Gruber geht - Doris Knecht

  • 239 Seiten
    ISBN- 13: 9783499255762


    Kurzbeschreibung:


    Erscheinungstermin: 1. September 2012


    «So gut und locker schreibt, worüber man nicht spricht, nur die Knecht.» Daniel Glattauer John Gruber: Manager, Porschefahrer, Loft- besitzer und zynischer Bescheidwisser, der seiner Geliebten gern mal schonungslos klarmacht, was die Realität von TV-Soaps unterscheidet. Doch plötzlich erwischt es Gruber selbst. Lange hat er sich mit einem coolen Superhelden verwechselt, da schmerzt es, als ein Tumor in seinem Bauch entdeckt wird. Gruber säuft, feiert und prügelt sich, er macht Selbsterfahrung und Chemotherapie. Und landet dabei in den Armen einer schlauen, schönen Berliner DJane, die in Gruber etwas sieht, was nicht einmal Gruber selbst in sich sehen kann …


    Über den Autor:


    Doris Knecht, geboren 1966 in Vorarlberg, war stellvertretende Chefredakteurin des Wiener Stadtmagazins «Falter» und Kolumnistin des Schweizer «Tages-Anzeiger». Für den «Kurier» schreibt sie die tägliche Kolumne «Knecht», für den «Falter» wöchentlich eine Familienkolumne, in der Wiener «rhiz-bar» legt sie regelmäßig als Djane auf. «Gruber geht» (2011), ihr erster Roman, wurde ein Überraschungserfolg und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Doris Knecht lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.


    Meine Meinung:


    Gruber hat Erfolg, es geht ihm gut, er arbeitet hart für seinen Erfolg, auch nicht jedes Geschäft funktioniert, aber er bringt's für die Firma und deshalb speist er bei den ersten Adressen, fährt - welches Klischee - einen roten Porsche und hat Mädels zum abwinken. Ein Zyniker, der sich durchs Leben lebt, alle anderen sind Arschlöcher und er der King.


    Die Autorin verwendet das Stilmittel des Perspektivwechsels um uns auch die Aussenansicht auf diesen Gruber zu zeigen, die Sicht eines der Mädel, der Schwester, die einer anderen Frau, das zeigt Gruber zunächst auch in der Art eines zynischen, arroganten Egomanen, aber man merkt auch, dass irgendwas fehlt.


    Das merkt im Roman auch langsam der Leser und der Protagonist, dass da noch was anderes sein muss im Leben als eine Desingnerküche, die nie benutzt wird und bei der die Putzfrau wegen des Farbkontrastes jede Woche die Zitronen und Orangen in einem Korb wechselt. Etwas anderes als die Firma und das Geld und die aufgerissenen Mädels Da gibt es dann auch die Schwester mit ihren drei Kindern, die mit ihrem Mann - nur der Spießer - einen so anderen Lebensentwurf lebt als Gruber, das nagt ganz langsam an ihm.


    Beschleunigt wird dieses Nagen als Gruber erfährt, dass da im Wortsinn etwas in ihm nagt. Es wird ein bösartiger Krebs in seinem Bauch entdeckt und die Angst um das was er sein Leben nennt zwingt ihn darüber zu reflektieren, ob das das Leben sein kann, gewesen sein kann.


    Diese Wandlung des Gruber, der Gang zu sich selbst, ist dabei so flott, unterhaltsam, nachdenklich und spannend geschrieben, dass ich dem Buch ganz viele Leser wünsche und mir sicher auch den neuen Roman der Autorin zulegen werde.



    Edith meint mit dem Kopieren auf dem iPad ist das so ein Ding...

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Eine wunderbare Geschichte über das späte Erwachsenwerden eines zynischen Arschlochs. Zugegeben: Es ist leichter für eine Frau, sich in einen Mann hineinzuversetzen als umgekehrt. Aber wie die Autorin die Motive des grusligen Grubers beschreibt, das ist schon einzigartig. Und abgesehen von wenigen Ösi-Verfärbungen ist die Sprache lebhaft, witzig und mitreißend.


    Für mich ist Doris Knecht die beste Neuentdeckung des Jahres. Besser geht’s kaum!

  • Mir wurde dieses Buch im Rahmen des Lieblingsbuc-Events von Sayia empfohlen.


    Die Autorin sagte mir gar nichts, auch das Buch wäre nie in meinen Blickpunkt gerückt.
    Gruber, der Hauptdarsteller in diesem Roman, ist mir nicht wirklich sympathisch, dreht sich sein Leben doch mehr ums Scheinen als ums Sein. Sein Lebensstil ist oberflächlich und wenn seine Schwester über ihn sagt, dass er halt zur Familie gehört und man ihn deshalb akzeptieren muss, so, finde ich, sagt das eine Menge über ihn aus. Freunde? Naja, auch nicht so wirklich.


    Bis Gruber erkennen muss, dass die Schmerzen in seinem Bauch einfach nicht weggehen und sich mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass er Krebs hat.


    Die Autorin verliert sich in Kleinigkeiten, so beschreibt sie auf mehreren Seiten die Gedanken Grubers zum Rasenmähen (wobei ich das noch witzig fand), doch auch in anderen Dingen breitet sie sich episch aus. So manches Mal habe ich dann schließlich nur noch überflogen, worüber sie in aller Breite im Namen Grubers philisophiert. Ich fand es ermüdend.


    Interessant fand ich den Sichtwechsel, so bekommt man ein umfassenderes Bild von dieser Person.


    Ja, das Buch ist wirklich abseits von meinem Leseschema eine interessante Erfahrung gewesen und es gab auch skurile Momente oder Situationen, in denen die wahren Gefühle Grubers zu spüren waren, was nach dem Sermon an Oberflächlichkeit belebend war, doch alles in allem wird dieses Buch nicht mein Lieblingsbuch. Zu wenig Handlung, zuviel ausuferndes um ein Thema herumreden.

  • Ich habe das Buch gelesen, weil es nicht meinem sonst üblichen Geschmack entspricht. Gruber ist ein ziemlich unsympathischer Kotzbrocken, der an Krebs erkrankt. Die Wandlung beschreibt Doris Knecht mit einer modernen, lockeren Sprache - teilweise rau, ironisch und sarkastisch. Das gefällt mir an dem Buch. Das Buch liest sich locker und fluffig - was aber nicht über die eher langatmige Geschichte hinweg täuscht. Ich vergebe daher 6/10 Punkten.