Mein Leben nach der Todeszelle - Damien Echols

  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
    Verlag: Goldmann Verlag (13. Mai 2013)
    ISBN-13: 978-3442313402
    Originaltitel: Life after Death
    Preis Gebunden Ausgabe: Euro 19.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 15.99


    Autor


    Damien Echols wurde 1974 in Arkansas geboren und verbrachte seine von häufigen Umzügen geprägte Kindheit und Jugend in Mississippi, Tennessee, Maryland, Oregon, Texas, Louisiana und Arkansas. Im Alter von 18 Jahren wurde er beschuldigt, gemeinsam mit seinen Freunden Jason Baldwin und Jessie Misskelley Jr. drei kleine Jungen ermordet zu haben. Damien Echols wurde zum Tode verurteilt und verbrachte 18 Jahre in der Todeszelle, ohne dass seine Schuld je bewiesen worden wäre. Der Fall der "West Memphis Three" fand weltweite Beachtung, es entstanden zwei große Dokumentarfilme zu dem Thema. 2011 wurden die drei nach einer neuerlichen Prüfung der Beweislage aus dem Gefängnis entlassen. Damien Echols lebt heute mit seiner Frau Lorri Davis in Salem, Massachusetts.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Im Jahr 1993 wurden Damien Echols, Jason Baldwin und Jessie Misskelley Jr. – bald bekannt unter dem Namen "The West Memphis Three" – für schuldig befunden, drei achtjährige Jungen ermordet zu haben. Baldwin und Misskelley erhielten lebenslange Haftstrafen, Echols wurde zum Tode verurteilt. In den folgenden Jahren wurden die "WM3" weltweit zum Symbol für die Verfehlungen des amerikanischen Justizsystems und erhielten breite Unterstützung. In einer spektakulären Wende der Situation und aufgrund neuerlicher DNA-Tests wurden alle drei Männer im August 2011 entlassen. In seinem Buch schildert Damien Echols, der stets seine Unschuld beteuerte, was es bedeutet, 18 Jahre lang in der Todeszelle zu sitzen, und er erzählt, wie es ihm gelang, den psychischen wie physischen Terror, dem er ausgesetzt war, zu überleben.


    Meine Meinung


    Dieses Buch habe ich zusammen mit Amanda Knox' "Zeit, gehört zu werden" gekauft. Die beiden Biografien haben ein ähnliches Grundthema, unterscheiden sich aber in Sachen Schreibstil und Erzählweise ziemlich deutlich voneinander. Damien Echols schreibt auf den ersten fast 250 Seiten ausschliesslich von seinem Leben VOR den Tötungsdelikten und seiner anschliessenden Verhaftung, unterbrochen von ein paar Anekdoten aus dem Gefängnisleben. Dieser Abschnitt ist meiner Ansicht nach erheblich zu lang geraten und der Hauptgrund weshalb ich ein paar Punkte in der Wertung abziehe. Er erzählt offen und ehrlich, ohne etwas zu verschweigen aber zu ausschweifend von seinem tristen Leben in der amerikanischen Unterschicht, auch "White Trash" genannt, und seiner eher armseligen Jugendzeit. Die zweite Hälfte des Buches hat mich dann mehr in seinen (schockierenden) Bann gezogen als es primär um den Prozess und den Gefängnisalltag im Todestrakt ging.


    Dieser zweite Teil ist eine einzige Anklage an den amerikanischen Strafvollzug! Gefängnisdirektoren sowie Aufseher und Wärter haben in dieser abgeschotteten Realität ihr eigenes absurdes Rechtssystem geschaffen in dem sie die Könige sind die Verurteilten ein Nichts das sie nach Lust und Laune terrorisieren konnten. Gefangene haben in diesem ausweglosen Moloch zwei Möglichkeiten: Entweder sie wenden sich nach innen und schaffen ihre eigene kleine virtuelle Welt oder sie werden wahnsinnig! Damien Echols hat sich eine innere Welt des Zen-Buddhismus aufgebaut und in stundenlangen Meditationssitzungen findet er die Ruhe und den Ausgleich zum öden Gefängnisleben.


    Er stellt sich zu Beginn des Buches ganz als der naive Tor dar, der bei seiner Verhaftung noch feucht hinter den Ohren war und voll und ganz auf den Sinn der Justiz vertraute für Gerechtigkeit zu sorgen. Aber hier hat das Gerichtssystem ein bereitwilliges Opfer gefunden, das sich leichtgläubig auf göttliches Eingreifen verlies, aber es plante auf perfide Weise viel mehr seinen Untergang. Es gab einen schrecklichen Dreifach-Mordfall und die Leute die in diesem Regierungsapparat operieren wollten oder mussten der Öffentlichkeit ganz einfach einen oder mehrere Täter präsentieren. Koste es was es wolle. Und wenn man wie Damien Echols zur falschen Zeit an der falschen Stelle steht kann der Irrsinn einem auf übelste Weise ganz böse mitspielen. Die sinn- und endlosen Prozeduren der Behörden konnte er mit beschränkten Mitteln bekämpfen aber er konnte sie in diesem Fall nicht gewinnen. Verstehen muss man das nicht, es ist ein Vorgang ohne erkennbare Logik.


    Das Wissen darum, dass es sich hier nicht um eine ausgedachte Geschichte eines Schriftstellers handelt sondern um das reale Leben eines Menschen schafft eine beklemmende Atmosphäre von unbestimmter Bedrohlichkeit und Nachdenklichkeit die wie ein Nebelschwaden über der Erzählung hängt. In Anbetracht aller Faktoren ein gutes Buch mit ein zwei Mängelpunkten dessen Lesen sich aber für Interessierte lohnt. Wertung: 7 bis 8 Eulenpunkte

  • Ich bleibe nach diesem Buch in einer unzufriedenen und genervten Stimmung zurück.
    Dies wird natürlich verursacht, weil man im Grunde nicht weiss, wer diese drei Kinder getötet hat. Man kann sich die Filme dazu ansehen, man kann dieses Buch lesen, doch man wird nie wissen ob Mister Nichols und seine zwei Freunde Mörder sind oder die armen Justizofper als die er sie in diesem Buch darstellt: Opfer eines schlechten Systems das die Todesstrafe ausführt.


    Im Grunde erzählt er in diesem Buch in ständiger Wiederholung wie böse das Justizsystem ist, wie er ständig von Wärtern misshandelt wird, wie toll er sich z.b. durch Meditation, Religion und Co weiterentwickelt hat und was er für Mitgefangene erlebt hat. Eine grosse Effekthascherei.


    Zuerst las ich das Buch ungläubig und dachte nur: ohgott dieser arme Mensch, was haben sie ihm angetan, doch das wechselte dann bald zu Abneigung. Die Schilderung wie mit ihm umgesprungen wurde, wie immer gelogen wurde um ihn in die Pfanne zu hauen, wirken in dieser geballten Ladung auf mich wie von einem Mensch der meint dass die ganze Welt gegen ihn ist und lebt nur dafür ihn fertig zu machen.
    Man kann keinen Halbwüchsigen einsperren, für so lange Zeit isolieren und erwarten, dass er davon keine psychischen Schäden erleidet. Dies merkt man ihm meiner Meinung nach an. Doch wer weiss, in wieweit er schon vorgeschädigt war.


    Er Auftreten seit der Entlassung, die berühmten Freunde und Unterstützer wie Johnny Depp, Marilyn Manson, Peter Jackson usw. machen diesen Eindruck für mich nur noch stärker. Er perfektioniert dieses Auftreten im Grunde um den Lebensunterhalt damit zu verdienen und hat die Lebensaufgabe sich reinzuwaschen.


    Ich kann nicht beurteilen was er getan hat und was nicht und auch nicht ob das Justizsystem ihn hereingelegt und misshandelt hat, aber für mich bleibt bei diesem Buch ein sehr bitterer Beigeschmack.

  • Zwei ziemlich unterschiedliche Beurteilungen. Danke für eure Rezis. Ich kenne weder Buch, noch Film und kann daher nichts zum Buch sagen. Verständlicherweise muss es aber in gewisser Form unzufriedene Leser produzieren, weil man eben am Ende der Geschichte ein aufgeräumtes Feld hätte. Gerade weil sie einen realen Hintergrund hat. Nicht zu wissen, wer tatsächlich der oder die Täter waren, lässt ein ungutes Gefühl zurück. Mal angenommen, der Autor wäre wie behauptet unschuldig. Dann kann man durchaus verstehen, dass er alles versucht, sich reinzuwachsen. Was aber nicht ganz funktionieren wird. Die 18 Jahre wird er nie abschütteln und den latenten Schuldvorwurf auch nicht.


    Gibt's am Ende des Buches eine Info, wie er damit umgeht, oder wird das gar nicht thematisiert?