The Searchers und andere Western-Tipps

  • Der schwarze Falke


    Kurzbeschreibung:
    Die Geschichte spielt im Jahr 1868 in Texas; Wayne verkörpert die Rolle des Bürgerkriegsveteranen Ethan Edwards, der seinen Bruder und dessen Frau besuchen will. Die Ranch wird von Komantschen angegriffen und Edwards Verwandte getötet. Die Suche nach seiner überlebenden Nichte (dargestellt von der jungen Natalie Wood (West Side Story, Das große Rennen rund um die Welt) wird für ihn zu einer Aufgabe, die er mit verzehrender Besessenheit verfolgt. Mit der Hilfe eines Freundes der Familie (Jeffrey Hunter, König der Könige, Der längste Tag), welcher selbst zur Hälfte Cherokee-Blut in sich trägt, beginnt Ethan seine fünf Jahre andauernde Irrfahrt, um Vergeltung zu üben.


    Mein Eindruck:
    The Searchers von John Ford ist einer der bedeutendsten Western der Filmgeschichte, der auch viele wichtige Leute in Film und Literatur beeinflusst hat.


    Ein Meisterwerk, gedreht im Monument Valley, den man nur mit Ehrfurcht ansehen kann. Ich habe mir die DVD frisch gekauft und den Film soeben beendet.


    Als Kind hatte ich meine Probleme mit dem Film, der doch durchaus sehr hart ist.
    Von Anfang an ist eine bedrohliche Atmosphäre spürbar, die kaum einmal im Film nachlässt.
    Der typische Antiheld des Italowestern war noch nicht erfunden, daher wirkte der erbarmungslose Ethan befremdend auf den Zuschauer.


    Ganz schön gediegen an der DVD wirken die altmodischen Original-Extras des Film, in den fünfzigern aufgenommen, die unterbrochen sind von Zigaretten- und Waschmittelwerbung. Bizarr!!



    So alt der Film auch ist, er hat, ähnlich wie andere John Ford-Filme, die Jahrzehnte überdauert und ist immer noch sehenswert und bewegend!

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    Zitat

    .....wirkte der erbarmungslose Ethan befremdend auf den Zuschauer....




    'nen ähnlich gnadenlosen Antreiber spielte John Wayne bereits 1948 in 'Red River' von Howard Hawks. Zusammen mit seinem Part in 'The Searchers' sind dies so ziemlich Waynes beeindruckendsten Leinwandleistungen (noch vor seinem oscar-prämiertem Auftritt in 'True Grit').


    Einen weiteren frühen Antihelden, innerlich zerrissen und mitleidlos, der die Figur des wenig zimperlichen Kopfgeldjägers im Italo-Western der 60er Jahre vorwegnahm, verkörpert James Stewart 1953 in 'Naked Spur' von Anthony Mann. Und auch der wortkarge Revolvermann Sterling Hayden an der Seite der resoluten Joan Crawford in Nicholas Rays Kultwestern 'Johnny Guitar' (1954) ist ein Vorbild von Typen wie Clint Eastwood in den Werken von Sergio Leone.


    In den Augen nicht weniger Filmhistoriker und Chronisten hat das Hollywoodkino im Allgemeinen und das Western-Genre im Besonderen in den 50er Jahren ein Allzeithoch erlebt. Neben John Ford, Nick Ray, Fred Zinnemann ('High Noon') und Anthony Mann ('Winchester '73', 'Bend of the River', 'Man of the West', 'Far Country') lieferte in dieser Dekade insbesondere auch John Sturges vier zeitlose Ausnahmewestern mit superben Darstellern wie Richard Widmark, Kirk Douglas, Anthony Quinn, Burt Lancaster, Robert Taylor etc. ab: 'Backlash', 'Gunfight at the O.K. Corral', 'The Law and Jake Wade', 'Last Train from Gun Hill' - die alle locker an seinen späteren 'The Magnificent Seven' heranreichen und diesen teilweise übertreffen....



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  • Zitat

    Original von Barolojoe
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    'nen ähnlich gnadenlosen Antreiber spielte John Wayne bereits 1948 in 'Red River' von Howard Hawks. Zusammen mit seinem Part in 'The Searchers' sind dies so ziemlich Waynes beeindruckendsten Leinwandleistungen


    Dem kann ich komplett zustimmen, würde aber noch "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" dazu zählen.

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    In John Fords 'The Man Who Shot Liberty Valance' (1962) gefällt mir John Wayne insbesondere in der zweiten Hälfte; nachdem er erkannt hat, dass er seine geliebte Hallie an James Stewart verloren hat und immer mehr dem Fusel verfällt. Stewart als Rechtsgelehrter und späterer Senator Ransom Stoddard bleibt hier für mich etwas blass und eindimensional. Seine Westernrollen bei Anthony Mann (vor allem in 'Naked Spur' und 'Bend of the River') sind vielschichtiger angelegt und besser gespielt.


    Im Grunde waren damals beide - James Stewart und John Wayne - zu alt für ihre Rollen in 'The Man Who Shot Liberty Valance'. Der 54jährige Stewart als "junger" Anwalt und frischgebackener Hochschulabsolvent, der dem 55jährigen Wayne die 32jährige Jungfer Vera Miles ausspannt....tztz...



    Die Hauptgründe, warum ich mir 'The Man Who Shot Liberty Valance' immer wieder gerne anschaue, sind zwei andere: Edmond O'Brien spielt als versoffener Zeitungsverleger und Redakteur Dutton Peabody groß auf; und Lee Marvins peitschenschwingender Liberty Valance zählt zu meinen All-Time Top 10 Westernschurken - neben Grant Williams (in Jack Arnold's 'Red Sundown', 1956), Vic Morrow (in 'Posse from Hell' von Herbert Coleman, 1961), Arthur Kennedy ('Bend of the River', 1952), Broderick Crawford ('Fastest Gun Alive', Regie Russell Rouse, 1956), Richard Widmark ('The Law and Jake Wade', John Sturges, 1957), Dan Duryea ('Winchester '73', 1950), Robert Ryan ('Naked Spur', 1953), Robert Preston ('Blood on the Moon', Robert Wise, 1948) und Leo Gordon ('Man with the Gun', Regie Richard Wilson, 1955).


    An diese zehn Unholde kommen meiner Ansicht nach später auch die besten Bösewichter in den Italo-Western (Klaus Kinski, Gian Maria Volonté, Lee Van Cleef, Tomas Milián) nicht ganz ran...



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  • Die Darstellungen von Peabody und Liberty sind tatsächlich hervorragend, wie auch die von ein paar anderen, der Sheriff zum Beispiel.


    Das ist für mich auch kennzeichnend für John Ford, dass in seinen Filmen auch die Nebenfiguren vielschichtig angelegt sind. So haben auch die Nebendarsteller die Chance, etwas besonderes aus ihren Rollen zu machen.


    Ford hat immer mit guten Drehbuchautoren zusammen gearbeitet, die das ermöglichten.
    Bei The Searchers z.B. war es Frank S.Nugent.

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    Nach den oben genannten Werken noch zwei weitere Genre-Empfehlungen, die beide zu meinen All-Time Top 12-Western zählen.


    (Was freilich nur begrenzte Aussagekraft besitzt, da ich in den vergangenen rund 30 Jahren bislang gerade mal gut 800 Wildwestfilme gesehen habe.)




    Beide Streifen stammen aus den 50er Jahren, der eine in wunderschönen Technicolorfarben, der andere in kontrastreichem Schwarz-Weiß gedreht.


    Und beide Male spielt Glenn Ford eine Hauptrolle:




    - The Violent Men , Regie Rudolph Maté, 1955 (Deutscher Titel 'Rauhe Gesellen')


    - The Fastest Gun Alive , Regie Russell Rouse, 1956 (Dt. 'Die erste Kugel trifft')





    Auf Inhaltsangaben und Beschreibungen verzichte ich aus Spoilergründen weitgehend, nur so viel:



    In 'The Violent Men' wird der zunächst friedliche Farmer John Parrish (Ford) gezwungen, sich mit seinen Mannen in Guerilla-Manier gegen die Machenschaften des expansionsfreudigen Großgrundbesitzers Edward G. Robinson und dessen machtbesessene Ehefrau - Barbara Stanwyck in einer ihrer besten und abgründigsten Rollen - zur Wehr zu setzen...



    Die Story von 'Fastest Gun Alive' ist komplexer und voller Überraschungen. In kaum einem anderen Western (auch nicht in den Klassikern von Anthony Mann oder John Ford) wurden jemals die Seelennöte und Beweggründe der Protagonisten derart scharf und schonungslos analysiert.


    Auch hier sind sämtliche Haupt- und Nebenrollen glänzend besetzt: Fords Rivale um den Titel des schnellsten Schützen im Land verkörpert der Outlaw Broderick Crawford, damals bereits hochdekorierter Oscar-Preisträger.




    Während 'The Violent Men' mittlerweile als deutsche DVD-Ausgabe von Sony Pictures in guter Qualität im Handel zu haben ist....



    http://www.amazon.de/Raue-Gesellen-Glenn-Ford/dp/B000E0VZFA




    ....wurde 'The Fastest Gun Alive' hierzulande noch nie veröffentlicht.


    Es gibt einen Region 2 UK PAL-Transfer und eine amerikanische Region 1 NTSC Fassung.


    Bild & Ton der US-DVD - erschienen in der hochwertigen Archive Collection von Warner Brothers - sind perfekt; wer auf seinem Player alle Regionalcodes abspielen kann, sollte deshalb unbedingt das NTSC-Original ordern....



    http://www.amazon.co.uk/Fastest-Alive-Region-Import-NTSC/dp/B003552QU4/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1376222632&sr=8-2&keywords=fastest+gun+alive+dvd






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    Wenn 'Fastest Gun Alive' hierzulande bislang auch nicht auf DVD erschienen ist, wurde er unter dem oben erwähnten Titel 'Die erste Kugel trifft' in der Vergangenheit hin und wieder im Fernsehen gezeigt; so weit ich mich entsinne, nahezu ungekürzt.

    Und die deutsche Synchro fällt hier ausnahmsweise auch ganz passabel aus. Beim Vergleich der Stimmen zeigt sich allerdings, dass der markante Unterton von Brodrerick Crawfords rauchigem Bariton vom hiesigen Synchronsprecher nicht erreicht wird.


    Die Eingangssequenz, in der Crawford alias Vinnie Harold vor dem Duell mit Clint Fallon die denkwürdigen Dialogsätze spricht, sein eindringliches "because I gotta know...." wirkt im Original viel bedrohlicher und dämonischer. Allein dies ist schon ein Kaufgrund der empfohlenen US-NTSC DVD.




    Hier noch zwei Seiten mit Infos & Bildern zu 'The Violent Men':



    http://www.lassothemovies.com/…nt-men-1955-rudolph-mate/
    http://www.nativeamerican.co.uk/violentmen.html





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  • Zitat

    Original von Barolojoe


    In kaum einem anderen Western (auch nicht in den Klassikern von Anthony Mann oder John Ford) wurden jemals die Seelennöte und Beweggründe der Protagonisten derart scharf und schonungslos analysiert.


    Da wir von tiefgründigen Westernfiguren reden, möchte ich auch gerne Audie Murphy in „Auf der Kugel stand kein Name“ erwähnen.


    Von Audie Murphy halte ich viel. Er drehte zwar vorwiegend B-Movies, doch diese hatten oft mehr Niveau als man denkt.


    In dieser Western-Perle von Kult-Regisseur Jack Arnold (Tarantula, Der Schrecken vom Amazonas) spielt Audie Murphy ausnahmsweise einen Bad Guy, einen Auftrags-Killer, der die ganze Stadt in Schrecken versetzt. Jeder dort denkt, er wäre hinter ihm her.
    Es gibt viele psychologische Momente, Audie Murphy diskutiert viel auf philosophischer Ebene mit dem Doc der Stadt, spielt sogar Schach mit ihm.
    Das Ende des Films ist recht originell.

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    Audie Murphy war vor seiner Hollywoodkarriere ein hochdekorierter Kriegsheld mit zahlreichen Orden und Auszeichnungen, die er im Nahkampf gegen die Nazis in Europa erworben hat.


    Von vielen Filmkritikern wird er nicht gerade in die Riege der herausragenden Charakterdarsteller gehievt. Gleichwohl hat er in mindestens zwei Western einen guten Eindruck hinterlassen. Im oben erwähnten 'No Name on the Bullet' von Jack Arnold - und in 'Posse from Hell' (dt. Titel 'Die Gnadenlosen Vier', 1961) von Herbert Coleman.


    'Posse from Hell' zeigt zudem einen der erinnerungswürdigsten Filmschurken aller Zeiten - Vic Morrow in der Rolle des sinistren Crip. Die ersten zwölf Minuten, in denen die vier Outlaws (mit dabei auch Lee Van Cleef) in die Stadt reiten, den Sheriff umlegen und die Bewohner mittels Geiselnahme erpressen, gehören zu den stärksten Momenten der Westerngeschichte überhaupt.



    Da hier das Einstellen von Youtube-Links untersagt ist, siehe:



    - > Youtube


    -> Posse from Hell part 1



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  • Kurzbeschreibung:
    Um 1870: Ein reumütiger Gangster, Jess Wade, beschließt, endlich ein ehrbarer Mann zu werden. Unterstützung bekommt er dabei von dem ortsansässigen Sheriff und der hübschen Saloonchefin. Nach seiner Bekehrung steht Jess Wade - mittlerweile zum Hilfssheriff avanciert - vor der Aufgabe, seine ehemaligen Kumpane umzulegen.


    Mein Eindruck:
    Dieser amerikanische Western von 1969 ist im Vergleich zu Italowestern dieser Zeit zwar relativ mild, aber ein wenig Feeling dieses Filmgenres besitzt er doch.


    Hauptfigur ist Jesse Wade, der sich von der Banditengang löst und ehrlich werden will. Doch so schnell lässt ihn der Bandenchef nicht aus den Fängen. Er soll nach einem Überfall unfreiwillig den Sündenbock spielen. Verletzt, ohne Waffen und Pferd, nur mit Sattel und Lasso, lassen sie ihn in der Wüste zurück. Doch Jesse kehrt zurück und sinnt auf Rache.

    Die Westernmusik wird großzügig eingesetzt, klingt wie eine Mischung aus Elmer Bernstein und Ennio Morricone. Komponist ist aber erstaunlicherweise der unbekannte Hugo Montenegro .


    Eindrucksvoll:
    - Die Saloonszenen inklusive tanzenden Bardamen, erinnert an Lucky Luke-Comics
    - der latente Sadismus der Banditen
    - die Szenen in der Wüste, als Jesse Wade ein Wildpferd fängt und zureitet.
    - die Filmmusik


    Schwach:
    - Drehbuch und Dialoge
    - die Liebesgeschichte
    - Vorsicht! Diese DVD-Fassung ist anscheinend gekürzt. Fans sollten sich nach einer anderen Version des Films umsehen.


    Fazit: Unterhaltsamer Film für B-Movie-Westernfans, wenn man nicht zu hohe Ansprüche stellt.

  • *abonnier*


    Wurde High Noon schon genannt ?


    Über A. Murphy stand kürzlich übrigens ein interessanter Artikel im Spiegel (online).

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von newmoon ()

  • Einer der wichtigsten Western of all Times war mir immer "My Darling Clementine".


    Da spielt Henry Fonda Wyatt Earp unter der Regie von John Ford!


    Es gibt einige bemerkenswerte Szenen, die mich nachhaltig beeindruckten.
    z.B. Wyatt Earps Tanz, Doc Holidays Shakespeare-Monolog, Walter Brennan als alter Clanton oder Henry Fonda kippelnd auf dem Stuhl!


    Zitat

    Nachdem sein jüngster Bruder James erschossen und seine Viehherde gestohlen wurde, übernimmt Wyatt Earp den Posten des Sheriffs in Tompstone, um mit der Hilfe seiner beiden verbliebenen Brüder Morgan und Virgil die Schuldigen zu finden. Bald lernt er den Spieler Doc Holliday sowie dessen ehemalige Freundin Clementine, die als Lehrerin in die Stadt kommt, kennen und schätzen. Als bei Hollidays aktueller Geliebter, der Sängerin Chihauahua, ein Schmuckstück auftaucht, das früher James gehörte, bestätigt sich Earps Verdacht gegen die Clanton-Sippe. Es kommt zum großen Showdown am O.K. Corral.

  • Zum Vergleich habe ich mir auch noch den 3stündigen Wyatt Earp-Film von Lawrence Kasdan aus dem Jahr 1994 angesehen.


    Kurzbeschreibung
    Die fesselnde Verfilmung des dramatischen Lebens von Wyatt Earp, ein neues Meisterwerk mit Superstar Kevin Costner: Der legendäre Marshal von Dodge City und sein Freund Doc Holliday sagen der Gesetzlosigkeit des Wilden Westens den Kampf an. Doch ihre brutale Vorgehensweise macht sie zu umstrittenen Helden ...


    Mein Eindruck:
    Bei der Dauer natürlich ziemlich langatmig. Natürlich gibt es einige gute Szenen und viele gute Darsteller, aber das pseudorealistische hat mich heute mehr gestört als früher. Es gibt ein paar kritische Anmerkungen zu Wyatt Earps Verhalten, aber die Rechtfertigungen (Trauer, Rache) werden doch schnell mitgeliefert. Der Film bleibt so in halb Verehrung, halb Mystifizierung stecken.
    Der Film ist preisgekrönt, allerdings mit goldenen Himbeeren für schwache Leistungen.


    Kevin Costner spielt gewohnt stoisch, Dennis Quaid nimmt man in seiner ausgemergelten Gestalt den lungenkranken Doc Holiday ab.


    Was den Film doch teilweise rausreißt ist die Filmmusik von James Newton Howard, die man wirklich stundenlang hören kann.

  • Dieser Film wurde letzten Monat neu auf DVD veröffentlicht.


    Ein selten gezeigter Film von 1942, der noch zwischen Stereotypen und einer komplexeren Handlung schwankt. Es ist eine Verfilmung des Romans von Rex Beach
    Es geht um den Kampf um Goldminen im Alaska des auslaufenden 19.Jahrhunderts.


    Darstellerisch haben mir die Nebenfiguren am besten gefallen, z.B. Harry Carey und Richard Barthelmess.