Der Rithmatist - Brandon Sanderson

  • The Rithmatist - Brandon Sanderson
    (noch kein deutscher Titel vorhanden)


    The Rithmatist ist der erste Band einer neuen Young-Adult-Reihe von Brandon Sanderson. Er soll die Antwort liefern auf die Frage: "Wie lässt sich das Spielprinzip des Videospiels StarCraft als Magiesystem in einem Buch umsetzen?"


    Brandon Sanderson, geboren 1975, ist ein amerikanischer Fantasy-Autor. Bekannt geworden durch die Mistborn-Reihe und der Vervollständigung der Rad der Zeit-Reihe, schreibt er derzeit an den Sturmlicht-Chroniken und hat in der Zwischenzeit mit The Rithmatist sein erstes Young-Adult-Buch herausgebracht.


    Kreide. Hier dreht sich alles um Kreide. Rithmatisten, auserwählt in einer geheimnisvollen (religiösen) Zeremonie, sind in der Lage, bestimmte - mit Kreide gezeichnete - Figuren ("Chalklings") zum Leben zu erwecken und gegeneinander kämpfen zu lassen. Verteidigung, Angriff und Taktiken müssen dabei gelernt, beherrscht und genutzt werden. Dabei bleibt alles schön zweidimensional und damit auf Oberflächen beschränkt.


    Rithmatist spielt nicht in Sandersons Cosmere-Universum, sondern diesmal in einer eigenen, davon unabhängigen, Welt. Eine Steampunk-artige (bisher nur leicht angedeutet) alternative Erde - die Geschichte spielt auf den Vereinigten Inseln von Amerika - wird von wilden Chalklings bedroht, deren wahres Ausmaß und Eigenschaften nur den Rithmatisten bekannt sind. Trainiert werden die Rithmatisten bereits als Kinder an einer der dafür vorgesehen Schulen, darunter ist deren bekannteste, die Armedius-Akademie, der Ausgangspunkt der Buches.


    Joel Saxon, Sohn eines Kreideherstellers, ist ein Schüler der Armedius-Akademie. Er ist fasziniert und gefesselt von der Rithmatie, selbst aber nur ein gewöhnlicher Schüler der regulären Klassen und ohne die Befähigung, Kreidezeichnungen zum Leben zu erwecken. Er ist außergewöhnlich gut in Mathematik und besonders talentiert in Geometrie, die er nutzt, um die Proportionen und Verbindungen der Zeichnungen zu untersuchen und zu verstehen.
    Sein Leben wird durcheinander gebracht, als mehrere Schüler auf unerklärliche Weise entführt werden und er erkennt, dass hinter dem Kampf gegen die wilden Chalklings mehr steckt, als den Nichteingeweihten bekannt ist.


    Der Geschichte ist der Young-Adult-Fokus anzumerken. Es ist einfacher aufgebaut als Sandersons übrige Geschichten, die Personen sind meist vorhersehbar, die Handlung ziemlich linear und das Ende etwas zu plump umgesetzt - hier wären mehr Andeutungen besser gewesen als alles direkt auszusprechen. Gleichzeitig schafft Sanderson es, genügend Mysterien und Andeutungen einzubauen, um auf die nächsten Bände gespannt zu sein.
    Zwei seiner Themen, die er in jedem Buch umsetzt, das "philosophieren" der Figuren und die zentrale Rolle der Religion sind hier erfreulicherweise deutlich schwächer ausgeprägt als sonst, auch wenn sich stärkere religiöse Aspekte für die Nachfolger bereits andeuten.


    Insgesamt ein schönes Buch nicht nur für jüngere Leser. Gut und flüssig geschrieben, nett illustriert, eine interessante Welt aufgebaut, aber bislang noch nicht herausragend. Die Nachfolgebände werden wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.


    Ein "Trailer" für das Buch.
    Die ersten fünf Kapitel lassen sich hier lesen.


    Edit: Dt. Titel und ISBN eingefügt, damit diese Ausgabe auch im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe

  • Inhalt:
    Wie wird man Magier, wenn man nicht zaubern kann? Mit diesem Problem kämpft Joel tagtäglich, denn nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist, ein berühmter Kreidemagier, zu werden. Doch so sehr er sich auch bemüht, seine Kreidefiguren bleiben leblos – bis zu dem Tag, an dem plötzlich das Schicksal aller Rithmatisten auf Joels Schultern ruht. Einem Tag, an dem eine lange verborgene Gabe in ihm erwacht …


    Rezension:
    Von Brandon Sanderson hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber schon viel positives zu seinen Büchern gehört.
    "Der Rithmatist" ist der erste von mindestens zwei Bänden (Band zwei wird allerdings nicht vor 2017 im englischen Original erscheinen) und erzählt die Geschichte von Joel, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein Rithmatist zu werden. Diese besitzen die Macht Kreidezeichnungen zum Leben zu erwecken. Die Möglichkeit ein Rithmatist zu werden, blieb ihm im Alter von acht Jahren verwehrt, doch das hinderte Joel nicht daran so viel wie möglich über die Rithmatik zu lernen.


    Als dann ein Unbekannter beginnt rithmatische Mitschüler von Joel zu entführen, darf er bei den Ermittlungen helfen und ist geschockt, als schon bald feststeht, dass ein anderer Rithmatist hinter den Entführungen stecken muss.


    Joel ist ein sehr sympathischer Protagonist, der sehr wissbegierig ist. Wenn er anfängt über die Rithmatik zu sprechen, dann tut er das mit so viel Herzblut und Leidenschaft, dass er oft vergisst, dass er eigentlich kein Rithmatist ist.


    Brandon Sanderson besitzt einen wunderschönen Schreibstil, der sich sehr gut lesen lässt und auch seine Idee, die hinter "Der Rithmatist" steckt, hat mir wirklich gut gefallen. Die Welt, die er erschaffen hat ist sehr komplex, aber auch sehr gut erklärt. Das ganze Buch über herrscht eine großartige Atmosphäre, die mich in seinen Bann gezogen hat und mich nicht mehr loslassen wollte.
    Was während des Lesens sofort ins Auge springt, sind die liebevollen Zeichnungen, die die Geschichte zieren. Es gibt es eine Karte, die zeigt wann und wo die Geschichte spielt, am Anfang jedes Kapitels sitzt eine kleine Zeichnung und auch in die Kapitel sind viele wunderschöne Illustrationen mit eingeflossen.


    Leider braucht das Buch ziemlich lange um richtig spannend zu werden, auch wenn es sich die ganze Zeit gut lesen ließ. In der ersten Hälfte ging es um viele taktische Verteidigungsstrategien, die ein Rithmatist in Duellen anwenden kann. Die Rithmatik an sich ist für mich weniger Magie, sondern eher eine Wissenschaft. Damit der Leser sich das alles besser vorstellen kann, wurden auch hier wieder hilfreiche Zeichnungen verwendet, was wirklich sehr nützlich war, denn sonst hätte ich den ganzen Erklärungen wahrscheinlich niemals folgen können!
    Die zweite Hälfte des Buches war zum Glück spannender, die Bedrohung durch den Entführer wurde stärker und die Ermittlungen, bei denen Joel helfen durfte, wurden spannender und brachten immer neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Das Finale war dann richtig packend und es war doch eine kleine Überraschung für mich, wer hinter den Entführungen steckte.


    Fazit:
    Brandon Sanderson überzeugte mich in "Der Rithmatist" mit seinen schönen Schreibstil und tollen Ideen. Leider hat es sehr lange gedauert, bis die Geschichte richtig an Fahrt aufgenommen hat, doch es ließ sich zu jeder Zeit gut lesen! Es hat mir viel Spaß gemacht mit Joel, Melody und Professor Fitch die Geheimnisse der Rithmatik zu erkunden und gemeinsam mit ihnen zu rätseln, wer hinter den Entführungen steckt!
    8/10

  • Die Rithmatik ist die Fähigkeit Kreidezeichnungen mit Hilfe von mathematischen Berechnungen und Magie so zu gestalten und zum Leben zu erwecken, dass sie in den Kampf gegen Menschen oder andere rithmatische Zeichnungen ziehen können. Der Rithmatist ist derjenige, der diese Zeichnungen erstellt, kontrolliert und für den Kampf rüstet.


    Joel lebt ist Schüler des Armedius Internats. Seinen Platz dort hat er durch ein Stipendium bekommen, das man ihm nach dem Tod seines Vaters, einem geschätzten Kreidehersteller, überschrieben hat. In der Rithmatik darf er nicht unterrichtet werden, da er bei der Ausbildung vorangehenden Weihe, nicht dazu erwählt wurde. Zu seiner Freude darf er seinen Sommer als Forschungsassistent des geschätzten Rithmatik Professors Fitch verbringen, von dem er sich einige Lehrstunden in Theorie und Praxis der Rithmatik erhofft. Zu seinem Leidwesen ist auch Melody, eine der reichen Schülerinnen des Internats dabei, da sie unbedingt Nachhilfe in der Rithmatik benötigt. Als ein Entführer sein Unwesen treibt und wilde Kreidlinge auf dem Internatsgelände auftauchen, finden sich Joel und Melody schnell zwischen den Ermittlungen wieder. Wer ist der Unbekannte, der eine Abneigung gegen Rithmatisten hegt? Und wie gelingt es Joel doch noch seinen großen Traum zu erfüllen?


    Kann es sein, dass Sanderson wirklich so banal ist und eine Internatsgeschichte auf den Jugendfantasymarkt schmeißt? Scheint so und doch ist es ganz anders, denn es ist ihm tatsächlich gelungen mit seiner Idee der Rithmatik etwas gänzlich neues zu erschaffen. Zumindest habe ich zuvor noch nichts vergleichbares gelesen. Nicht nur thematisch kann sich Sanderson problemlos mit anderen Fantasy-Internatgeschichten messen, auch seine Figuren sind so sympathisch, dass der Leser sie auf Anhieb mag. Nicht nur die Protagonisten Joel, Melody und Prof. Fitch bestechen durch charismatische Eigenheiten, sondern auch die Nebenfiguren leben durch viel Charme, Witz und auch Antipathien. Es entsteht eine Atmosphäre, in der man sich augenblicklich wohlfühlt und von der man sich wünscht sie noch über viele Bände hinweg, einsaugen zu dürfen.


    Meine Begeisterung hat sich Sanderson mal wieder mit seinen schriftstellerischen Fähigkeiten erwirkt. Wie kann es sein, dass ein Autor bereits so viele Bücher geschrieben hat und doch immer wieder so unterschiedliche Geschichten erzählen kann? Beginnend beim Thema über Figuren bis hin zur Atmosphäre ist er in der Lage von ruhig, sanft, tiefgründig bis hin zu mega spannend und actiongeladen alles zu erschaffen. Und das scheinbar mühelos, aber eben mit viel Herzblut.


    Obwohl "Der Rithmatist" nicht durchweg extrem actionreich ist, bewirkt er mit dem Wohlfühlfaktor und dem Interesse, dass die Geschichte beim Leser auslöst, dass man das Buch geradezu inhaliert. Ehe man sich versieht ist man schon im letzten Drittel angekommen, in dem die Spannung nochmal ordentlich in die Höhe schießt. Und das ist auch schon das Ende da. Traurig, dass es schon vorbei ist und mit einigen Appetithäppchen zur Fortsetzung muss der Leser sich gedulden bis der nächste Teil erscheint. Was hoffentlich schon sehr bald ist ("The Atzlanian" / voraussichtlicher ET für die Originalausgabe: 2016).

  • “Kreidlinge. Sie wurden aus Formlinien entwickelt und bildeten den Kern eines jeden rithmatischen Angriffs. Nalizar zeichnete schnell und zielstrebig und erschuf Kreidlinge, die an kleine Drachen erinnerten. Sie besaßen Flügel und hatten biegsame Hälse. Sobald er den ersten vollendet hatte, erwacht er bebend zum Leben und flog über den Boden zu Professor Fitch.” (S. 24)


    Etwas komplett Neues zu schreiben, ein Thema zum Mittelpunkt einer Geschichte zu machen, das es so vorher noch nie gegeben hat – sowas scheint nicht einfach zu sein. Dazu gibt es einfach schon viele Ideen und Geschichten. Und doch hat Brandon Sanderson es mit diesem Buch geschafft.


    Rithmatisten duellieren sich mt Kreide, in dem sie komplizierte Verteidigungskreise, Wirklinien, Kreidlinge und vieles mehr auf den Boden zeichnen. Joel ist von den einzelnen Strategien sehr fasziniert. Interessiert nimmt er alles an Wissen auf, das er bekommen kann. Auch zeichnerisch ist er nicht unbegabt. Nur erwachen seine Kreidlinge einfach nicht zum Leben – Joel ist nämlich leider kein Rithmatist, sondern wird nur an der gleichen Schule wie diese unterrichtet.


    Doch als mit einem Mal einer der Rithmatistenschüler spurlos verschwindet und alles darauf hindeutet, dass rithmatische Zeichnungen und wilde Kreidlinge im Spiel waren, steckt Joel mittendrin…


    Wie schon in “Steelheart” konnte mich der Autor auch hier mit der Grundidee, seiner kurzweiligen Schreibweise und den Charakteren begeistern. Joel ist kein typischer Held: Er ist eben kein Rithmatist, kommt anders als seine Mitschüler aus schlichten Verhältnissen und wird auch nicht im Laufe der Geschichte urplötzlich total beliebt. Das hat mir wirklich gut gefallen.


    Die Handlung an sich ist nicht unbedingt besonders: Schüler verschwinden, das Verbrechen muss aufgeklärt werden und Joel befindet sich plötzlich im Mittelpunkt der Ermittlungen. Das Ende hingegen ist ziemlich komplex und ich fand es stellenweise etwas verwirrend. Ich denke, dass ich den Schluss, bevor ich den zweiten Teil lesen werde (und das werde ich), noch ein Mal lesen muss, um wirklich alle Informationen parat zu haben.


    “Der Rithmatist” ist ein mehr als gelungener Auftaktband zu einer neuen Jugendfantasyreihe von Brandon Sanderson. Mich hat vor allem die originelle Idee der Rithmatie, also der Kreidemagie, begeistert. Die Geschichte liest sich leicht und wird nicht langweilig. Einzig und allein der Schluss war mir etwas zu verwirrend und komplex – vielleicht hätte ich ihn aber einfach auch langsamer lesen sollen. Ich freue mich auf das Erscheinen des Folgebands und vergebe 8 von 10 Sternen.