Mordsmöwen
Sina Beerweald
ISBN: 978-3954511358
Emonts
208 Seiten, 9,90 Euro
Über die Autorin: Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, hat sich bislang mit fünf erfolgreichen Romanen einen Namen gemacht. 2011 wurde sie Preisträgerin des Nord-MordAward, des ersten Krimipreises für Schleswig-Holstein. Vor fünf Jahren wanderte sie mit zwei Koffern und vielen kriminellen Ideen im Gepäck auf die Insel Sylt aus und lebt dort seither als freie Autorin.
Kurzbeschreibung: Möwerich Ahoi, sein halbes Leben lang Späher einer Bande um die "Scheff"-Möwe Baron Silver de Luft, schlägt Alarm: Crêpes-Budenbesitzer Knut ist verschwunden. Entführt, ermordet, ertrunken? Wovon sollen die Möwen sich jetzt ernähren, wenn sie nicht mehr täglich von den Sylter Touristen ihre Crêpes-Ration erbeuten können? Auf der Suche nach Knut gerät die Möwenbande in aberwitzige Verwicklungen und turbulente Situationen und kommt einem makabren Mord auf die Spur, der die Insel Sylt erschüttert.
Meine Meinung: Wer schon einmal an der Küste war und etwas Essbares in der Hand hielt, wird sicherlich bestätigen können, dass es sie gibt, die kriminellen Möwen. Es gibt Einzelgänger, Pardon -flieger und es gibt organisierte Banden, die sich mit waghalsigen und gut ausgeklügelten Flugmanövern den zumeist essbaren Gegenstand ihres überraschten Opfers blitzschnell aneignen.
Endlich ist nun aus der bisher noch wenig von den Medien thematisierten Welt dieser verschwiegenen Gemeinschaften ein Enthüllungsbericht aufgetaucht, der bestätigt, was der normale, beraubte Tourist bisher noch nicht einmal ahnte: Es gibt nicht nur mafiöse Strukturen in der Möwenwelt, sondern es gibt auch Möwen, die Verbrechen aufklären können und das mittels modernster Technik.
Ich bin sehr dankbar, dass es Sina Beerwald gelungen ist, einen Einblick in diese geheimen Bereiche der Sylter Vogelwelt zu bekommen und dass sie sicherlich durch ihr genaues Hinsehen und ihre sympathische ruhige Art, das Vertrauen der Möwe „Ahoi“, ihres Informanten, gewonnen hat, der sie nach und nach auf den neuesten Stand der Ermittlungen in diesem ungeheuerlichen Kriminalfall gebracht hat.
Ich muss gestehen, ich habe dieses überaus spannende aber auch humorvolle Buch wie gebannt gelesen und mich fast nicht aus meinem von Möwen umlagerten Strandkorb heraus getraut - einerseits aus Angst, in den strömenden Regen zu geraten, andrerseits aber aus Sorge, dieses spannende Zeugnis ihrer heldenhaften Taten an sie zu verlieren, denn dass Möwen lesen können, ist auch so eine Sache, mit der die Fachwelt der Vogelkundler nun dank Ahoi und Sina Beerwald ihr Wissensspektrum erweitern darf.
Dieser Sylt-Krimi hat alles, was man sich nur wünschen kann. Er ist sehr spannend und man ahnt lange Zeit nicht, wer so gemein sein kann, einen harmlosen Crêpes-Budenbesitzer zu meucheln; man gerät auf falsche Spuren und ist immer wieder überrascht, welche Wendungen der Fall nimmt und welche Möglichkeiten den Möwen zur Verfügung stehen. Die große Wortgewandtheit der Möwe Ahoi wurde von der Autorin perfekt und mit sehr ansprechendem Schreibstil wiedergegeben und so hat man am Ende das Gefühl, die Berichte aus Sylt könnten noch lange so weiter gehen.
Ich bin immer wieder neugierig, wenn Bücher erscheinen, in denen Tiere als Erzähler auftreten, oder eine große Rolle spielen. Leider waren die meisten bisher etwas banal und nicht besonders ansprechend. Die „Mordsmöwen“ aber sind ein echter Lichtblick im Bereich „tierische Ermittler“ und können meiner Meinung nach auf jeden Fall mit „Felidae“ und „Glennkill“ mithalten.
Mein Fazit: Ein Buch, das nicht nur im Urlaub einen „tierischen Spaß“ verspricht und das mit seinem gelungenen Mix aus Spannung, Humor (und ich verrate nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass auch die Liebe nicht zu kurz kommt), ein amüsantes und kurzweiliges Lesevergnügen bietet.