Der Schrei der Engel - R.J. Ellory

  • Taschenbuch: 576 Seiten
    Verlag: Goldmann Verlag (18. März 2013)
    ISBN-13: 978-3442475858
    Originaltitel: The Saints of New York
    Preis Taschenbuch: Euro 9.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 8.99


    Autor


    Roger Jon Ellory wurde 1965 in Birmingham geboren und wuchs als Waise in einem Internat, später bei seiner Großmutter auf. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen Wilderei und einer Karriere als Gitarrist einer Rockband fand er zum Schreiben. Seine Bücher wurden für den "Steel Dagger" nominiert und für den "Richard & Judy Book Club" ausgewählt.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Detective Frank Parrish scheint für die Polizeiarbeit geboren. Sein Vater ist eine Legende unter den Gesetzeshütern von New York, denn er befreite die Stadt aus dem Würgegriff der Mafia. Nur Frank weiß, dass der postume Heiligenschein seinem alten Herrn nicht gerecht wird und rebelliert gegen dessen Saubermann-Image. Doch es wird Zeit, aus den Schatten herauszutreten: Ein 16-jähriges Mädchen wird grausam ermordet aufgefunden, mit abrasierten Haaren und lackierten Fingernägeln. Und bald darauf verschwinden weitere junge Frauen. Ein Serienmörder bringt das Grauen zurück auf die Straßen New Yorks ...


    Meine Meinung


    Der Schriftsteller R. J. Ellory ist ambitioniert, es reicht ihm nicht bloss einen Krimi zu schreiben, sondern dieser wird angereichert mit ausschweifenden Erzählungen über die kriminellen Machenschaften der New Yorker Mafia in den 70er/80er Jahre. Seine guten Absichten in Ehren, aber er hätte sich ein bisschen mehr um den eigentlichen Kriminalfall kümmern sollen und die Abschweifungen in die Vergangenheit etwas reduzieren, dann wäre ein stattlicher und guter Krimi dabei herausgekommen. So bleibt mir ein eher flach erzählter Fall in Erinnerung, dafür aber Storys über die Unterwelt von New York und ihre mächtigen Paten, die bis zu einem gewissen Masse auch interessant sind und einer Geschichtslektion ähneln.


    Von der inhaltlichen Ausstattung bietet der Roman leider wenig neues. Frank Parrish ist der klassische problembeladene Polizist wie er in viel zu vielen Krimis vorkommt. Mitte vierzig, haust in einer bescheidenen Wohnung ist geschieden und hat zwei Kinder die natürlich bei der Mutter wohnen, ist ein versoffener Alkoholiker durch und durch und kämpft mit dem Vaterkomplex. Franks Vater war nämlich ein legendärer, hochdekorierter Cop aber für Frank ist er ein korrupter Polizist der mit der New Yorker Mafia unter einer Decke steckte. Zwischen Franks Verbitterung und seinen zynischen Wesen und der Desillusionierung hat er aber seine lichten Momente und da zeigt sich, dass er durchaus das Zeug zu einem guten Detective des New Yorker Polizei Depardements hätte. Am Fall des getöteten Danny Lange und seiner Schwester Rebecca beisst er sich fest und kommt einer Serie mit ganz üblen Verbrechen auf die Spur ...


    Der Autor R. J. Ellory erzählt die Geschichten der verschiedenen Handlungsstränge so ausführlich, als hätte er unendlich viel Zeit und der Verlag ihm ordentlich Platz und viele Seiten zugestanden. In aller Ruhe schildert er abwechslungsweise die Gespräche von Frank mit der Psychotherapeutin der Polizei, zu der Frank ganz zu seinem Missfallen verdonnert wurde, und den Ermittlungen zu den Mordfällen. Ich mag ja eher längere Krimis, aber hier hätte man die 576 Seiten problemlos auf unter 500 Seiten kürzen und zusätzlich den zu lösenden Fall für die Leserschaft etwas verzwickter gestalten können, damit nicht jedem/jeder Leser/-in nach der Hälfte klar ist wer der/die Täter sind. Es ist einfach etwas tretmühlenartig erzählt, es geht zwar langsam vorwärts aber nur Schritt für Schritt für Schritt ...


    Vielleicht war es das falsche Buch zur falschen Zeit, vielleicht habe ich in den letzten Wochen einfach zu viele Krimis/Thriller gelesen und bin des Genres etwas lesemüde oder überdrüssig geworden aber ich konnte mich leider nicht all zu sehr für dieses Buch begeistern. Wer gerne längere Krimis liest die über die normalen rund 400 Seiten hinausgehen, die etwas historische Geschichte vermitteln und mit einem abgehalfterten Säufer als Hauptdarsteller leben können, die mögen zu diesem Buch greifen. Wer hingegen knackige 350-400 Seiten Action-Ramba-Zamba-Heidewitzka-Bumsfallera Thriller mag sollte wohl eher die Finger davon lassen. Ich vergebe hier ehrliche 6-7 Eulenpunkte.