Fragen an Tanja Kinkel

  • Hallo Tanja, :wave
    wie gefällt es Dir in Ulan Bator?
    Ist es da ohne weiteres möglich, alle Tempel oder Klöster zu besichtigen?


    Hast Du schon einiges gesehen, was Du für Deinen nächsten Roman gebrauchen kannst?


    Ich bin ja sehr gespannt, was da für ein Buch kommen wird! :-]

  • Ulan Bator und das Naadam-Fest dort waren der Endpunkt meiner Reise; die drei Wochen vorher habe ich in Jurten verbracht, überall im Land, vom Khusvgul-See nahe der russischen Grenhe im Norden über das Altai-Gebirge bis zur mittleren und südlichen Gobi nahe der chinesischen Grenze im Süden. Es war eine wunderbare Reise, die gestern nachmittag, als ich wieder in der Heimat eintraf, zuende ging, und ja, sie war für ein Buch, aber worum es genau darin geht, kann ich nicht verraten, da bin ich abergläubisch. :-)


    Die Klöster kann man besichtigen, die meisten Räume: wie bei uns sind die Privaträume natürlich tabu. Allerdings sind alle Klöster in den 1930er Jahren zerstört worden, mußten später wieder aufgebaut werden, und wirken daher größtenteils recht neu.

  • Man darf also auf das nächste Buch gespannt sein, bei so vielen exotischen Eindrücken kommt bestimmt was Tolles dabei raus. ;-)


    Wie bist du auf die Figur Angiola Calori aufmerksam geworden?

  • Lesebär: Auf Angiola Calori stieß ich durch Casanovas Memoiren. Ich wollte wissen, in wieweit die "Bellino"-Episode auf Realität beruht, und fand heraus, daß man "Bellino" lange Zeit nicht identifizieren konnte - Casanova gibt ihr in seinem Buch, wie den meisten noch zur Zeit des Verfassens lebenden Damen - einen Decknamen, Teresa -, bis den Forschern das Originalmanuskript der Memoiren zugänglich wurde, und dort diverse Ausstreichungen des Originalnamens klarmachen, daß es sich um Angiola Calori handelte. Über sie hieß es in dem historischen Sängerlexikon, das ich konsultierte, daß sie einen erstaunlichen Stimmumfang gehabt habe, und als ich schließlich Charles Burneys "Musikalische Reise durch Europa" las, 1770 erschienen, sah ich, daß sie noch dreißig Jahre nach ihrer ersten Begegnung mit Casanova 1744 europaweit sang (Burney, der sie aus London kannte, hörte sie an der Oper in Dresden). Das wäre selbst für eine heutige Sängerin eine phantastische Karierre; sie mußte also nicht nur Talent, sondern auch immense Willenskraft und Energie gehabt haben. Das machte mich noch neugieriger - wo stellten sich bei ihr die Weichen, was formte sie, wieweit beeinflußte sie das Leben als angeblicher Kastrat, und ihr Erlebnis mit dem fast gleichaltrigen Giacomo, der noch keine lebende Legende war, als sie sich begegneten? So entstand der Roman.

  • Fellini ist generell nur bedingt mein Fall. Was filmische Inkarnationen von Casanova betrifft: Marcello Mastrioanni gibt eine uneitle und doch zutiefst menschlich und sympathische Darstellung des alten Casanova in "Die Flucht nach Varennes", was überhaupt ein sehr schöner Ensemblefilm ist, in dem zu Beginn der französischen Revolution Vertreter der alten und neuen Welt aufeinander prallen. Alain Delon als Casanova in mittleren Jahren, dem klar wird, daß es mit seiner Jugend endgültig vorbei ist, in "Casanovas Rückkehr" ist auch sehr gut. Was den jungen Casanova betrifft, da ist meine Lieblingsinkarnation David Tennant in dem Fernseh-Zweiteiler "Casanova" (der auch einen wunderbaren Peter O'Toole als alten Casanova bietet).