Ein allzu braves Mädchen - Andrea Sawatzki

  • Leider gibt es zu diesem interessanten Buch bisher nur eine Hörbuchbewertung, deshalb folgt anbei meine Rezension zu dem gedruckten Werk.


    Kurzbeschreibung:
    Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Verstört und mit bloßen Füßen findet man die junge Frau in einem Waldstück. Was sie der Psychiaterin zu erzählen hat, lässt niemanden kalt. Aber sagt sie auch die Wahrheit? Das beeindruckende Romandebüt der Schauspielerin Andrea Sawatzki. Die Hunde bellen tagelang im Garten des Anwesens, bevor man Winfried Ott findet. Der 71-Jährige liegt nackt im Schlafzimmer seiner Villa, er ist mit einer scharfkantigen Waffe ermordet worden. Zur gleichen Zeit entdeckt die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau. In einem schillernden grünen Paillettenkleid hockt sie frierend unter den Zweigen einer Tanne – sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Nach ihrer Einweisung in die Psychiatrie öffnet sie sich nur ganz allmählich ihrer Therapeutin. Was sie schließlich erzählt, ist bewegend, tragisch und schockierend zugleich. Andrea Sawatzki beweist in ihrem ersten Roman großes psychologisches Gespür und erzählerisches Talent.


    Autoreninfo:
    Andrea Sawatzki, Jahrgang 1963, gehört zu den bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen und ist vielen nicht zuletzt als Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger in Erinnerung. Daneben hat sie zahlreiche Romane erfolgreich als Hörbuchsprecherin vertont. »Ein allzu braves Mädchen« ist ihr erster Roman. Zusammen mit dem Schauspieler Christian Berkel und den zwei gemeinsamen Söhnen lebt sie in Berlin.


    Eigene Meinung:


    Titel: die Psyche einer jungen Frau


    Das ansprechende Cover und der Gedanke etwas von Frau Sawatzki, die ich gern im TV sehe, zu lesen, bewegten mich dazu diesen Roman zu lesen. Man sollte jedoch vor dem Lesen des Buches nicht von einem Krimi ausgehen, sondern sich unvoreingenommen diesem Werk widmen, sonst könnte man eventuell enttäuscht werden.


    Und auch wenn dieses Buch äußerst wenige Seiten mit großer Schrift aufweist, bekommt man als Leser etwas Fantastisches geboten.


    Eine verstörte, junge Frau wird von zwei Jungen in einem Waldstück entdeckt. Sie trägt ein Paillettenkleid und spricht nicht. Zur selben Zeit wird der Rentner Herr Ott durch Zufall in seiner Villa tot aufgefunden. Haben die beiden etwas miteinander zu tun? Psychologisch betreut taut die junge Frau so langsam aber sicher auf und vertraut sich ihrer Psychologin an. Was der Leser hier erfährt, ist kaum auszuhalten und lässt einem beim Lesen immer mal wieder innehalten. Ängste aus frühster Kindheit werden geweckt und man fragt sich, wie man selbst in ihrer Situation reagiert hätte.


    Andrea Sawatzki ist ein klasse Debüt gelungen, welches auch sprachlich zu überzeugen weiß. Sie taucht tief in die Psyche des Mädchens ein und offenbart dem Leser Grausiges. Teils las ich mit offenem Mund und musste gehörig den Kopf schütteln.


    Fazit: Ein gelungenes Erstlingswerk, das besonders für Psychologiebegeisterte geeignet ist. Gern würde ich mehr davon lesen. Empfehlenswert und mal etwas anderes!


    Bewertung: 8/10 Eulenpunkten


    Edit: Ich habe "Buchbewertung" aus dem Threadtitel herausgenommen. Bitte hier nur Titel, Verfasser und eventuell Serienangabe hineinschreiben. LG JaneDoe

  • Danke für die Rezi. Jetzt kann ich damit auch mehr anfangen.


    Bin immer davon ausgegangen, dass das ein normaler 0815 Krimi ist und daher war der Reiz, es zu lesen, nicht so da bei mir.


    Aber der Inhalt klingt jetzt nach deiner Beschreibung sehr interessant :-)

  • Das freut mich, dass dir meine Rezi zugesagt hat, denn dazu war sie ja da, um jemanden die Entscheidung zu erleichtern, ob er das Buch nun lesen soll oder nicht. Wenn du die Möglichkeit haben solltest, dann leih dir das Buch, es ist doch sehr schnell ausgelesen...

  • Ein allzu braves Mädchen - Andrea Sawatzki


    Piper, 2013
    176 Seiten,
    Gebunden


    Mein Eindruck:
    Da die Autorin hauptberuflich Schauspielerin ist, wundert es nicht, dass sie in ihrem Romandebüt einen visuellen Stil mit schnellen, drehbuchartigen Sequenzen pflegt. Das wird durch die kurzen Kapitel verstärkt und funktioniert auch gut. Warum sollte eine Schriftstellerin auch nicht das positive aus bisherigen Erfahrungen nutzen.


    Es wird ein Zusammenhang zwischen dem Mord an einem Rentner und einer verwirten, jungen Frau, die im Wald aufgefunden wird, impliziert.
    Stückchenweise erfährt der Leser mehr von der Frau, die ihrer Psychiaterin nach anfänglichem Zögern aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt, die alles andere als leicht oder glücklich waren. Es sind einige harte, nicht einfach zu ertragene Schilderungen dabei,


    Was mich nicht überzeugte, war die Denkart der Psychiaterin. Eigentlich schien sie keinen Zugang zu ihrer Patientin zu haben, die ihr dennoch bereitwillig alles erzählt. Die Figur der Psychiaterin ist ausbaufähig.


    Der Romanplot würde einen guten Fernsehfilm ergeben. Er schwankt zwischen Krimi und Sozialdrama, ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen. Die Trennung zwischen Täter und Opfer ist fließend, ob aber auch glaubwürdig? Davon konnte mich dieser Roman letztlich nicht ganz überzeugen.

  • Das Buch hat sich schnell und flüssig gelesen. Auch das Ende hat mich ein wenig überrascht. Dennoch kein Buch, welches ich nun gleich wieder zur Hand nehmen würde und keines, was einen langen Eindruck hinterlässt. Es hat mich schon gepackt, aber der bleibende Eindruck, das Nachdenken nach dem Schließen des Buches fehlte mir.


    Ich vergebe 6 von 10 Punkten.


    Der Romanplot würde einen guten Fernsehfilm ergeben. Er schwankt zwischen Krimi und Sozialdrama, ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen.

    Diese Meinung teile ich mit dir. Eine Verfilmung wäre gut möglich.