Produktinformation
• Broschiert: 320 Seiten
• Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf (15. September 2012)
• Sprache: Deutsch
• ISBN-10: 3862651835
• ISBN-13: 978-3862651832
Autorin
Rebekka Knoll wurde 1988 in Kassel geboren und wuchs auf dem Land auf. Um Germanistik und Theaterwissenschaft zu studieren, zog sie in verschiedene Städte: zunächst nach Erlangen und von dort nach Bern, später nach Frankfurt und dann nach Berlin, wo sie derzeit lebt. 2010 wurde sie als Nachwuchsautorin der Literaturstiftung Bayern im Rahmen des Festivals »Literatur Update Bayern« ausgewählt. »Das Kratzen bunter Kreide« ist ihr Debütroman.
Klappentext
Maja spielt gern, am liebsten mit Jakob und Felix um Nähe, Gefühle und Macht. Sie beginnt mit den zwei Männern eine Fernbeziehung, schreibt sich mit ihnen über Facebook, trifft sie auf lauten Partys, liebt sie zwischen Umzugskartons. Und obwohl Felix und Jakob wissen, dass sie sich Maja teilen, machen sie mit. Denn so unterschiedlich die zwei auch sind, sie beide besitzen Ehrgeiz und haben nicht vor, diese Partie zu verlieren.
Doch während Maja die Tage mit Felix und Jakob genießt, driftet sie nachts in immer geheimnisvollere Träume ab. In ihnen ist es plötzlich ganz still, sie kann nur ein Klopfen hören, Schritte oder das leise Aufprallen eines Basketballs. Auf der Suche nach der Ursache blickt sie in ihre Kindheit zurück und kommt dem Grund für ihre Spielleidenschaft gefährlich nah…
Meine Meinung
Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich so hin- und hergerissen war zwischen abbrechen und weiterlesen. "Das Kratzen bunter Kreide" ist weder Fisch noch Fleisch; es ist nicht langweilig, vermochte mich aber auch nicht wirklich zu fesseln.
Das fing schon mit der Sprache an: im Gegensatz zu vielen anderen Rezensenten empfand ich ihre Sprache nicht als „modern und knapp“ – sondern ziemlich plump. Manchmal hatte ich den Eindruck, die Autorin hätte ihre Geschichte im Rahmen einer Workshopaufgabe geschrieben und reihte nun Satz an Satz, um das Thema irgendwie in Worte packen zu können. Vielleicht befolgte sie nur den Rat der Creative-Writer, unnötige Blähworte wegzulassen. Oder sie wählte diese Form mit Bedacht, um sich zielgruppengerecht ausdrücken zu können. Die letzte Option bevorzuge ich, weil ich davon ausgehe, dass eine Autorin mit absolviertem Germanistik-Studium mit Sprache umgehen und arbeiten kann.
Die Charaktere blieben in ihrer Beschreibung etwas unvollständig und nicht „rund“. Das alleine könnte ich verschmerzen, bleibt so noch Raum für eigene Interpretationen. Dann allerdings hatte ich so meine Schwierigkeiten mit manchen Handlungen, die mir einfach viel zu konstruiert erschienen:
Maja, die Protagonistin, wird im Klappentext als leidenschaftliche Spielerin beschrieben, die im Verlauf der Geschichte dem Grund ihrer Spielleidenschaft sehr nahe kommt. Wie sich ziemlich schnell herausstellt, hat sie, wie man so sagt, ein großes „Schepperle“. Sie liebt es, sich nicht zu kämmen, sie mag die Knoten in ihren Haaren und die Vorstellung, dass etwas sich darin verfängt. Sie beobachtet gerne und intensiv, ist offen für alles und rastlos. So rastlos, dass sie es nie lange an einem Ort aushält und irgendwann wieder ihre Sachen packt, einen Umzugswagen bestellt und umzieht. Dieser Umstand hat sie auch dazu gebracht, dass sie den Aufbau von IKEA-Möbeln rein tempotechnisch zur Perfektion bringen konnte. Gleichzeitig driftet sie immer wieder in Tagträume ab. So weit, so gut.
Was dann im Buch aber als Spielleidenschaft und Suche nach der Ursache dieser zwanghaften Träume dargestellt wird, sind für mein Empfinden schon ziemlich heftige Psychosen, u. a. in Form von Flashbacks, die sich mitunter über Stunden und Tage ausdehnen – und Freunde, die sie gelegentlich daraus zurückholen, aber gleichzeitig den Nerv haben, sie sich selbst zu überlassen.
Eine Freundin, die von ihrem Freund vergewaltigt wird, sich daraufhin wochenlang in ihrem WG-Zimmer einschließt, aber von ihren besorgten (!) WG-Mitbewohnern in Ruhe gelassen wird.
Maja als Besucherin einer privaten Bücherlesung, die sich gelangweilt und genervt in Richtung Küche verdrückt, bekommt in eben dieser kurzerhand Besuch vom einzig interessanten Typen. Ohne große Umschweife, ohne je ein Wort miteinander gewechselt zu haben und in gegenseitigem Einverständnis langt er ihr in die Hose…
Gegen Ende nimmt wenigstens der Erzählstrang um die Dreierbeziehung eine unerwartete Wende und wir erfahren doch noch den Grund ihrer geheimnisvollen Träume – um dann mitverfolgen zu dürfen, dass sie sich dem Verursacher wiederum weiterhin und freiwillig ausliefert.
Obwohl ich gerne bereit bin, mich auf Gedankenspiele und mir fremde Denkstrukturen einzulassen; auch Einiges erst einmal einfach so hinzunehmen bereit bin (vielleicht erklärt es sich ja am Ende), ist mir die Story insgesamt zu surreal und wirkt, auch jetzt noch im Nachhinein, irgendwie zusammengestrickt. Das Thema bzw. die Idee gefiel mir, die Umsetzung leider gar nicht. Vielleicht bin ich aber auch nur zur alt…
Mein Fazit: kann man lesen, muss man aber nicht.