Ich finde eure Diskussion interessant, denn ihr sprecht wirklich über das Buch!
Leider habe ich im Moment keine Zeit, sonst hätte ich mich euch liebend gerne angeschlossen.
Vielleicht das nächste Mal!
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Mini-LR: Hanns-Josef Ortheil: Das Verlangen nach Liebe - Start: 1.07.
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Original von Voltaire
Wenn man sich verliebt - dann verliebt man sich halt. Davor bewahren aber kann man sich nicht. Was man kann ist allenfalls, auf den Partner, in den man sich verliebt, zu verzichten. Das Verliebtsein als solches aber bleibt.
Man kann Emotionen - und das Verliebtsein dürfte eine Emotion sein - kann man nicht unterdrücken, ausschalten, abstellen - man kann allenfalls versuchen diese Emotion nach außen hin nicht sichtbar werden zu lassen. Dieses nach außen hin verstecken der Emotion ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Emotion nun einmal da ist.
Genauso sehe ich es auch. Wenn also der Prota behauptet, er habe alles dafür getan, sich nicht zu verlieben, dann lügt er uns und sich selbst in die Tasche. Wahrscheinlich war er gar nicht dazu fähig, sich neu zu ver-lieben, weil er sich zuvor nie ent-liebt hatte.
Judith war anscheinend auch nach der Trennung fest in seinem Herzen verankert, so dass eine andere Frau nie die Chance hatte, ihm nahe zu kommen, ihm "gefährlich" zu werden.
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Zitat
Original von Salonlöwin
ist Dir bekannt, dass einige Verlage immer noch auf die alte Rechtschreibung setzen?
Insofern weiß ich nicht, ob es sich um eine Entscheidung Ortheils oder seines Verlages gehandelt hat, welche Rechtschreibung gewählt wurde.Ja, das weiß ich natürlich, aber deshalb gefällt es mir trotzdem nicht, bzw. muss das noch lange nicht gut heißen.
Das ist für mich ein bisschen wie Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen - albern.
Das Leben ist Veränderung, die Methoden verändern sich. Sich dagegen zu sträuben kostet Kraft, die in meinen Augen sinnlos vergeudet ist.
Es wäre ja auch albern, wenn ein Musiker darauf bestehen würde, dass seine Songs nur auf Vinyl gepresst werden und auf gar keinen Fall als garstige mp3-files verkauft werden dürfen.
Das "früher-war-alles-besser-Geschwafel" geht mir ehrlich gesagt auf den Keks. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ich alles "Heutige" in den Himmel hebe. Es gibt zu jeder Zeit und zu allem Vor- und Nachteile.
Und Sprache war immer schon der Veränderung unterworfen. Ich empfinde diese Dynamik als spannend. Mich dagegen zu stemmen ist unproduktiv. Lieber beschäftige ich mich mit den Entwicklungen und versuche das Beste herauszufiltern.
Natürlich ist es schade, dass aus so vielen starken Verben schwache geworden sind, über die Jahrzehnte. Aber soll ich jetzt heulen?
Der Hund boll. Das klingt für mich so viel stimmiger und melodiöser als das aktuell gebräuchliche Der Hund bellte. Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen, das durch aktive Anwendung wieder einführen zu wollen.
Sprache ist nicht nur das Werkzeug, es ist auch Teil des Kunstwerks, das der Autor erzeugt. Deshalb spielt es eine Rolle, wie die Sprache beschaffen ist. Und auf mich wirkt die Verwendung der alten Rechtschreibung wie infantiler Altersstarrsinn.
(Man beachte die paradoxe Kombination temporär entgegengesetzter Wörter... :lache)
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Zitat
Original von Regenfisch
Ich finde eure Diskussion interessant, denn ihr sprecht wirklich über das Buch!
Leider habe ich im Moment keine Zeit, sonst hätte ich mich euch liebend gerne angeschlossen.
Vielleicht das nächste Mal!Das wäre schön! Es kommt bestimmt wieder eine Gelegenheit gemeinsam zu plaudern.
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Das Buch wurde am gestrigen Abend beendet.
Fazit: Es war enttäuschend!Eine banale Liebesgeschichte - mehr nicht. Die handelnden Personen hatte kaum Tiefe und durch das gesamte Buch zog sich leider permanent ein mich nervender Oberlehrerton. Dieser Klimperfutzi Johannes ging mir mit seinen nur um sich selbst kreisenden Gedanken ziemlich auf den Wecker.
Und die drei Mädels Judith, Tanja und Anna wirkten alle miteinander austauschbar. Sie waren alle gleich farblos und ohne Konturen.
Obwohl ich Ortheil eigentlich schätze hat mich dieses Buch ziemlich enttäuscht. Es wirkte so, als hätte der Autor keine Lust am Schreiben und würde nur eine Auftragsarbeit abliefern. Im Gegensatz zu den anderen Ortheil-Büchern hätte man ihm das Manuskript zu diesem Buch einfach bei Abgabe um die Ohren hauen sollen.
Schwach Kollege Ortheil.
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Uff, ich bin noch nicht durch, was auch daran liegt, dass mir die Protagonisten nicht nahe kommen, sonder mir im Gegenteil sogar auf die Nerven gehen. Da kann ich mich dir, lieber Voltaire und Salonlöwin anschließen.
Im Grunde langweile ich mich mit dem Buch. Selbst nach 170 gelesenen Seiten bin ich noch geneigt an Abbruch zu denken. Oder den Rest nur noch zu überfliegen. Nach deinem Urteil scheint mir ohnehin nichts Weltbewegendes mehr bevorzustehen.
Den Beischlaf von Judith und Johannes hat der Autor komplett ausgeblendet. Dafür serviert er uns als "Après-Sex" Erinnerungen, die Judith und Johannes austauschen, als sie sich zum ersten Mal begegnet sind. Das las sich so öde und flach, dass ich gähnen musste.
Ausgerechnet mein erster Ortheil ein Fehlgriff? O weia, wie schade. Vielleicht können sich Leser, die auf Kunstgeschichte und klassische Musik abfahren, mehr für diesen Roman erwärmen. Meine Lust auf weitere Bücher des Autors ist natürlich drastisch abgeflacht. Trotzdem: Welches Buch von ihm würde sich lohnen?
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Werden wir es schaffen, mal ein Buch auszuwählen fürs gemeinsame Lesen, dass uns dann auch gefällt? Zwei Nieten hintereinander.
Das nächste suchst du wieder aus, Voltaire!
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So schlimm finde ich es gar nicht, dass auch dieses Buch nicht so toll ist. Denn auch über solche doch eher schlechten Bücher kann man doch auch wunderbar diskutieren. So richtig diskussionsmässig die Sau rauslassen.....
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Das Buch ist schon eine sehr exzessive Nabelschau von einem Mann, den ich überhaupt nicht als Romantiker einstufe, sondern als selbstverliebten Egozentriker.
Einen spontanen Widerwillen habe ich dem Wort "Köchelverzeichnis" gegenüber entwickelt. Das kam inflationär oft vor. Brrr!
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Zitat
Original von Rosha
Das Buch ist schon eine sehr exzessive Nabelschau von einem Mann, den ich überhaupt nicht als Romantiker einstufe, sondern als selbstverliebten Egozentriker.Einen spontanen Widerwillen habe ich dem Wort "Köchelverzeichnis" gegenüber entwickelt. Das kam inflationär oft vor. Brrr!
Da protzt offenbar jemand mit seinem profunden aber offenbar doch sehr einseitigen Wissen. Ein Bildungsexhibitionist.
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Abbruch nach 200 Seiten. Ich habe mich nur noch gelangweilt. Wenn Lesen nicht mehr mit dem Gefühl von Freude sondern allenfalls Pflicht erfüllt ist, ziehe ich die Reißleine. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Trotzdem hätte ich noch eine Frage zum weiteren Verlauf: Landet Johannes noch mit Anna und/oder Tanja im Bett? Zum derzeitigen Standpunkt scheint mir das durchaus möglich. Aber eigentlich interessieren mich die ganzen Figuren des Romans überhaupt nicht. Sie sind alle unsympathisch und blutleer.
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Jetzt habe ich doch noch was Interessantes gefunden, das ich hier niemandem vorenthalten möchte. Ortheil hat sich der ersten GV(=Geschlechtsverkehr)-Szene entzogen, aber auf Seite 203 stellt er sich dieser Aufgabe doch noch.
Wie poetisch der Austausch von Körperflüssigkeiten bei Ortheil funktioniert, zeigt dieser Ausschnitt:
ZitatDann und wann war die Gier derart stark, daß wir das Entkleiden beschleunigten und es schließlich einer hastigen Raserei gleichkam. Nichts wie weg mit all den Fetzen, weg damit …: und dann die erste Berührung des anderen, nackten Körpers, unglaublich, ein Tasten und Nachspüren, als habe man so etwas seit Jahren entbehrt, und das alles hellwach, mit einer plötzlich geschärften Präsenz aller Sinne, der Mund an der weichen Biegung des Nackens, das Pulsieren der Lippen, die flattrigen Hände auf der unermüdlichen Suche nach irgendeinem Genügen …: und schließlich, der lang erwartete und so unendlich ersehnte Zusammenklang der Körper, das Auf- und Ineinander, diese ganze Phalanx eines wilden, leidenschaftlichen Kampfes der Eroberer um das gelobte Land …
Erotische Szenen zu schreiben ist schwer. Bei Ortheils Versuch kommen bei mir allerdings mehr lyrische als erotische Gefühle auf. Auch hier wird der Leser auf Abstand gehalten.
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Zitat
Original von Rosha
Trotzdem hätte ich noch eine Frage zum weiteren Verlauf: Landet Johannes noch mit Anna und/oder Tanja im Bett?Nein. Wobei er allerdings nach eigenem Bekunden durchaus schon mal mit Tanja das eine oder andere Mal die Laken zerwühlt hat.