schwer, in Worte zu fassen, was ich meine, aber ich werde es trotzdem versuchen.
    In den ersten drei Kapiteln gab es eine konsequent gehaltene Spannung, die auf einen bestimmten Punkt zuzutreiben schien. Dieser Punkt war nach meinem Gefühl am Ende des dritten Kapitels erreicht. Deshalb fehlte diese positive Anspannung im letzten Teil für mich einfach etwas.
    Das heißt allerdings nicht, dass mir das vierte Kapitel nicht gefallen hat. Es war trotz allem mit kleinen spannenden Episoden und Szenen gespickt, die mir sehr sehr gut gefallen haben.


    Highlight des Buches waren definitiv die Gespräche der Figuren, die von so viel Witz, Charme und Klugheit geprägt waren, dass man als Leser manchmal nur staunend zur Kenntnis nehmen konnte, was der Autorin alles eingefallen ist. Vor allem die Streitereien zwischen Casanova und Angiola waren herrlich!


    Insgesamt hat mir "Verführung" wirklich gut gefallen und für Liebhaber guter historischer Romane, würde ich es uneingeschränkt empfehlen.


    9 von 10 Punkten.


    Edit: Rechtschreibfehler.

  • Nach der tollen Leserunde hier zusammen mit Tanja Kinkel anbei nun meine Rezension zu dem Buch.


    Titel: Wer verführt eigentlich wen?


    Mit ihrem Roman „Verführung“ lotst uns Tanja Kinkel in die Zeit des Rokoko zu zwei Liebenden, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wird Casanova etwa durch eine Frau verführt?


    Angiola Calori sieht mit 6 Jahren das erste Mal ein Theater von innen und beschließt einmal Sängerin zu werden, nachdem sie die glockenhelle Stimme der berühmten Zanetta gehört hat. Im Theater begegnet sie auch zum ersten Mal dem Jungen Giacomo Casanova, der ihr in der Not hilft. Nur wenige Jahre vergehen, Angiolas Vater ist tot und die beiden Frauen versuchen sich so gut es geht über Wasser zu halten. Mutter Lucia versucht Gönner für sich und ihre Tochter zu gewinnen und hält gleichzeitig Untermieter, um im Haus bleiben zu können. So lernt Angiola den berühmten Kastraten Appianino kennen, der ihr das Singen beibringt. Das Geld wird immer knapper, so dass sich die Mutter neue Wege einfallen lassen muss. Als Lucia von ihrer Tochter Ungeheuerliches fordert, flieht diese zusammen mit dem Kastraten und eine abenteuerliche Reise beginnt, denn sie flieht nicht als Frau, sondern als Kastrat verkleidet. Auf dieser trifft sie auch Giacomo wieder und die Liebe nimmt ihren Anfang…


    Tanja Kinkel schafft es sehr authentisch diese doch sehr andere Zeit zu schildern. Das gesellschaftliche Klima ist aufgeheizt, überall lauern Gefahren für Frauen und Sex spielt eine überaus große Rolle. Die Liebesgeschichte zwischen dem Schwerenöter Casanova und der Sängerin ist liebevoll geschildert und berührt. Die beiden lieben sich bedingungslos, ohne sich dabei jedoch aufzugeben.


    Dem ganzen Roman merkt man an, dass die Autorin viel Zeit in Recherche gesteckt hat und die Figur des Casanova lernt man so auch mal anders kennen, eben nicht nur als den Liebhaber der Frauen.


    Ebenfalls hervorheben möchte ich die gelungene Buchgestaltung. Die abgebildete Maske auf dem Cover erinnert an Theater und Karneval in Venedig. Der Buchschnitt ist geschützt durch einen aufklappbaren Karton, den eine hübsche Brosche ziert. Alles wirkt sehr edel, obwohl es sich bei dem Buch ausschließlich um ein Taschenbuch handelt.


    Fazit: Ein Roman, der auf wunderbare Weise reale Geschichte dem Leser näher bringt. Lektüre, die neugierig auf eine andere Zeit macht. Ich kann nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen!


    Bewertung: volle 10/ 10 Eulenpunkte


    P.S.: Anbei habe ich mal ein Bild meines Exemplars gepackt, weil ich die Gestaltung des Buches so klasse finde.